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��Befreiungsnationalismus und Antiimperialismus

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Oglaigh na h�ireann -

Die Irisch-Republikanische Armee

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Verfasser: Richard Schapke

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Sechster Teil: Hungerstreik

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1. Waffenstillstand

Nachdem auch die Kampagne Victory 74 scheiterte, erkl�rte die Provisional IRA am 22. Dezember 1974 eine 10t�tige Waffenruhe, aus der sich ein langanhaltender Waffenstillstand entwickelte. Seit Jahresbeginn t�tete die IRA 140 Menschen, die Gesamtverluste beliefen sich auf 216 Todesopfer. Im Verh�ltnis zu den Jahren 1970 bis 1972 flaute der nordirische B�rgerkrieg merklich ab. Die Briten hatten erfolgreich die Strukturen der Provisionals in den katholischen Ghettos zerst�rt, und viele Katholiken distanzierten sich von der IRA, deren Anschl�gen immer wieder wehrlose Zivilisten zum Opfer fielen. Zivilbev�lkerung und B�rgerkriegsparteien waren ersch�pft und ben�tigten eine Atempause. Dem Waffenstillstand gingen von protestantischen Geistlichen vermittelte Gespr�che mit dem neuen Nordirlandminister Rees voraus.

Etwa zur gleichen Zeit spaltete sich die Official IRA, als sich Seamus Costello mit der Irish Republican Socialist Party IRSP und der Irish National Liberation Army als bewaffnetem Arm selbst�ndig machte. Costello setzte auf direkte Aktion, anstatt wie die Official IRA zun�chst f�r die friedliche und �berkonfessionelle Gewinnung der irischen Arbeiterklasse zu arbeiten. Die Spaltung f�hrte zu einer blutigen Fehde zwischen INLA und Official IRA, in die auch die Provisionals auf Seiten der Ersteren hineingezogen wurden. Nach dem Vorbild der Loyalisten betrachtete die INLA, die sich zu einer der r�cksichtslosesten Untergrundgruppen in Europa entwickeln sollte, gegnerische Paramilit�rs und Zivilisten als legitime Ziele - gewisserma�en entstand hier eine linksextreme Hilfstruppe der Provisionals f�r "schmutzige" Operationen. Der Bruderkampf und die Brutalit�t von INLA und Provisionals trieben das Ansehen der republikanischen Bewegung einem neuen Tiefpunkt entgegen.

Nachdem die Briten im Januar geheime Verhandlungen mit der Provisional IRA aufnahmen, erkl�rte der IRA Army Council den Waffenstillstand am 9. Februar 1975 f�r dauerhaft. Zuvor sicherte London zu, Bel�stigungen der katholischen Bev�lkerung durch die Armee zu vermeiden, bei einer sichtbaren Entspannung die Truppenst�rke zu verringern und die Internierungslager schrittweise aufzul�sen. In allen gr��eren Orten Nordirlands entstanden Incident Centres, in denen Vertreter Sinn F�ins und des Nordirlandministeriums auftretende Probleme in direkten Verhandlungen zu l�sen suchten. Diese Einrichtungen entwickelten sich in der Folgezeit als Advice Centres zu den ersten offiziellen Parteib�ros der republikanischen Bewegung. Wohl durch ein Mi�verst�ndnis hoffte Ruairi O�Branaigh, der Parteichef Sinn F�ins, auf einen Abzug der Briten. Nordirlandminister Rees zielte jedoch eher auf die Schaffung eines neuen Regionalparlamentes ab, wof�r die Normalisierung der Lage Voraussetzung war.

Die IRA stellte ihre Anschl�ge gegen Polizei und Milit�r ein, um sich mit gleicher Energie dem republikanischen Bruderkampf und dem Schlagabtausch mit loyalistischen Paramilit�rs zu widmen. Sehr bald war es auch f�r die Provisionals normal, wahllos protestantische Zivilisten zu t�ten. Beispielsweise exekutierte am 5. Januar 1976 ein Kommando 10 protestantische Arbeiter, um die Ermordung von 5 Katholiken am Vortag zu r�chen. Die Briten tolerierten die Brutalisierung der Kriegf�hrung, da sie ihre Absicht, die republikanische Bewegung zu kriminalisieren, deutlich erleichterte. Die Armee hielt sich zugunsten der RUC zur�ck - Ziel war eine "Ulsterisierung" des B�rgerkrieges. Erst im November 1975 erkl�rte die Provisional IRA ihre Fehde mit den Officials f�r beendet. Trotz des Waffenstillstandes fanden im Jahr 1975 247 Menschen den Tod.

