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��Befreiungsnationalismus und Antiimperialismus

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Oglaigh na h�ireann -

Die Irisch-Republikanische Armee

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Verfasser: Richard Schapke

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Dritter Teil: Drei�iger Jahre, Zweiter Weltkrieg und Wiederauferstehung

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1. Valera und die IRA

Im Februar 1932 wurde Fianna F�il bei den irischen Parlamentswahlen zur st�rksten Partei. Der ehemalige Republikaner Eamon De Valera wurde zum neuen Ministerpr�sidenten gew�hlt. Sein Programm sah Wiedervereinigung unter republikanischer Verfassung, kulturelle Unabh�ngigkeit und F�rderung der g�lischen Kultur, soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Unabh�ngigkeit, Familienf�rderung und Industrialisierung vor. Daher war es nicht verwunderlich, da� die Basisgruppen der politischen IRA-Plattform Saor �ire enge Kontakte zur Fianna F�il unterhielten. Valera amnestierte die inhaftierten IRA-Aktivisten und suspendierte den Public Safety Act, obwohl die IRA klarstellte, da� sie keine Regierung unterst�tzen werde, die im britischen Empire mitarbeite oder gar den Eid auf die Krone beibehalte. Das neue irische Kabinett schaffte in der Tat den Eid auf die britische Krone ab und f�hrte Z�lle auf britische Produkte ein, um die Kapitalverluste durch die Land Annuities auszugleichen - das Ergebnis war ein jahrelanger Wirtschaftskrieg mit London.

Der linke Fl�gel der republikanischen Bewegung um Saor-Parteichef Peadar O�Donnell strebte nach einer Einstellung der Tilgungszahlungen an die ehemaligen britischen Grundherren, der Land Annuities, und Valeras Industrieprotektionismus wurde als Unterst�tzung des Kapitalismus angegriffen. Au�erdem verweigerte der neue Regierungschef die S�uberung von Armee, Polizei und Verwaltung von Freestaters. Mit seinen Verfassungsreformen sowie sozialem und wirtschaftlichem Fortschritt wollte Valera die republikanische Linke ausman�vrieren. Der Ministerpr�sident und der IRA Army Council verhandelten mehrfach �ber weitere Kooperation, aber die IRA beharrte auf ihrer republikanischen Haltung, womit sie letztendlich desillusionierte Fianna F�il-Anh�nger an sich ziehen wollte. Umgekehrt schrieb Valera den Republikanern ins Stammbuch, da� er keine Privatarmee in Irland dulden werde. Eine Art Radikalenerla� verhinderte weiterhin, da� Republikaner in Positionen im �ffentlichen Dienst einsickern konnten.

An den Feiern zu Ehren der freigelassenen IRA-Aktivisten nahmen mancherorts bis zu 10.000 Menschen teil, und die Republikaner witterten wieder Morgenluft. Frank Ryan erkl�rte, man werde mit allen Mitteln bis hin zur Schu�waffe den Verr�tern von Cumann na nGaedheal das �ffentliche Auftreten verwehren. Peadar O�Donnell verlangte in "An Phoblacht", man m�sse die Freestaters aus dem �ffentlichen Leben verdr�ngen. So geschah es auch. Anh�nger von Fianna F�il und IRA gingen mit sich steigernder H�rte gegen Veranstaltungen der Konservativen vor, und im September 1932 wurde der erste Anh�nger Cumann na nGaedheals von der IRA erschossen. Die Rechte wehrte sich durch den Aufbau der Army Comrades Association, aus der sich die faschistische Bewegung der Blueshirts entwickeln sollte. Im Wahlkampf f�r die Neuwahlen von 1933 gab es auf beiden Seiten mehrere Dutzend zum Teil schwer Verletzte. Die Republikaner beteiligten sich nicht an den Wahlen, fungierten aber als paramilit�rische Hilfstruppe Valeras, der einen Putsch der Freestaters bef�rchtete.

