![]() |
�
Falange Espanola - Nationalsyndikalismus in Spanien
�
Teil 2: Jos� Antonio und die Gr�ndung der Falange 1933-1934
Verfasser: Richard Schapke, im M�rz 2004
�
Jos� Antonio Primo de Rivera, der wohl prominenteste spanische Faschist, ist die einzige Person der spanischen Zeitgeschichte, die sowohl von Freunden und Feinden als auch von Historikern mit dem Vornamen benannt wird. Jos� Antonio wurde 1903 als Sohn des sp�teren Milit�rdiktators Miguel Primo de Rivera geboren; nach dem Tod des Vaters erbte er auch dessen Titel als Marqu�s de Estella. Die Mutter verstarb fr�h, und die Kinder des Generals wuchsen bei ihrer Tante auf. Als Abk�mmling einer Familie, deren m�nnliche Nachkommen seit 300 Jahren als Berufsoffiziere dienten, besa� Jos� Antonio von Haus aus Gef�hl f�r Autorit�t und soldatische Haltung. Interessanterweise lehnte der Vater eine milit�rische Karriere f�r den Sohn ab, so dass dieser sich dem Jurastudium widmete und 1923 promovierte. Aus dieser Zeit stammte auch die Freundschaft zu Ram�n Serrano Suner, welcher sp�ter f�r die Geschichte des spanischen Faschismus von Bedeutung sein sollte. Ebenfalls ein Kind der Studienzeit war die herzhafte Abneigung, die ihn mit Gil Robles, dem sp�teren F�hrer der rechtskatholischen CEDA, verband. Nach dem Wehrdienst bei der Kavallerie, den er als Leutnant der Reserve beendete, er�ffnete Jos� Antonio 1925 eine Kanzlei in Madrid und erwies sich bald als hochtalentierter Rechtsanwalt. Hochgewachsen, gutaussehend, sportlich, gebildet und charmant war er eine gewinnende Pers�nlichkeit, zu deren Schattenseiten allerdings Anf�lle des J�hzorns geh�rten. Unter anderem verlor der Sohn des Milit�rdiktators sein Leutnantspatent, weil er im Rahmen einer erhitzten Diskussion General Gonzalo Queipo de Llano verpr�gelte, einen nachmaligen Mitstreiter Francos.
Die politische Karriere des sich in den h�chsten gesellschaftlichen Kreisen bewegenden Rechtsanwalts wurde nicht etwa durch die Diktatur des Vaters eingeleitet, sondern durch dessen Scheitern. Jos� Antonio verteidigte den Namen seiner Familie und den sterbenden Vater und beschloss, dessen Werk fortzusetzen. Zun�chst bet�tigte er sich auf dem Gebiet des Journalismus, wobei sich Einfl�sse der Regenerationisten und Ortega y Gassets bemerkbar machten - die beiden waren durch eine regelrechte Hassliebe verbunden. Am 2. Mai 1930 avancierte Jos� Antonio um stellvertretenden Generalsekret�r der monarchistischen Partei UNM, um die sich die unverdrossenen Anh�nger von K�nigtum und autorit�rem Staat scharten. Die erste �ffentliche Rede am 6. Oktober 1930, gehalten in Bilbao, offenbarte sein herausragendes rhetorisches Talent. Allerdings �bte Jos� Antonio sich in einem �u�erst literarischen Stil, so dass seine Reden mitunter kaum ad�quat ins Deutsche �bersetzbar sind.
Als fr�he politische Programmpunkte lassen sich nationale Einheit und wirtschaftliche Unabh�ngigkeit Spaniens, Verst�rkung des Milit�rs und Schaffung einer disziplinierten Gesellschaft ausmachen, also ein autorit�rer und militaristischer Nationalismus mit wirtschaftspolitischen Forderungen. Hierbei hatte die Rettung Spaniens Vorrang vor irgendwelchen Verfassungsprinzipien. Jos� Antonios Radikalismus zeigte sich erstmals in w�sten Ausf�lligkeiten gegen die weltfremden Intellektuellen Spaniens und in dem f�r einen Rechten ungew�hnlichen Bekenntnis zur Trennung von Kirche und Staat. Schon bald erkannte Jos� Antonio, dass eine neue Ordnung nicht nur reaktion�r und autorit�r sein durfte, sondern auch progressive sozialpolitische Inhalte haben musste - die Rechte des Individuums waren zu ber�cksichtigen. Der Republik warf er Doppelz�ngigkeit vor, verurteilte sie doch die Diktatur und ging im gleichen Atemzug r�cksichtslos gegen ihre Gegner vor. Infolge mangelnder Mobilisierung der Rechten unterlag der aufstrebende Agitator im Oktober 1931 bei einer Nachwahl in Madrid. Kurz darauf wurde er unter dem Vorwand einer monarchistischen Verschw�rung vor�bergehend inhaftiert. Hierauf folgte der R�ckzug in die eintr�gliche Anwaltst�tigkeit. Auch eine erneute Verhaftung nach dem Sanjurjo-Putsch von 1932 war vollkommen unbegr�ndet.