Im M�rz 1976 nutzte Rees die Aufl�sung der Internierungslager, um den inhaftierten Paramilit�rs ihren Sonderstatus zu entziehen. Sie galten fortan als gew�hnliche Kriminelle und hatten keinerlei Sonderrechte und Verg�nstigungen mehr. Durch diese Kriminalisierung der republikanischen und loyalistischen Paramilit�rs gaukelte London der Welt�ffentlichkeit vor, der Konflikt sei politisch gel�st und habe sich auf ein gew�hnliches terroristisches Problem reduziert. Die Sicherheitskr�fte konnten festgenommene Verd�chtige weiterhin nach dem Emergency Provisions Act bis zu sieben Tage lang in den Verh�rzentren festhalten, wo es zu routinem��igen Folterungen von Verd�chtigen kam. Die Reaktion der Provisional IRA bestand in der Aufk�ndigung des br�chigen Waffenstillstandes. Zwischen 1971 und Ende 1976 nahmen RUC und Armee in Nordirland 250.000 Hausdurchsuchungen vor und internierten 1981 Personen ohne Gerichtsurteil. Seit dem Ausbruch des B�rgerkrieges 1969 hatte es 1686 Tote und 18.312 Verwundete gegeben. Unter den Bewohnern �ffentlichen Wohnraumes, also der Plattenbausiedlungen der Unterschicht, stieg der Anteil derjenigen, die in konfessionell einheitlichen Stra�en lebten, von 59 % auf 89 % an.

Zugleich setzte der �konomische Umbau Nordirlands in eine Dienstleistungsgesellschaft ein, der den Konflikt ebenfalls eind�mmen sollte. F�r das katholische B�rgertum in South Down oder am Stadtrand von Derry lebte es sich mit den Auftsiegschancen in Verwaltung, juristischen Berufen und Dienstleistungssektor vollkommen anders als f�r die arbeitslose Masse in den Ghettos. Sinn F�in lie� verlauten: "Die Mittelklassen haben ihre B�rgerrechte erhalten. Es ist eine andere Welt, eine andere Realit�t. F�r sie ist der Kampf um B�rgerrechte vor�ber. Statt dessen sind sie mit dem Aufbau ihres Business besch�ftigt." Das katholische B�rgertum betrachtete den Konflikt bald als Angelegenheit zweier r�ckst�ndiger Unterschichten und f�hlte sich eher durch Unionisten und IRA am sozialen Aufstieg gehindert als durch die britische Direktherrschaft. Absetzbewegungen des liberalen B�rgertums zeigten sich schon bei der Radikalisierung der NICRA - man �berlie� der Masse die Auseinandersetzung mit dem Staat. Das Ergebnis war eine Klassenspaltung im katholischen Lager: Proletarische und l�ndliche Sinn F�in gegen die von Facharbeitern und B�rgertum gew�hlte SDLP.

Ein weiterer Ausdruck des Unmuts auch vieler Katholiken war die Bewegung der Peace People um Betty Williams und Mairead Corrigan. Von der IRA hatten die Anh�nger der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Frauen nur Ha� und Pflastersteine zu erwarten. Mit einem eindeutigen Bekenntnis von Williams und Corrigan zur britischen Verwaltung Nordirlands hatten die Peace People jedoch schon 1977 in der katholischen community ausgespielt.

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2. Reorganisation

Die IRA stand am Rande der Selbstaufgabe. Ihre aktiven Volunteers hatten sich in Bruderk�mpfe, wahllose Mordaktionen und kriminelle Machenschaften verstrickt, und die Rekrutenzahlen gingen permanent zur�ck. Schrittweise wurde nun die F�hrung um Seamus Twomey durch eine junge Gruppe um Gerry Adams, Martin McGuinness (Kommandeur der Brigade Derry) und Ivor Bell (Kommandeur der Brigade Belfast) entmachtet. Waren die alten, oftmals aus der Republik Irland stammenden F�hrungskader von den Erfahrungen der Grenzkampagne in den 50er Jahren gepr�gt, so hatten die "69er" den Ausbruch des B�rgerkrieges in Nordirland hautnah miterlebt und stie�en auf diese Weise zur IRA.

