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Falange Espanola - Nationalsyndikalismus in Spanien
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Teil 7: Zweiter Weltkrieg - die letzte Chance (1939)
Verfasser: Richard Schapke, im Oktober 2004
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Bei Kriegsausbruch erkl�rte sich Spanien, entsetzt �ber den Hitler-Stalin-Pakt, f�r neutral. Franco nutzte jedoch im Sommer 1940 die Lage, um Tanger zu annektieren und erkl�rte sich als „nicht kriegf�hrend“. Pressionen der Briten (Spanien war von amerikanischen Treibstoff- und Nahrungsmittellieferungen abh�ngig) verhinderten einen Kriegseintritt, eine gewichtige Rolle spielte nat�rlich auch die mangelnde Bereitschaft Hitlers, auf Francos zu Lasten Frankreichs gehende Forderungen einzugehen.
Die ersten Jahre des Zweiten Weltkrieges sahen eine Phase heftiger Machtk�mpfe zwischen den verschiedenen Fraktionen des Franco-Regimes. Zu nennen sind hier die radikalen Altfalangisten, Serrano Suners „faschistische“ Neofalangisten, autorit�re Milit�rs und Technokraten sowie klerikal-konservative Zirkel. In Verwaltung und Regierungsposten herrschte eine klare Dominanz der Streitkr�fte, aber dichtauf kam die Falange. Zun�chst kann man von einer Koherrschaft beider Gruppierungen sprechen. Die FET entwickelte sich zur Massenorganisation mit 650.000 Mitgliedern, auf dem H�hepunkt 1942 waren es sogar 932.000. An die Stelle der radikalen Kampfgruppen der mittleren 30er Jahre trat jedoch eine ineffektive, uninteressierte, opportunistische Masse. Der Aufbau eines straffen Organisationssystems nach deutschem Vorbild scheiterte. Vorgesehen waren Distrikte, Sektionen, Stra�enbeauftragte und Blockwarte in den gr��eren St�dten. Vor allem bei den Altmitgliedern machte sich bald Frustration breit, sie zogen sich aus dem politischen Kampf zur�ck.
Denkfabrik der Bewegung sollte ein Institut f�r Politische Studien werden, doch dieses operierte weitgehend im luftleeren Raum. Hervorzuheben ist der radikalfalangistische Ansatz, nachdem der Faschismus nichts anderes als die Nationalisierung der Ideen von Karl Marx sei. Zu erw�hnen ist auch Juan Beneyto P�rez als spanischer Propagandist des F�hrerprinzips. La�n Entralgo definierte den Falangismus 1941 als Bestandteil der nationalproletarischen Revolution, zu der auch Faschismus und Nationalsozialismus zu rechnen waren. Das unter Jos� Miguel Guitarte wiederbelebte Studentensyndikat SEU agitierte gegen die reaktion�ren Tendenzen in Franco-Spanien, vor allem Generalsekret�r Enrique Sotomayor forderte die nationalsyndikalistische Jugendfront.
Bei Ausbruch des Weltkrieges kontrollierte die Falange sieben Ministerien. Ram�n Serrano Suner fungierte als Innenminister und Chef der zum Regierungsorgan erhobenen Junta Pol�tica. Alfonso Pena Boeuf war Minister f�r �ffentliche Arbeiten, Oberst Juan Beigbeder bekleidete des Au�enministerium, General Juan Yag�e das Luftwaffenministerium. Minister ohne Fachbereich waren FET-Generalsekret�r General Agust�n Munoz Grandes (zugleich auch Chef der Parteimiliz), sein Vize Pedro Gamero del Castillo und Rafael S�nchez Mazas als Vizevorsitzender der Junta Pol�tica. Weitere Falangisten in wichtigen Positionen waren Jos� Antonio Gir�n als Chef des Veteranenverbandes und Manuel Vald�z Larranaga als Unterstaatssekret�r f�r Arbeit. In der Regierung sa� kein einziger Altfalangist, obwohl Yag�e und Munoz Grandes den radikalen Althemden nahe standen. In der Junta Pol�tica befanden sich mit Dionisio Ridruejo, Miguel Primo de Rivera (Parteichef Madrid) und Jos� Mar�a Alfaro nur drei Althemden, im Consejo Nacional stellten die Altfalangisten unter den 100 Mitgliedern nur 24 Vertreter.
Bei den Altfalangisten herrschte massive Unzufriedenheit mit der unter Franco betriebenen faktischen Restauration der vorrepublikanischen Zust�nde. Hauptprofiteure des Regimes waren die Milit�rs, die Kirche, die Gro�grundbesitzer, die Monopolbourgeoisie und die mit beiden eng verflochtene Finanzoligarchie. F�r Unmut in den Reihen der radikalen Nationalsyndikalisten sorgte nicht zuletzt die Innenpolitik Francos. Am 7. September 1939 stellte ein Gesetz die gro�agrarischen Besitzverh�ltnisse von vor 1931 wieder her. An die Stelle von Agrarreform und sozialer Umstrukturierung trat die innere Kolonisation. Das Gr�ndungsverbot f�r neue Banken vom 17. Mai 1940 leitete einen massiven Konzentrationsprozess des Finanzkapitals ein. Eine Steuerreform erh�hte lediglich die Verbrauchssteuern und schonte die besitzenden Klassen. Franco strebte nach einem Konkordat mit dem Vatikan und ordnete sehr zum Unwillen der latent antiklerikalen Linksfalangisten die Steuerfinanzierung der ohnehin schon steinreichen katholischen Kirche an.
Den falangistischen
Vorstellungen ansatzweise entgegen kam die Wirtschaftspolitik des Regimes.
Ein Gesetz vom 24. Oktober 1939 sah vor, dass f�r „nationale Belange“
bedeutsame Industrien einen Sonderstatus erhalten konnten. Einerseits kamen
sie in den Genuss erheblicher Privilegien, andererseits erhielt der Staat
das Recht, direkt in die Unternehmensentscheidungen einzugreifen. Unter den
nationalen Belangen war zun�chst der erst Ende der 40er Jahre abgeschlossene
Wiederaufbau des verw�steten Landes zu verstehen, daneben auch die autarkistische
Ausrichtung der Wirtschaft und die Landesverteidigung. Bereits am 8. September
hatte Franco die Errichtung neuer Industriebetriebe und die Umr�stung
bestehender Firmen genehmigungspflichtig gemacht. Importe konnten nur noch
mit Lizenzen des Handels- und Industrieministeriums get�tigt werden.