Die nationalsozialistische Machtergreifung im Januar 1933 l�ste eine zweite faschistische Welle in Europa aus. Erstmals hatten die Jonsistas einen gewissen Zulauf von Arbeitern und Studenten (obwohl Ledesma Ramos wieder einmal wegen staatsfeindlicher Agitation einsa�), und als Ausdruck des Zeitgeistes gab Manuel Delgado Barreto die Wochenzeitung „El Fascio: Haz Hispano“ heraus, die allerdings gleich nach Erscheinen der Erstlingsnummer vom 16. M�rz 1933 verboten wurde. Zu den Autoren geh�rten Ramiro Ledesma Ramos, Ernesto Gim�nez Caballero und Jos� Antonio Primo de Rivera. Bei Jos� Antonio traten erstmals starke Einfl�sse des italienischen Faschismus hervor. Er verwarf das demokratische System und den an schwankenden Mehrheiten orientierten liberalen Staat: "Der liberale Staat glaubt an nichts, nicht einmal an sich selbst...S�mtliche Ziele des Neuen Staates lassen sich in einem Worte zusammenfassen: Einheit. Das Vaterland ist eine allen einzelnen Gruppen �bergeordnete geschichtliche Einheit. Dieser Einheit haben sich Klassen und Individuen zu beugen. Ihr Aufbau soll sich auf die folgenden beiden Grunds�tze st�tzen: 1. Was den Zweck des Staates betrifft, so muss er das Instrument im Dienste jener �berwirklichen Einheit sein. Nichts kann gut sein, was sich ihr entgegenstellt, gleichg�ltig, ob es von vielen oder von wenigen unterst�tzt wird. 2. Die Form des Staates verlangt nationale Solidarit�t, beherzte und br�derliche Zusammenarbeit. Der Klassenkampf und die todbringende Auseinandersetzung der Parteien sind unvereinbar mit unserer Auffassung von den Aufgaben des Staates. Eine neue Politik zu finden, in der diese beiden Grunds�tze sich vereinigen, das ist die Aufgabe, die der Generation unserer Zeit von der Geschichte zugewiesen ist." Der Faschismus verbinde sich nicht nur mit dem Leben Mussolinis, sondern sei eine bleibende nationale Einrichtung. Ziel des neuen spanischen Nationalismus sollte die auf immer w�hrende Eroberung des Staates werden. Das von den Sozialisten erwirkte Verbot des Blattes wurde ironischerweise von Ledesma Ramos und den linken Jonsistas begr��t, da es den reaktion�ren Kl�ngel um Delgado Barreto mundtot machte. In der �ffentlichen Diskussion um die Aff�re verteidigte Jos� Antonio gegen�ber gem��igten Rechtskreisen den Faschismus als �ber den politischen Fl�geln stehendes Modell f�r Spanien. Zu diesem Zeitpunkt stand er bereits unter dem Einfluss italienischer Autoren, aber auch Hitler, Rosenberg, Lenin und Trotzki verfehlten ihre Wirkung nicht. Zwar stellte die Modernisierungsdiktatur des Vaters noch immer einen wichtigen Ankn�pfungspunkt dar, aber die Notwendigkeit eines neuen, revolution�ren Nationalismus war unumst��lich: „Der Faschismus beunruhigt Europa. Er ist ein Weg zu umfassender Erkenntnis: der Geschichte, des Staates, der Methoden der Proletarisierung des �ffentlichen Lebens, ein neuer Weg zur Erkenntnis der Erscheinungsformen unserer Epoche."