Im Herbst 1976 zwang Martin McGuinness den Army Council zur Einrichtung des Northern Command. Diesem Kommando unter seiner F�hrung unterstanden nun alle IRA-Einheiten in Nordirland und den f�nf angrenzenden Grafschaften. In dieser war zone hatte der zum Oberquartiermeister degradierte Army Council nur noch formelle Befehlsgewalt. Nachdem McGuinness Ende 1977 zum Chef des Army Council gew�hlt wurde, war diese Trennung wieder obsolet. Der neue Mann schrieb der entmachteten

F�hrung ihre Vers�umnisse ins Stammbuch: Die Volunteers waren mangelhaft auf Festnahmen und Verh�re vorbereitet, die �berholte milit�rische Infrastruktur erwies sich als reformbed�rftig. Die IRA mu�te zu Geheimhaltung und strikter Disziplin zur�ckkehren. Alle Teile der republikanischen Bewegung sollten straff von den Provisionals kontrolliert werden.

Die alten Kompanien und Bataillone wichen einer diskreten Zellenstruktur. Jede Zelle, einer Active Service Unit entsprechend, z�hlte vier Mann, und den Kontakt zur Brigadef�hrung hielt der Zellenleiter. Der Zellenleiter wiederum kannte nur die Offiziere f�r Aufkl�rung und Eins�tze. Die Zellen wurden nicht mehr geographischen Einheiten zugeteilt, sondern auf verschiedene Funktionen wie Aufkl�rung, Scharfsch�tzen, Hinrichtungen, Sprengstoffattentate und Raub�berf�lle spezialisiert. In den Grenzgebieten Fermanagh, Armagh und Down operierten ferner Commando Units von je 10 Mann, die einen Guerillakrieg gegen die Briten f�hrten. Diese Operationen verunsicherten die Briten so sehr, da� sie eine Reihe von Kasernen nur noch aus der Luft versorgten.

Die Anschl�ge der Provisionals wurden seltener, aber daf�r ungleich gef�hrlicher und gezielter. Die aus dem Ausland importierten Waffen erg�nzte man durch neue Sprengmittelkombinationen und digitale Zeitz�nder. In Ausbildungslagern im Nahen Osten waren Mitte der 70er Jahre immer wieder IRA-Gruppen anzutreffen, Arafats Al Fatah lieferte sowjetisches Kriegsmaterial. In den USA sammelten die 100 Ortsgruppen der NORAID Spenden unter den Amerika-Iren, ferner zahlte Libyen j�hrlich 5 mio Pfund. Ein weiteres Mittel waren Beschaffungsaktionen durch Sozial- und Steuerbetrug, Bank�berf�lle, Schutzgelderpressung und Kidnapping. Den Drogenhandel hatten sich allerdings schon die Loyalisten gesichert. Das Ausma� der illegalen Beschaffungsaktionen wurde jedoch bald durch die Beteiligung an Unternehmungen wie Kneipen, Discotheken und Gesch�ften gedrosselt - die Bewegung besserte ihren Ruf in der Bev�lkerung fortlaufend auf.

Spektakul�re Operationen der sp�ten 70er Jahre waren die Ermordung des britischen Botschafters Ewart-Biggs in Dublin am 21. Juli 1976, der Bombenanschlag auf das protestantische Restaurant "La Mon" bei Belfast (12 Tote) im Februar 1978, die Ermordung von Airey Neave, dem designierten Nordirlandminister der Konservativen, vor dem britischen Parlamentsgeb�ude durch die INLA am 30. M�rz 1979 und vor allem die Anschl�ge des 27. August 1978. An diesem Tag ermordeten die Provisionals Lord Mountbatten, den hochdekorierten Soldaten und letzten Vizek�nig von Indien, in seinem irischen Feriendomizil. Ein weiteres Kommando sprengte mit vom s�dirischen Ufer des Barrow Water aus gez�ndeten Bomben eine britische Truppeneinheit in die Luft und t�tete 18 Soldaten. Mit gezielten Anschl�gen stellten die sich bei 400 Aktiven konsolidierenden Provisionals klar, da� sie den Nordirlandkonflikt jederzeit wieder eskalieren lassen konnten. 1981 t�tete eine Autobombe John McMichael, den Vorsitzenden der Ulster Loyalist Democratic Party, des politischen Fl�gels der UDA.

