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Falange Espanola - Nationalsyndikalismus in Spanien

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Teil 8 und Schluss: Zur Ohnmacht verurteilt (1943-1977)

Verfasser: Richard Schapke, im Januar 2005

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Entfaschisierung

Mit dem sich abzeichnenden Zusammenbruch Deutschlands setzte sich auch Franco-Spanien immer weiter von der Achse ab. Zun�chst betonte Franco Spaniens strikte Neutralit�t. Zur Rechtfertigung seines Schaukelkurses entwickelte der Caudillo die Theorie der Drei Kriege: In Asien k�mpften Japan und die Alliierten, wobei der Spanien hier im christlich-europ�ischen Lager stand. In Westeuropa war Spanien im Kampf zwischen der Achse und den Westalliierten neutral. Als antibolschewistische Nation konnte es sich hingegen reinen Gewissens im Kreuzzug gegen den Kommunismus in Osteuropa an deutscher Seite engagieren. Mit diesem Engagement hatte es allerdings kurz vor der Invasion in der Normandie ein Ende. Spanien zog seine Freiwilligen ab, stellte die Rohstofflieferungen an die Deutschen ein und nutzte die Gelegenheit, nicht einmal seine Verbindlichkeiten aus dem B�rgerkrieg zu begleichen. Die Zeichen standen eindeutig auf eine „Entfaschisierung“ des Franco-Regimes.

Ein letzter Erfolg der Falange war das Hochschulgesetz vom 19. Juli 1943. Dieses verpflichtete die Universit�ten, den Unterricht und die Erziehungsziele anhand des Parteiprogramms auszurichten. Alle Studenten und Hochschulfunktion�re mussten der Studentensyndikat SEU angeh�ren, dessen Amtstr�ger nun freilich ernannt und nicht mehr wie bisher gew�hlt wurden. Auch als ab Herbst 1944 mit voller Duldung der Alliierten kommunistische Partisanen �ber die Pyren�en einsickerten, beteiligten sich falangistische Freiwillige am Abwehrkampf. Am „Tag des Sieges“ zur Erinnerung an die Niederwerfung der Republik marschierten am 1. April 1945 letztmalig Parteiaktivisten Seite an Seite mit dem Milit�r.

Im Mai 1945 berief Franco beruft die junta pol�tica ein und k�ndigte eine Entfaschisierung der Staatspartei an. Der diskreditierte Faschismus sollte durch einen katholischen Korporativismus ersetzt werden, um das Regime �ber Wasser zu halten. Rechtsstaatlichkeit und B�rgerrechte waren, wenn auch nur in Ma�en, vorgesehen. Der Diktator wollte so katholisches Politpersonal gewinnen und sich vor allem die Unterst�tzung des Vatikans sichern. Allerdings sollte das Monopol der FET als einziger politischer Partei bestehen bleiben. Die Partei wurde ab jetzt allgemein das Movimiento Nacional genannt. Serrano Suner brachte sich vergebens mit dem Vorschlag einer politischen Integration aller nicht-linken Spanier ein. Generalsekret�r Jos� Luis Arrese wurde beauftragt, das Fuero des los Espanoles als „Grundgesetz“ zu erarbeiten, verlor diesen Auftrag aber bald an den ultrakatholischen Professor Castiella.

Am 17. Juli 1945 erhielt Franco-Spanien mit dem gegen den erbitterten Widerstand Arreses verabschiedeten Fuero de los Espanoles eine Art Verfassung. Die Sicherheit des B�rgers vor Beh�rdenwillk�r wurde zumindest auf dem Papier garantiert. Die Aus�bung anerkannter B�rgerrechte durfte jedoch nicht im Widerstreit zur geistigen, nationalen und sozialen Einheit des Landes stehen. Franco k�ndigte f�r die Zukunft die Wiederherstellung der Monarchie in Spanien an. Spanien erhielt eine neue st�dtische Wahlordnung. In den Bezirken konnte der W�hler fortan zwischen zwei Kandidaten entscheiden, die beide von der Regierung bestimmt wurden. Ein Drittel der Abgeordneten in den Stadtversammlungen wurde von den Familienoberh�uptern, ein weiteres Drittel von den Syndikaten gew�hlt. Die bereits gew�hlten Abgeordneten w�hlten das verbliebene Drittel. Alle wichtigen Amtstr�ger wurden von oben ernannt. Von der einstmals angestrebten beherrschenden Rolle der Syndikate in Politik und Wirtschaftsleben war man meilenweit entfernt.

Wenige Tage sp�ter bildete Franco fast die gesamte Regierung um. Um den Westen zu beruhigen, wurde Generalsekret�r Arrese abgel�st; sein Posten blieb vorerst vakant. Auch der falangistische Kriegsminister General Asensio verschwand von der Bildfl�che. Der Falangist Jos� Antonio Gir�n blieb Arbeitsminister. Als solcher war er auch zust�ndig f�r die Sozialpolitik und konnte auf diesem Gebiet die Syndikate in den Hintergrund dr�ngen (sie verloren selbst die Arbeitsaufsicht). Verantwortlich f�r diesen Machtverlust der Sindicatos war der Spitzenfunktion�r Ferm�n Sanz Orrio, der uns noch mehrfach begegnen wird. Festzuhalten bleibt, dass sich Parteimann Gir�n, ein Altfalangist, f�r Arbeitnehmerrechte einsetzte und durchaus Verbesserungen erreichte. Selbst der friedfertige Sanz Orrio beklagte sich mehrfach �ffentlich �ber die einseitige Bevorzugung der Unternehmer im spanischen Syndikatssystem. Die Syndikate verloren bald auch ihre begrenzten Zust�ndigkeiten f�r die Verteilung von Importen und Rohstoffen sowie f�r die Arbeitsbedingungen. Bezeichnenderweise etablierte das peronistische Argentinien weitaus m�chtigere Syndikate als Franco-Spanien. Mit Raimundo Fern�ndez Cuesta wurde ein Altfalangist Justizminister, und das Landwirtschaftsministerium �bernahm der Arrese-Anh�nger Carlos Rein Segura. Bereits 1944 wurde der Neofalangist Demetrio Carceller als Handels- und Industrieminister entlassen. Vizegeneralsekret�r Rodrigo Vivar T�llez f�hrte Gesch�fte des Generalsekret�rs - ein farbloser Apparatschik, der sich selbst f�r �berfordert hielt. Vivar T�llez wurde 1944 Nachfolger von Mora Figueroa, der wegen Kritik an der exzessiven Repression entlassen wurde. Franco brauchte die Partei nur noch als Zustimmungsbeschaffer und gegebenenfalls als S�ndenbock f�r den Volkszorn. Ende Juli 1945 wurde die Propaganda der Parteikontrolle entzogen und dem katholisch gef�hrten Volksbildungsministerium unterstellt.