Direkt nach dem Verbot des „Fascio“ leitete Jos� Antonio gemeinsam mit Sancho D�vila in Madrid, Sevilla und C�diz die Sammlung von Sympathisanten eines radikalen Nationalismus ein. Zu den fr�hen Aktivisten geh�rten Raimundo Fern�ndez Cuesta, Alfonso Garc�a Valdecasas als ehemaliger Mitarbeiter von Ortega y Gasset und vor allem der Transatlantikflieger Julio Ru�z de Alda, der wiederum Kontakte zu Ledesma Ramos unterhielt. Angesichts seines eher empfindsamen und kultivierten Wesens war Jos� Antonio klar, dass er eigentlich nicht das Zeug zum robusten und �ffentlichkeitswirksamen caudillo (F�hrer) hatte, aber genau diesen brauchte es, um die Idee eines neuen Nationalismus umzusetzen. Das bodenst�ndige Organisationstalent Ruiz erg�nzte ihn daher sehr gut. Der Kreis trat f�r eine militante, opferbereite und hochmotivierte Bewegung ein, die sich auf die j�ngere Generation konzentrieren sowie Arbeiter und Intellektuelle integrieren sollte. Vor allem aber sollte es sich nicht um eine primitive Aktion der Klassenverteidigung oder gar des „feigen Kapitalismus“ handeln - der spanische Faschismus sollte sich klar von der traditionellen Rechten abheben. Erster organisatorischer Rahmen der Gruppe war der Movimiento Sindicalista Espanol MSE.
Zur gleichen Zeit erlebten wie erw�hnt die JONS einen deutlichen Aufschwung, beispielsweise traten nach der ersten Kundgebung an der Uni Madrid 400 Studenten Organisation bei. Die Expansion an der Uni war von Krawallen begleitet, getreu ihrer militanten Tradition bauten die Jonsistas ihre ersten Pistolero-Gruppen von je 5 Mann auf. F�r weitere Aufmerksamkeit sorgte die Herausgabe der neuen Monatszeitung „Juntas de Ofensivas Nacional-Sindicalistas“, und die Bewegung weitete sich auf Granada, Valencia, Santiago de Compostela, Bilbao und Barcelona aus. In Galicien konnte der Kommunistenf�hrer Santiago Montero D�az f�r den Nationalsyndikalismus gewonnen werden. Im Juni formulierten die „JONS“: „Freiheit? Wir antworten mit dem entscheidenden Satz Gentiles: Auch der Faschismus gew�hrt den Staatsb�rgern Freiheit, aber eine Freiheit innerhalb des Staates gem�� dem Willen und dem allgemeinen Einverst�ndnis der Nation." Als die Jonsistas am 14. Juli 1933 ihre Militantes gegen die B�ros der „Freunde der Sowjetunion“ in Madrid aussandten, kam es zu tagelangen kommunistischen und anarchistischen Unruhen. Die Regierung antwortete mit einer Verhaftungswelle, bei der Tausende von linken wie rechten Republikgegnern inhaftiert wurden. Ledesma Ramos landete wieder einmal hinter Gittern, aber auch der MSE war betroffen und wurde faktisch zerschlagen.
Nach der Aff�re begaben Jos� Antonio wie auch Ledesma Ramos sich auf die Suche nach Geldgebern. Diese wurden vor allem in Gestalt der Rechtsmonarchisten von der Renovaci�n Espanola gefunden, aber auch andere Gruppen und Personen zahlten - sie gedachten, den entstehenden spanischen Faschismus als Schocktruppe der Reaktion zu nutzen. Allerdings war Jos� Antonio hierbei weitaus erfolgreicher als der radikale Ledesma Ramos. Der Grund d�rfte nicht zuletzt in einem von der MSE-Gruppe unterzeichneten Zehnpunkteabkommen zu sehen sein. Jos� Antonio verpflichtete sich zur Einhaltung bestimmter Prinzipien: Staatsaufbau anhand von Autorit�t, Hierarchie und Ordnung, Abschaffung des Parlamentarismus, Schaffung eines Korporativsystems nach italienischem Vorbild, Unterst�tzung des Katholizismus und Gewaltanwendung gegen politische Gegner. Verhandlungen �ber den Zusammenschluss beider Gruppen scheiterten jedoch an der Ablehnung von Ledesma Ramos, der als Prototyp des revolution�ren Intellektuellen seinen Rivalen aus politischen wie pers�nlichen Gr�nden ablehnte.
