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��Befreiungsnationalismus und Antiimperialismus

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Oglaigh na h�ireann -

Die Irisch-Republikanische Armee

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Verfasser: Richard Schapke

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Erster Teil: Die Wurzeln des Nordirlandkonfliktes

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"Ich bin ein politischer H�ftling, ein Opfer des immerw�hrenden Krieges zwischen dem geknebelten irischen Volk und einem fremden, unterdr�ckerischen, ungewollten Regime, das sich weigert, aus unserem Land abzuziehen." --- Bobby Sands, M�rtyrer der republikanischen Bewegung

1. Irland um die Wende zum 20. Jahrhundert

Ursache des irischen Dilemmas ist sicherlich die Tatsache, da� die Gr�ne Insel das wirtschaftlich, politisch und milit�risch �berm�chtige England als Nachbarn hat. Seit dem 12. Jahrhundert war irische Geschichte auch die Geschichte des englischen Einflussses in Irland. Irland wird oft als die erste britische Kolonie bezeichnet (Schotten und Waliser d�rften hier anderer Ansicht sein), und von Anfang an l��t sich die Form der britischen Herrschaft h�chstens mit der Landnahme in Nordamerika vergleichen. Hier wie dort sah sich die einheimische Bev�lkerung Vertreibung, Massenmord, Kulturzerst�rung und Unterdr�ckung ausgesetzt. Die Nachfahren der protestantischen Siedler identifizierten sich bald mit ihrer Religion wie die Kolonisten in Afrika und Amerika mit ihrer Hautfarbe. Verst�rkt wurde dieser Proze� durch die besondere �konomische und soziale Entwicklung in ihrem haupts�chlichen Siedlungsgebiet, die ihren Glauben zu best�tigen schien, ein von Gott zwecks Kultivierung der von R�ckst�ndigkeit geplagten irischen Insel auserw�hltes Volk zu sein. Der Irlandkonflikt ist mehrdimensional. Er hat eine religi�se (irische Katholiken gegen zugewanderte Presbyterianer und Anglikaner), eine soziale (Arbeiter und Bauern gegen agrarisches und industrielles Kapital), eine �konomische (Agrarland S�dirland gegen Industrieregion Belfast) und eine nationale (Iren gegen Anglo-Schotten) Komponente.

Wirtschaftlich gesehen, fungierte Irland um die Wende zum 20. Jahrhundert als Agrarkolonie Londons, w�hrend� die industrielle Revolution haupts�chlich die nord�stlichen Regionen um Derry und Belfast erfa�te. Der Gro�teil des Landeigentums und des Industriekapitals befand sich in den H�nden der protestantischen Bev�lkerungsgruppe, die aus den Nachfahren britischer und schottischer Kolonisten besteht. Im Jahr 1911 z�hlte man unter Irlands 4.390.219 Einwohnern einen Anteil von 73,86 % Katholiken. Der Gro�teil der Protestanten konzentrierte sich in der Provinz Ulster, dem heutigen Nordirland. Hier lebten 421.000 schottische Presbyterianer, 367.000 britische Anglikaner, 49.000 Methodisten und 54.000 Anh�nger reformierter Sekten, die gemeinsam die 691.000 Katholiken (43,6 % der Bev�lkerung) in die Minderheit dr�ngten. Au�erhalb Ulsters gab es nur 257.200 Protestanten, deren gr��te Minorit�t mit 30 % der Stadtbev�lkerung in der Hauptstadt Dublin lebte. In einer doppelten Minderheitensituation (Protestanten gegen�ber Irland, Katholiken gegen�ber Nordirland) f�hlt sich weder die Mehrheit noch die Minderheit sicher; beide f�hlen sich bedroht und entwickeln das Potential f�r Konflikt und Gewaltanwendung.