Faktisch wurden nur noch die allernotwendigsten Rohstoffe und Ausr�stungsg�ter
eingef�hrt - das Regime strebte schon jetzt Importsubstitution
und nachholende Industrialisierung an. Am 24. November 1939 wurden die maximalen
Auslandskapitalbeteiligungen auf 2% begrenzt und die Stimmrechte ausl�ndischer
Kapitaleigner beschr�nkt. Nichtspanische Produkte durften nur noch mit
Ausnahmegenehmigung verwendet werden, was auch f�r Importe galt. Grunds�tzlich
war die Errichtung staatlicher Betriebe vorgesehen, die jedoch Privatunternehmen
keine Konkurrenz machen durften - es sei denn, diese wirtschafteten
unrentabel. Im Januar 1941 erfolgte die Verstaatlichung aller Eisenbahngesellschaften,
die zum Verkehrsunternehmen RENFE zusammengefasst wurden.
Bedeutsam war das Gesetz �ber die Einrichtung des Nationalen Industrie-Institutes INI vom 25. September 1941, das eine staatliche Holding- und Investitionsgesellschaft schuf. Madrid schwebte eine direkte Form des staatlichen Interventionismus durch Gr�ndung und Kauf von Betrieben bzw. Erwerb von Kapitalbeteiligungen und weitreichende Vollmachten bis hin zu Enteignungen und zur Stillegung ganzer Industriezweige vor. Der noch vor Kriegsende erarbeitete Grundplan enthielt Neubauprojekte vor allem in den Grundstoffindustrien und allgemeinen Industrien. Ziel war die St�rkung grundlegender Industrie- und Wirtschaftsbereiche (Stickstofferzeugung, Kunstfaserherstellung und Baumwollanbau, ausdr�cklich auch bei unrentablen Projekten. Durch die Initiativen des INI sollten die milit�rische Verteidigung gest�rkt, die wirtschaftliche Autarkie erreicht und die privatkapitalistischen Monopole bek�mpft werden. Bezeichnenderweise stand der Staatskonzern unter milit�rischer Leitung, erst in den 50ern wurde er an die Ministerialb�rokratie abgegeben. Zun�chst wies das INI einen geringen Anteil an den Investitionen auf, aber ab Ende der 40er war ein rapider Anstieg auf 11,1 % im Jahre 1957 zu verzeichnen, was einer Versiebzehnfachung gleichkam.
Weiterhin
zerfiel Spanien in drei verschiedene Grund-St�cke. Im Landesinneren befand
sich die landwirtschaftliche Zone, gekennzeichnet von extensiver Erzeugung
von Produkten mit gro�em Weltverbrauch. Die Produktivit�t war niedrig,
man produzierte vorwiegend f�r den Binnenmarkt und Agrarbetriebe konnten
nur durch protektionistische Ma�nahmen �berleben. An den K�sten
lag die
Industriezone (Katalonien, Nordspanien, Baskenland), welche infolge von Kostenstruktur,
geringer Betriebsgr��e und mangelhafter Produktivit�t ebenfalls
f�r den Binnenmarkt produzierte und ebenso auf Protektionismus angewiesen
war. Zuletzt ist noch die ebenfalls am Mittelmeer gelegene Peripherie zu nennen.
Sie konsumierte zu hohen Preisen die Erzeugnisse des Inlandes und exportierte
ihre Erzeugnisse (Gartenfr�chte) auf den Weltmarkt. Durch ihre Exportgewinne
erm�glichte sie den Gro�teil der Importe und war essentiell f�r
einen wirtschaftlichen Aufbau aus eigener Kraft. Allerdings waren diese Exporte
stark von den Schwankungen des Weltmarktes abh�ngig, was sich naturgem��
w�hrend des Krieges verheerend bemerkbar machte. Kapitalakkumulation
erfolgte auch durch die Gro�grundbesitzer, die ihre Profite bei den
Gro�banken anlegten. Zudem sammelten die Banken Kapital an, da infolge
eingefrorener Preise und mangelnder Konsumm�glichkeiten der Arbeitnehmerschaft
„Zwangssparen" verordnet wurde. Bedeutend war ferner der Export
kriegswichtiger Legierungsmetalle wie Blei, Zink, Quecksilber und vor allem
Wolfram - Deutschland war zum wichtigsten Handelspartner geworden und
hatte aus milit�rischen, au�enpolitischen und wirtschaftlichen
Gr�nden ein nicht unerhebliches Interesse an der innenpolitischen Entwicklung
in Spanien, die verschiedene staatliche und parteiliche Dienststellen zu ihren
Gunsten zu beeinflussen versuchten.
Vor diesem Hintergrund traten die Unentwegten in den Reihen der Falange zum letzten Gefecht f�r die nationalsyndikalistische Neuordnung Spaniens an. Erstmals gewannen in dieser Phase die bislang eher diffusen Vorstellungen von einem nationalsyndikalistischen Staat konkrete Form, und mit dieser Entwicklung ist die Person Gerardo Salvador Merinos untrennbar verbunden. Salvador Merino wurde am 9. September 1939 als delegado nacional zum Chef der falangistischen Syndikate ernannt. Der neue F�hrer der Falange-Gewerkschaften, ein Altfalangist, schreckte auch vor massiven �ffentlichen Drohungen an die Adresse der reaktion�ren Bourgeoisie nicht zur�ck. Als ehemaliger Parteig�nger Manuel Hedillas verf�gte er durchaus �ber Ansehen in den Reihen des Proletariats. Salvador Merino sah in den Syndikaten ein Instrument, um den Landarbeitern und dem Industrieproletariat ein Mitbestimmungsrecht gegen�ber der Finanzoligarchie zu erk�mpfen. Er hielt sich mit seinem Planungsstab geschickt aus den innerparteilichen Machtk�mpfen heraus und kn�pfte wertvolle Kontakte zur in Spanien einflussreichen NSDAP-AO und zu den Falange-Generalen Munoz Grandes und Yag�e. Zun�chst wurden die Syndikate jedoch vom Arbeitsministerium abgekoppelt und verloren damit den Gro�teil ihrer Autorit�t. Franco konzipierte die „Gewerkschaften“ als tarifliches Kontrollorgan eines Systems, das die Privilegien der Oberschicht nicht anr�hrte und als Vollzugsorgan f�r sozialpolitische Ma�nahmen. Immerhin erhielten sie das beschlagnahmte Verm�gen der linken Arbeiterorganisationen. Ein weiteres Warnungszeichen f�r die Altfalangisten war der Sturz Sotomayors: Der SEU-Generalsekret�r forderte am 1. November 1939 in Madrid die Bildung einer revolution�ren Jugendfront zum Kampf gegen Klerikalismus, Bourgeoisie und Reaktion. Fortan standen seine Ver�ffentlichungen unter Zensur, er selbst wurde aus allen �mtern entlassen. Vor diesem Hintergrund mutet es geradezu widerw�rtig an, dass auf Gehei� Francos am 20. November der Leichnam Jos� Antonios unter gro�em Pomp von Alicante in den Escorial �berf�hrt wurde. Der Caudillo sollte sogar behaupten, der von den Roten ermordete Parteigr�nder habe ihn testamentarisch zu seinem Nachfolger bestimmt.