Eine Informationsreise f�hrte Jos� Antonio im Oktober 1933 nach Italien, wo er unter anderem von Mussolini empfangen wurde. Die Fahrt bekehrte ihn endg�ltig zu einem gl�henden Bewunderer des Faschismus, den er gegen die Vorw�rfe der rechtskatholischen CEDA-Partei verteidigte. In dieser ist �brigens auch eines der Haupthindernisse f�r den Aufstieg des spanischen Nationalsyndikalismus zu sehen. Die semifaschistische CEDA strebte ebenfalls nach einem autorit�ren und korporativen Staat und blockierte als personell st�rkste Partei Spaniens jahrelang die Entwicklung der radikaleren Konkurrenz.
Am 29. Oktober 1933, mehr oder weniger am Jahrestag des Marsches auf Rom, war es so weit: Im Teatro de la Comedia zu Madrid gr�ndete Jos� Antonio Primo de Rivera die Falange Espanola. Der Begriff „Falange“ ist mit einiger Wahrscheinlichkeit bei Gim�nez Caballero entliehen und bezieht sich auf die Phalanx der hellenischen Antike. Ein Triumvirat, bestehend aus Jos� Antonio, Ru�z de Alda und Valdecasas (der unmittelbar nach der Veranstaltung zur�cktrat), �bernahm die Leitung der neuen Bewegung. Unter den 2000 G�sten befand sich eine Abordnung der JONS unter Ledesma Ramos pers�nlich. Jos� Antonio als Hauptredner gei�elte die Ausw�chse des Liberalismus und sprach sich f�r einen dritten, auch spirituellen, Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus aus: „Deshalb musste der Sozialismus entstehen, und entstand zu Recht (wir schrecken vor keiner Wahrheit zur�ck). Die Arbeiter mussten sich gegen jenes System wehren, das ihnen Rechte nur versprach, sich aber nicht darum k�mmerte, ihnen ein lebensw�rdiges Dasein zu verschaffen. Der Sozialismus war die legitime Reaktion gegen die liberale Sklaverei, aber er verfehlte sein Ziel, weil er sich erstens der materialistischen Lebens- und Geschichtsauffassung verschrieb, zweitens sich vom Wunsch nach Vergeltung leiten lie� und drittens die Lehre vom Klassenkampf predigte. Die sozialistischen Apostel, an welche die armen Arbeiter glauben, haben in ihren eiskalten Stuben leidenschaftslos den Sozialismus ausgekl�gelt...Der Sozialismus dieser Apostel sieht in der Geschichte lediglich ein Spiel wirtschaftlicher Spannung. Das Geistige wird unterschlagen, die Religion ist Opium f�rs Volk, das Vaterland ist ein M�rchen, um die ungl�cklichen Armen auszubeuten. Es gibt nur Produktion und Organisation. Daher muss der Arbeiter seine Seele sozusagen ausquetschen, damit auch nicht der geringste Tropfen Geistigkeit darin zur�ckbleibt. Der Sozialismus trachtet nicht danach, die durch das Chaos der liberalen Staaten zerst�rte soziale Gerechtigkeit wiederherzustellen; er will Vergeltung, er will die liberalen Staaten in der Ungerechtigkeit wom�glich �bertreffen. Schlie�lich verk�ndet der Sozialismus das ungeheuerliche Dogma vom Klassenkampf. Er lehrt, K�mpfe zwischen den Klassen seien unabwendbar, sie br�chen im Leben zwangsl�ufig aus, weil nichts auf der Welt die Gegens�tze �berbr�cken k�nne. Der Sozialismus, der als berechtigte Kritik am wirtschaftlichen Liberalismus entstand, brachte uns das gleiche wie dieser, nur auf einem anderen Wege: Er brachte die Zersetzung, den Hass, die Zersplitterung, das Zerrei�en aller Bande der Br�derlichkeit und der Solidarit�t unter den Menschen."