Endziel des Langen Krieges war das Eingest�ndnis Londons, da� die nordirische Frage nur unter Ber�cksichtigung des republikanischen Standpunktes und damit der Option einer Wiedervereinigung gel�st werden konnte. Die IRA beabsichtigt die Errichtung einer sozialistischen Republik. "Sozial und �konomisch werden wir eine Politik umsetzen, die den sozialen Imperialismus von heute ausl�scht, durch die R�ckgabe des Eigentums am Reichtum Irlands an das irische Volk in einem System von Kooperativen, belegschaftseigenen Betrieben und der Kontrolle von Industrie, Landwirtschaft und Fischerei. In kultureller Hinsicht hoffen wir auf die Wiederherstellung der g�lischen Sprache."

Der noch inhaftierte Adams setzte sich f�r eine Abkehr vom Nur-Militarismus ein. Der Kampf der IRA sollte politisiert werden. Da die Briten milit�risch nicht besiegt werden konnten, begann nun ein "Langer Krieg" zur Zerm�rbung des Gegners, der auf Unterst�tzung durch breite Teile der Bev�lkerung angewiesen war. Neben die IRA sollte eine radikale republikanische Massenbewegung treten. So konnte der republikanische Kampf auch dann fortgesetzt werden, wenn der milit�rische Fl�gel unter Druck geriet. Sinn F�in griff die sozialen und �konomischen N�te der Bev�lkerung auf und unterwanderte andere Organisationen, um �ffentlichkeit herzustellen. In den katholischen Gebieten etablierte sich die Bewegung in der Folgezeit als Staat im Staate, als Gegengewicht zur ungeliebten britischen Verwaltung.

Die republikanische Bewegung �bernahm die administrativen Aufgaben bis hin zu Justiz und Polizei. Opfer von Straftaten konnten sich an das �rtliche SF-B�ro wenden. Der Verd�chtige erhielt gegebenenfalls eine Verwarnung und Bew�hrungsauflagen. Wird er r�ckf�llig, traten Bestrafungskommandos der IRA in Aktion. Bei schwereren Vergehen wie Autodiebstahl, Sexualdelikten, Drogenhandel usw. schritten die Provisionals direkt ein. Neben brutalen Pr�gelattacken geh�rten Sch�sse durch die Knie oder die Ellenbogen zum Standardrepertoire. Bestrafungsmethoden waren zum Beispiel 50-50 (Schu� ins untere R�ckgrat zwecks Querschnittsl�hmung), Sixpack (Schu� durch beide Knie und zus�tzlich Fu�kn�chel, Waden oder Ellenbogen, bevorzugt bei Sexualt�tern), Carding (Nagelbrett) und Black�n Decka (von den Loyalisten �bernommenes Durchbohren von Gewebe, Knochen oder Kniescheibe mit einem Akkubohrer). Im Extremfall wurde der "Anti-Soziale" erschossen. In den republikanisch kontrollierten Gebieten standen bis zu 80 % der Katholiken hinter dieser Art der IRA-Justiz. Die Bedrohung durch RUC und Armee st�rkte den inneren Zusammenhalt der Ghetto-communities bis hin zu einer regelrechten Stammesmentalit�t, in der ein Ausscheiden aus der katholischen Solidarit�t fast undenkbar war.

Die Umstellung der republikanischen Bewegung auf die neuen Richtlinien dauerte bis Anfang der 80er Jahre an, vor allem in den l�ndlichen Grafschaften Tyrone, Armagh und Fermanagh widersetzten die Bataillone sich.