Im Dezember 1939 bildeten frustrierte Alte K�mpfer um Oberst Emilio Tarduchy eine illegale Junta Pol�tica, die Kontakte zu General Yag�e, dem neuen Luftfahrtminister Jos� Antonio Gir�n und dem NSDAP-AO-Landesgruppenleiter Hans Thomsen aufnahm. Als informelles Netzwerk der Unzufriedenen entstand die Falange Aut�noma, die in den kommenden Jahrzehnten mehrfach wieder aufleben sollte. Anfang 1941 stellte die illegale Junta Pol�tica ihre Aktivit�ten frustriert ein, wobei der falangistische Untergrund auf regionaler Ebene weiter arbeitete. Ein Teil der Unzufriedenen wurde durch die Zust�nde in Franco-Spanien so weit radikalisiert, dass er sich linksradikalen Widerstandsgruppen anschloss.
Am 4. Januar 1940 f�hrte Franco den n�chsten Schlag gegen die SEU, indem er die katholischen und karlistischen Studentenorganisationen in das Studentensyndikat integrierte. Durch diese Verw�sserung mit reaktion�ren Elementen sollte Guitarte der nationalsyndikalistische Zahn gezogen werden. Der Studentenf�hrer setzte seinen Kampf dennoch fort. Er strebte weiterhin nach der totalen Kontrolle der Universit�ten und betrieb den Aufbau einer studentischen Miliz. Das SEU-Organ „Haz“ wetterte weiter gegen die in Spanien grassierende Konterrevolution. Immerhin konnte das Syndikat rund 53.000 Studenten erfassen, bis ab 1942 der Niedergang einsetzte und das Regime 1943 zur Pflichtmitgliedschaft greifen musste.
Das Gesetz �ber die Syndikate vom 26. Januar 1940 definierte diese als Organ der staatlichen Wirtschaftslenkung, wobei das Syndikatssystem weitaus weniger total war als in der falangistischen Konzeption. Sie beschr�nkten sich auf die wichtigsten Industrien, und Beamte, Freiberufler und Hausbedienstete waren von der Pflichtmitgliedschaft ausgenommen. �ber die Syndikate erfolgte die Zentralisierung der Kontrolle einzelner Wirtschaftszweige und Wirtschaftsregionen, zum anderen die organisatorische Zusammenfassung von Unternehmern und Lohnabh�ngigen. Das neue Ministerium f�r Organisation und Aktion der Syndikate blieb an Planung und Lenkung des Ministeriums f�r Handel und Industrie gebunden. Die Gewerkschaften hatten offiziell keine ideologisch-politische Grundlage mehr, blieben aber die Hochburg der Altfalangisten. Salvador Merino wollte die Syndikate zur Kernstruktur eines sowohl Marxismus wie Kapitalismus �berwindenden Gesellschaftssystems machen. Daf�r mussten nach seinen eigenen Worten „die Forderungen der Werkt�tigen befriedigt und die Syndikate die m�chtigste zivile Institution Spaniens werden". Am 3. Mai 1940 k�ndigte der delegado nacional mehr oder weniger eigenm�chtig an, die Syndikate w�rden die Zust�ndigkeit f�r Preiskontrolle und Wirtschaftsintervention �bernehmen. Zudem proklamierte er die Einrichtung eines umfangreichen Sozialwerks zur Gewinnung der Arbeiterschaft. Als Ende Mai in Madrid riesige nationalsyndikalistische Kundgebungen stattfanden, zeigte sich selbst das Milit�r beunruhigt. Vor allem Kriegsminister Varela war entschlossen, dem Treiben der Parteilinken ein Ende zu machen.
Mitte Juni wurde die „Presse der Bewegung“ als falangistischer Medienkonzern gegr�ndet, der bald rund 60 Zeitungen und Zeitschriften kontrollierte. Zwar war das politische und propagandistische Niveau - von Franco gewollt - niedrig, aber um Ridruejo, Entralgo, Fox� und den eher konservativen Pem�n entstanden einflussreiche Intellektuellenzirkel. Zentrum falangistischer Kulturpoilitik wurde die Monatszeitschrift „Escorial“ um Ridruejo und Entralgo. Das Blatt propagierte den Faschismus als die Revolution der Moderne, durch die eine neue Epoche begr�nden werden sollte.
Die Spannungen zwischen der Partei und dem Staatschef trieben am 28. Juni 1940 einer ersten Eskalation zu. Generalsekret�r Yag�e forderte mit einer Reihe altfalangistisch gesonnener Offiziere unumwunden die Entlassung Serrano Suners und die Reorganisation der Falange zu einer schlagkr�ftigen und ihrem alten Programm verpflichteten Staatspartei. Franco enthob den Meuterer sofort seines Amtes und lie� ihn unter Hausarrest stellen. Generell steigerte sich das Selbstbewusstsein der Radikalen, da die Deutschen gerade Frankreich �berrannt hatten und der Nationalsozialismus faktisch Herr �ber Europa war. Die innenpolitische Lage wurde nicht zuletzt infolge von wirtschaftlichen Problemen versch�rft. Da Spaniens F�hrung aus zahlreichen verschiedenen Fraktionen bestand, zwischen denen Franco lavierte, war eine zielgerichtete Wirtschaftspolitik unm�glich. Hinzu kamen schwere Korruptionsf�lle bei in die Nahrungsmittelverteilung verwickelten unteren Parteistellen. Die Milit�rs lasteten die strukturellen Wirtschaftsprobleme der falangistischen Ideologie an und forderten gar eine Restauration der Monarchie, w�hrend die Falangisten mit dem zutreffenden Hinweis auf die divergierenden Interessen in der Wirtschaftspolitik konterten. Serrano Suner wollte Salvador Merino nun ins Kabinett einbinden und als Arbeitsminister b�ndigen. Der selbstbewusste Arbeiterf�hrer forderte jedoch dar�ber hinaus den vakanten Posten des Falange-Generalsekret�rs und das Innenministerium. Da die Erf�llung dieser Forderungen den Konkurrenten zu einem der m�chtigsten M�nner Spaniens gemacht h�tte, lehnte der selbst nach der Macht strebende Serrano Suner ab. Mit der �bernahme auch des Au�enministeriums an 17. Oktober 1940 strebte er dem H�hepunkt seiner Karriere zu - Endziel war der Posten des Ministerpr�sidenten.
Ein Gesetz vom 6. Dezember 1940 rief die Jugendfront als diffuse Massenorganisation ohne klare ideologische Ausrichtung ins Leben. Die von Jos� Antonio Elola geleitete Jugendfront erfasste die Kinder aller Parteimitglieder. Als harten Kern organisierten die Falangisten die freiwilligen Falanges Juveniles de Franco, die jedoch nie mehr als 18 % der Jungen und 9 % der M�dchen erfassen konnten. Unterst�tzend richtete die Frauenorganisation der Bewegung, die Secci�n F�minina, rund 1200 Jugendzentren ein.
Am gleichen Tag erging das Gesetz �ber die Grundlagen der Syndikatsorganisation. Alle spanischen Erzeuger galten fortan als Glieder der nationalen und syndikalistischen Gemeinschaft. Die Syndikate finanzierten sich durch von den Unternehmen abzuf�hrende Pflichtbeitr�ge (2 % des Bruttolohnes). Offiziell war es verboten, dass diese rein unternehmerseitigen Beitr�ge auf die Preise abgew�lzt wurden. In den Betrieben waren fortan die enlaces sindicales als Vertrauensleute zu w�hlen. Sie fungierten als Interessenvertreter und Sprecher der Arbeitnehmerschaft eines Betriebes, die sie gegen�ber dem Unternehmer und dem Syndikat vertraten. Die Falangisten installierten dar�ber hinaus in den Gro�betrieben die Juntas de Jurados als eine Art illegalen Betriebsrat. Sie werden erst per Gesetz vom 18. August 1947 legalisiert und allgemein eingef�hrt. Die F�hrungsrolle der Falange in den Syndikaten wurde festgeschrieben. Jedes Syndikat fasste die Produktionselemente der Unternehmer (Wirtschaft) sowie der Techniker und Arbeiter (Soziales) eines Wirtschaftszweiges zusammen. Zentralorgan wurde die Nationale Syndikats-Delegation. Salvador Merino schwebte vor, durch die Aufwertung der Syndikate zum Zentrum des politischen Lebens Partei und Verwaltung zu entmachten und die Nationale Syndikats-Delegation zum „Parlament“ Spaniens zu erheben - womit er sich in �u�erster N�he zum Anarcho-Syndikalismus befand. Als vertikale Einrichtungen sind die 25 Nationalen Syndikate und die National-Syndikalistischen Zentralen der Provinzen zu nennen. Sie waren die F�hrungsinstrumente und hatten die Anweisungen der Falange-Zentrale durchzusetzen. Die Aufgaben der Provinzialzentralen lauteten: „1. Die soziale Disziplin der Erzeuger auf der Grundlage der Prinzipien von Einheit und Zusammenarbeit herstellen. 2. Ihre Mitglieder gesetzlich zu vertreten. 3. F�r die Schlichtung von individuellen Arbeitskonflikten sorgen als obligatorisches Verfahren vor einer �bergabe an das Arbeitsgericht. 4. F�r die berufliche Aus- und Weiterbildung und f�r eine angemessene Verteilung der Arbeitskr�fte sorgen. 5. Im jeweiligen Bereich zum Funktionieren der Einrichtungen wie Arbeitsamt, f�r Zusammenarbeit, F�rsorge, Kredit usw. beitragen oder sie gegebenenfalls einzurichten im Rahmen der von der Provinzialdelegation der Syndikate festgesetzten Normen. 6. Bei der Aufstellung von Statistiken �ber Arbeits- und Produktionsbedingungen, Marktlage usw. mitarbeiten. 7. Das Funktionieren der �rtlichen Syndikate anleiten und �berwachen." F�r die Nationalen Branchensyndikate galt: „1. Der Regierung Vorschl�ge machen f�r die zur Disziplin und F�rderung der Produktion, die Erhaltung und Verteilung der Produktion sowie f�r die Regulierung ihrer Preise n�tigen Anweisungen. 2. Der Nationalen Syndikats-Delegation bei der Erarbeitung von Vorschl�gen zur Reglementierung der Arbeit beizustehen. 3. �ber die unteren Syndikate disziplinarische Gewalt aus�ben. 4. Jede Initiative zur besseren Produktionsorganisation f�rdern und unterst�tzen. 5. In den jeweiligen Bereichen kooperative Aktivit�ten in Produktion und Verteilung f�rdern, anleiten und gegebenenfalls selbst entwickeln..." Chef des einflussreichen Apparates war der Nationale Syndikatsdelegierte (Salvador Merino), welcher nat�rlich von Franco ernannt wurde.
Anfang 1941 trieben die Dinge ihrer endg�ltigen Eskalation zu. Serrano Suner geriet unter den Druck der radikalen Reformer-Kreise, die ihn zu innenpolitischen Konsequenzen und zum Handeln gegen das Erstarken von Wirtschaftskreisen, Armee und Reaktion aufforderten. Zu nennen sind hier vor allem Salvador Merino, Miguel Primo de Rivera als jefe provincial von Madrid, Demetrio Carceller als Minister f�r Industrie und Handel und Dionisio Ridruejo als Propagandachef. Der Reformerkreis verlangte ultimativ vom vermeintlich starken Mann der Bewegung, Franco die direkte Kontrolle �ber die Falange zu entrei�en, die Partei zu festigen und ihr die F�hrungsrolle im Staat zu verschaffen - oder auf seine pseudofalangistischen Posen zu verzichten und sich offen als Reaktion�r zu bekennen. Franco sollte auf den repr�sentativen Posten des Staatspr�sidenten abgeschoben werden. Serrano Suner war als Ministerpr�sident und Au�enminister vorgesehen, sollte aber die Ministerien f�r Inneres und Erziehung an radikale Falangisten vergeben. Die Ministerien f�r Landwirtschaft, Handel und Industrie sollten zu einem funktionierenden Wirtschaftsministerium zusammengeschlossen werden. Zudem forderten die Parteirebellen die S�uberung von Verwaltung und Partei von den G�nstlingen Serrano Suners. Bei Nichterf�llung drohten sie aktive Sabotage der Regierungs- und Verwaltungsarbeit und passive Schw�chung der Partei durch Massenaustritte an. Serrrano Suner stand vor einem Dilemma: Sollte er als Kopf der Reformer Ministerpr�sident werden oder das Ziel alleine anstreben?
Das politische Gewicht Salvador Merinos steigerte sich noch weiter, als er auf Betreiben der NSDAP-AO propagandawirksam ins Reich eingeladen wurde. Hier besichtigte er Anfang Mai 1941 Einrichtungen und Organisationsstruktur der Deutschen Arbeitsfront und traf mit Robert Ley und Joseph Goebbels zusammen. Eine Begegnung mit Rudolf Hess entfiel, da dieser sich auf seine nebul�se Friedensmission nach England begab. In Berlin machte Salvador Merino ein Angebot an Goebbels: Ein nationalsyndikalistisches Spanien k�nnte auf deutscher Seite in den Krieg eintreten. Hierf�r war allerdings deutscher Druck auf Franco vonn�ten, damit der Milit�rdiktator den Reformern den Weg freimachen und der Entmachtung Serrano Suners zustimmen w�rde. Zur gleichen Zeit forderten Miguel und Pilar Primo de Rivera Franco ultimativ auf, die Rolle der Falange zu st�rken und eine Belebung der amorphen Partei zu gestatten. Serrano Suner trat die Flucht nach vorn an und attackierte �ffentlich in scharfen Worten den politischen Stillstand und den Vormarsch der Reaktion.
Franco, in seiner phlegmatischen Haltung in innerparteilichen Fragen an Hitler erinnernd, sah sich nun zum Handeln gen�tigt. Am 5. Mai entzog er seinem Schwager Serrano Suner das Innenministerium und ernannte Oberst Valant�n Galarza zum Nachfolger. Die Schw�chung Suners nahm den Reformern den Wind aus den Segeln und provozierte - wie von Franco beabsichtigt - eine Regierungskrise. Sage und schreibe 10 jefes provinciales traten aus Protest zur�ck, und „Arriba“, das Organ der Madrider Falangisten, griff den neuen Innenminister heftig an. Die Milit�rs forderten Genugtuung und gaben Franco den Grund, einige weitere missliebige Mitarbeiter Serrano Suners zu entlassen (der keinerlei R�ckendeckung von den Altkadern erhielt). Der Diktator belie� ihm dennoch das Au�enministerium, dazu die vom Innenministerium abgetrennte Propaganda- und Presseabteilung, da Franco ihn als Gegengewicht gegen die monarchistischen Gener�le ben�tigte. Zur Bes�nftigung der Altfalangisten trennte der angeschlagene Suner sich von einer Reihe besonders kritisierter Parteig�nger. Umgekehrt ging er zusammen mit Franco gegen den Reformerkreis vor und zerschlug ihn durch eine Reihe von Versetzungen und Entlassungen, womit sich auch der Druck auf Salvador Merino verst�rkte.
Bereits am 15. Mai 1941 erfolgte eine weitere Regierungsumbildung. Franco selbst ernannte drei anerkannte Falangisten zu Ministern und brach so das „Vertretungsmonopol“ Serrano Suners. Jos� Antonio Gir�n erhielt das Arbeitsministerium, Miguel Primo de Rivera das Landwirtschaftsministerium und Jos� Lu�s Arrese wurde Vizegeneralsekret�r und Parteiminister. Dionisio Ridruejo, zweifellos der brillanteste Kopf in den Reihen der Falange, wurde als Propagandachef entlassen, ebenso sein Mitarbeiter Tovar und S�nchez Mazas. Zun�chst bestand auch weiterhin eine h�chst labile innenpolitische Lage, in der Francos Herrschaft jederzeit durch die Alt- und Neuhemden sowie Monarchisten in Frage gestellt werden konnte. Arrese s�uberte nun zusammen mit Suner die Partei von allzu renitenten Elementen. Bizarrerweise handelte es sich bei dem neuen Besen um einen der ehemals radikalsten Altfalangisten. Arrese wurde nach dem Sturz Hedillas 1937 kurzzeitig auf Befehl Francos inhaftiert, sp�ter war er der geistige Vater der spanischen Sozialpolitik. Allerdings war auch ihm klar, dass die innenpolitischen Probleme auf Francos Politik des Taktierens und der Kompromisse zur�ckzuf�hren waren. Durch die St�rkung Arreses hoffte Franco, Serrano Suner weiter zu isolieren. Dar�ber hinaus sollte der neue Mann die Partei st�rker zusammenfassen und weltanschaulich ausrichten, um einerseits den Hardlinern und andererseits den Monarchisten entgegenzutreten.
Bei Beginn des deutschen Ostfeldzuges sagte Spanien Berlin die Entsendung von Freiwilligen zu. Der Krieg im Osten war in der spanischen �ffentlichkeit �beraus popul�r, bei Kriegsbeginn randalierten falangistische Demonstranten vor der britischen Botschaft in Madrid. Kriegsminister Varela verhinderte die von Arrese angestrebte Aufstellung einer falangistischen Eliteformation. Die Falange beugte sich, da ihre Milizion�re kaum dem modernen milit�rischen Standard entsprachen. Diese „Blaue Division“ (nach der Farbe der falangistischen Parteihemden) z�hlte rund 19.000 Freiwillige, die zu 70 % aus den regul�ren Regimentern kamen. Dennoch wurde die divisi�n azul zu einem Ventil f�r frustrierte Falangisten und eine Form der inneren Emigration. Als die Division im Oktober 1941 an die Ostfront abging, k�mpften in ihren Reihen sieben Angeh�rige des consejo nacional und mehrere jefes provinciales. Unter den Freiwilligen der ersten Stunde befanden sich auch Ridruejo und Sotomayor, der im Osten den Soldatentod starb. Das Kommando f�hrte der von den Deutschen hoch dekorierte General Munoz Grandes.
Noch im selben Monat leitete Salvador Merino die Arbeitertagung auf dem 2. Gewerkschaftskongress der Falange, aber das Hauptreferat kam bereits von Arrese. Kurz darauf unterzeichnete dieser eine Verwaltungs�nderung, welche die Kompetenzen der Syndikate beschnitt. Am 7. Juli 1941 wurde Salvador Merino als ehemaliger Freimaurer denunziert (die Logenzugeh�rigkeit war seit 1940 strafbar), verhaftet und auf die Balearen verbannt. Ein Parteiausschlussverfahren unterblieb, da Arrese die Parteilinke nicht noch weiter gegen sich aufbringen wollte. Manuel Vald�s �bernahm die Leitung der Syndikate und s�uberte diesen von radikalen Merino-Leuten. Salvador Merino blieb zun�chst formell delegado nacional. Als er im Dezember 1941 aus der Partei ausgeschlossen wurde, meldete er sich freiwillig zur Blauen Division, um wie sein Kamerad Sotomayor an der Ostfront zu fallen. Vergebens warben die Gewerkschaftsfunktion�re um Arrese, welcher sich nun um eine Uminterpretation der Thesen Jos� Antonios bem�hte. Hierbei stand er Franco n�her als jeder andere Alte K�mpfer der Bewegung. Arrese vertrat eine Art Franco-Falangismus, gleich weit entfernt vom nihilistischen Radikalismus eines Ledesma Ramos wie vom „humanistischen Voluntarismus“ Jos� Antonios.
Salvador Merinos Sturz leitete das Ende des revolution�ren Nationalsyndikalismus ein, es siegte die autorit�r-korporativistische Richtung der katholischen Soziallehre. Der Parteiideologe Permart�n konkretisierte die Aufgaben der Syndikate: „I) Die kapitalistische �konomie in einem produktiven Sinne bewahren und f�rdern. II) Aus ihr den Freihandel des Lohnabh�ngigen und das Recht auf Aussperrung oder Streik durch die Syndikal-Korporative Organisation verbannen. III) Die �konomische Gegebenheit Kapital-Arbeit als einheitliches Ganzes betrachten, in dem �konomisch die Arbeit der F�hrung des Kapitals und beide der Regelung und Orientierung des Staates unterworfen sind." Radikalfaschistische Elemente wurden zugunsten einer abendl�ndisch-christlichen Ideologie modifiziert, die Befreiung Europas vom Kommunismus wird mit der spanischen Reconquista verglichen. Die Partei wurde noch st�rker auf die F�hrerfigur Franco ausgerichtet. Ende November 1941 ordnete Arrese eine Parteis�uberung ein. F�r 6 Monate wurde eine Aufnahmesperre verh�ngt, und man entfernte ehemalige Freimaurer, Kommunisten, Anarchisten, Regionalisten und alle bekehrten Volksfrontsympathisanten aus den Reihen der Bewegung, die somit einen Gro�teil ihrer sozialrevolution�ren Potenz verlor. Auf diese Weise sollten auch die externen Parteikritiker ruhig gestellt werden.
Am 28. November
1941 wurden per Verordnung die 12 National�mter der Falange-F�hrung
aufgel�st.
Damit verlor Serrano Suner den organisatorischen Unterbau seines Planes, die
Partei nicht als Unterbau, sondern als horizontale Erg�nzung zu den Ministerien
zu strukturieren. Der ehemalige starke Mann des Regimes war nun weitgehend
isoliert, da er bei allen Fraktionen verhasst war und als entbehrlich galt.
Parteiminister Arrese entwickelte sich immer mehr zum Gegengewicht zu Suner
als Chef der Junta Pol�tica, es kam zu st�ndigen Auseinandersetzungen.
Nunmehr bestand die Parteileitung aus vier Vizesekretariaten f�r Bewegung,
Sozialwerk, Erziehung und Hilfsdienste. Die Falange hatte nur noch �ber
die dem Au�enministerium angegliederte Propagandaabteilung und in beschr�nktem
Ma�e �ber die Syndikate Einflussm�glichkeiten.
Ein weiterer, letzter Weg zur nationalsyndikalistischen Revolution war die popul�re Division um Munoz Grandes und ihre Freiwilligen. Serrano Suner legte den Deutschen schon im November 41 nahe, durch Personalaustausch eine Reihe angeblich dringend ben�tigter Falangisten heimzuschicken. Die altfalangistischen Agitatoren sollen aus der Truppe entfernt und isoliert werden - hier ballte sich unter Munoz Grandes eine gef�hrliche radikale Gruppe zusammen, zusammengeschwei�t durch die erbitterten K�mpfe am Ilmensee. Der Kommandeur erkannte jedoch, dass es Madrid um die Entpolitisierung seiner Truppe ging. Ab Anfang 1942 betrieb die deutsche Botschaft den „Gro�en Plan, um durch offene und verdeckte Propaganda und Sympathisanten dem wachsenden westlichen Einfluss in Spanien entgegenzutreten. Schon Ende 1941 erfolgte die Gr�ndung der Deutsch-Spanischen Gesellschaft unter dem Alcazar-General Moscard�. Zeitweise stand das Land am Rande eines neutralistischen Milit�rputsches gegen Franco, da die Generalit�t das Land unbedingt aus dem Krieg heraushalten wollte.
Am 28. Januar 1942 gab Franco in Barcelona eine viel beachtete Erkl�rung �ber seine Einstellung zur Monarchie ab. Der Caudillo sprach sich f�r eine zuk�nftige Restauration des K�nigtums aus - aber erst m�sse auf dem spanischen Volk eine Basis aufgebaut werden. „Wir haben nie gesagt, dass wir das Spanien, das uns die Republik bescherte, wiederherstellen werden, oder das Spanien, das die gr��ten Teile unseres Vaterlandes verloren hat." Es handelte sich also um eine klare Absage an die liberale Monarchie. Die Falange war als Grundlage des zivilen Aufbaus vorgesehen, aber das Milit�r als staatserhaltende und ausschlaggebende Kraft. Der Diktator sprach auch vor den Vertretern der Syndikate: „Spanien ist keine Diktatur. Der Staat beabsichtigt nicht, die individuelle Eigeninitiative einzuschr�nken." Franco st�rkte langsam seine Stellung, Monarchisten und Falangisten �berdachten nun ihre n�chsten Schritte. Die Althemden bleiben unvers�hnlich und riefen zum Widerstand gegen die vers�hnlerische Parteif�hrung auf, aber erste Teile der Partei schwenkten auf den Gedanken einer falangistischen Monarchie ein.
Die Unruhe an der Basis f�hrte im M�rz 1942 zu Zusammenst��en zwischen radikalen SEU-Aktivisten und Monarchisten, wobei es zwei Tote und zahlreiche Verletzte gab. Putschger�chte gingen um, eine Bombe explodierte im Auto von Arbeitsminister Gir�n. Die Demonstrationen und Manifeste der Alten K�mpfer rissen nicht ab. Mit Duldung Arreses, aber teilweise au�erhalb seiner Kontrolle, formierte sich innerhalb der Einheitspartei FET die Falange Aut�ntica um Munoz Mateo. Hier fanden sich fast ausnahmslos antimonarchistische und nationalsyndikalistische Altfalangisten zusammen. Unter den Aut�nticos befanden sich Arbeitsminister Gir�n, Landwirtschaftsminister Miguel Primo de Rivera, Syndikatsf�hrer Vald�s, dazu reaktivierte jefes provinciales, B�rgerkriegsk�mpfer der falangistischen Miliz, zahlreiche Freiwillige der Blauen Division und nicht zuletzt General Queipo de Llano als Querulant aus �berzeugung. Die parteiinterne Oppposition forderte unter dem Eindruck der deutschen Sommeroffensive im Osten und der Siege in Nordafrika eine st�rkere Anlehnung an die Achse und wollte mit deutscher Hilfe die nationalsyndikalistische Revolution nachholen. R�ckgrat der Bewegung wurden die heimkehrenden Ostfrontfreiwilligen. General Munoz Grandes hatte sich l�ngst zum Anh�nger einer radikalen innen- wie au�enpolitischen Kurskorrektur entwickelt. Seine Gruppe definierte die Blaue Division als „Tr�gerin einer politischen Willensbildung in Spanien".
Im Mai d�mmerte Franco, dass sich das Potenzial f�r einen falangistischen Putsch zusammenbraute. Prompt erhielt Munoz Grandes seine Abl�sungsorder. Der Diktator wollte verhindern, dass der popul�re Divisionskommandeur noch mehr Anhang und Gewicht gewann. Munoz Grandes sollte nach Einarbeitung seines Nachfolgers Esteban-Infantes Mitte Juni nach Spanien zur�ckkehren. Im Rahmen eines Besuches bei deutschen Kommandostellen nutzte er die Gelegenheit, um auf die Orientierungslosigkeit der spanischen Politik, die Entschlussschw�che Francos und die innenpolitische Unf�higkeit der heterogenen Regierung hinzuweisen. In Berlin erkannte man die Bedeutung des Generals, und Abwehrchef Canaris pers�nlich erreichte den Widerruf seiner Abberufung. Franco verleugnete seine Urheberschaft und schob Serrano Suner und Varela den schwarzen Peter zu. Insgeheim trug er jedoch Sorge, dass die heimkehrenden Frontk�mpfer nicht in wichtige Positionen aufr�ckten und schaltete Freunde und Vertraute von Munoz Grandes in den folgenden Monaten zielstrebig aus. Am 12. Juli 1942 kam es in der Wolfsschanze zu einem Geheimtreffen zwischen Hitler und dem spanischen Divisionskommandeur. Beide stimmten in ihrer vernichtenden Kritik an den spanischen Verh�ltnissen �berein, und Munoz Grandes erkl�rte sich bereit, die Neuordnung Spaniens in eigene H�nde zu nehmen. Man kam zu dem Beschluss, die Ergebnisse der geplanten Offensive gegen Leningrad abzuwarten und propagandistisch f�r die Blaue Division auszunutzen - dann sollte gegen Franco vorgegangen werden. Die Deutschen nahmen in dieser Angelegenheit auch Kontakt mit Yag�e auf, doch dieser war nicht bereit, sich offen gegen Franco zu stellen. Zudem wurde er im November als Kommandierender General des X. Armeekorps nach Nordmarokko abgeschoben.
Das Gesetz �ber die Schaffung der Cortes als st�ndischer Vertretung vom 17. Juli 1942 war der Grabstein f�r die nationalsyndikalistischen Revolutionshoffnungen. Das geplante Parlament (seine Abgeordneten wurden erst im Februar 1943 berufen) sollte das Recht auf Vorbereitung und Ausarbeitung von Gesetzen erhalten, wobei sich der Caudillo weiterhin eine v�llig unabh�ngige Gesetzgebungszust�ndigkeit bewahrte. Die Cortes waren ein Partizipationsorgan mit beratender Funktion, nicht aber ein Dezisionsorgan. Die Mitglieder der neuen Volksvertretung trugen die Bezeichnung procuradores. Ein Teil wurde ernannt, ein anderer Teil erhielt aufgrund seines Amtes einen Sitz, andere wiederum wurden direkt oder indirekt gew�hlt auf Grundlage von Familie, Gemeinde und Berufsverband. Franco ernannte 50 procuradores direkt aus den Reihen der B�rgermeister und Gemeinder�te, ebenso den Pr�sidenten der Cortes und dessen Mitarbeiter. W�hlbar waren 50 B�rgermeister und Gemeinder�te als Provinzialvertreter. Unter den von Franco berufenen procuradores befanden sich zahlreiche bekannte Monarchisten. 126 Sitze gingen an die Mitglieder des von Reaktion�ren und Monarchisten dominierten Consejo Nacional bzw. an andere Spitzenfunktion�re der Staatspartei. Die Repr�sentanten der Syndikate erhielten 150 Sitze, von denen 32 auf Amtsinhaber in der Syndikatsorganisation entfielen, also oftmals auf von Franco ernannte Personen. Weitere 10 procuradores waren gew�hlte Syndikatsfunktion�re, die �brigen 104 wurden indirekt aus den Syndikaten gew�hlt, und zwar bevorzugt unter Technikern und Arbeitgebern. Insgesamt stellten die Arbeiter- und Angestelltenunionen der Syndikate nur 35 von 424 Vertretern - aber immer noch prozentual mehr als beispielsweise der Bundestag in den 70er Jahren an Gewerkschaftsvertretern aufzuweisen hatte. Die Althemden lehnten die Parlamentarisierung ab, aber das Gros der Monarchisten zeigte sich zufrieden. Durch die Verwendung des jahrhundertealten Begriffes Cortes erfolgte zudem eine Identifikation mit der monarchischen Vergangenheit Spaniens.
Die nach wie vor bestehenden Meinungsverschiedenheiten zwischen Altfalangisten und vor allem den erzreaktion�ren Karlisten wurden zusehends auf der Strasse ausgetragen. Am 16. August 1942 ehrten die karlistischen B�rgerkriegsk�mpfer, die Requet�s, ihre Gefallenen in der Kirche St. Vincent M�rtir. Ein Kommando von Altfalangisten mit dem baskischen SEU-Aktivisten Ber�stegui als Drahtzieher im Hintergrund griff nach traditioneller nationalsyndikalistischer Manier zur direkten Aktion und attackierte die Zeremonie mit Handgranaten, wobei es erstaunlicherweise nur 3 Tote und eine Reihe von Verletzten gab. Milit�rs und Karlisten waren aufgebracht, Varela sah den Vorfall als einen Angriff der Falange auf das Milit�r. Der Kriegsminister und Galarza forderten die Generalkapit�ne, also die Leiter der Milit�rbeh�rden in den Provinzen, per Zirkular zu einer Stellungnahme und zu Sympathiebekundungen auf und �bergingen dabei den im Urlaub befindlichen Franco.
Ergebnis war eine erneute Regierungskrise. Franco und Serrano Suner kehrten aus dem Urlaub zur�ck. Der Caudillo versuchte zun�chst zu vermitteln. Varela und Galarza verlangten die Amtsenthebung Serrano Suners, den sie irrt�mlich als politisch Verantwortlichen ansahen und stellten demonstrativ ihre Posten als Kriegs- und Innenminister zur Verf�gung. Arrese wusch seine H�nde in Unschuld und pl�dierte f�r eine Regierungsumbildung bei gleichzeitiger Entlassung der Hauptkonkurrenten Varela und Serrano Suner sowie f�r eine milde Bestrafung der Attent�ter. Franco vertagte zun�chst die Entscheidung. Demonstrativ wurde der Hauptattent�ter Dom�nguez hingerichtet, seine beiden Kameraden kamen in den Genuss einer Begnadigung. Am 3. September 1942 erfolgte eine �berraschende Regierungsumbildung durch Franco. General Asensio l�ste Varela als Kriegsminister ab, w�hrend Serrano Suner des Au�enministerium an den treuen Franco-Gefolgsmann Graf Jordana abgeben musste. Auch Galarza wurde wegen angeblicher Verletzung seiner Aufsichtspflicht gefeuert und durch den Rechtsfalangisten Blas P�rez ersetzt. Falange-Vizegeneralsekret�r Luna wurde als Mitwisser am Terrorakt abgel�st. Franco ernannte sich selbst zum Pr�sidenten der Junta Pol�tica, womit Serrano Suner alle politischen �mter verloren hatte und aus der politischen Szenerie Spaniens verschwand. Das neue Kabinett war weitaus homogener als die bisherigen und ein gehorsames Instrument des Caudillo ohne eigenwillige Pers�nlichkeiten. Franco hatte nun die spanische Innen- und Au�enpolitik fest in seiner Hand. Von einer einflussreichen altfalangistischen Opposition kann keine Rede mehr sein. Arrese s�uberte 1941 die Partei, nun wurde auch der letzte Einfluss in der Verwaltung gebrochen. Franco lie� fortan keinerlei Experimentierfelder f�r den Linksfalangismus mehr zu, die sozialrevolution�ren Kader verloren damit ihre Basis und ihre politischen Arbeitsm�glichkeiten.
Ein Gesetz vom 16. Oktober 1942 schw�chte die Syndikate weiter. Vorschl�ge zur Reglementierung der Arbeit kamen nun nicht mehr von den Syndikaten alleine, sondern vom Arbeitsministerium oder auf Empfehlung jedes anderen Ministeriums. So war es nicht weiter verwunderlich, dass die Bewegung ihren letzten Elan verlor. Nahm die Mitgliederzahl bisher j�hrlich deutlich zu, so trat jetzt erstmals eine r�ckl�ufige Tendenz ein, die letztlich zur Stagnation f�hrte. Im November berief Franco einen neuen Consejo Nacional und eine neue Junta Pol�tica, in der Nationalsyndikalisten keine Rolle mehr spielten. Mitte Dezember beging Munoz Grandes den Fehler, eine Spanienreise anzutreten. Anfangs wurde der Kommandeur der divisi�n azul mit allen Ehren und unter �ffentlicher Begeisterung in Madrid empfangen. Als Falangisten vor der britischen Botschaft die Besetzung Gibraltars forderten, wurden sie von der spanischen Polizei auseinander getrieben. Als Munoz Grandes in mehreren Unterredungen im deutschen Sinne auf Franco einzuwirken versuchte, stellte dieser seinen Widersacher kurzerhand zur Verf�gung des Kriegsministeriums ab - der ordensgeschm�ckte Ostfrontk�mpfer landete in der F�hrerreserve. Im Oktober 1943 kehrte die Blaue Division nach langen Verhandlungen von der Ostfront zur�ck. Insgesamt dienten 47.000 Mann in ihr, 4500 fielen, 17.000 gerieten in Gefangenschaft, wurden verwundet oder sind vermisst. Die Blaue Legion mit knapp 2000 Mann verweigerte die Heimkehr und verblieb im Osten, 1944 integrierte man ihre �berreste in die Waffen-SS. Zu den europ�ischen Freiwilligen, die im April 1945 die Reichskanzlei gegen die Sowjets verteidigten, geh�rten auch zahlreiche Falangisten. Ab Herbst 1943 k�mpften zudem Hunderte falangistischer Freiwilliger f�r Mussolinis linksfaschistische Republik von Sal�, um wenigstens im Ausland f�r ihren Traum eintreten zu k�nnen.
Im Verlauf des Jahres 1943 ging nicht nur die spanische Regierung, sondern auch die Parteif�hrung um Arrese deutlich auf Distanz zur Achse und bem�hte sich um eine „postfaschistische“ Ausrichtung. Am Tag des italienischen Waffenstillstandes (8. September 1943) verk�ndete Arrese: „So seht Ihr, Kameraden, wie wenig man die Falange kennt, wenn man sagt, dass sie eine Art Ableger ausl�ndischer Regime sei und wie sehr sich die irren, welche unseren Staat totalit�r nennen, um ihm die Originalit�t abzusprechen. Der Totalitarismus, der �brigens andererseits auch nicht etwa eine faschistische Formel, sondern eine allgemeine Formel darstellt, die man auch in vielen anderen L�ndern, darunter in Russland, findet, bedeutet die Unterwerfung des Menschen unter die h�heren Zwecke des Staates. Der Falangismus ist die Unterwerfung des Staates unter den h�heren Zweck des Menschen." Angesichts der politischen Dominanz von Kapital, Gro�bourgeoisie, Klerus, Monarchisten und Gro�grundbesitzern eine armselige Verbr�mung der allen urspr�nglichen falangistischen Zielen hohnsprechenden Verh�ltnisse in Franco-Spanien. Aus Arrese, einst einer der militantesten Alten K�mpfer, wurde so eine St�tze des Systems. Jos� Antonios Alptraum wurde wahr: Die Falange Espanola degenerierte zur Hilfs- und Schocktruppe einer reaktion�ren Milit�rdiktatur.
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