Die Puntos Iniciales als erstes Programm der Falange wurden am 7. Dezember 1933 im neuen Parteiorgan „Falange Espanola“ ver�ffentlicht. Zu den obersten Geboten z�hlte die Einheit Spaniens als Schicksalsgemeinschaft, die �ber allem anderen stehen sollte: "Ergo Spanien existiert. 1. als etwas Verschiedenes von allen Individuen, Klassen und Gruppierungen, aus denen es sich zusammensetzt. 2. als etwas allen diesen Individuen, Klassen und Gruppierungen und sogar ihrer aller Gesamtheit �bergeordnetes. Also Spanien, das als eine verschiedenartige und �bergeordnete Wirklichkeit existiert, muss seine eigenen Ziele haben. Diese Ziele sind: 1. Die Wahrung seiner Einheit, 2. Das Wiederaufleben seiner inneren Vitalit�t, 3. Die Teilhabe mit f�hrender Stimme an den geistigen Weltunternehmen. II. Um diese Ziele zu erreichen, st��t Spanien auf ein gro�es Hindernis: es ist gespalten. 1. Durch den lokalen Separatismus. 2. Durch den Kampf der politischen Parteien, 3. Durch den Klassenkampf.“ Als organische Grundlagen des spanischen Staates galten Gemeinde, Familie und Arbeitsplatz, nicht die als widernat�rlich empfundenen Parteien: „Aber niemand wird geboren oder lebt, naturgem��, in einer politischen Partei. Die politische Partei ist ein k�nstliches Gebilde, das uns mit Leuten anderer Gemeinden und anderer Berufe verbindet, mit denen wir nichts zu tun haben. Sie trennt uns von unseren Nachbarn und unseren Arbeitskollegen, mit denen wir wirklich zusammenleben. (…) Der neue Staat wird, da er der Staat aller, totalit�r ist, die Zielsetzungen jeder einzelnen und der ihn integrierenden Gruppen als seine eigenen Zielsetzungen betrachten und sich um die Interessen aller sorgen, so als ob es f�r sich selbst sei. (…) Falange Espanola betrachtet den Menschen als eine Einheit von Leib und Seele, das hei�t, als f�hig zu einer ewigen Bestimmung, da er Tr�ger ewiger Werte ist. Daher wird der menschlichen W�rde, der Integrit�t des Menschen und seiner Freiheit h�chster Respekt gezollt. Aber diese tiefe Freiheit ist kein Freibrief gegen die Grundlagen des �ffentlichen Zusammenlebens. Man kann doch nicht zulassen, dass ein ganzes Volk Experimentierfeld f�r die K�hnheit oder die Extravaganz irgendeines Subjekts wird; wir alle sollen die wahre Freiheit haben, diejenige, welche nur der erlangt, der Teil einer starken und freien Nation ist. Niemand soll die Freiheit haben, zu st�ren, die Leidenschaften aufzuhetzen und zu vergiften, die Grundlagen jeder dauerhaften politischen Organisation zu unterminieren. Diese Grundlagen sind: AUTORIT�T, HIERARCHIE und ORDNUNG.“
Der Aufbau des neuen Staates sollte sich auf die Integrit�t der Familie, die Autonomie der Gemeinde und die Autonomie der Syndikate von Arbeitnehmern und Arbeitgebern eines Wirtschaftszweiges st�tzen. Als direkte Staatsorgane der wirtschaftlichen Selbstverwaltung und Steuerung hatten die Syndikate Anspruch auf besonderen staatlichen Schutz. Zwar galt der Katholizismus als Grundlage der kulturell-geistigen Erneuerung Spaniens, aber dem Staat geb�hrte der Vorrang vor der Kirche. Beide Bereiche waren strikt voneinander zu trennen, vor allem aber sollte keinerlei Einmischung des Klerus in Angelegenheiten geduldet werden, von denen die W�rde des Staates und die nationale Einheit tangiert waren. Die Falange Espanola war als klassische Anti-Partei konzipiert, welche als Instrument der nationalen Einheit dienen sollte. Gesellschaftliche Klassen und Parteien wurden strikt verworfen.