Am 29. August 1945 unternahm Jos� Mar�a de Olaz�bal, stellvertretender Chef der Syndikate, einen Anlauf zur Rettung der nationalsyndikalistischen Idee. Spanien sollte durch ein liberalisiertes Syndikatssystem demokratisiert werden. Hierbei h�tten die Korporationen durch eine Art Mehrgewerkschaftssystem die Parteien abgel�st. Der Vorschlag ging Franco zu weit und wurde abgelehnt. Am 11. September schaffte Franco den Faschistengru� ab und k�rzte das Budget der Staatspartei radikal um 75 % zusammen. Maximal wandte das Regime f�r die Bewegung 0,5 % des Haushalts auf, in manchen Jahren gar nur 25 %. Die Frustration in falangistischen Kreisen nahm ein solches Ausma� an, dass im Sommer 1945 Luis Gonz�lez Vic�n, F�hrer der Eliteformation Guardias de Franco und Altkader, mit Jos� Leiva, dem Untergrundf�hrer der anarchistischen CNT �ber eine Zusammenarbeit zur Erk�mpfung des nationalsyndikalistischen Staates verhandelte. Zugleich bildete sich der C�rculo Nosotros um den SEU-Chef Carlos Mar�a Rodr�guez de Valc�rel. Unter der Parole „Niemals kapitulieren!“ legte man ein klares Bekenntnis zum Faschismus und Nationalsozialismus ab. Die Gruppe schlief 1946 wieder ein. Valcarc�l wurde entlassen und durch Jos� Mar�a del Moral ersetzt, der die Entpolitisierung der Studentenorganisation einleitete. Daneben bestand als Untergrundzirkel die Alianza Sindicalista um Narciso Perales und Patricio Gonz�lez de Canales. Sie konspirierte ebenfalls mit den Anarchisten. An der bis in die 50er Jahre hinein aktiven Organisation beteiligte sich auch phasenweise der in Ungnade gefallene Dionisio Ridruejo.

Dennoch schloss die UNO am 11. Dezember 1946 Spanien von der Mitarbeit in allen ihren Organisationen aus und forderte ihre Mitglieder auf, die diplomatischen Beziehungen zu Madrid abzubrechen. Das Land wurde politisch und wirtschaftlich boykottiert, auch die Teilnahme am Marshall-Plan war somit versperrt. Die meisten Spanier sahen sich als eine Nation von Barbaren diskriminiert, und es kam zu echten und spontanen Unterst�tzungsdemos f�r Franco. Einer der wenigen Lichtblicke war der Besuch Evita Per�ns, die im Juni 1947 mit den Ehren eines Staatsoberhauptes empfangen wurde.

Im Januar 1947 f�hrte Spanien die Jurados de Empresa ein. In allen Betrieben mit mehr als 500 Arbeitnehmern wurden diese Aussch�sse mit Einspruchs-, Beratungs- und Schlichtungsfunktion eingerichtet. Im November 1953 (vorher tat sich nichts!) mussten auch alle Betriebe mit mehr als 50 Besch�ftigten Jurados einrichten. Unter Vorsitz des Unternehmensleiters oder -eigent�mers bestanden sie auf 4-12 von der Belegschaft gew�hlten Vertrauensleuten. Sie mussten mindestens einmal monatlich zusammentreten und hatten das Recht, �ber den Stand des Unternehmens und Zukunftspl�ne Information einzufordern. Die falangistischen Syndikate kontrollierten zwar die Arbeitnehmerschaft, hatten aber kaum ihre aktive Unterst�tzung. Oftmals galten die Vertrauensleute als korrupte Unternehmervertreter, die sich einen faulen Lenz machten. Die Reaktion der radikalen Fraktion bestand in erneuten Verhandlungen mit der CNT.

Am 4. Juli 1947 trat das Gesetz �ber die Wiedereinf�hrung der Monarchie nach Francos Tod in Kraft. Der eigentliche Thronfolger, der Graf von Barcelona, wurde �bergangen. Stattdessen w�hlte der Caudillo den minderj�hrigen Don Juan Carlos aus. Der Junge wurde sorgsam auf seine Aufgaben vorbereitet, machte sich jedoch schon fr�hzeitig seine eigenen Gedanken zur Diktatur und entwickelte sich zu einem Bef�rworter einer parlamentarischen Monarchie. Damit wurden auch die antimonarchistischen Hoffnungen der Hardliner entt�uscht - mehrfach hatten Parteiideologen die Monarchie zum Relikt der Vergangenheit erkl�rt.

Wiederbelebung in den 50er Jahren

Im November 1948 wurde Raimundo Fern�ndez Cuesta wieder zum Generalsekret�r ernannt (und behielt das Justizministerium in Personalunion). Franco wollte durch eine Reaktivierung der Partei die Monarchisten in ihre Schranken weisen, da Thronpr�tendent Don Juan die Monarchie nicht als Fortsetzung der Diktatur verstand und Einheitspartei und 26-Punkte-Programm eindeutig ablehnte. Der neue Mann feierte seinen Einstand, indem er die Partei einigen Wortf�hrern des linken Fl�gels s�uberte. Das Movimiento war vorerst als Massenbasis des Regimes unverzichtbar. Es war geistig verantwortlich f�r die Sozialpolitik, f�r gro�e Teile der Jugenderziehung, f�r die Propaganda und f�r die Syndikate und inkorporierte so einen Teil des „linken“ politischen Spektrums. Als Geste des Staatschefs wurden die Familien Primo de Rivera und Redondo Ortega in den Herzogs- bzw. Grafenstand erhoben. Ramiro Ledesma Ramos wurde geflissentlich �bersehen.

Der 2. Nationale Kongress der jefes provinciales am 10. Juli 1949 ging beachtlich hart mit dem Regime ins Gericht. Preiskontrolle, Rationierungen, rigide Medienzensur, �mterh�ufung und die politische Apathie des Generalsekret�rs wurden angeprangert. Cuesta verspielte innerhalb kurzer Zeit jegliches Ansehen im Movimiento. Die Spannungen mit dem sich auf Milit�r und Katholizismus st�tzenden Regime versch�rften sich: 1950 wurde die von kritischen Falangisten herausgegebene Zeitschrift „Si“ wegen Unterst�tzung eines Bankstreiks verboten, 1952 das parteieigene Satireblatt „La Codorniz“. Immerhin entsandte die Partei im Mai 1951 Vertreter zum Europ�ischen Nationalistenkongress in Malm�, auf dem sie zusammen mit dem MSI, deutschen und britischen Faschisten (Mosley) die so genannte Malm�-Internationale bildete. Man forderte ein unabh�ngiges Gro�europa und einen dritten Weg jenseits von Kapitalismus und Kommunismus.