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3. Von der Untergrundarmee zur Massenbewegung

Als Ersatz f�r die aufgel�sten Internierungslager bauten die Briten das ehemalige Lager Long Kesh zum Hochsicherheitsgef�ngnis Maze aus, wo man nun die loyalistischen und republikanischen Paramilit�rs in H-Blocks konzentrierte. Im September 1976 bezog der IRA-Volunteer Ciaran Nugent seine Zelle in Maze und wurde als erster Paramilit�r in den Status eines gew�hnlichen Kriminellen �berf�hrt. Nugent weigerte sich daraufhin, normale Str�flingskleidung zu tragen - er h�llte sich fortan in ein Bettlaken oder eine Decke. Nachfolgende IRA-H�ftlinge schlossen sich dem Protest an, so da� Anfang 1978 schlie�lich 2-300 Gefangene "auf Decke" waren. Nur bei Verwandtenbesuchen trugen sie die ungeliebte Anstaltskluft. Das Kommando �ber die IRA-Gefangenen in Maze f�hrte zu dieser Zeit Brendan Hughes. Man wickelte die Kommunikation gef�ngnisintern auf G�lisch �ber die Heizungsrohre und extern mit geschmuggelten Kassibern.

Im Januar 1978 nahmen Mi�handlungen und Schikanierungen der republikanischen Gefangenen durch das Vollzugspersonal �berhand, so da� Hughes den Befehl gab, niemand solle mehr seine Zelle verlassen. Zun�chst erfolgte die Reinigung mittels von den W�rtern gelieferter Wassertr�ge in den Zellen. Nachdem das Gef�ngnispersonal immer wieder das Schmutzwasser in die Zellen kippte, begann im M�rz der "schmutzige Protest". Fortan verweigerten die Volunteers jegliche K�rperhygiene. Ihre Forderungen lauteten auf eigene Kleidung, Ablehnung von Strafgefangenenarbeit, freien Kontakt zu anderen Gefangenen, w�chentlichen Empfang von je einem Paket, einem Brief und einem Besuch sowie Anrechnung der Protestzeit auf die Haftdauer. Die Gef�ngnisverwaltung ordnete bald Zwangss�uberungen der Volunteers an an.

Am 27. Oktober 1980 schlug der dirty protest der IRA-Gefangenen in einen Hungerstreik um. Der Army Council hatte nur widerstrebend zugestimmt, da er ansonsten eine Revolte der Kriegsgefangenen gegen die eigene F�hrung bef�rchtete. Neben sechs IRA-Aktivisten hungerte auch ein Paramilit�r der INLA. In Nordirland organisierten sich Tausende in H-Block-Committees und protestierten gegen die inhumane Behandlung der Gefangenen sowie f�r die Erf�llung ihrer Forderungen von 1978. Nordirlandminister Atkins erkl�rte im Unterhaus, seine Regierung sei trotz des Hungerstreiks zu keinerlei Zugest�ndnissen bereit. Informell verhandelte London jedoch bereits mit den Gefangenen. Atkins deutete vage an, er sei zu einem Entgegenkommen in der Frage der H�ftlingskleidung bereit, ferner k�nne man Fernstudien oder eine Berufsausbildung als Strafarbeit deklarieren. Nach Erhalt dieser "Zusicherungen" brachen die Gefangenen ihren Hungerstreik ab.

Eine Abordnung von 60 Mann beendete am 23. Januar 1981 den dirty protest und versetzte sich wieder in einen vorzeigbaren Zustand, da Angeh�rige den IRA-Gefangenen Zivilkleidung �bergeben sollten. Der Gef�ngnisdirektor von Maze verlangte nun jedoch, die H�ftlinge sollten als Zeichen der Unterwerfung die Str�flingsuniform anziehen, bevor ihnen das Recht zum Tragen von Zivilkleidung zuerkannt wurde. Die aufgebrachten Provisionals weigerten sich und zerlegten das Mobiliar ihrer Zellen. Unter F�hrung des neuen Gef�ngniskommandanten Bobby Sands beschlo� man, einen zweiten Hungerstreik zu organisieren.

Am 1. M�rz 1981 setzte dieser erneute Hungerstreik ein. Die vier Hungerstreikenden begannen nicht gleichzeitig, sondern nacheinander, wobei Sands den Anfang machte. Schon am dritten Tag seines Hungerstreiks er�ffnete er einem Journalisten, er gehe davon aus, bei dieser Aktion zu sterben. Die Ernsthaftigkeit des Streiks und die Bereitschaft, f�r den Status des politischen H�ftlings das eigene Leben zu opfern, brachte die Mehrheit der Katholiken Nordirlands auf die Seite der Republikaner. Mit Mairead Corrigan schlo� sich auch eine Mitbegr�nderin der Peace People der Kampagne an. Bobby Sands wurde am 9. April 1981 bei einer Nachwahl gegen den unionistischen Bewerber als Kandidat Sinn F�ins ins britische Unterhaus gew�hlt; er erhielt die Stimmen von 30.492 Katholiken, die so dem Protest gegen Maze und die Kriminalisierung des republikanischen Untergrundes Ausdruck verliehen. Das republikanische Lager sah durch dieses Ergebnis den Hungerstreik und den bewaffneten Kampf der IRA legitimiert. Der Erfolg ermunterte Sinn F�in dazu, erstmals eine bewu�te Massenpolitik zu betreiben.