Noch waren die programmatischen Gesichtspunkte nur vage ausformuliert, die JONS stellten sich deutlicher und faschistischer dar. Nicht zu Unrecht bem�ngelten Beobachter wie Gim�nez Caballero, im Teatro de la Comedia habe eher ein literarisches Treffen als eine faschistische Kampfveranstaltung stattgefunden. Dennoch konnte die Falange bis Jahresende 2000 Mitglieder rekrutieren, vor allem frustrierte junge Parteig�nger alter Rechtsgruppierungen und genuine Faschisten aus der spanischen Studentenschaft. Als erste echte Parteigliederung entstand noch im November 1933 das Sindicato Universitario Espanol SEU, das sich nicht weniger als die gewaltsame Vernichtung der linken und republikanischen Studentenorganisationen zum Ziel gesetzt hatte. Gerade die SEU sollte sich zum militantesten Bestandteil des Falangismus entwickeln. Den Aufbau leitete Manuel Vald�s Larranaga, der gezielt versuchte, die katholischen Studentenverb�nde auf falangistischer Seite in den Dauerkonflikt an den Unis hineinzuziehen. Zugleich war die SEU auch der Motor der Parteiausdehnung, die oftmals �ber Spaniens Universit�ten erfolgte.
Ein weiterer Erfolg war die Wahl Jos� Antonios ins spanische Parlament. Allerdings kandidierte er nicht als Falangist, sondern als Nationalist und Abk�mmling seiner Familie auf einer rechten Listenverbindung in C�diz. Die Kandidatur war eine Schizophrenie der politischen Taktik, denn Jos� Antonio trat auf einer reaktion�ren Liste an, w�hrend er gleichzeitig den Parlamentarismus vehement bek�mpfte. Als weiterer Abgeordneter assoziierte sich nun der Marqu�s de Eliseda mit der Falange. Eigentlicher Wahlsieger war die CEDA, was einen R�ckschlag bedeutete, denn nun hatte es den Anschein, als w�re auch mit legalistischen Taktiken etwas zu erreichen. Als Parteiorgan erschien ab dem 7. Dezember 1933 (unter Mitarbeit von Gim�nez Caballero) w�chentlich die „Falange Espanola“. Das Blatt wurde immer wieder durch die republikanische Zensur und Verbote behindert, zudem griff die Linke laufend die Stra�enverk�ufer an. Stilistisch war die „FE“ literarisch-�sthetizistisch gepr�gt und blieb hinter den Erwartungen der Anh�ngerschaft zur�ck. Das Propagandaorgan eines aggressiven neuen Nationalismus erinnerte eher an eine Literaturzeitschrift. Trotz aller Dementis und Distanzierungsbem�hungen orientierte man sich mehr oder weniger offen an Italien und dem europ�ischen Faschismus; das nationalsozialistische Vorbild spielte eine deutlich geringere Rolle. Vor allem der Biologismus des NS-Regimes war dem Gro�teil der Falangisten suspekt.
Die ohnehin durch den Aufstieg der CEDA und die Provokationen der JONS gereizte Linke bek�mpfte den erstarkenden Nationalsyndikalismus nunmehr mit Erbitterung. Bis Jahresende wurden 3 Jonsistas ermordet, und auch Ru�z de Alda entkam nur knapp einem sozialistischen Mordkomplott. Der Stra�enverkauf der „Falange Espanola“ zog auch die Falangisten in den Strudel der Gewalt hinein und f�hrte zu unabl�ssigen Zusammenst��en. Am 11. Januar 1934 erschossen Linke an der Uni Madrid einen studentischen Leser der „FE“, der fortan als erster Gefallener der Bewegung angesehen wurde. Die Krawalle in Madrid, an denen Jos� Antonio und Ru�z de Alda sich pers�nlich beteiligten, weiteten sich auf Sevilla und Zaragoza aus.