Mit dem anlaufenden Kalten Krieg und vor allem dem Korea-Schock wurde Franco am 5. November 1950 rehabilitiert und zu einem wichtigen Partner des Westens. Mit dem Ende der Isolation konnte das Regime eine auf Technologieimport, Investitionen und Kredite gest�tzte Modernisierungspolitik einleiten. Zu den wesentlichen Ma�nahmen der francistischen Entwicklungsdiktatur - man denke an das Vorbild der Diktatur in den 20er Jahren - z�hlten die Verstaatlichung strategischer Wirtschaftssektoren wie Eisenbahn oder Telekommunikation und massive Staatsintervention: Ein staatsdirigierter Neokapitalismus anstelle einer auf die Macht der Gewerkschaften gest�tzten nationalsyndikalistischen Ordnung. In f�r die Wirtschaftsentwicklung wichtigen Bereichen wurden Staatsbetriebe gegr�ndet, ferner erfolgte die Zusammenfassung staatlicher und privater Betriebe unter Dachgesellschaften (Automobilindustrie, Werften, Leicht- und Schwerindustrie, Energiewirtschaft etc.). Der Staat legte ausgedehnte Programme zur Schaffung einer wirtschaftlichen Infrastruktur (Verkehr, Stra�en, Energie), zur Bew�sserung und zur Behebung der Kriegssch�den (Wohnungsbau) auf. Die Industrialisierung wurde durch die einseitige Bevorteilung der Arbeitgeberseite beg�nstigt, es winkten hohe Profite und es gab keinerlei Behinderung durch aufm�pfige Arbeitnehmer oder Proteste gegen die soziale Ungerechtigkeit. Auf diese Aufbauphase folgten ab Mitte der 60er Jahre die Nationalen Entwicklungspl�ne, die das Land innerhalb von 15 Jahren vom Niveau eines Drittweltstaates unter die bedeutendsten Industrienationen der Welt f�hrten. Der Aufschwung basierte auch auf Auslandsinvestitionen, die massiv durch den Staat gef�rdert werden. Auf den beeindruckenden Resultaten dieser technokratischen Entwicklungsdiktatur und aus dem Trauma des B�rgerkrieges fu�te lange Zeit die Stabilit�t des autorit�ren Systems, das erst mit dem Einsetzen der Rezession in den 70ern in seine finale Krise geriet. Unterminiert wurde es freilich schon vorher durch Demokratisierungsforderungen, durch Studenten- und Arbeiterproteste, durch die politische L�hmung der Staatspartei und vor allem durch den Konflikt im Baskenland.

Die Regierungsumbildung vom 19. Juli 1951 st�rkte die Stellung der Falange: Gir�n behielt das Arbeitsministerium, Generalsekret�r Fern�ndez Cuesta wurde in den Ministerrang erhoben. Der Neofalangist Rafael Cavestany �bernahm das Landwirtschaftsministerium, der dem Movimiento wenigstens nahe stehende Arias Salgado erhielt das neue Informations- und Tourismusministerium, Munoz Grandes kam als Heeresminister zu neuen Ehren. Das Movimiento und Gliederungen hatten nominell 900.000 Mitglieder - die meisten waren allerdings Karteileichen. Erziehungsminister Joaqu�n Ruiz Gim�nez war ebenfalls Parteimitglied, strebte aber eine Synthese aus katholischem Progressivismus und gem��igtem Falangismus an. Hierbei hatte er einen gewissem R�ckhalt in der erneuerungsbed�rftigen Bewegung und das vor allem bei den verbliebenen faschistischen Intellektuellen und der studentischen SEU. Kritik kam hingegen von Rechtskatholiken und der Parteirechten. Die angepeilte Kreation eines militanten intellektuellen Katholizismus mit Anleihen bei den progressiven Programmpunkten der Falange wurde bis 1954 von dieser Allianz abgew�rgt. Der Wirtschaftsboom, die Modernisierung, der Ausbau des Bildungswesens sowie die zunehmenden internationalen Kontakte lie�en jedoch vermehrt ausl�ndische Einfl�sse ins Land kommen.

Im November 1951 schlug das Generalsekretariat eine Reorganisation und Repolitisierung der SEU vor. Das Studentensyndikat sollte die Studentenschaft zum akademisch gebildeten harten Kern der Bewegung erziehen, man griff auf den inhaltsschweren Begriff „Primera L�nea“ zur�ck, also auf die militante und aktivistische Tradition der Ur-Falange. Zugleich versuchte die Parteif�hrung, auch die anderen Jugendorganisationen zu reaktivieren. Diese Verj�ngung und Reaktivierung barg das Risiko eines neuen Radikalismus in sich, und diese Bef�rchtung der reaktion�ren Kr�fte sollte sich bald bewahrheiten. Zwischen 1953 und 1954 zerschlug die Polizei eine Reihe linksfalangistischer Untergrundzirkel, und an den Universit�ten regten sich oppositionelle Kr�fte, was den Radikalisierungsdruck auf die SEU weiter erh�hte.

Der einzige Nationalkongress in der Geschichte der Einheitspartei fand im Oktober 1953 statt. Die Delegierten segneten die Defaschisierung und die Politik des Regimes ab. Unter heftigen Auseinandersetzungen zwischen Radikalen und „Modernisierern“ verabschiedete der Parteitag ein 23-Punkte-Aktionsprogramm, welches nicht weniger als die vollst�ndige Syndikalisierung der spanischen Wirtschaft unter Hinweis auf das Gesetz von 1940 forderte. Konkrete Initiativen unterblieben jedoch, und selbst Gir�n zeigte sich deprimiert angesichts des Zustandes der Partei, der die Unzufriedenen immer weiter radikalisierte.