Die soziale Lage war f�r das einfache Volk verheerend. 1896 brachten 78 % aller irischen Lohnverdiener w�chentlich weniger als ein Pfund nach Hause. Die Vergleichszahlen lauten f�r England/Wales 40 % und f�r Schottland 50 %. Irland hatte die h�chste Sterblichkeitsrate Europas, und der Wohlstand der Insel wurde 1901 auf ein Sechzehntel, m�glicherweise sogar nur auf ein Zwanzigstel des britischen Niveaus bemessen. Unter diesen Zust�nden litten die Katholiken am meisten, da es nur in Ulster eine protestantische Unter- und Mittelschicht gab (man kann hier von einer vertikalen Spaltung der Gesellschaft sprechen). Die Katholiken hatten in der Industrie die schlechtesten Berufe, und mit 35 % lag der Anteil der in der Landwirtschaft t�tigen M�nner (wohlbemerkt, unter den Berufst�tigen) weit �ber dem Durchschnitt der Protestanten. Mehr als 90 % aller Facharbeiter in Belfast waren Protestanten. Noch 1911 war der Analphabetismus unter den �ber 9 Jahre alten Katholiken mit 11,3 % erheblich st�rker ausgepr�gt; in Galway betrug die katholische Analphabetenrate sogar 18,8 %. Wir haben es also mit einer in weiten Bereichen (Landwirtschaft, Industrie, Bildungswesen) unterprivilegierten katholischen Masse zu tun.

Eine Sonderstellung unter Irlands vier Provinzen - symbolisiert durch das vierbl�ttrige Kleeblatt - nahm Ulster im Nordosten ein (die anderen drei sind Leinster, Munster und Connaught). Bildeten die Protestanten in den anderen Landesteilen eine Art kolonialer Herrenschicht, so hatte sich hier eine regelrechte Bev�lkerungsgruppe anglo-schottischer Herkunft etabliert. Im Gegensatz zum abgeschlossenen Rest der Insel war Ulster mit seinen Werften und der Textilindustrie weltwirtschaftlich orientiert. Man unterhielt enge wirtschaftliche Beziehungen zu Schottland, und die hier lebenden Presbyterianer und Anglikaner hatten ihre alte religi�se Feindschaft schon lange �berwunden.

Unter den Ulster-Protestanten herrscht bis zum heutigen Tag eine klassische Kolonistenmentalit�t vor. F�r das katholische Irland hegt man nichts als Verachtung. Die Iren gelten als r�ckst�ndig, unbegabt und minderwertig. Die Blutb�der der gro�en Aufst�nde werden an dieser Entwicklung allerdings nicht ganz unschuldig gewesen sein, ebenso das unterschwellige Gef�hl, von einer erdr�ckenden katholischen Mehrheit belagert zu werden. Von einer Selbstverwaltung der Insel bef�rchtete man religi�se Unterdr�ckung durch die "romh�rigen" Katholiken und eine wirtschaftliche Auspl�nderung zugunsten des armen Westens und S�dens. Die rassisch-religi�se Gegnerschaft zu den Iren war st�rker als der Klassengedanke, so da� die Arbeiterbewegung hier schwach blieb. Der Autor J.J. Lee verweist auf das calvinistische Auserw�hltenbewu�tsein - das uns auch w�hrend der Besiedlung Nordamerikas oder S�dafrikas begegnet - und geht so weit, den Ulster-Protestanten eine "Herrenvolk"-Mentalit�t zu attestieren. F�r dieses Bewu�tsein sind Rasse und Religion untrennbar verbunden. Die Behandlung und Ausgrenzung der Katholiken erinnerte und erinnert auch heute noch an das s�dafrikanische Apartheid-Regime. Von den neun Counties der Provinz Ulster hatten 1911 nur Antrim, Armagh und Down eine eindeutige protestantische Mehrheit. In Derry wurde es mit einer katholischen Stadt und einem protestantischen Umland bereits problematisch, und in Fermanagh, Cavan, Donegal, Monaghan und Tyrone ist die Bev�lkerung mehrheitlich irischst�mmig.

Irlands Protestanten waren zumeist in den Reihen der Unionisten und ihrer Verb�ndeten, der Konservativen, organisiert. Die unionistische, f�r den Verbleib Irlands im Vereinigten K�nigreich eintretende Bewegung besa� im Grunde keine feste Zentrale, sondern st�tzte sich auf lokale Vereine. Diese wurden ab 1905 unter Leitung des Ulster Unionist Council zusammengefa�t. Als m�chtige Organisation im Hintergrund bestand der Orange Order. Die Logen dieser freimaurerartigen Bewegung stellten eine Brutst�tte von Auserw�hltenbewu�tsein, Diskriminierung und Einflu�politik dar. Ihre Mitglieder waren auf Treue zur britischen Krone und auf einen ausgepr�gten rassisch motivierten Antikatholizismus festgelegt. Eine deutliche Schw�chung der protestantischen Position ergab sich durch den fortschreitenden Verkauf des Ackerlandes an die zumeist katholischen P�chter. Bis zum Jahr 1916 wurden 63,9 % aller Pachtstellen privatisiert.

Auf irisch-katholischer Seite war die 1900 von John Edward Redmond begr�ndete United Irish National Party UINP vorherrschend. Bei Redmond handelte es sich um einen Vertreter der schmalen l�ndlich-katholischen Oberschicht. F�r die Motive der f�r die Wiederbelebung traditioneller irischer Kultur eintretenden Gaelic League oder gar der radikal-revolution�ren Irish Republican Brotherhood IRB fehlte ihm jegliches Verst�ndnis. Die UINP wollte ein selbstregiertes Irland ("Home Rule") im Empire belassen, das in ihren Augen einem emanzipierten Irentum gro�e Chancen er�ffnete. England sollte die Zust�ndigkeit f�r alle das Empire betreffenden Angelegenheiten wie Au�enpolitik, Wirtschaft und Handel behalten. Innerhalb der Partei bestand jedoch bereits ein radikaler Fl�gel, der f�r die v�llige Trennung von London eintrat.

2. Die republikanische Bewegung

Zur Jahrhundertwende war die Stellung der radikalen republikanischen Bewegung unter den irischen Nationalisten sehr schwach. Die terroristische IRB hatte nur wenige Mitglieder und stand unter effektiver �berwachung des britischen Geheimdienstes. Aber die Ruhe sollte nicht lange w�hren - ausgehend von der amerika-irischen Bewegung Clan na Gael erreichten neue und militante Bestrebungen f�r die wahre Unabh�ngigkeit Irlands die Gr�ne Insel. Den Anfang dieser Aktivit�ten machte eine Kampagne gegen den Burenkrieg. Eine Handvoll irischer Freiwilliger k�mpfte auf Seiten der Buren, und am 2. M�rz 1901 rief John Daly, der B�rgermeister von Limerick, in den USA die Iren zum revolution�ren Kampf auf. Er erkl�rte, das Empire sei durch den Burenkrieg geschw�cht und verlieh seiner Verachtung f�r Redmond �ffentlichen Ausdruck. Zu diesen nationalistischen Impulsen gesellten sich sozialistische Momente: Schon 1896 hatte James Connolly die Irish Socialist Republican Party ins Leben gerufen. F�r Connolly hatten Nationalismus und Sozialismus in Irland gemeinsame Ziele. Ein wirkliches Ende der Unterdr�ckung sollte durch die Arbeiterrepublik sowie die Beseitigung von Kapitalismus, Gro�grundbesitz und Bankenmacht erreicht werden. Die ISRP war weniger vom doktrin�ren Marxismus beeinflu�t, sondern kn�pfte an das alte keltische Gemeineigentum von Grund und Boden an. Da sich bei den linken Republikanern vergleichbare Ans�tze zeigten, gab es reichlich Ankn�pfungsm�glichkeiten.

Aus dem National Council als Plattform von Protesten gegen den Irlandbesuch des britischen K�nigs im Jahr 1903 entwickelte sich die Partei Sinn F�in ("wir selbst"). Die im November 1905 von Arthur Griffith in Dublin gegr�ndete Bewegung strebte die gewaltlose Trennung von England an, indem die irischen Abgeordneten das britische Unterhaus verlassen und sich als eigenes Parlament konstituieren sollten. Der durch die Act of Union von 1800 erzwungene Zusammenschlu� des irischen Parlaments mit dem britischen Unterhaus wurde als illegal betrachtet. Nach dem Vorbild des �sterreichisch-ungarischen Ausgleichs von 1867 sah Griffith eine Personalunion unter der britischen Krone vor. Irland sollte sich �konomisch in Richtung Selbstversorgung entwickeln, eine eigene Industrie aufbauen und sich aus eigener Kraft modernisieren. Der Extremismus von IRB und Clan na Gael wurde zun�chst abgelehnt. Immerhin griff Griffith deren Definition Irlands als eines besetzten Landes auf. Er verwies darauf, da� Iren Pachten und Tilgungsraten f�r den ihnen geraubten Boden zahlten. Die UINP w�rde durch ihre Mitarbeit in Westminster die Herrschaft Englands anerkennen. Sinn F�in bekannte sich zur g�lischen (keltisch-katholischen) Kultur. Schon im Jahr 1907 konnte die Partei mehrere nationalistische Splittergruppen aufsaugen, und die radikalen Republikaner erlangten allm�hlich die Kontrolle.

Die IRB bem�ngelte an Sinn F�in deren Konzentration auf den Mittelstand und auf Intellektuelle. Ebenfalls im Jahr 1907 �bernahm hier eine neue und junge F�hrungsgruppe die Leitung, und Irlands Untergrundk�mpfer besannen sich wieder auf ihre alten Tugenden wie strikte Geheimhaltung, Zellensystem und Kaderprinzip. Folgerichtig verloren die britischen Sicherheitsorgane ihren Einblick in die Aktiv�ten der Organisation. Griffith gab seinen Widerstand gegen die IRB auf und gestattete ihren Angeh�rigen den Beitritt zu Sinn F�in. Mit der zunehmenden Unterwanderung verlor Griffith langsam an Autorit�t - schon 1911 unterst�tzte die Parteibasis eine au�erordentlich gewaltt�tige Streikwelle anarcho-syndikalistischen Charakters.

3. Die Home Rule Bill und der Weg in den B�rgerkrieg

Unter dem seit 1908 regierenden britischen Premierminister Asquith kamen die Ereignisse ins Rollen. F�r seinen erbittert ausgetragenen Verfassungskonflikt mit dem Oberhaus ben�tigte Asquith politische Verb�ndete. Durch die Zusicherung einer Home Rule Bill erkaufte die britische Regierung die Unterst�tzung der UINP zur Entmachtung der Lords. Die zu erwartende Selbstregierung mit katholischem �bergewicht alarmierte die protestantischen Unionisten, die sich unter Sir Edward Carson und Captain James Craig zum Widerstand r�steten. Als Partei entstand die Ulster Unionist Party UUP, und der Ulster Unionist Council bereitete ab 1911 die �bernahme der Verwaltung der Provinz Ulster vor. F�r den Fall der F�lle legten die Unionisten bereits Waffenlager an. Im gleichen Jahr �bernahm der skrupellose Andrew Bonar Law die F�hrung der Konservativen. Bonar Law wollte die liberale Regierung Asquith mit allen Mitteln st�rzen, und hierf�r kam ihm die den Zusammenhalt des Vereinigten K�nigreiches bedrohende irische Frage sehr zugute.

London beschlo� schon 1912, die vier mehrheitlich protestantischen Grafschaften Ulsters von der Home Rule Bill auszunehmen. Zun�chst wollte Asquith das Gesetz jedoch f�r ganz Irland einbringen und sich sp�tere �nderungen vorbehalten. Redmond sah sich bereits als erster Premierminister Irlands und akzeptierte zum Unwillen vieler Anh�nger die sehr beschr�nkte Autonomievorlage f�r die Insel. Die Unionisten lehnten Home Rule konsequent ab und bezeichneten die beschr�nkte Selbstverwaltung als den Anfang vom Abfall ganz Irlands. Sie sprachen London das Recht aus, sie an Dublin auszuliefern, und k�ndigten Widerstand mit allen Mitteln an. Hintergr�nde dieser Ablehnung waren die strukturellen Unterschiede zwischen Ulster und dem Rest der Insel, Katholikenfurcht und die Sorge um die bisherige Vorrangstellung. Redmonds z�gerliche Haltung gegen�ber einem Vetorecht Ulsters im geplanten irischen Parlament und seine vehemente Ablehnung einer Abtrennung der mehrheitlich protestantischen Grafschaften best�tigten die unionistischen Sorgen nur. Bonar Law sicherte den Unionisten �ffentlich zu, er werde sie bei jeder Form des Widerstandes gegen Home Rule unterst�tzen. Die Konservativen gingen bis zur Unterst�tzung eines militanten Widerstandes. Ulster wurde ein Recht auf bewaffnete Abwehr zuerkannt - indirekt ermunterte Bonar Law auch die Iren zur Gewaltanwendung, falls die Home Rule Bill scheitern sollte.

Die Lage steuerte nun rasch der Eskalation zu. Nachdem die Liberalen bei Nachwahlen einen unionistischen Unterhaussitz in Derry erobern konnten, standen die Abgeordneten Ulsters der Homerule sogar mehrheitlich zustimmend gegen�ber: F�nfzehn UINP-Abgeordnete und zwei Liberale sahen sich nur noch sechzehn Unionisten gegen�ber. Diese reagierten mit der Drohung, eine provisorische Regierung auszurufen, und schufen sich mit der Ulster Volunteer Force UVF eine Miliz. Immerhin erm��igten sie ihre Forderung so weit, da� nur noch sechs der neun Grafschaften in Ulster von der Home Rule ausgenommen sein sollten. Diesem Standpunkt - sei es durch zeitweilige Ausnahme oder durch ein Autonomiestatut ("Home Rule within Home Rule") - n�herte sich auch London an. Die UINP als rein parlamentarische Gruppe mu�te der Radikalisierung in Ulster ohnm�chtig zusehen. Im Sommer 1913 nahm das Unterhaus die Home Rule Bill in 3. Lesung an, aber das Oberhaus reagierte mit einem aufschiebenden Veto von 12 Monaten Dauer. Asquith steckte in der Klemme: Bei Inkrafttreten der Home Rule Bill war mit einem offenen Aufruhr in Ulster zu rechnen, aber eine Annullierung des rechtm��ig verabschiedeten Gesetzes w�rde den B�rgerkrieg in ganz Irland bedeuten. Zudem war die Zuverl�ssigkeit der in Irland stehenden Truppen h�chst zweifelhaft - unter den 26.591 auf der Insel stationierten Mannschaften und Unteroffizieren befanden sich nur 6400 Katholiken, und den 304 katholischen Offizieren standen 1904 Protestanten gegen�ber. Neben diesen Truppen konnten sich auch die 11.850 Mann der Polizeitruppe Royal Ireland Constabulary im Extremfall auf die Seite der UVF schlagen.

Im November 1913 bildeten die Katholiken als Antwort auf die UVF mit den Irish Volunteers eine eigene Miliz, die den Unionisten hinsichtlich ihrer Schlagkraft hoffnungslos unterlegen war. Sinn F�in beteiligte sich nun federf�hrend an der Organisation des Widerstandes, und 90 % der Offiziere geh�rten der IRB an. Griffith lehnte Redmonds Kompromi�bereitschaft ab, da sie die Teilung Irlands heraufbeschwor; ferner war f�r das Autarkieprogramm Sinn F�ins das industrialisierte Ulster unersetzlich. Oberbefehlshaber Eoin MacNeill wollte allerdings nicht gegen London k�mpfen, sondern mit Drohungen die Home Rule Bill durchsetzen. Die radikale Basis sah sich bereits als Keimzelle einer republikanischen Opposition im kommenden irischen Parlament. Als linksnationalistische Miliz steuerte James Connolly noch seine kleine Citizen Army bei, die man zu Recht als die erste Rote Armee der Welt bezeichnet hat.

Im M�rz mu�te die britische Regierung nach einer Meuterei unter den Besatzungstruppen auf Irland den Milit�rs zusichern, da� es keinen bewaffneten Einsatz gegen die UVF geben w�rde. Mittlerweile standen sich auf der Insel 180.000 Irish Volunteers und 85.000 Mann UVF gegen�ber. W�rde London Home Rule durchsetzen, m��te es Truppen gegen eine britische Volksgruppe entsenden. Gab es den Unionisten und Tories nach, so w�re die Folge ein Aufstand in Irland. Diese Kampfhandlungen k�nnten auf die Hauptinsel �bergreifen, wo es starke irische Kolonien gab, von den Auswirkungen auf die �ffentlichkeit in den USA mit ihren 9 Millionen Amerika-Iren ganz zu schweigen. Im Juni 1914 brachte die Regierung eine Amending Bill zur Home Rule Bill ein, nach dem jede der neun Grafschaften Ulsters die M�glichkeit haben sollte, sich per Volksabstimmung f�r 6 Jahre von Irland zu trennen. Dublin sollte sich in der Selbstverwaltung bew�hren und hierdurch Belfast f�r sich gewinnen. Das Oberhaus erkannte nunmehr die Home Rule an, verlangte aber die Abtrennung der gesamten Provinz. Nach dieser vernichtenden politischen Niederlage versuchte Asquith, die mittlerweile zum Hauptproblem der britischen Politik gewordene irische Frage durch Allparteienverhandlungen zu l�sen. In diesen beharrten die Unionisten auf der dauerhaften Abtrennung der vier mehrheitlich protestantischen Grafschaften zuz�glich Tyrones und Fermanaghs - die eigentliche Geburtsstunde des heutigen Nordirland.

4. Ausbruch des Ersten Weltkrieges

Bekannterma�en fielen am 28. Juni 1914 die verh�ngnisvollen Sch�sse von Sarajevo, und Gro�britannien trat mit der Hypothek eines latenten B�rgerkrieges in den Ersten Weltkrieg ein. Die Home Rule Bill selbst trat am 18. September 1914 in Kraft, wurde aber unter nachdr�cklicher Ank�ndigung der Amending Bill bis Kriegsende suspendiert. Sowohl Carson als auch Redmond riefen die Milizion�re zur Verteidigung Irlands auf, damit die britischen Truppen ruhigen Gewissens in den europ�ischen Krieg ziehen konnten. Aus protestantischen Freiwilligen entstand die 36. Ulster Division, deren Opfergang an der Somme 1916 allj�hrlich vom Orange Order an der Kirche von Drumcree/Portadown gedacht wird, aus den Katholiken formte man die 16. Irish Division. Beim Gros der irischen Bev�lkerung war Deutschland nach der milit�rischen und politischen Vergewaltigung des kleinen Belgien schlecht angesehen.

Mit der Kriegserkl�rung Englands an das Deutsche Reich verlor die UINP einen Gro�teil ihres R�ckhalts bei den Amerika-Iren, die gemeinsam mit der deutschen� Botschaft antibritische Kampagnen in den USA organisierten. Die bislang vornehmlich an die UINP flie�enden Spendengelder kamen nun der IRB und Sinn F�in zugute. Die IRB und die keltischen Kulturbewegungen sagten im September Redmonds probritischer Linie den Kampf an und vollzogen als radikale revolution�re Minderheit die offene Spaltung der irischen Nationalbewegung. Unter Federf�hrung Sinn F�ins st�rzten die Republikaner das Redmond nahestehende Oberkommando der Irish Volunteers. Die Homerulers spalteten sich als National Volunteers ab, um sehr bald in der Versenkung zu verschwinden. MacNeill blieb Oberbefehlshaber der Irish Volunteers; er wollte mit seiner B�rgerkriegsarmee in spe die Einhaltung der Home Rule Bill sicherstellen und die Einf�hrung der allgemeinen Wehrpflicht in Irland verhindern. London hatte das Bestehen der irischen Milizen gebilligt und mu�te aus R�cksicht auf die Kriegsfreiwilligen sowie auf die �ffentliche Meinung in den USA und Australien dem Treiben der Republikaner z�hneknirschend zusehen. Die Avancen zugunsten einer direkten milit�rischen Zusammenarbeit mit Deutschland wurden von Berlin sehr zur�ckhaltend aufgenommen, und die von Sir Roger Casement betriebene Aufstellung irischer Freiwilligenverb�nde scheiterte im Ansatz.

Ende Oktober 1914 vereinbarten Tom Clarke und S�an MacDiarmada von der IRB, James Connolly, der ehemalige UINP-Politiker William O�Brien und Sinn F�in-Pr�sident Griffith ein gemeinsames Programm. Die Irish Volunteers sollten zur stehenden Truppe ausgebaut werden, wobei Rekrutierungen zur britischen Armee zu verhindern waren. Endziel war die Ausrufung einer irischen Nationalregierung in Dublin. Eine deutsche Invasion sollte unterst�tzt werden, sofern Berlin politische Garantien f�r die Unabh�ngigkeit Irlands abgab. Die Wehrpflicht oder die Entwaffnung der katholischen Milizen wurden als Anla� f�r einen offenen Aufstand angesehen. Ein Aufstand sollte vorbereitet und noch vor Kriegsende durchgef�hrt werden. Hierf�r trieben die Republikaner den Aufbau der Irish Volunteers, der Jugendbewegung Fianna F�il und der Frauenorganisation Cumann na mBan voran. Da es keine weiteren Koordinationstreffen mehr gab, machten sich die Extremisten der IRB selbst�ndig.

Im Verlauf des Jahres 1915 entstand ein Military Council der IRB, bestehend aus P�draig Pearse, Joseph Plunkett, Eamon Ceannt, Tom Clarke, S�an MacDiarmada, Thomas MacDonagh und James Connolly. Ebenfalls beteiligt waren die hohen Milizf�hrer MacNeill, O�Rahilly und Hobson, die nur im Falle eines erfolgreichen Aufstandes auf den Plan treten sollten - f�r den Fall der Niederlage blieben die Irish Volunteers so intakt. Die IRB w�hlte sich im September 1915 ferner einen neuen politischen Supreme Council. Ihm geh�rten Dennis McCullough als Pr�sident, S�an MacDiarmada als Sekret�r und Tom Clarke als Schatzmeister an. Man bildete regionale Divisionskommandos unter McCullough f�r Ulster. Se�n Tobin f�r Leinster, Diarmuid Lynch f�r Munster, Alex McCabe f�r Connaught, Dick Connolly f�r S�dengland, Joseph Gleeson f�r Nordengland und Pat McCormick f�r Schottland.

Anfang 1916 beschlo� der Milit�rrat der IRB, sich zu Ostern in Dublin zu erheben. Das Fanal in der irischen Hauptstadt sollte die �brigen Provinzen der Insel mitrei�en, man dachte hier also keinesfalls an einen sinnlosen Opfergang. Der harte Kern der Republikaner war mit nur 15.000 Mann, bewaffnet mit je 1800 Gewehren und Revolvern, viel zu schwach, und die schlie�lich doch von den Deutschen zugesagten massiven Waffenlieferungen erreichten die Insel nicht mehr. Casement wollte die Erhebung verhindern, aber der von den Deutschen an Land gesetzte Politiker lief den Briten in die H�nde und wurde als Hochverr�ter inhaftiert. Die britischen Beh�rden in Dublin erhielten mannigfache Warnungen, unternahmen aber nichts. Der Osteraufstand vom 24. April 1916 sollte einen neuen Abschnitt im jahrhundertealten Befreiungskampf Irlands gegen die britische Herrschaft einleiten - und dieser Abschnitt ist auch heute, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, nicht beendet.

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Die Irisch-Republikanische Armee:�Teil 1�- Die Wurzeln des Nordirlandkonfliktes

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 2 -�Osteraufstand, B�rgerkrieg und Zwanziger Jahre

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 3 - Drei�iger Jahre, Zweiter Weltkrieg und Wiederauferstehung
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 4 - Der Weg in den B�rgerkrieg
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 5 - B�rgerkrieg in Nordirland
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 6 - Hungerstreik

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 7 - Waffen und Wahlurnen

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 8 - Der Weg zum Karfreitagsabkommen

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