Valera ging als unbestrittener F�hrer Irlands aus der Wahl hervor. Mit einer Landreform und vor allem einer umfangreichen Sozialgesetzgebung kam der Regierungschef den Republikanern entgegen. Die gewaltt�tigen Zusammenst��e mit Cumann na nGaedheal und den Blueshirts nahmen kein Ende, aber solange die IRA damit Valera die M�glichkeit zum Vorgehen gegen seine politischen Gegner gab, wurde die republikanische Gewalt geduldet. Beispielsweise wurde eine f�r den 13. August 1933 angesetzte Gro�kundgebung der Blueshirts zum Gedenken an den ermordeten Michael Collins nach massiven Drohungen der IRA verboten. Valera nutzte die Spannungen zum generellen Verbot der Blueshirts - die Opposition schlo� sich nun unter dem Namen Fine Gael zusammen.

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2. Radikalisierung und Verbot

Im M�rz 1933 er�ffnete die IRA eine Protestkampagne gegen die Ausweisung des amerikanischen Kommunisten Gralton und irritierte viele Katholiken. Im gleichen Monat ver�ffentlichte der Army Council einen seiner zahlreichen Verfassungsentw�rfe. Jeglicher Besitz an Grund und Boden sollte verstaatlicht werden, ein staatliches Absatzsystem f�r den Verkauf der landwirtschaftlichen Erzeugnisse sorgen. Alle Industriebetriebe waren f�r die Verstaatlichung inclusive staatlichem Warenabsatz vorgesehen. Ein warnendes Zeichen h�tte eigentlich schon das Vorgehen Valeras gegen die im Sommer 1933 neugegr�ndete irische KP sein m�ssen, ferner bildete der ehemalige IRA-Stabschef Frank Aiken eine regierungstreue Miliz, welche der IRA mit risikoloser Soldatenspielerei zusehends den Nachwuchs streitig machte. Bereits im Herbst hatte die IRA-Gewalt gegen Fine Gael ein derartiges Ma� erreicht, da� die Armee einschreiten mu�te.

Auf der IRA Army Convention, dem Treffen der von den milit�rischen Einheiten bestimmten Delegierten, von 1934 regte Michael Price an, die republikanische Bewegung solle sich zur Arbeiterrepublik bekennen und den irischen Staat bis zu seinem Zusammenbruch bek�mpfen. Ebenso wie ein von Peadar O�Donnell propagierter Kongre� zu programmatischen Fragen wurde dieser Vorschlag vom Oberkommando verhindert. Es g�rte innerhalb der Bewegung, und die Komintern lobte die Massenarbeit der IRA. Moskau verglich die Lage in Irland mit dem Revolutionsjahr 1917: Der "Zar" Cosgrave war gest�rzt, und der "irische Kerenski" de Valera an der Macht.

Im April 1934 hielt die IRA-Linke ein separates F�hrungstreffen ab, an dem sich auch Vertreter linksextremer Splittergruppen um den ehemaligen KP-Vorsitzenden Rory Connolly beteiligten. Ein vor allem von ehemaligen Vertretern der politischen Plattform Saor �ire getragenes Manifest verk�ndete, die gesamtirische Republik sei nicht ohne die Vernichtung des Kapitalismus zu erreichen. Dem Army Council hielt man vor, nicht begriffen zu haben, da� die wirtschaftspolitischen Ma�nahmen Valeras nur der St�rkung des Kapitalismus dienten. Man k�ndigte die Einberufung eines Kongresses an, um die ausgebeuteten und unterprivilegierten Bev�lkerungsgruppen zu sammeln. Die Mehrheitsfraktion der Linken um Connolly strebte die Gr�ndung einer neuen Oppositionsbewegung gegen das gesamte System an, w�hrend O�Donnell eine antiimperialistische Einheitsfront von Republikanern und Gewerkschaften vorschwebte. Der Army Council untersagte allen IRA-Volunteers die Unterst�tzung der Kongre�bewegung und widmete sich seinem Privatkrieg gegen die Blueshirts, der jetzt auch zu Auseinandersetzungen mit der Staatsgewalt f�hrte. Alleine 1934 wurden von Sondergerichten 349 Blueshirts und 102 Republikaner abgeurteilt.

Am 13. Oktober 1934 hielt die Kongre�bewegung ihre angek�ndigte Versammlung ab. Unter den 186 Delegierten befanden sich rund 30 aus Belfast, wo der unionistische Terror langsam zu einem Erstarken der Republikaner f�hrte. Connolly wollte die latente Militanz der Arbeiter erwecken, den Kapitalismus bek�mpfen und durch eine konfessions�bergreifende Politik auch protestantische Proletarier aus Nordirland gewinnen. Die Anh�nger O�Donnells verabschiedeten eine abgeschw�chte Resolution, in welcher aus taktischen Gr�nden die Arbeiterrepublik-Propaganda abgelehnt wurde - dieser Weg liefere Fianna F�il nur weltanschauliche Argumente gegen die Republikaner. In jedem Falle wurde der von Valera verk�rperte Kapitalismus als Hindernis f�r die Republik angesehen. Bei der Abstimmung setzte sich O`Donnells Einheitsfrontkurs mit 99 gegen 84 Stimmen durch. Die Gewerkschaften und Labour lehnten indessen eine Unterst�tzung des Kongresses ab, ebenso wie die um ihren Besitz f�rchtenden Kleinbauern. Immerhin konnte die Mehrheit der IRA-Brigade Dublin gewonnen werden. Hier gab es seit 1932 bescheidene Ans�tze eines �berkonfessionellen Klassenkampfes gegen die kapitalistische Ausbeutung. Herausragend war die Unterst�tzung eines protestantischen Eisenbahnerstreiks durch die Belfaster IRA, bei der ein Polizist erschossen wurde. Diese Ans�tze verfl�chtigten sich im Juli 1935 angesichts schwerer Pogrome in der Falls Road. Es gab 11 Tote und 574 Verletzte, zumeist Katholiken, die von Protestanten aus der Shankill Road angegriffen wurden. Insgesamt wurden 439 katholische H�user zerst�rt, und 2241 Katholiken fl�chteten aus Belfast.

O�Donnells Kongre�bewegung verpuffte in der Folgezeit im luftleeren Raum. Ihr letztes Lebenszeichen sollte die Entsendung der Kompanie "James Connolly" unter Frank Ryan sein, die innerhalb der Internationalen Brigaden gegen die Franco-Truppen k�mpfte. Die gro�e Mehrheit der Iren stand aus religi�sen Gr�nden auf Seiten Francos, auch wenn es gro�e Sympathien f�r die Unabh�ngigkeitsbestrebungen der Basken und Katalanen gab. Der Army Council intensivierte derweil seine in alle Richtungen ausgreifende Terrorkampagne bis hin zur spektakul�ren Ermordung des britischen Admirals Somerville im M�rz 1936. Im Juni (nach anderer Lesart bereits im Juni 1935) wurde die IRA verboten. Stabschef Maurice Twomey erhielt eine langj�hrige Haftstrafe, und die mit Hilfe der IRA etablierten Unterdr�ckungsmechanismen des Staates gegen Oppositionelle richteten sich nun gegen sie selbst. Staatlicher Druck und die antikommunistische Haltung weiter Teile der irischen �ffentlichkeit verringerten den politischen Einflu� der IRA erheblich.

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3. Kampf gegen England

Im Sommer 1936 zeichnete sich eine Umorientierung der bislang vorwiegend auf die Machtergreifung in S�dirland fixierten IRA ab. Am 15. August ver�ffentlichte der "Daily Telegraph" ein Interview mit S�an Russell, dem neuen Stabschef der IRA. Der weitsichtige Russell erkannte die Zeichen der Zeit und erkl�rte, man werde eine milit�rische Auseinandersetzung zwischen Gro�britannien und Deutschland auszunutzen wissen. Die Ereignisse der Jahre 1937 und 1938 trieben die Umorientierung voran. Fianna F�il r�ckte politisch immer weiter nach rechts und glich sich 1938 mit den Briten aus, so da� die republikanische Bewegung ohne jeden Verb�ndeten dastand.

Schon am 13. Mai 1937 sprengte ein IRA-Kommando ein britisches K�nigsstandbild in Dublin in die Luft. Der Besuch des britischen K�nigspaares in Nordirland wurde Anla� der ersten gro�angelegten Terroroffensive in den Six Counties. In Belfast scheiterte ein Bombenanschlag auf die Monarchen. Am 8. Dezember 1938 �bertrugen die letzten �berbleibsel des 1921 gew�hlten Zweiten D�il, des letzten von der IRA anerkannten irischen Parlaments, alle Exekutivbefugnisse auf die IRA Army Executive, eine Art Politb�ro mit 12 Mitgliedern. Diese von der Army Convention gew�hlte "Regierung" wiederum bestimmte die Mitglieder des Army Council, des IRA-Oberkommandos. In milit�rischen Dingen operierte das Oberkommando v�llig autonom, stellte also die eigentliche Machtzentrale der Untergrundarmee dar. Die IRA schlo� sich wieder mit dem politischen Republikanismus zusammen, der nun rasch von ihr absorbiert wurde. Fortan stellte die Army Executive in republikanischen Augen die einzig legitime Regierung Irlands dar.

Russell orientierte die Strategie der IRA neu. Die britischen Kolonialherren sollten nun dort getroffen werden, wo sie am verwundbarsten waren - in England selbst. Hauptziele waren milit�rische Einrichtungen und die Infrastruktur, wobei Menschenleben m�glichst zu schonen waren. Die geplante Offensive erhielt den Namen S-Plan - S wie Sabotage. Schottland und Wales wurden von den Operationen ausgenommen, da deren Bewohner als keltische Bruderv�lker galten. Eine Minderheit im Oberkommando pl�dierte daf�r, den operativen Schwerpunkt nach Nordirland zu verlegen. Hier hatte jedoch vor allem die IRA-Einheit in Belfast schwere Schl�ge infolge nachrichtendienstlicher Unterwanderung hinnehmen m�ssen und befand sich nachhaltig in der Defensive.

Am 12. Januar 1939 lie� die Army Executive dem britischen Au�enminister Lord Halifax ein Ultimatum zukommen. Das IRA-"Politb�ro" erkl�rte sich zur einzig legalen Regierung Irlands und forderte den Abzug aller britischen Truppen von der Insel. London wurden vier Tage f�r die Abgabe einer entsprechenden Absichtserkl�rung gegeben. Diese erfolgte aus begreiflichen Gr�nden nicht, und am 16. Januar detonierten sieben Sprengs�tze in britischen Kraftwerken, die u.a. London, Manchester und Birmingham mit Strom versorgten. Bis zur Jahresmitte ver�bte die IRA 127 Anschl�ge in England (davon 57 in London), wobei es nur zwei Todesopfer gab. Im Juni 1939 verabschiedete das irische Parlament zur Beruhigung der Briten die Offences against the State Act - Milit�rtribunale und Internierungslager sollten S�dirland endlich befrieden. Die Treason Act drohte bei besonders schweren F�llen staatsfeindlicher Untergrundaktivit�ten die Todesstrafe an.

Seit Anfang 1939 stand S�an Russell in Verbindung mit Carl Heinz Petersen, dem Irlandkorrespondenten des Deutschen Nachrichtenb�ros in Dublin. Das Reichspropagandaministerium begann jedoch erst im Mai mit einer zaghaften Unterst�tzung der Republikaner, nachdem die Briten eindeutig Stellung f�r Polen und gegen Deutschland bezogen hatten. Anfang Juni reiste Russell als Sondergesandter der republikanischen Bewegung in die USA. Er versuchte, die Amerika-Iren zum Widerstand gegen die probritische Politik Roosevelts zu mobilisieren. Mittlerweile hatte das RPM durch die Fichte-Gesellschaft F�hlung zur IRA aufgenommen, und auch die deutsche Abwehr trat auf den Plan. James O�Donovan reiste im Sommer dreimal nach Berlin und Hamburg und erhielt Geld und Waffen ausgeh�ndigt. Als Gegenleistung bot er Berlin f�r den Kriegsfall die Einrichtung eines Funkdienstes an.

Im Juli 1939 traten auch in Gro�britannien versch�rfte Antiterrorgesetze in Kraft. Als am 25. August eine gegen eine Transformatorenstation in Coventry gerichtete Operation ihr Ziel verfehlte, detonierte der Sprengsatz inmitten einer belebten Stra�e. Es gab 5 Tote und 70 Verletzte. Die britische �ffentlichkeit war entsetzt, und zur Beruhigung richteten die Briten 1940 mit Peter Barnes und James McCormack zwei Unschuldige hin, was den prodeutschen Gef�hlen in Irland Auftrieb gab.

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4. Zweiter Weltkrieg

England d�mmte die IRA-Kampagne nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges mit massiven Polizeima�nahmen ein, und auch Valera ging gegen die IRA vor, da er sein Land nicht als Aufmarschbasis sehen wollte. Die Bombenkampagne der Republikaner gef�hrdete die irische Neutralit�t und konnte einen idealen Vorwand f�r einen britischen Einmarsch darstellen. Die IRA �berzog ihr Konto endg�ltig, als sie am 23. Dezember 1939 das Armeedepot Phoenix Park/Dublin ausr�umte. Bis Kriegsende wurden 6 IRA-Aktivisten hingerichtet, 3 weitere hungerten sich im Gef�ngnis zu Tode. Irland inhaftierte 500 Republikaner ohne und 600 mit Gerichtsverfahren. Der H�chststand wurde 1943 mit 653 Internierten erreicht.

Der in den USA vom Kriegsausbruch �berraschte Russell kehrte im Januar 1940 nach Europa zur�ck. In Genua ersuchte er den deutschen Generalkonsul, ihn zur Organisation des antibritischen Kampfes nach Irland zu schleusen. W�hrend die Abwehr dem Vorschlag positiv gegen�berstand, warnte Deutschlands Gesandter Hempel aus Dublin, die Briten k�nnten die IRA-Aktivit�ten als Anla� f�r eine milit�rische Besetzung des f�r den Schutz der transatlantischen Seewege bedeutenden Irland nutzen. Unterstaatssekret�r Woermann, Leiter der Politischen Abteilung im Ausw�rtigen Amt, warnte Reichsau�enminister Ribbentrop, ein B�ndnis mit der IRA habe erst Erfolgsaussichten, wenn London in Schwierigkeiten sei. Russell wurde nach Deutschland gebracht und dort vom Sonderbeauftragten Veesenmeyer betreut. Immerhin griff die deutsche Propaganda nach der Hinrichtung von zwei IRA-Aktivisten in Birmingham im Februar das Thema Irland begierig auf.

Abwehrchef Canaris machte sich im Sommer 1940 selbst�ndig und beauftragte Hauptmann Goertz, eine Kooperation mit den Iren einzuleiten. Mit kleinen Yachten und Kuttern wurden wiederholt deutsche Agentenkommandos und Spezialeinheiten der "Brandenburger" nach Irland gebracht. Diese Kommandos steuerten - stets behindert durch mangelnde Landeskenntnis und Dilettantismus - funktechnisch Luftangriffe, befreiten abgesprungene Flieger und sprengten u.a. ein Kraftwerk bei Edinburgh in die Luft. Die Zusammenarbeit mit der IRA gestaltete sich infolge der Eigenwilligkeit der Iren wenig produktiv. Als L�sung wurde der Transport Russells nach Irland angesehen, aber dieser erlag am 14. August 1941 auf der �berfahrt an Bord eines deutschen U-Bootes einem Herzinfarkt. Zu allem �berflu� flog kurz vorher der kommissarische IRA-Stabschef S�an Hayes als britischer Doppelagent auf.

Gegen den Willen des Ausw�rtigen Amtes wollte die Abwehr Russell nach Irland schleusen, um die IRA zur Unterst�tzung der irischen Truppen gegen eine etwaige britische Invasion vorzubereiten. Im Falle einer deutschen Landung in England oder Irland sollte die IRA das Landungskorps unterst�tzen. Ribbentrop unterrichtete jedoch im Sp�tsommer durch Hempel die irische Regierung, das Reich beabsichtige keinesfalls eine Invasion auf der Insel. Deutschland werde keinerlei Aktionen unternehmen, solange Irland seine Neutralit�t bewahre. Es gebe auch keine F�nfte Kolonne der Deutschen auf der Insel. Im November verhafteten die Briten den mittlerweile in Nordirland befindlichen Goertz, der unter ma�loser �bersch�tzung seiner M�glichkeiten davon tr�umte, mit Hilfe der IRA 8000 Mann gegen England zu mobilisieren. Das bedeutete auch das Ende von Planungen, eine deutsche Milit�rmission zur IRA zu entsenden. Mit dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 war eine Zusammenarbeit in den Augen der IRA ohnehin als rechtslastiges Abenteurertum diskreditiert. Bis 1944 stellte die deutsche Gesandtschaft in Dublin eine nachrichtendienstliche Drehscheibe des Krieges dar, was letztlich zur v�lligen Isolation Irlands durch Briten und Amerikaner f�hrte.

Zur gleichen Zeit erlebte Nordirland einen wahren Kriegsboom. Von hier aus wurden die transatlantischen Seewege nach Glasgow und Liverpool gesichert, mit den Werften und den Short-Flugzeugwerken stellte Belfast einen wichtigen kriegswirtschaftlichen Standort dar und wurde durch deutsche Luftangriffe noch schwerer getroffen als Coventry. Nach Angaben von US-Historikern entschied der riesige St�tzpunkt der US Navy in Derry die Geleitzugschlachten im Nordatlantik zugunsten der Alliierten. Ferner stellte Nordirland das Sprungbrett der Amerikaner nach Europa dar. Sie flogen ihre Langstreckenbomber via Nordirland ein, und schon im Januar 1942 landeten die ersten US-Soldaten in Belfast. London verzichtete allerdings auf die Einf�hrung der Wehrpflicht f�r Nordirland, um den katholischen Widerstand nicht zu provozieren.

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5. Neubeginn und Border Campaign

Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatte die republikanische Bewegung ihr bislang geringstes Ansehen und ihre gr��te Schw�che erreicht. Dennoch versammelten sich unmittelbar nach Kriegsende alle noch lebenden und nicht internierten Mitglieder der Army Executive von 1938 und stellten die politische Handlungsf�higkeit der IRA wieder her. Im Jahr 1946 bildeten die Republikaner die neue Partei Clan na Phoblachta unter dem IRA-Veteranen S�an McBride. Der Clan griff das alte Programm Valeras mit Wiedervereinigung, Austritt aus dem Commonwealth of Nations, aktiver Sprachenpolitik zur Rettung des G�lischen, finanzieller Unabh�ngigkeit, St�rkung der Wirtschaft und sozialen Reformen auf. Der Hauptgegner blieb Gro�britannien. London bek�mpfte in den Augen der Republikaner durch seine direkte Herrschaft in Nordirland und die indirekte Kontrolle S�dirlands ein sozialistisches Irland, um eine Kuba-Situation mitten im Atlantik zu verhindern. Als privilegiertes Element habe es die nordirischen Unionisten und deren Protestant State geschaffen. Die Unionisten sollten sich als gleichberechtigte B�rger in einen irischen Gesamtstaat einf�gen. Neben jungen Nationalisten str�mten der Partei vor allem Protestw�hler zu.

Bei den irischen Parlamentswahlen vom Februar 1948 wurde Clan na Phoblachte nach Fianna F�il und Fine Gael mit 13,2 % der Stimmen noch vor der Labour Party zur drittst�rksten Partei. In der neuen Regierung Costello unter der Fine Gael, dem ersten Koalitionskabinett in der Geschichte Irlands, war auch die Clan na Phoblachta vertreten, die haupts�chlich durch Protestw�hler erstarkte. Das Kabinett amnestierte alle IRA-Gefangenen und k�ndigte die staatsrechtliche Bindung an die britische Krone g�nzlich auf - bis hin zum Austritt aus dem Commonwealth. Der allm�hliche Wiederaufstieg der Untergrundarmee lief an. Ein weiterer beg�nstigender Faktor war, da� die polizeiliche Zusammenarbeit zwischen Dublin und Belfast ein absolutes Tief erreichte. Die Social Welfare Act fa�te Valeras Sozialma�nahmen zusammen und baute sie erheblich aus. Am 17. Mai 1949 erkannte London die Republik Irland an, beharrte jedoch auf dem Besitz Nordirlands als einem Bestandteil des Vereinigten K�nigreiches. Die Republikaner starteten eine effektive Kampagne gegen die Teilung der Insel. Ein wichtiger Faktor f�r ihr Erstarken war eine neue, dynamische F�hrungsschicht der IRA unter Stabschef S�an Cronin. Es gelang jedoch nicht, eine nennenswerte Einheit in Belfast zu schaffen - dies sollte erst den Auswirkungen der Krawalle von 1968/69 vorbehalten bleiben.

Die Reorganisation des milit�rischen Fl�gels der Bewegung f�hrte wieder zur Abkehr von der Politik. Schon bei den Parlamentswahlen von 1951 fiel Clan na Phoblachta auf ganze 4,1 % der Stimmen zur�ck und schied aus der Regierung aus, die nunmehr wieder von Valeras Fianna F�il gestellt wurde. Im Mai 1954 erreichte sie ebenfalls nur 4 %, aber Costello kehrte erneut f�r drei Jahre in die Regierungsverantwortung zur�ck. In Irland waren paramilit�rische �bungen der IRA (zumindest unter Costello) wieder an der Tagesordnung. Der Army Council ignorierte die Feindseligkeit der irischen Spezialeinheiten und untersagte seinen Volunteers, auf Landsleute zu schie�en. Alle Operationen in S�dirland wurden eingestellt. Die Republikaner wollten den internen B�rgerkrieg beenden und sich eine Operationsbasis gegen Nordirland sichern. Waffen wurden nur noch in Nordirland geraubt, bei R�ckz�gen �ber die Grenze versteckte man sie zuvor. Der Council erkannte, da� eine Offensive gegen den Protestant State auf die Sympathie der Iren rechnen konnte.

Cronin setzte einen Partisanenkrieg gegen die nordirische Polizeitruppe RUC durch, obwohl die IRA hierf�r keinesfalls ausreichend bewaffnet war. Die Minderheit wollte strategische Schl�ge gegen Transportsystem und Kommunikation f�hren, um gleichzeitig die Katholiken auf eine Kampagne des zivilen Ungehorsams vorzubereiten. Dieser Kampagne wiederum w�rde �bergriffe der B-Specials und der RUC ausl�sen und die IRA �ffentlich berechtigen, die Katholiken zu verteidigen. Ermutigend war, da� im Mai 1955 die Republikaner Philip Clarke und Tom Mitchell f�r Nordirland ins britische Unterhaus gew�hlt wurden. Beide beteiligten sich als IRA-Mitglieder an einem Anschlag auf die RUC-Kaserne in Omagh und sa�en hierf�r je 10 Jahre im Gef�ngnis. Im S�den hatten sich bereits republikanische County Councils als Basisorganisation gebildet und nutzten den Erfolg propagandistisch aus.

Im November 1956 er�ffnete die IRA die sogenannte Border Campaign gegen Nordirland, indem sie sechs nordirische Grenzstationen �berfiel und niederbrannte. Durch die Zerst�rung von Verwaltung und Infrastruktur sollten entlang der Grenze schrittweise befreite Zonen geschaffen und der Einflu� der protestantischen Regierung in Belfast zur�ckgedr�ngt werden. Nach einer Terrorwelle verh�ngte die Nordirland am 15. Dezember den Ausnahmezustand. Es zeigte sich jedoch, da� Ausbildung und Ausr�stung der IRA den Anforderungen keinesfalls gewachsen waren. Anfang 1957 kamen zwei Volunteers bei einem Anschlag auf die Brookeborough-Kaserne im nordirischen Fermanagh ums Leben, wenig sp�ter sprengte sich ein F�nf-Mann-Kommando an einer Grenzstation mit seiner eigenen Bombe in die Luft. Der erste von der IRA get�tete RUC-Beamte war ausgerechnet ein Katholik. Noch vor Ende Januar 1957 erbeutete der britische Nachrichtendienst die Operationspl�ne der IRA, und die Border Campaign verlief bis Anfang 1962 im Sande. Die Beziehungen zwischen Dublin und Belfast verschlechterten sich weiter, und der militante Unionismus in Nordirland wurde nachhaltig angeheizt, w�hrend eine Solidarisierung der nordirischen Katholiken ausblieb.

Die irischen Parlamentswahlen im Mai 1957 spalteten den politischen Fl�gel der republikanischen Bewegung. Das IRA-Oberkommando reaktivierte die Partei Sinn F�in, behielt sich aber die politische F�hrung des Republikanismus vor, solange es nicht die Befugnisse des Zweiten D�il auf den Parteivorstand �bertragen hatte. McBrides Clan na Phoblachta versank mit 1,7 % in der Bedeutungslosigkeit, wogegen Sinn F�in mit 4 % und 66.000 Stimmen einen Achtungserfolg erzielte. Die 4 Abgeordneten nahmen getreu der republikanischen Tradition ihre nicht Sitze nicht ein. Hochburgen der republikanischen Bewegung waren Kerry mit 25 %, Monaghan mit 20 % und Leitrim mit 16 % der W�hlerstimmen. Dublin bekam wieder einmal eine Fianna F�il-Regierung unter Valera, die mit aller H�rte gegen die IRA vorging und unter Berufung auf die Sondergesetze Hunderte im Lager Curragh internierte. Die Border Campaign war auf beiden Seiten der Grenze ein - milit�rischer - Mi�erfolg und wurde Anfang 1962 eingestellt.

(Fortsetzung folgt)

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Weitere Teile �ber die Irisch-Republikanische Armee:

Die Irisch-Republikanische Armee:�Teil 1�- Die Wurzeln des Nordirlandkonfliktes

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 2 -�Osteraufstand, B�rgerkrieg und Zwanziger Jahre

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 3 - Drei�iger Jahre, Zweiter Weltkrieg und Wiederauferstehung
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 4 - Der Weg in den B�rgerkrieg
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 5 - B�rgerkrieg in Nordirland
Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 6 - Hungerstreik

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 7 - Waffen und Wahlurnen

Die Irisch-Republikanische Armee: Teil 8 - Der Weg zum Karfreitagsabkommen

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Gewaltverzichtserkl�rung der Provisional IRA [von Richard Schapke]

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