Versuch einer Staatsreform

Am 27. Januar 1954 demonstrierten die SEU-Aktivisten vor der britischen Botschaft in Madrid und forderten die R�ckgabe Gibraltars. Zwar kamen derartige Kundgebungen recht h�ufig vor, aber aus ungekl�rten Gr�nden erfolgte dieses Mal ein brutaler Polizeieinsatz, der heftige Stra�enschlachten ausl�ste. Das Regime galt fortan selbst falangistischen Studenten als verr�terisch, die Universit�ten entwickelten sich zu einer Hochburg der Opposition. Im Jahresverlauf kam es zu weiteren SEU-Krawallen gegen das System und gegen die Reaktion. Die Vertrauensleutewahlen in den Betrieben im Februar 1954 zeigten ein Erstarken „krypto-linker“ Kandidaten. Im November 1954 traten monarchistische Kandidaten bei den Madrider Stadtratswahlen an, was zu massiven Gewalttaten radikaler Jungfalangisten f�hrte. Allgemein l�ste das politische Erstarken der Monarchisten Besorgnis in der Bewegung aus, die sich von Reaktion�ren wie Linksradikalen bedr�ngt sah. Auf Druck der Basis wurde Fern�ndez Cuesta bei Franco vorstellig, welcher versicherte, auch unter einem K�nig werde das Regime auf den Idealen des Movimiento basieren. In linksfalangistischen Kreisen hoffte man gar auf eine nationalsyndikalistische Monarchie. Dennoch warnte die Junta Pol�tica Franco nachdr�cklich vor jeden Zugest�ndnissen an Monarchisten oder katholische Reformisten, die ohnehin bereits Kultur, Bildung und Wirtschaftspolitik beherrschten. Vor allem im akademisch-intellektuellen Bereich fungierten die Katholiken als Bahnbrecher f�r deutlichere Systemkritik.

Als Spaniens Universit�ten am 9. Februar 1955 den Tag des gefallenen Studenten (Mat�as Montero) begingen, kam es in Madrid zum Eklat. Als Fern�ndez Cuesta die Zeremonie er�ffnen wollte, zog die primera l�nea der SEU unter Radauszenen aus und beschimpfte den Parteichef als Verr�ter am Nationalsyndikalismus. Als der R�delsf�hrer, Fernando Elena, aus der SEU ausgeschlossen und der Uni verwiesen wurde, bestand die Antwort in einem Hochschulstreik. Neben Kommunisten und Sozialisten hatten sich hier gleich drei linksfalangistische Untergrundzirkel gebildet. SEU-Chef Jorge Jordana reichte seinen R�cktritt ein.

Im Jahresverlauf gab es weitere vor allem antimonarchistische Ausschreitungen. Die Unruhe erfasste auch einen aktivistischen Sektor der Partei. Allgemein wurde gegen die „b�rgerliche und kapitalistische Monarchie“ gewettert. Schlie�lich preschte die politische F�hrung der Madrider Falange im Herbst 1955 mit einem Manifest voran: Die Falangisten wurden aufgerufen, die Syndikate zu erobern und zu radikalisieren. Ferner verlangten die Nationalsyndikalisten eine r�cksichtslose S�uberung der Partei von Reaktion�ren, Opportunisten und Monarchisten, die Verstaatlichung der Banken und das passive Wahlecht nur f�r „echte“ Falangisten. Immer �fter tauchte der auf die erkleckliche Liste von Geistesgest�rten und Debilen im Hause der spanischen Bourbonen anspielende Slogan „Wir wollen keine schwachsinnigen K�nige“ an den H�userw�nden auf. Die Agitation richtete sich gegen den Kapitalismus und die Monarchie und forderte die Errichtung eines syndikalistischen Staates. Am 19. November randalierten Aktivisten der Falangejugend vor dem Escorial herum und machten sich �ffentlich �ber Franco lustig. Auch bei den Ged�chtnisfeierlichkeiten am Folgetag kam es - in Francos Gegenwart - zu Radauszenen junger Aktivisten. Der Diktator entlie� Jos� Antonio Elola, seit 1940 Chef der Parteijugend, sowie den unbequemen Vic�n. Neuer Chef der Jugendorganisation wurde Jes�s L�pez Cancio Fern�ndez, welcher nunmehr hier die Entfaschisierung und Entpolitisierung einleitete.

Im Februar 1956 kochten die Spannungen �ber, als es an der Madrider Uni zu schweren Zusammenst��en zwischen linken Studenten und SEU-Aktivisten sowie der Polizei kam. Hierbei wurde ein Falangist versehentlich von einem seiner Kameraden erschossen. Das Regime antwortete mit einer Repressionswelle, und die alarmierte Parteipresse machte auf die wachsende Opposition im Land aufmerksam. Die SEU und die Guardias de Franco bereiteten bereits Todeslisten vor, um mit der Opposition abzurechnen. Nur die Drohung der Armee, Recht und Ordnung gegen alle Unruhestifter zu sch�tzen, verhinderte eine „Nacht der langen Messer“. Franco lie� die Universit�t vor�bergehend schlie�en. Der Staatschef konnte die politischen Spannungen nicht mehr ignorieren. Ihm war auch bewusst, dass sich in der Bewegung selbst allerhand zusammenbraute.

Das Ergebnis war eine neue Kabinettsumbildung am 16. Februar 1956. Der altbew�hrte Arrese l�ste Fern�ndez Cuesta als Parteiminister und Generalsekret�r ab. Bildungsminister Ru�z Gim�nez wurde durch den Altfalangisten Jes�s Rubio Garc�a Mina ersetzt, seine Anh�nger mussten orthodoxeren Parteileuten weichen. Arrese war nicht eindeutig die erste Wahl, im Gespr�ch war auch Gir�n. Dieser verwies jedoch auf seine Kompromittierung durch die Bek�mpfung der Syndikate und darauf, dass er nie eine Rolle im Movimiento spielte. Auf Bitte Arreses �bernahm er allerdings das Vizesekretariat der Partei f�r Soziale Fragen. Gir�ns Wunschkandidat Ismael Herraiz, Chefredakteur des Parteiorgans „Arriba“, wurde jedoch nicht zum Propagandabeauftragten ernannt. Auch jetzt konnten sich die falangistischen Veteranen nicht auf eine einheitliche Haltung einigen. Arrese war klar, dass die Partei nicht durch administrative Ma�nahmen reanimiert werden konnte. Er lehnte die gesamte Politik nach dem 2. Weltkrieg mit ihrem Reformismus und ihrem Monarchismus ab. Ganz richtig hielt er seine Ernennung f�r eine der letzten M�glichkeiten, die Bewegung zu einem st�rkeren Machtfaktor im Regime zu machen. Zu seiner eigenen �berraschung erreichte Arrese Francos Zustimmung zur Berufung einer Art Programmkommission. Der Caudillo bef�rchtete ein Erstarken der Kommunisten und war daher ebenfalls an einer Erneuerung der Partei interessiert.