Bereits im Dezember 1933 f�hrte Ledesma Ramos in „JONS“ die Voraussetzungen f�r die Eroberung des Staates aus. Die Revolution sollte durch eine milit�risch organisierte Partei mit bewaffneten Milizen durchgef�hrt werden. Im Falle einer Solidarisierung des Milit�rs war sicherzustellen, dass die Partei den Staat unter Kontrolle hatte und nicht die Gener�le. Folgerichtig war die paramilit�rische Ausbildung aller tauglichen Aktivisten sicherzustellen. Die Ziele des Aufstandes mussten popul�r und den Massen bekannt sein, was durch unentwegte Propaganda zu erreichen war. Demgegen�ber fiel bei Jos� Antonio die Ambivalenz zur Gewalt auf. Er war zwar "normaler" Gewaltanwendung nicht abgeneigt, hatte jedoch erhebliche Skrupel bei politischem Mord. Offenbar war der Falange-Gr�nder der irrigen Ansicht, es bed�rfe zur Eroberung des Staates nicht der gleichen Dosis Gewalt wie in Italien. Nachdem im Januar 1934 insgesamt 6 Falangisten umgebracht wurden, forderte die radikale Parteibasis direkte Vergeltung Auge um Auge. Jos� Antonios Aufrufe zur Zur�ckhaltung wurden ignoriert, und sehr bald bereiteten die Militantes sich planm��ig auf eine regelrechte Stadtguerrilla gegen ihre sozialistischen, kommunistischen und anarchistischen Todfeinde vor.
Am 9. Februar 1934 wurde Mat�as Montero Rodr�guez, der Mitbegr�nder des Studentensyndikates, ermordet. Waren die bisherigen Todesopfer bei Zusammenst��en zu verzeichnen, so handelte es sich hier um den ersten geplanten Mord an einem Falangisten. Die Bewegung richtete ein propagandawirksames Begr�bnis aus, der „Tag des gefallenen Studenten“ (el d�a del estudiante caido) wurde fortan ein offizieller Feiertag des Falangismus. Nach dem Vorbild der spanischen Armee wie der italienischen Faschisten wurde nun ein regelrechter Totenkult um die Gefallenen der Falange geschaffen. Die Verkl�rung des Todes wirkte gemeinschaftsstiftend, die Toten und die Lebenden wurden durch die Lebendigkeit der Idee zusammengehalten. Der Tod im Kampf f�r die Bewegung, aber auch die direkte Aktion gegen den politischen Gegner wurden als Dienst f�r das Vaterland mythologisiert.
An der militanten Basis regte sich heftige Kritik an der F�hrung, da es keine organisierte Abwehr und Gegenwehr gab. Jos� Antonio reagierte mit dem Hinweis, man werde den Kampf auf einem Gel�nde der eigenen Wahl annehmen. Die Parteif�hrung bereitete nun endlich Ma�nahmen vor, die �ber Studentenunruhen oder Zeitungsverkauf hinausgingen. Juan Antonio Ansaldo, Fliegerheld aus dem Marokkokrieg, wurde zum jefe de commandos berufen und organisierte die Falange de la Sangre als Parteimiliz. Jos� Antonio stellte demonstrativ seine von der Basis scharf kritisierten frivolen Freizeitaktivit�ten in der High-Society ein, welche den politischen �berlebenskampf der Partei in der Tat konterkarierten. Der Falange-Gr�nder zeigte sich entmutigt - war das Unternehmen vorzeitig begonnen worden? Auf den Bereichen Kultur und Propaganda h�tte man besser vorbereitet sein k�nnen, um sich der Links-Rechts-Polarisierung zu entziehen. Ru�z riet zu vermehrter Militanz und direkter Aktion, was ihn in die direkte Nachbarschaft der radikalen Jonsistas brachte.
Mit dem nun einsetzenden Kurswechsel war ein Zusammengehen mit den JONS vorprogrammiert. Die Falange Espanola hatte die Jonsistas an Bedeutung �berholt, zudem zog Jos� Antonio weitaus mehr Spendengelder an als etwa Ledesma Ramos. Mit Jos� Antonio verf�gte die Falange �ber die charismatische F�hrerfigur, w�hrend die JONS hingegen ihre �berregionale Gefolgschaft, eine etablierte Gesamtheit politischer Symbole und Parolen sowie die klarer umrissene Programmatik einbringen konnten. Redondo Ortega und Gim�nez Caballero auf jonsistischer und Ru�z de Alda auf falangistischer Seite setzten den Zusammenschluss durch. Ledesma Ramos kritisierte zwar, die Falange sei zu rechtsgerichtet, zu sehr am italienischen Vorbild orientiert und nicht revolution�r genug - aber diese Probleme schienen ihm �berwindbar. Vor allem erschien es ihm m�glich, die F�hrungsgruppe der Falange zu verdr�ngen und die popul�re Gruppe als Plattform f�r den Nationalsyndikalismus zu nutzen.
Lesen Sie auch:
�
�
