Befreiungsnationalismus und Antiimperialismus

 

Oglaigh na hÉireann -

Die Irisch-Republikanische Armee

 

Verfasser: Richard Schapke

 

Zweiter Teil: Osteraufstand, Bürgerkrieg und Zwanziger Jahre

 

"Iren und Irinnen: Im Namen Gottes und der toten Generationen, von denen es seine alte Tradition als Nation empfängt, ruft Irland Euch durch uns zu seiner Flagge und führt den Schlag für seine Freiheit.

Es hat seine Männer ausgebildet durch eine geheime revolutionäre Organisation, die Irish Republican Brotherhood, und durch seine offenen militärischen Organisationen, die Irish Volunteers und die Citizen Army; es hat geduldig seine Disziplin vervollkommnet; es hat entschlossen auf den rechten Augenblick gewartet, um sich zu offenbaren; und nun ergreift es diesen Augenblick, unterstützt durch seine Kinder im amerikanischen Exil und tapfere Verbündete in Europa, aber vor allem im Vertrauen auf seine eigene Kraft, und schlägt voller Siegesgewißheit zu.

Wir erklären, daß das Volk Irlands das Recht darauf hat, Irland zu besitzen, das irische Schicksal ohne Fesseln zu kontrollieren, souverän und unverletzlich zu sein. Die lange Usurpation dieses Rechtes durch ein ausländisches Volk und eine ausländische Regierung hat das Recht nicht ausgelöscht, und es kann nie ausgelöscht werden, es sei denn durch die Vernichtung des irischen Volkes. In jeder Generation haben die Iren ihr Recht auf nationale Freiheit und Souveränität beansprucht; sechsmal in den vergangenen dreihundert Jahren haben sie es mit Waffen beansprucht. Auf der Grundlage dieses Rechtes stehend, erheben wir wiederum in Waffen und vor aller Welt Anspruch darauf und erklären hiermit die Republik Irland zu einem souveränen, unabhängigen Staat; wir weihen unser Leben und das Leben unserer Mitkämpfer ihrer Freiheit, ihrem Wohl und ihrem Ruhm unter den Nationen.

Die Republik Irland hat ein Recht auf - und beansprucht hiermit - die Treue jedes Iren und jeder Irin. Die Republik garantiert religiöse und bürgerliche Freiheit, gleiche Rechte und gleiche Chancen für all ihre Bürger und erklärt ihre Entschlossenheit, Glück und Wohlstand der ganzen Nation und all ihrer Teile zu fördern, alle Kinder der Nation gleich hoch zu achten und die Unterschiede zu vergessen, die eine fremde Regierung sorgsam gepflegt hat und die in der Vergangenheit eine Minderheit von der Mehrheit getrennt haben.

Bis unsere Waffen den geeigneten Augenblick gebracht haben, um eine permanente nationale Regierung einzusetzen, die das ganze Volk Irlands repräsentiert und von all seinen Männern und Frauen gewählt ist, wird die hiermit gegründete Provisorische Regierung die zivilen und militärischen Angelegenheiten der Republik treuhänderisch verwalten.

Wir stellen die Sache der Republik Irland unter den Schutz Gottes, des Allerhöchsten, rufen dessen Segen auf unsere Waffen herab und beten, daß niemand, der dieser Sache dient, sie durch Feigheit, Unmenschlichkeit oder Plünderung entehrt. In dieser entscheidenden Stunde muß sich die irische Nation durch ihre Tapferkeit und Disziplin und durch die Bereitschaft ihrer Kinder, sich für das Gemeinwohl zu opfern, der erhabenen Zukunft würdig erweisen, zu der sie berufen ist.

Gezeichnet für die Provisorische Regierung:

Thomas J. Clarke, Sean MacDiarmada, Thomas MacDonagh, P.H. Hearse, Eamnonn Ceannt, James Connolly, Joseph Plunkett"

 

1. Der Osteraufstand in Dublin

Unter Verlesung dieser Proklamation begann am 24. April 1916 der irische Osteraufstand in Dublin. Die von Pádraig Pearse geführten 1600 Rebellen der Irish Volunteers und der sozialistischen Citizen Army hofften darauf, mit diesem Fanal die Erhebung ganz Irlands auszulösen. Sie standen von Anfang an auf verlorenem Posten - ein Opfergang mehr in der an heroischen Opfern so reichen irischen Geschichte. In den Provinzen gab es keinerlei Aufstandsvorbereitungen, und die Masse der Bevölkerung Dublins lehnte die in ihren Augen unmotivierte Erhebung ab. Viele katholische Iren dienten als Freiwillige in der britischen Armee, ferner war beinahe jeder dritte Einwohner der irischen Hauptstadt ein probritischer Protestant. Sehr negativ wirkten sich auch Plünderungen und Zerstörungsorgien durch das Lumpenproletariat aus.

Die Briten zogen 20.000 Mann unter General Sir John Maxwell zusammen und schlugen den Aufstand bis zum 30. April mit gnadenloser Härte nieder. Während 106 britische Soldaten fielen, fanden 58 Rebellen den Tod. Die Briten legten ganze Straßenzüge in Trümmer, ihre Soldateska leistete sich schwere Ausschreitungen gegen die katholische Zivilbevölkerung - rund 300 Iren wurden ermordet, weitere 2000 verletzt. Maxwell verhängte das Kriegsrecht und ließ Massenverhaftungen gegen mutmaßliche Anhänger der Rebellen durchführen. Von den 3326 verhafteten irischen Republikanern wurden 1862 in Internierungslager nach England und Wales verschleppt. Die Sieger fällten vor Standgerichten 90 Todesurteile, von denen 15 vollstreckt wurden; hinzu kamen 183 Haftstrafen. Vor den Erschießungskommandos der britischen Kolonialherren fielen Thomas J. Clarke, Pádraig und William Pearse, Thomas MacDonagh, Joseph Plunkett, Edward Daly, Michael O´Hanrahan, John MacBride, Eamon Ceannt, Michael Mallin, Con Colbert, Sean Heuston, Sean MacDiarmada und James Connolly. Der Sozialistenführer schrieb vor seiner Hinrichtung: "Die Sozialisten werden nicht verstehen, warum ich hier bin. Sie vergessen, daß ich ein Ire bin." Sir Roger Casement, obwohl am Aufstand gänzlich unschuldig, wurde in London als Hochverräter am Galgen hingerichtet. In Cork erschossen die Briten ferner Thomas Kent, der sich seiner Verhaftung widersetzte und einen Polizisten tötete. "Wenn irgendwo in der Weltgeschichte, so haben diese irischen Träumer die Macht des reinen Gedankens gegenüber der brutalen Gewalt von neuem erwiesen. Denn seit dieser Revolution, die im Schutt und in der Asche der irischen Hauptstadt begraben zu sein schien, hat der irische Gedanke Irland von neuem ergriffen." (M.J. Bonn)

John Redmond, Führer der gemäßigten United Irish National Party UINP, verurteilte entgegen der Warnung seines in Dublin weilenden Vertreters John Dillon den Osteraufstand in harten Worten. Der Landaristokrat hatte keine Vorstellung von den Exzessen der Sieger und von den erwachten Gefühlen der breiten katholischen Unterschicht. Das irische Bürgertum zeigte sich zwar vom Aufstand und von den Zerstörungen entsetzt, aber die Grausamkeit der Briten trieb der Irish Republican Brotherhood und den radikalen Nationalisten der Sinn Féin die Massen in die Arme. Der tapfere Kampf der Aufständischen löste bei den meisten Iren helle Begeisterung aus, man kritisierte lediglich den taktisch unklugen Zeitpunkt. Mit dem April 1916 endete unwiderruflich der Zustrom irischer Freiwilliger zur britischen Armee. Die radikalen Irish Volunteers als katholische Miliz zählten nun 15.000 Mann, aber pro Woche eilten 1000 neue Freiwillige zu ihren Fahnen. Die Briten mußten 40.000 Mann Besatzungstruppen in Irland belassen. Alle Organisationen der 9 Millionen Amerika-Iren schlugen sich nun bedingungslos auf die Seite der Republikaner.

Im Unterhaus verteidigte John Dillon bald offen die Teilnehmer des Osteraufstandes. Die Unionisten sahen nun ihren Verdacht bestätigt, daß die UINP mit den republikanischen Extremisten gemeinsame Sache mache und eine hochverräterische Partei sei. Als Vertreteter von Premier Asquith verhandelte Lloyd George mit Redmond und dem Unionistenführer Sir Edward Carson. Die Katholiken erhielten die verbale Zusage, daß Ulster nur zeitweilig von Irland getrennt werden sollte. Den Unionisten versprach die Regierung hingegen schriftlich, daß die Home Rule Bill sie nicht betreffe. Im Juli 1916 willigte Redmond in die zeitweilige Abspaltung des heutigen Nordirland ein - sofern London endlich die Selbstverwaltung Irlands in Kraft setze. Die vier mehrheitlich protestantischen Grafschaften Antrim, Armagh, Derry und Down sollten durch die mehrheitlich katholischen Grafschaften Fermanagh und Tyrone ergänzt werden. In Nordirland würde die katholische Minderheit 424.000 Köpfe zählen, in Südirland die protestantische Gruppe 277.000 Personen. Die unionistische Forderung nach permanenter Trennung führte jedoch zum Abbruch der Verhandlungen.