Maggie Thatcher blieb hart, und am 5. Mai 1981 starb Bobby Sands nach 66 Tagen Hungerstreik in Maze. An seiner Beisetzung auf dem Belfaster Milltown-Friedhof erschienen 100.000 Menschen. Der Masse der nordirischen Katholiken galt das Ende ihres Volksvertreters als Symbol f�r die Mi�achtung ihrer Bev�lkerungsgruppe. In Belfast kam es umgehend zu schweren Krawallen, im italienischen Mailand demonstrierteen 5000 Menschen gegen die britische Regierung und forderten den Abzug aus Nordirland. Zu den verbliebenen drei Hungerstreikenden gesellten sich nun weitere Gefangenen. Nach 277 Tagen Hungerstreik befahl der Army Council am 3. Oktober den Abbruch, und im Dezember erhielten die Gefangenen gewisse Erleichterungen wie Fortbildungsma�nahmen, Verwandtenbesuche und Kommunikation untereinander zugebilligt. Insgesamt hungerten sich zehn Aktivisten der IRA und der INLA zu Tode.

Neun IRA-H�ftlinge kandidierten bei den irischen Parlamentswahlen im Juni, davon zwei erfolgreich. Als Ergebnis st�rzte die irische Regierung, und Sinn F�in hatte Aussichten, in der Republik Irland das Z�nglein an der Waage zu werden. Bobby Sands hatte der bislang eher anonymen republikanischen Bewegung erstmals ein Gesicht gegeben. Die IRA gewann internationale Reputation, Aufmerksamkeit und vor allem Selbstbewu�tsein. Das aus der Mitte der 70er Jahre stammende Odium des Anr�chigen und Kriminellen wich einem neuen Ansehen in der katholischen Community. Endlich erreichte Gerry Adams seine Ziele: Politisierung des Kampfes, Aufbau einer republikanischen Massenbewegung und politische Konfrontation mit England. Sinn F�in konnte sich als eigenst�ndige politische Bewegung etablieren und ein breiteres Unterst�tzernetz aufbauen.

Im Oktober 1981 kam es auf dem Parteitag Sinn F�ins in Dublin zur entscheidenden Kraftprobe zwischen den Modernisiereren um Adams und Morrison einerseits und dem milit�rischen Fl�gel um Ruairi O�Br�daigh. Die Modernisierer stellten heraus, da� der bewaffnete Kampf durch die Teilnahme am politischen Leben nicht beeintr�chtigt werde. Sinn F�in solle mit dem Stimmzettel in der einen und der Waffe in der anderen Hand die Macht �bernehmen. O�Br�daigh trat zur�ck und wurde bald darauf als Parteichef durch Gerry Adams ersetzt. Sinn F�in wollte fortan zu allen Wahlen antreten, die Parlamente in London, Dublin und Belfast aber weiterhin als illegal boykottieren. Mit der Reduktion ihrer Aktivit�ten vor Wahlg�ngen leitete die IRA allm�hlich ihre Politisierung und ihren Abschied vom bewaffneten Kampf ein. Mit neuem Elan widmeten die Republikaner sich nun dem Ausbau ihrer Partei Sinn F�in.

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Weitere Teile �ber die Irisch-Republikanische Armee:

Die Irisch-Republikanische Armee:�Teil 1�- Die Wurzeln des Nordirlandkonfliktes

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 2 -�Osteraufstand, B�rgerkrieg und Zwanziger Jahre

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 3 - Drei�iger Jahre, Zweiter Weltkrieg und Wiederauferstehung
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 4 - Der Weg in den B�rgerkrieg
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 5 - B�rgerkrieg in Nordirland
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 6 - Hungerstreik

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 7 - Waffen und Wahlurnen

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 8 - Der Weg zum Karfreitagsabkommen

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