Arreses Programmkommission nahm im Mai die Arbeit auf. Ziel war die Erarbeitung von Reformvorschl�gen, die als Grundgesetze in das francistische System eingebaut werden sollten. Das einzige radikale Mitglied war jedoch Luis Gonz�lez Vic�n, zu erw�hnen sind ferner noch Fern�ndez Cuesta und S�nchez Mazas, einer der Mitbegr�nder der Urfalange. Ein erkennbarer Ruck ging durch die Partei, erstmals seit 1939 stiegen die Mitgliederzahlen wieder an. Im Juni schlug Vic�n vor, den Consejo Nacional der Falange zu einer �bergeordneten verfassungsgebenden Beh�rde auszubauen. Als Ausgleich war die vermehrte Direktwahl der Cortesabgeordneten angedacht. Als der Vorschlag nach hitzigen Debatten scheiterte, trat Vic�n aus der Programmkommission aus.

Arrese stellte seine Reformpl�ne am 29. September 1956 in Salamanca vor. Der Generalsekret�r strebte die Erarbeitung eines unab�nderlichen und einigenden Grundsatzprogramms an, um den Zusammenhalt der Partei zu sichern. Ferner waren verbindliche Regelungen und Organisationsformen vorgesehen, da der improvisierende Caudillismo nicht �ber Francos Tod hinaus fortbestehen konnte. Eine Reihe von Grundgesetzen sollte das neue Staatsrecht schaffen und Spanien auf den �bergang zur Monarchie vorbereiten. Der K�nig sollte herrschen, aber nicht regieren. Zu seinen Kompetenzen geh�rte die Ernennung des Regierungschef (presidente del gobierno), der wiederum die Minister berief. Bei der Ernennung des auf 5 Jahre amtierenden presidente hatte der K�nig den Pr�sidenten der Cortes und den Generalsekret�r zu konsultieren. Der Regierungschef konnte nicht nur vom K�nig, sondern auch vom Nationalrat der Bewegung abgesetzt werden. Dem Nationalrat musste er jederzeit Rede und Antwort stehen. Nach Francos Tod sollte der Generalsekret�r automatisch stellvertretendes Staatsoberhaupt werden. Zudem war f�r ihn ein Vetorecht im Kabinett vorgesehen, und dieses Veto l�ste automatisch eine Vertrauensabstimmung des Nationalrates aus. Der Generalsekret�r wurde durch den Nationalrat gew�hlt, die Wahl bedurfte der Best�tigung durch den K�nig. War er best�tigt, so konnte eine Absetzung nur noch durch den Nationalrat erfolgen. Die Kabinettsminister waren einzeln den Cortes verantwortlich, die gegebenenfalls sogar den Regierungschef �berstimmen konnten. Widersprach der Ministerpr�sident einem Misstrauensvotum, war der Nationalrat zust�ndig, der faktisch zum Senat werden w�rde. Der Nationalrat konnte durch Vertrauensaussprache jedes Misstrauensvotum der Cortes aufheben. Waren die Cortes f�r die allgemeine Gesetzgebung zust�ndig, so oblagen dem Nationalrat die politische Fragen. Ferner hatte er als oberste Verfassungsbeh�rde das Vetorecht gegen alle Cortes-Gesetze und stand der Regierung hinsichtlich Politik, Verwaltung und Gesetzgebung beratend zur Seite. Teile des Nationalrates wurden vom K�nig ernannt, andere von der Bewegung gew�hlt. Der Nachfolger Francos sollte keine direkte F�hrungsposition im Movimiento bekleiden. Als Grunds�tze eines neuen Parteiprogramms waren Katholizismus, nationale Einheit, soziale Gerechtigkeit, Syndikalismus und moderater Kapitalismus vorgesehen. Armee, Kirche, Regierung, Politische Klasse und Kapital wehrten sich heftig gegen die Reformen, die dem Nationalrat und dem Generalsekret�r der Falange eine Schl�sselstellung im Staat einger�umt h�tten.

Am 20. November 1956 sprach Arrese anl�sslich des 20. Todestages von Jos� Antonio im Radio und versprach, dessen politische Ideale in die Tat umzusetzen: „Jos� Antonio...Bist Du mit uns zufrieden? Ich glaube nicht. Und ich glaube nicht, weil du gegen Materialismus und Egoismus k�mpftest, w�hrend heutzutage die Menschen die Gr��e Deiner Worte vergessen haben, nur um wie durstige Verr�ckte den Pfad von Materialismus und Egoismus hinab zu laufen. Weil Du ein Vaterland von Poeten und von Tr�umern wolltest, die nach anderem Ruhm eiferten, w�hrend die Menschen nur ein sattes, dickleibiges Vaterland suchen, voll von St�rke, wobei es weder Sch�nheit noch Tapferkeit besitzt. Weil Du das Opfer predigtest, w�hrend die Menschen von einer Ecke zur anderen sehen, um sich zu verstecken. Weil Du Geld verachtet hast, w�hrend die Menschen nach Geld gieren und das Gesch�ft der Pflicht �bergeordnet ist, und ein Bruder den Bruder verkauft, profitierend mit der Demut und den Pr�fungen des Vaterlandes. Weil Menschen Deine Parole, besser zu leben, mit besser zurechtzukommen verwechseln. Weil der Geist fleischlich geworden ist, das Opfer zur Gefr��igkeit geworden ist und Br�derlichkeit zur Habsucht geworden ist. Weil Du einen Leichenzug von Tausenden von M�rtyrern gerufen hast, auf dass sie uns als Ma�stab und als Leitbild dienen, und noch haben die Menschen im Blut Deiner Nachfolger kein Beispiel gesehen, und sie finden seine Erinnerung unbequem, und sie f�hlen sich bel�stigt, wenn wir in ihren Ohren, die aller Gro�z�gigkeit verschlossen sind, unser einf�rmiges Beharren am Beispiel unserer M�rtyrer wiederholen, bis zu dem Ausma�, dass manche die Gefallenen als Plattform nutzen, die sie erklettern oder als ein Sprungbrett f�r Gesch�fte und Selbstberuhigung nutzen. Jos� Antonio, Du bist nicht mit uns zufrieden. Du, der uns von Deinem Platz aus beobachtest, von Deinem 20. November, mit einem tiefen Sinn f�r Melancholie und Verachtung. Du kannst nicht zufrieden sein mit diesem mittelm��igen, sinnlichen Leben."