 

2. Der Aufstieg Sinn Féins

Ab Sommer 1916 mäßigten die Briten ihre Besatzungsherrschaft und entließen viele der im Frühjahr verhafteten irischen Republikaner in die Freiheit, auch wenn die Entlassungen sich bis Mitte 1917 hinzogen. Der Aufstieg Sinn Féins war jedoch nicht mehr aufzuhalten. Am 5. Februar 1917 setzte eine Serie von insgesamt 14 Nachwahlsiegen für die Republikaner ein. Gerade die Landbevölkerung wandte sich den Extremisten zu, da die Kriegsprosperität sich auf die industrialisierten Gebiete beschränkte, hinzu kam der jüngere katholische Klerus. Am 19. April 1917 forderte Sinn Féin auf einer Parteikonferenz in Dublin die volle Unabhängigkeit für ganz Irland. Jedes Mittel bis hin zur Waffengewalt wurde als für den nationalen Freiheitskampf legitim anerkannt. Die Partei nahm weiterhin an Wahlkämpfen teil, aber durch die Nichteinnahme der Unterhaussitze drückte sie ihre Mißachtung der britischen Angelegenheiten aus. Ein letzter Versuch der Gemäßigten, durch eine Konferenz in Dublin eine Lösung des irischen Dilemmas zu finden, fand ohne republikanische Beteiligung statt, und Sinn Féin bildete bereits eine illegale provisorische Regierung.

Im Oktober 1917 schlossen sich die Milizionäre der Irish Volunteers und die IRB der Bewegung offiziell an. Auf diesem republikanischen Vereinigungsparteitag in Dublin wurde Eamon de Valera, Bataillonskommandeur im Osteraufstand, zum neuen Parteichef gewählt. Der bisherige Vorsitzende Arthur Griffith stand ihm als Stellvertreter zur Seite. Valeras Kurs zielte darauf ab, daß die Iren dereinst per Volksabstimmung über die völlige Trennung vom Vereinigten Königreich abstimmen sollten. In einer Resolution erkannte Sinn Féin das Recht der Arbeiterklasse auf gerechte Behandlung und ausreichende Löhne an. Die republikanischen und sozialistischen Aktivisten sollten die Speerspitze der Bewegung bilden, um letztendlich nach ihrem Erfolg von der bürgerlichen Parteiführung majorisiert zu werden. Das Mißtrauen der Sozialisten konnte jedoch nicht gänzlich zerstreut werden, und die Parteibasis machte sich mit Landbesetzungen und Zwangsenteignungen der Großgrundbesitzer teilweise selbständig.

Ab Anfang 1918 reorganisierte Michael Collins die Verbände der Irish Volunteers, aus denen nun die Irisch-Republikanische Armee (gälisch Oglaigh na hÉireann) entstand. Im April organisierten Sozialisten und Republikaner einen machtvollen Generalstreik gegen die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Irland.  Der Unionist Greenwood, Chef der Verwaltung in Irland, warnte den 1916 zum Premierminister avancierten Lloyd George, er könne anstelle von Iren ebensogut Deutsche zur britischen Armee einberufen. Aus Protest verließen zahlreiche Abgeordnete der UINP das britische Unterhaus und schlossen sich Sinn Féin an, die so allmählich in einen gemäßigten und einen radikalen Flügel zerfiel. Obwohl die Briten am 18. Mai 1918 ein Sinn Féin-Verbot auf Kriegsdauer erließen und 150 republikanische Führungskader bis hin zu de Valera und Griffith inhaftierten, konnte die Wehrpflicht nicht durchgesetzt werden. London mußte mittlerweile fast 90.000 Mann auf der Insel unterhalten, um einen offenen Aufstand zu verhindern.

Nach dem Zusammenbruch Deutschlands hofften viele Iren, das von den Siegern im Munde geführte Selbstbestimmungsrecht der Völker gelte auch für sie. US-Präsident Wilson vertröstete die irischen Abgesandten jedoch auf den Völkerbund und erklärte, die Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes sei von der Zustimmung der alliierten Hauptsiegermächte abhängig. Bei den Nachkriegswahlen vom 14. Dezember 1918 errang Sinn Féin 73 der 103 irischen Unterhaussitze. Die Unionisten holten 26 Mandate, von denen 23 auf Ulster entfielen. Zwischen den beiden zu allem entschlossenen Blöcken wurde die UINP zur Splitterpartei zerrieben, ihr Führer John Dillon verlor seinen Unterhaussitz für Mayo an Eamon de Valera. Immerhin stellte die UINP 6 Abgeordnete, davon 4 für Ulster, wo die Republikaner ihr katholische Wahlkreise abgetreten hatten (hinzu kamen 2 Abgeordnete aus den stark irisch beeinflußten Gebieten um Liverpool). Die republikanischen Abgeordneten nahmen ihre Sitze in Westminster nicht ein, und am 21. Januar 1919 erklärte sich ein Rumpfparlament im Dubliner Mansion House als Dáil Éireann zur irischen Volksvertretung. Zu diesem Zeitpunkt saßen bereits 40 der 73 republikanischen Unterhausabgeordneten in britischen Gefängnissen und Internierungslagern.

 

3. Aufstand gegen Großbritannien

Fast gleichzeitig entbrannte mit Schießereien in Tipperary der Bürgerkrieg in Irland, und die Zusammenstöße der IRA mit britischen Truppen und unionistischer UVF-Miliz eskalierten zusehends. Die IRA-Rebellen wurden von den sozialistischen Gewerkschaften mit Streiks unterstützt. Obwohl de Valera am 1. April 1919 als Priomh-Aire zum irischen Staatsoberhaupt gewählt wurde, erklärten die Briten Sinn Féin im Oktober erneut zur illegalen Organisation und erließen Haftbefehle gegen alle Abgeordneten des Dáil. Die IRA reagierte mit einer Welle von Terroranschlägen und Hinterhalten, hinzu kam eine (teilweise vom bürgerlichen Parteiflügel bekämpfte) erneute Agrarrevolte gegen die Großgrundbesitzer.

Im Dezember 1919 stellte Lloyd George seine Government of Ireland Act vor, faktisch eine neue Home Rule Bill. Sechs Grafschaften der Provinz Ulster sollten vom Rest Irlands getrennt werden und ein eigenes Parlament in Belfast erhalten. London beugte sich hier dem unionistischen Kalkül: Die Abtrennung aller neun Grafschaften würde ein zu starkes katholisches Element schaffen, aber die vier protestantischen Grafschaften stellten alleine keine ausreichende politisch-ökonomische Basis dar. So sicherte man sich die industriell entwickelten Landesteile Irlands und konnte sich dabei auf eine mehrheitlich loyale Bevölkerung verlassen. Belfast bildete schon lange ein industrielles Dreieck mit den Industriegebieten von Merseyside (Liverpool) und Clydeside (Glasgow). Ferner konnte Großbritannien auf diese Weise eine sichere Basis am lebenswichtigen Seeweg nach Nordamerika halten. Ein Council of Ireland sollte ins Leben gerufen werden, an den die beiden irischen Staaten nach einer Verbesserung des politischen Klimas Kompetenzen abtreten würden, um letztendlich die Wiedervereinigung einzuleiten. Irland sollte weiterhin Abgeordnete ins britische Unterhaus entsenden. Die Insel unterstand noch immer der Souveränität der britischen Krone, sollte also ein Dominion wie Kanada werden. Der Premier machte klar, daß die Teilung keine endgültige Entscheidung darstellte.

Als Lloyd George am 31. März 1920 die Government of Ireland Act im Unterhaus einbrachte, hatte es seit Jahresbeginn 1089 Anschläge der IRA-Guerrilleros gegebenen, davon aber nur 95 in Ulster. Zur Verstärkung von Armee und Royal Irish Constabulary entsandten die Briten die Freiwilligeneinheiten der Black and Tans auf die Insel, deren Brutalität weltweit Aufsehen erregte. Erst im Juli griffen die Gefechte auf Belfast über, wo in den folgenden 2 Jahren bei Straßenkämpfen 435 Menschen sterben sollten. 416 der Toten waren Zivilisten, darunter 257 Katholiken und 157 Protestanten. In Ulster kam es zu regelrechten Pogromen gegen die katholische Bevölkerungsgruppe. Von den 93.000 Katholiken Belfasts wurden 11.000 von ihren Arbeitsplätzen vertrieben, 23.000 mußten ihre Häuser verlassen und mehr als 500 katholische Geschäfte wurden geplündert. Außerhalb Belfasts starben in Ulster 104 Menschen, und unter den 61 Zivilisten befanden sich wieder 46 Katholiken. Erst 1925 konnte in Belfast wieder ein Bataillon der IRA gebildet werden. Der Bürgerkrieg eskalierte zusehends, wobei es zu wahllosen Morden an Katholiken und Protestanten kam. Die persönliche "Squad" von Michael Collins zeichnete sich hier durch Brutalität und Präzision aus. Die Briten antworteten mit harten Vergeltungsschlägen; die Städte Cork und Dublin wurden in regulären Operationen erobert. Im Februar 1921 führte Eamon de Valera persönlich Beschwerde im Unterhaus über das brutale Vorgehen der Besatzungstruppen. Gefangenenfolterung, Kindermord und Vergewaltigung waren an der Tagesordnung, und gezielt zerstörten die Briten die für die Volksernährung wichtigen Agrargenossenschaften. Während die IRA das Verkehrsnetz lahmlegte, zerschlug England die wirtschaftliche Infrastruktur. Schon im Frühjahr 1921 waren 100.000 Iren vom Hungertod bedroht, und der britische Oberbefehlshaber Macready setzte seine Abnutzungsstrategie erfolgreich fort.

Im Mai 1921 fanden in beiden Teilen der Insel die letzten gesamtirischen Wahlen statt. In den 26 Grafschaften Südirlands errang Sinn Féin ohne Gegenkandidaten 124 von 128 Sitzen, während die Partei in Nordirland nur 6 von 52 Mandaten erhielt. Die republikanischen Abgeordneten beider Parlamente bildeten nun den legendären Zweiten Dáil und betrachteten den Wahlausgang als Votum für die ungeteilte Unabhängigkeit; die 4 nichtrepublikanischen Abgeordneten im Süden eröffneten das neue Parlament für Südirland und vertagten es umgehend. Ulsters Unionisten sprachen Dublin jedoch das Recht ab, für ganz Irland zu sprechen.

Im Sommer 1921 war ein militärisches Patt erreicht. Die Briten konnten die IRA nicht unter Kontrolle bringen, aber umgekehrt vermochten die Republikaner die übermächtige Besatzungsmacht nicht von der Insel zu vertreiben. Nicht zuletzt auf Betreiben des einsichtigen Michael Collins trat am 11. Juli 1921 ein Waffenstillstand in Kraft, dem Verhandlungen folgten. Collins sah die Government of Ireland Act als Zwischenstufe auf dem Weg in die Unabhängigkeit, während die Extremisten um Valera sich an ihre Vorstellung einer freien gesamtirischen Republik klammerten. Bis zu diesem Zeitpunkt waren 700 Freiwillige der IRA im Krieg gefallen. Zur gleichen Zeit begann England mit dem Abbruch seiner administrativen Beziehungen zu Südirland, um das irische Chaos hinter sich zu lassen.

 

4. Bürgerkrieg

Am 6. Dezember 1921 einigten sich Briten und Iren nach langen Verhandlungen und militärischen Drohungen Londons. Südirland wurde ein fast unabhängiges Dominion mit eigener Verwaltung und Gesetzgebung sowie voller finanzieller und wirtschaftlicher Autonomie. Der neue Irische Freistaat durfte zwar eigene Truppen aufstellen, aber die Verteidigung lag bei der Royal Navy. Die Abgeordneten des Dáil Éireann mußten einen taktvoll gehaltenen Eid auf die britische Krone schwören. Über der irischen Regierung stand ein Generalgouverneur als Vertreter des Königshauses. Im Prinzip akzeptierte London die irische Forderung nach nationaler Einheit, denn der Vertrag galt ausdrücklich für die ganze Insel. Dublin erkannte die unionistische Regierung in Belfast an. Wollte diese bei London verbleiben, dann mußte sie aus dem Vertrag ausscheiden, sich nach einer einjährigen Probezeit für unabhängig erklären und der Berufung einer Grenzkommission zur Bereinigung der Demarkationslinie zustimmen. In der Tat verabschiedete Nordirland sich am nächsten Tag aus dem Vertrag - die Arbeit der parteiischen Grenzkommission zementierte später lediglich die Unterjochung der katholischen Randgebiete durch die vier protestantischen Grafschaften. Vergebens hoffte Irland auf eine kalte Wiedervereinigung durch Reduktion Nordirlands auf den Raum Belfast. Michael Collins formulierte noch am gleichen Tag, er habe soeben sein eigenes Todesurteil unterzeichnet.

Am 7. Januar 1922 nahm der Dáil Éireann den Vertrag mit 64 gegen 57 Stimmen an. Eamon de Valera trat aus Protest gegen die Abtrennung Nordirlands als Staatsoberhaupt zurück. Er erklärte, Collins und Griffith hätten mit der Unterschrift unter das Abkommen ihre Kompetenzen überschritten. Unter Michael Collins entstand eine neue südirische Regierung, die in erstaunlicher Geschwindigkeit den Aufbau von Armee, Polizei und Verwaltung in den Griff bekam. Die fast 100.000 Mann starke IRA spaltete sich in Republikaner und Freestaters, welche die neue irische Armee bildeten. Der bürgerliche Flügel Sinn Féins akzeptierte den Dominionstatus, während der revolutionäre Flügel den Kampf fortsetzen wollte. Die Republikaner verweigerten die Anerkennung der neuen Regierung, ohnmächtig mußten sie auch der Etablierung einer protestantischen Apartheidgesellschaft in Nordirland zusehen. Neben IRA-Stabschef Mulcahy sprachen sich 8 von 13 Mitgliedern des IRA-Armeerates für den Vertrag aus, ebenso 8 von 18 Divisionskommandeuren. Auf republikanischer Seite konnte Valeras Kommandeur Rory O´Connor sich allerdings auf den Großteil der Brigadekommandeure, der niederen Offiziersdienstgrade und der Truppe verlassen.

Katholische Kirche, Protestanten, Großbauern und Bürgertum unterstützten Collins. Die gespaltenen IRA-Verbände reorganisierten sich auf beiden Seiten neu, und bei den Republikanern setzen sich radikalisierte Elemente als Führer durch. Obwohl es bereits 130.000 Arbeitslose gab, unternahm die provisorische Regierung in Dublin aus Rücksicht auf ihre reaktionären Verbündeten keine Sozialreformen. Auf der anderen Seite hatte auch für die Republikaner der nationale Kampf den Vorrang vor revolutionären Veränderungen. Ein Generalstreik der Sozialisten gegen den republikanischen Militarismus führte zu heftigen Zusammenstößen in Cork.

Die allgemein als Referendum gewerteten Wahlen im Freistaat vom 14. Juni 1922 endeten mit einem Sieg der Freestaters mit 240.000 Stimmen. Es folgten die Labour Party mit 130.000 Stimmen, Sinn Féin mit 120.000 Stimmen (36 Mandate) und sonstige Gruppen mit 110.000 Stimmen. Die Republikaner verweigerten die parlamentarische Mitarbeit, und als die Regierungstruppen nicht zuletzt auf britischen Druck gegen das IRA-Hauptquarier in Dublin vorgingen, begann der irische Bürgerkrieg. Eigentliche Auslöser waren die Besetzung des Obersten Gerichtshof in Dublin durch die Republikaner, gefolgt von der Entführung eines Dáil-Abgeordneten. Die IRA lehnte die Aufgabe der Republik als verfassungswidrig ab und kämpfte für ein vereinigtes Irland. Für eine Gruppe der Untergrundarmee hatte diese Republik eine weitere Dimension, und zwar die soziale und wirtschaftliche Revolution.

Die Kommunisten stellten sich auf die Seite der Vertragsgegner. Sie sahen den Klassenkampf als Bestandteil des Kampfes um die Einheit Irlands und gegen den britischen Imperialismus. Parteichef Rory Connolly, Sohn des von den Briten hingerichteten James Connolly und Veteran der Citizen Army, verwarf den Standpunkt Labours, das Proletariat kämpfe nur gegen den Kapitalismus, als kriminelle Absurdität. Séan MacLaughlin, einst 15jähriger Teilnehmer des Osteraufstandes, forderte die IRA auf, den Kampf nicht nur auf militärische Aspekte zu reduzieren, da dies ihre sichere Niederlage wäre. Die Republikaner sollten Arbeiter und Bauern mit sozialer Agitation auf ihre Seite ziehen. Sie sollten für die Verstaatlichung von Banken, Transportwesen und Industrie sowie für die Aufteilung des Großgrundbesitzes eintreten. Der linksorientierte Brigadekommandant von Donegal, Peadar O´Donnell, begrüßte diese Annäherung ausdrücklich. Liam Mellows formulierte bereits ein prokommunistisches Programm für Sinn Féin. In den Augen der radikalen Nationalisten stand das irische Kapital auf Seiten der verräterischen Freestaters. Die Republikaner kämpften zunächst in einer Linie von Waterford bis zum Shannon. Sehr bald wurden sie von den Rgierungstruppen im Osten umgangen und ausflankiert.

Im November 1922 kehrte Rory Connolly vom Kongreß der Kommunistischen Internationale nach Irland zurück und schlug eine Änderung der Taktik vor. Die Republikaner sollten nachgeben und als starke Opposition in den Dáil zurückkehren. Ihre IRA-Einheiten sollten unter Einstellung der Operationen als militanter Flügel fortbestehen. Endziel war die Bildung einer sozialrevolutionären republikanischen Partei. Peadar O´Donnell wies diese Vorschläge zurück, und die irische KP desavourierte ihren Parteichef, er habe die Direktiven aus Moskau falsch verstanden. Nach erbitterten Machtkämpfen mit den moskauhörigen Marxisten wurde die Partei 1924 aufgelöst.

Zu den militärischen Kampfhandlungen gesellten sich wie im Kampf gegen die Briten gezielte Terroranschläge. Zu den Toten gehörten Feldmarschall Sir Henry Hughes Wilson, ehemals Chef des britischen Generalstabes, und der am 22. August 1922 erschossene Michael Collins. Im April 1923 endete der Bürgerkrieg mit einem von de Valera einseitig verkündeten Waffenstillstand und einer eindeutigen militärischen Niederlage der IRA. Séan Russell organisierte die Anlage zahlreicher republikanischer Waffenlager, von denen die Bewegung noch lange profitierte. Die siegreichen Freestaters richteten 77 IRA-Aktivisten hin, weitere 13.000 verschwanden hinter Gefängnismauern und in Internierungslagern. In den 10monatigen Kämpfen starben 4000 Menschen, mehr als im Kampf gegen die Briten. Bei den Neuwahlen im August 1923 fiel Sinn Féin auf 25,4 % der Stimmen zurück, und weiterhin nahmen die Republikaner ihre Sitze im Dáil nicht ein. Es regierte die aus den Freestaters hervorgegangene konservative Cumann na nGaedheal, die sich auf den irischen Mittelstand stützte. Der Untergrundkampf der Republikaner gegen die Konservativen kochte gewissermaßen auf Sparflamme weiter.

In Nordirland entstand unter Premier James Craig ein von der Ulster Unionist Party beherrschter "Protestant State for Protestant People" - ein faktisches Einparteiensystem mit wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Diskriminierung der katholischen Bevölkerung. Bezeichnenderweise sollte es von 1921 bis 1969 nur vier Ministerpräsidenten geben. Die protestantischen Gruppen machten 65,1 % der Bevölkerung aus, die Katholiken 34,9 %. Durch Wahlkreismanipulationen und ein undemokratisches Wahlrecht benachteiligte die UUP die ohnehin in der Minderzahl befindlichen Katholiken, deren parlamentarisch bedeutungslose Vertretung die aus der UINP hervorgegangene National Party wurde. Dieses Nordirland trug dem Faschismus verwandte Züge: Gestützt auf historische Gemeinsamkeiten und die angebliche Bedrohung der gemeinsamen Kultur und vor allem der wirtschaftlichen Stellung durch den gälischen Katholizismus konnten alle protestantischen Klassen integriert werden. Die Belagerungsmentalität des 17. Jahrhunderts setzte sich ungebrochen fort. Die gegenüber den Katholiken privilegierten protestantischen Arbeiter orientierten sich an ihren unionistischen Unternehmern - der Katholik als Sündenbock und latente Bedrohung ventilierte soziale Spannungen und verhinderte das Aufkommen einer überkonfessionellen Gewerkschaftsbewegung.

Für die Propaganda waren die unionistischen Ortsvereine und die Logen des Orange Order zuständig. Der Orange Order lieferte der UUP die klassenlose Basis, und beinahe 20 Jahre lang vereinte James Craig die Ämter des Großmeisters und des Ministerpräsidenten in seiner Person. Sofern es ihre eigene "community" betraf, entwickelten die Unionisten jedoch durchaus demokratische Strukturen. Stütze des Regimes war die paramilitärische Polizeitruppe Royal Ulster Constabulary, die im Bedarfsfall auf die Reservisten der aus der UVF hervorgegangenen Ulster Special Constabulary, berüchtigten B-Specials, zurückgreifen konnte. Hinzu kam die C-Reserve aus protestantischen Waffenbesitzern, die gegebenenfalls als breite Volksmiliz mobilisierbar war. Die Civil Authorities (Special Powers) Act von 1922 räumte dem Innenministerium weitreichende Vollmachten zur Bekämpfung von Gegnern des Protestant State ein. Dieser wurde nun jahrzehntelang von einem latenten Konflikt bedroht, der ihn letztlich zerstören sollte.

 

5. Republikanismus und Sozialismus

Am 3. Dezember 1925 legte der Vertrag von London die irische Grenzkrise bei. Die Demarkationslinie zwischen dem Freistaat und Nordirland blieb unverändert, womit die Hoffnungen der nordirischen Katholiken endgültig enttäuscht wurden. Der im Süden um sich greifende katholische Puritanismus mit Scheidungsverbot und Zensur vertiefte den Graben zum protestantischen Norden weiter. Irland wurde von aller Verantwortung für die britischen Staatsschulden getrennt, erhielt dafür aber alle seit Januar 1919 im Land entstandenen Kriegsschäden aufgehalst. Die beiden irischen Kabinette sollten sich bei auftretenden Problemen konsultieren. In Südirland herrschte Entrüstung über das Abkommen vor. Hinzu kamen bald die umstrittenen Land Annuities, mit denen die irischen Landwirte ihre ehemaligen britischen Grundherren für den Verlust des Landes entschädigen mußten. Nordirlands entrechtete Katholiken hofften auf Hilfe aus dem Süden, doch dem politischen Establishment lagen Verteidigung und Ausbau ihrer eigenen Souveränität mehr am Herzen. Weitere Faktoren waren der Widerstand der katholischen Kirche gegen eine durch die Eingliederung Nordirlands entstehende multikonfessionelle Gesellschaft sowie der wirtschaftliche Niedergang Belfasts durch den Verlust des irischen Hinterlandes (und weltwirtschaftliche Strukturveränderungen) und die damit verbundenen Kosten einer Wiedervereinigung. Ab 1938 mußte London das nordirische Budget bezuschussen. Die nordirischen Katholiken starrten wie hypnotisiert gen Süden und verweigerten sich jeglicher aktiver Mitarbeit im Protestant State.

Zu dieser Zeit hinterfragten die Überreste der IRA zusehends die Richtigkeit des von Sinn Féin vertretenen Kurses. Die Bedeutung der Partei ging zurück, und immer weniger Hilfsgelder kamen aus den USA. Auf der Army Convention (Delegiertenkonferenz) des Dezember 1925 gab Stabschef Frank Aiken bekannt, daß Teile der Parteiführung um de Valera die Mitarbeit im Dáil in Erwägung zogen. Die Delegierten waren ohnehin gegen eine zivile Kontrolle ihrer Armee und wollten eine mögliche Spaltung verhindern. Mit großer Mehrheit entschieden sie sich für die Trennung von Sinn Féin. Der IRA Army Council aus sieben Mitgliedern übernahm die politische Führung der IRA. Peadar O´Donnell unterstützte diesen Schritt maßgeblich, da er die Bewegung in die sozialen und wirtschaftlichen Kämpfe verwickeln wollte, um sie als revolutionäre Streitmacht einzusetzen. Dies wurde wiederum vom neuen Stabschef Maurice Twomey bekämpft, der mehr auf das traditionelle Ziel eines vereinten Irland setzte. Seine Anhänger warfen O´Donnell kommunistische Tendenzen vor und befürchteten, öffentliches Ansehen zu verlieren. Andererseits machte das Elend der Arbeiter und Kleinbauern in Irland einen Linksschwenk unvermeidbar. Die Stärke der IRA lag zu diesem Zeitpunkt noch zwischen 15.000 und 30.000 Mann.

Im Mai 1926 formierte Eamon de Valera die neue Partei Fianna Fáil, um - die Abschaffung des Eides auf die britische Krone vorausgesetzt - im Freistaat mitzuarbeiten. Ein Großteil der Sinn Féin-Abgeordneten folgte ihm, ebenso die Hälfte der Parteimitglieder. Sinn Féin verfiel in Bedeutungslosigkeit und stellte (nominell) noch 5 Abgeordnete. Die Partei betrachtete Valera fortan als Verräter und wählte Art O´Connor zum Präsidenten ihrer Schattenregierung. Nachdem sie sich durch Banküberfälle Geld beschaffte, dehnte die IRA ihre Aktivitäten aus und griff mehrfach Polizeikasernen in Südirland an. Als Vizepremier und Justizminister Kevin O´Higgins am 10. Juli 1927 von einem IRA-Kommando ermordet wurde, folgte eine heftige Verfolgung des republikanischen Untergrunds. Der Public Safety Act sah drakonische Urteile durch Standgerichte, Internierungen und sogar die Todesstrafe vor. Jeder Kandidat zum Dáil mußte sich schriftlich verpflichten, nach seiner Wahl den Eid auf die britische Krone abzulegen. Folgerichtig beteiligte Sinn Féin sich an den nächsten Parlamentswahlen überhaupt nicht mehr und entwickelte sich zusehends zum politischen Anhängsel der IRA, die allmählich in sozialistisches Fahrwasser geriet.

Im November 1927 präsidierte der hohe IRA-Offizier Fitzmaurice dem Kongreß der Freunde Sowjetrußlands in Moskau. Er verkündete, es sei die Aufgabe der Untergrundarmee, dem irischen Proletariat klarzumachen, daß das Schicksal des irischen Volkes mit dem der Sowjetunion verbunden sei. Eine offizielle Delegation der IRA nahm mit 10 Mitgliedern an den Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution teil. Im Februar 1928 erteilte die IRA-Zeitung "An Phoblacht" dem Parlamentarismus eine Absage, da die Parlamente stets die Revolutionäre betrügen würden. Auf dem 1. Weltkongreß der Liga gegen den Imperialismus in Dublin Anfang 1928 fungierten Vertreter der IRA als Hauptreferenten. Zu den Teilnehmern gehörten Nationalisten aus China, Indien und der arabischen Welt. Unter Séan McBride wurde eine irische Sektion der Liga eingerichtet. Das republikanische Gegenparlament verabschiedete im März gar eine gesamtirische Verfassung. Auf dem 2. Weltkongreß der Liga gegen den Imperialismus 1929 in Frankfurt/Main vertraten McBride und O´Donnell die IRA. Ein wegen unerlaubten Waffenbesitzes zu 2 Jahren Zwangsarbeit verurteilter IRA-Aktivist wurde in Abwesenheit zum Ehrenpräsidenten des Kongresses gewählt.

Im April 1930 veröffentlichte der IRA Army Council einen sozialistisch beeinflußten Verfassungsentwurf, welcher die Einheit des städtischen und ländlichen Proletariats, protestantisch wie katholisch, proklamierte. Die Republikaner beteiligten sich an der Bildung der ersten Zellen des kommunistischen Westeuropäischen Bauernkomitees. In den Reihen der deutschen Sektion sollten später die Nationalrevolutionäre Bodo Uhse und Bruno von Salomon Bedeutung erlangen. Im Februar 1931 forderte "An Phoblacht" unumwunden die Kollektivierung der irischen Landwirtschaft, was die reaktionäre Regierung in Dublin auf den Plan rief. Die Irisch-Republikanische Armee wurde wieder einmal zur illegalen Organisation erklärt.

Als neuen politischen Flügel rief die IRA am 26. September 1931 die Bewegung Saor Éire (Freies Irland) ins Leben. Unter einer unabhängigen revolutionären Führung sollten Arbeiter und Bauern den britischen Imperialismus und seinen Verbündeten, den irischen Kapitalismus, stürzen. Im republikanischen, sozialistischen und vereinigten Irland waren Industrie und Farmland zu verstaatlichen. Die Parteiführung übernahm Peadar O´Donnell, und der Gründungskongreß verabschiedete eine Grußadresse an die Sowjetunion. Parallel eröffnete die IRA eine eher subversive als terroristische Kampagne gegen Kneipen oder Geschäfte, die britische Produkte verkauften. Schon im nächsten Monat verurteilten die irischen Bischöfe in einem Hirtenbrief Saor Éire als eindeutig kommunistisch und stellten sich gegen alle revolutionären Bestrebungen. In Irland ging die Kommunistenangst um.

(Fortsetzung folgt)

 

Weitere Teile über die Irisch-Republikanische Armee:

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 1 - Die Wurzeln des Nordirlandkonfliktes

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 2 - Osteraufstand, Bürgerkrieg und Zwanziger Jahre

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 3 - Dreißiger Jahre, Zweiter Weltkrieg und Wiederauferstehung
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 4 - Der Weg in den Bürgerkrieg
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 5 - Bürgerkrieg in Nordirland
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 6 - Hungerstreik

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 7 - Waffen und Wahlurnen

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 8 - Der Weg zum Karfreitagsabkommen

 

Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch:

Gewaltverzichtserklärung der Provisional IRA [von Richard Schapke]

 

 

 

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