Niedergang

Arrese pr�sentierte dem FET-Nationalrat seine Reformvorschl�ge am 29. Dezember 1956, wo sie trotz gro�er Meinungsbreite nur von wenigen als Versuch, einen totalit�ren Staat zu schaffen, abgelehnt wurden. Der Generalsekret�r rechnete den Kritikern vor, dass die Althemden trotz aller im politischen Kampf und im B�rgerkrieg gebrachten Opfer gerade 5 % der Spitzenposten in Regierung und Verwaltung besetzten: 2 von 16 Ministern, 1 von 17 Untersekret�ren, 8 von 102 Generaldirektoren, 18 von 50 Zivilgouverneuren, 8 von 50 Pr�sidenten der Provinzialversammlungen, 65 von 151 Nationalr�ten, 137 von 575 Cortesabgeordneten, 766 von 9155 B�rgermeistern und 3226 von 55960 Gemeinder�ten. Die Entscheidung �ber die Verfassungsreform lag nun bei Franco, der von Bisch�fen, Milit�rs und Bankiers mit Protesten �bersch�ttet wurde. Als der Diktator die Vorlagen der Reformkommission zur�ckwies, verabschiedete Arrese sich resigniert als der aktiven Parteiarbeit. Proteste aufgebrachter Jungfalangisten in Madrid f�hrten zu Verhaftungen. Vizegeneralsekret�r Diego Salas Pombo f�hrte die Gesch�fte und konnte nur mit M�he den R�cktritt fast s�mtlicher Spitzenfunktion�re des Movimiento verhindern.

Nun erfolgte im Februar 1957 die Regierungsumbildung, die n�chste gro�e Umorientierung des Regimes. Mit Navarro Rubio im Finanz- und Alberto Ullastre im Handelsministerium �bernahm der dubiose katholische Laienorden Opus dei die F�hrung der spanischen Wirtschaftspolitik und leitete die Angleichung an Westeuropa ein, die Spanien �ber den Assoziationsvertrag von 1970 letztlich in die EG f�hrte. Navarro Rubio und Ullastre zogen Laurenco L�pez Rod� nach, der bald die Nationalen Entwicklungspl�ne entwerfen sollte und beste Beziehungen zu Weltbank, IWF, WEU und OECD sowie zu spanischen Unternehmerkreisen unterhielt. Alle drei Opus dei-Leute waren strikte Antifalangisten. Drahtzieher der Machtverschiebung war Luis Carrero Blanco, Leiter von Francos Pr�sidialsekretariat. Arbeitsminister Gir�n wurde durch den tr�gen Ferm�n Sanz Orrio ersetzt, dieser verh�ngte einen Lohnstop, um die Inflation zu bremsen. Der vollkommen unf�hige und farblose Jos� Sol�s Ruiz l�ste Arrese als Generalsekret�r ab, in Personalunion war er auch Nationaldelegierter der Syndikate.

Trotz w�tender Proteste hatte die Falange als politische Kraft in Franco-Spanien ausgespielt. Das Movimiento hatte mit Partei, Arbeit, Bildung und Wohnungsbau nur noch 4 Ministerien inne. Sein Studentensyndikat SEU wurde organisatorisch von der Parteijugend getrennt und ebenfalls v�llig entpolitisiert. Im Januar 1958 zerschlug die Polizei eine falangistische Untergrundgruppe in Madrid. Die Rebellen nannten sich nach Manuel Hedilla Hedellistas und hatten vor allem in den Jugendorganisationen Anhang. In Spanien h�uften sich Schmieraktionen („Hedilla-JONS“), aber Manuel Hedilla hatte sich nach seiner Freilassung 1947 zur�ckgezogen. In Nordspanien bildete sich mit der Haz Ib�rico eine weitere neofalangistische Gruppe. Schon Anfang 1959 z�hlten die falangistischen Oppositionszirkel 25.000 Mitglieder. Franco band den entlassenen Arrese als Wohnungsbauminister in die Regierung ein, damit er sich nicht an die Spitze der entt�uschten Falangisten stellte

Ein neues Parteiprogramm vom 29. Mai 1958 ersetzte die 26 puntos. Das neue, vage gehaltene Programm bezog sich auf katholische Grunds�tze wie Patriotismus, nationale Einheit, Frieden, Katholizismus, Individualismus, Familie und Repr�sentation durch lokale Vertretungen und die Syndikate. Als Franco die Vorlage in den Cortes vorstellte, fiel nicht einmal mehr Jos� Antonios Name. Die Einweihung des Nationaldenkmals im Valle de los Caidos, wo kurz zuvor Jos� Antonios Leichnam beigesetzt wurde, am 1. April 1959 war von falangistischen Radauszenen und Protesten begleitet. Bei den Feierlichkeiten des 20. November 1960 beschimpfte ein Aktivist den Staatschef mit den Worten „Franco, du bist ein Verr�ter!“ und wanderte postwendend f�r 5 Jahre ins Gef�ngnis.

Nachdem sein ehrgeiziges Wohnungsbauprogramm im Kabinett scheiterte, reicht Arrese im M�rz 1960 seinen R�cktritt ein - Ende einer jahrelangen Karriere. Im Januar 1961 verschwand auch Alfredo Jim�nez Millas, Vizegeneralsekret�r und Parteiveteran, von der Bildfl�che. Ersetzt wurde er �brigens durch einen Opus dei-Mann. Der Orden sickerte nun auch in die Reihen der Parteifunktion�re ein und stellte sogar mehrere jefes provinciales. Am 30. Januar 1962 erinnerte Chefredakteur Rodrigo Royo in „Arriba“ an die Ideen des alten Triumvirats Jos� Antonio, Ledesma Ramos und Redondo Ortega und attackierte das aktuelle Triumvirat des Opus dei im Kabinett, das die Ideale des B�rgerkrieges f�r Auslandsinvestitionen verkaufe. Der widerborstige Journalist wurde umgehend entlassen. Dennoch hielt die Kampagne der Parteipresse gegen den Orden an. Franco erschien es phasenweise, als w�ren die Movimiento-Bl�tter die undiszipliniertesten Zeitungen Spaniens. An den Unis f�hrte die SEU unter den „duros“ (Hardlinern) Rodolfo Mart�n Villa und Daniel Relgado ihr letztes Gefecht, eingezw�ngt zwischen Opus dei und der erstarkenden Linken. Das Studentensyndikat wurde folgerichtig am 5. April 1965 aufgel�st und durch einen unpolitischen Studentenverband ersetzt. Die Partei hatte vielleicht noch 172.000 Mitglieder, und hier sind bereits die Karteileichen mitgez�hlt. Ihre F�hrung nannte mehr als 900.000, doch diese Zahl kam nur durch Mehrfachmitgliedschaften und Einbeziehung von Veteranenverband, Frauenorganisation etc. zustande. An den Unis gab es zuletzt knapp 3300 SEU-Mitglieder.

Im November 1963 richtete eine Gruppe von 52 Altfalangisten um Lius Gonz�lez Vic�n einen Brief an Jos� Solis Ru�z, den FET-Generalsekret�r und spanischen Chef der Einheitsgewerkschaft. In ihren Augen hatte das Regime auf sozialem Gebiet vollkommen versagt. Der Lohnstop von 1957 bei fortlaufendem Preisanstieg hatte sich in der Tat katastrophal auf die Einstellung der Arbeiterschaft ausgewirkt. Handelsminister Ullastres und Finanzminister Rubio wandten r�cksichtslos in falangistischen Augen r�ckst�ndige kapitalistische Theorien an. Die herrschende Technokratie war durch einen tiefen Graben vom Volk getrennt, und der Schiffbruch der machtlosen Staatsgewerkschaft habe die Arbeiter gezwungen, zu klassenm��ig organisierten Verb�nden zur�ckzukehren. Hiermit waren die 1962 entstandenen Comisiones Obreros CCOO gemeint. Diese Arbeiterkommissionen wurden vom Staat geduldet, der andererseits aber nichts gegen die soziale Ungerechtigkeit unternahm. Hinter den CCOO standen anf�nglich sowohl linkskatholische Kreise wie auch die nationalsyndikalistischen Circulos Doctrinales Jos� Antonio. Diese halboffiziellen Zirkel wurden von Vic�n geleitet, sie entstanden 1959 aus Jungfalangisten, Althemden und radikalisierten Aktivistinnen der Frauensektion. Mit „Es as�“ hatten die Circulos ein eigenes Theorieorgan, in dem sie gegen das technokratische Regime agitierten. Im Mai 1964 erfolgte das Publikationsverbot, 1965 schied Vic�n nach massivem Druck aus der bereits in 20 St�dten aktiven Gruppe aus. An seiner Stelle setzte Diego M�rquez Horrillo den Kampf fort. In den 70ern unterst�tzten die Zirkel die Demokratisierung, um freier arbeiten zu k�nnen. Narciso Perales organisierte die radikalere, v�llig im Untergrund arbeitende Frente Nacional de Trabajadores, die sich auch eine Studentenorganisation zulegte. 1966 erfolgte die Abspaltung der Frente Sindicalista Revolucionario um Perales, an deren Spitze sich kein Geringerer als Manuel Hedilla stellte. Die FSR nahm an illegalen Streiks teil, agitierte im Proletariat und trug sich gar mit dem Gedanken des bewaffneten Kampfes gegen das reaktion�re Franco-System. Zerschlagen wurde hingegen eine zwischen 1964 und 1966 im Centro Social Manuel Mateo der Syndikate aktive Gruppe. Dieser Diskussionszirkel scharte sich um die Zeitschrift „Orden Nuovo“. Beteiligt waren Perales und der Parteidissident Cerefino Maest�, man unterhielt auch Kontakte zu den Kommunisten.

Im Herbst 1966 brachten die spanischen Vertrauensleutewahlen die Abrechung der unzufriedenen Arbeiter mit den staatlichen Organisationen. Vor allem in den Madrider Gro�betrieben setzten sich die tolerierten Arbeiterkommissionen durch. Nun trat die illegale Kommunistische Partei auf den Plan. Die Kommunisten verdr�ngten und majorisierten zusehends die linkskatholischen oder nationalsyndikalistischen Gr�nder und strebten danach, auf dem Umweg �ber die Gewerkschaften ihre Machtposition auszubauen. Als Hedilla sich 1968 in Lateinamerika aufhielt, nutzte Perales die Gelegenheit zum Putsch. Gemeinsam mit dem Neofaschisten Blas Pinar gr�ndete er die Frente Nacional Alianza Libre. Pinar unterhielt die einflussreiche Zeitschrift „Fuerza Nueva“, an der sich auch Pers�nlichkeiten wie L�on Degrelle und Horia Sima beteiligten. Von der FNAL spaltete sich 1970 nach dem Tod Hedillas die nach dem Theorieorgan benannte Gruppe Fuerza Nueva ab. Perales kehrte zur FSR zur�ck, die sich 1975 zugunsten diverser nationalsyndikalistischer Kleingruppen aufl�ste.

Im Madrider Teatro de la Comedia wurde am 29. Oktober 1968 eine Erinnerungsfeier anl�sslich des 35. Jahrestages der Parteigr�ndung abgehalten. Die Delegierten hielten sich mit ihrer vernichtenden Kritik an der apathischen Parteif�hrung nicht zur�ck; auch Altkader wie Raimundo Fern�ndez Cuesta, Jos� Luis Arrese, Ram�n Serrano Suner und Manuel Hedilla meldeten sich zu Wort. Hedilla erkl�rte die Bewegung f�r tot und gescheitert, Serrano Suner empfahl gar die Selbstaufl�sung. Kurz darauf deutete sich mit einem neuen Vereinigungsrecht, das unter strengen Auflagen die Bildung politischer Vereinigungen im Rahmen des Regimes zulie�, die Liberalisierung an - Fern�ndez Cuesta und Gir�n erkannten zu Recht, dass es sich hierbei um den Totenschein der Falange handelte. Bezeichnenderweise verschwand am 5. Januar 1969 der Untertitel „Organo de FET y de las JONS“ aus dem Parteiorgan „Arriba“. Ende Oktober 1969 bildete Franco erneut die spanische Regierung um und berief noch mehr Opus dei-Ordensbr�der ins Kabinett. Torcuato Fern�ndez de Miranda, bislang Chef der Kulturabteilung des Movimiento und Verantwortlicher f�r die Nachwuchsausbildung, wurde neuer Generalsekret�r. Der neue Mann war ein erkl�rter Nichtfalangist und ein Meister der Doppelz�ngigkeit, wie sie f�r das Regime typisch geworden war. Nur wenige Wochen sp�ter, am 23. November 1969 erschoss sich auf der Madrider Plaza Santa Barbara der Altfalangist Francisco Herranz, um gegen die Marginalisierung der Bewegung zu protestieren.

Das Ende

Die Immobilit�t des Regimes, in dem alle Reformversuche auch des Movimiento verpufften (selbst Gir�n forderte mittlerweile die politische Liberalisierung, die apertura, als letzte Chance f�r eine Neubelebung des Falangismus), zeigte sich 1971: Vizegeneralsekret�r Miguel Ort� Bordas, Bef�rworter einer politischen �ffnung und Demokratisierung, wurde abgel�st. Sein Nachfolger Manuel Vald�s Larranaga war doppelt so alt und kannte Jos� Antonio noch pers�nlich. Miranda reorganisierte zwar die Verwaltung und Struktur der Partei, nur fehlten politische Anweisungen. Die jefes provinciales waren mittlerweile auf sich allein gestellt, die Apathie verbreitete sich noch weiter. Ein Tag voller Symbolkraft war der 20. Dezember 1973, als die ETA Admiral Luis Carrero Blanco, Ministerpr�sident und letzte Hoffnung des Regimes, mit einer Autobombe t�tete.

Carrero Blancos Nachfolger wurde am 29. Dezember 1973 Carlos Arias Navarro zum spanischen Ministerpr�sidenten. Der Pragmatiker, Verwaltungsfachmann und zuvor B�rgermeister von Madrid, wurde berufen, um ein radikales Vorgehen vor allem von General Iniesto Cano, dem Chef der Guardia Civil, zu verhindern. Die reaktion�re Rechte forderte den Belagerungszustand und eine eindeutige Milit�rdiktatur. Fern�ndez de Miranda gab die F�hrung des Movimiento an Jos� Utrera Molina ab. Utrera Molina sollte der erste und letzte Generalsekret�r sein, der aus der Parteijugend kam. Vom Rest der Regierung, die das Parteiministerium und das Generalsekretariat abschaffen wollte, wurde er erbittert bek�mpft. Unter dem (schon im n�chsten Jahr abgel�sten) Informationsminister Pio Cabanillas begann die liberalste Periode Franco-Spaniens. Die Partei reagierte mit einem letzten Aufb�umen, denn selbst ihre Reformer wollten nur eine gem��igte �ffnung, w�hrend die Regierungsmehrheit weiter zu gehen gedachte. Zeichen der Zeit waren die Nelkenrevolution in Portugal vom April 1974 (Sturz des postfaschistischen Estado Novo), der Kollaps des Obristenregimes in Griechenland im Juli 1974 und der Tod des chinesischen Nationalistenf�hrers Jiang Kaishek am 5. April 1975. Franco und sein Regime waren die letzten Relikte aus der Periode des Faschismus. Im Aus- wie Inland organisierten sich Kommunisten, Sozialisten und Christdemokraten zu Keimzellen sp�terer politischer Parteien, im Inland unterminierten der Terrorismus von Gruppen wie GRAPO, FRAP und ETA sowie die Wirtschaftskrise das Regime. Im Baskenland wie in Katalonien begehrte man erfolgreich gegen das Verbot der Regionalsprachen auf, und Spanisch-Westsahara ging an Marokko verloren.

Am 4. M�rz 1975 entmachtete Navarro Miranda und die restlichen Hardliner im Kabinett unter R�cktrittsdrohung, der dahinsiechende Franco gab nach. Neuer Generalsekret�r und Parteiminister wurde Fernando Herrero Tejedor mit Adolfo Su�rez als Stellvertreter. Letzterer war ein klarer Parteig�nger von Juan Carlos, w�hrend Herrero Tejedor dem Opus dei angeh�rte. Die neue Parteif�hrung machte sich an die F�rderung einer politischen Pluralisierung, sie begann die Abwicklung des Movimiento. Die Verwaltungs- und Wirtschaftseliten hatten bereits ihr Augenmerk auf die Zeit nach Francos Tod gerichtet. Herrero verhinderte auch den Plan Gir�ns und Fern�ndez Cuestas, eine neue Falange Espanola y de las JONS zu gr�nden. Als Herrero am 12. Juni 1975 bei einem Autounfall starb, folgte ihm erneut der uns�gliche Sol�s nach. Su�rez wurde entlassen und bekannte sich in seiner Abschiedsrede zur Errichtung einer parlamentarischen Monarchie unter Juan Carlos.

Am 20. November 1975 starb der Francisco Franco y Bahamonde an einer Entz�ndung der inneren Herzw�nde im 83. Lebensjahr; nur wenige Stunden vor der 39. Wiederkehr der Hinrichtung Jos� Antonios. Dem Verfasser ist es im �brigen unklar, wie fortschrittliche Nationalisten bis auf den heutigen Tag an Feierlichkeiten zur Erinnerung an die klerikal-reaktion�re spanische Modernisierungsdiktatur teilnehmen k�nnen. Als einziger Regierungsvertreter wachte Sol�s an Francos Bett, fast w�hrend des gesamten Todeskampfes weinend. Am Folgetag defilierten 400.000 Menschen am im K�nigspalast aufgebahrten Leichnam des Caudillo vor�ber. Am 24. November 1975 wurde Franco ausgerechnet an der Seite Jos� Antonios im Valle de los Caidos beigesetzt.

Don Juan Carlos wurde zum K�nig von Spanien ausgerufen und versprach in seiner Thronrede dem Volk die Demokratisierung des Landes. Carlos Arrias Navarro blieb vorerst Regierungschef, und der konservative Demokrat Su�rez wurde letzter Parteichef des Movimiento. Anfang Dezember betraute Torcuato Fern�ndez de Miranda mit dem Amt des Kronratsvorsitzenden und Cortespr�sidenten. Nun war der Weg f�r die Abwicklung des Franco-Staates und der Staatspartei frei.

Im M�rz 1976 benannte sich der Verband der B�rgerkriegsveteranen in Verband der B�rgerkriegsk�mpfer um, um seine Einsatzbereitschaft zu demonstrieren. Pr�sident dieser Organisation mit ihren immerhin 500.000 Mitgliedern war der ehemalige Arbeitsminister Jos� Antonio Gir�n de Valesco. Gir�n war zugleich F�hrer der rechtsradikalen Fuerza Nueva, als deren Chefideologe Blas Pinar fungierte. Aktivisten der Fuerza Nueva organisierten zu dieser Zeit Gegenterrorismus gegen die ETA und linke Gruppen, wobei sie mit den Sicherheitsorganen zusammenarbeiteten. Ferner machte sich Parteiveteran Fern�ndez Cuesta mit einer Neubelebung der Falange Espanola de las JONS selbst�ndig. Diese Gr�ndung wurde �brigens auch vom Kabinett als Rechtsnachfolgerin des sterbenden Movimiento anerkannt. Als Sammelbecken der Nationalsyndikalisten entstand die Falange Espanola y de las JONS - aut�ntica unter Pedro Conde Soldana, welche sich deutlich an Hedillas und Ledesmas Linksfalangismus orientierte. Daneben entwickelten sich die ersten „neonazistischen“ Gruppen, unter ihnen die CEDADE.

Am 4. Juli 1976 ernannte Juan Carlos mit Adolfo Su�rez Gonz�lez den j�ngsten Ministerpr�sidenten in der Geschichte Spaniens. Die neue Regierung war als Fachkabinett ohne Bindungen an das Movimiento oder die entstehenden Parteien konzipiert. Mit R�ckendeckung der Armee f�hrte Su�rez die Demokratisierung des Landes durch und setzte Parlamentswahlen f�r das Jahr 1977 an. Am 5. November 1976 erfolgte die faktische Zerschlagung der falangistischen Syndikate: Das Gesetz zur Gewerkschaftsreform lie� neue Berufsverb�nde der Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu, ohne die alten Syndikate formell aufzul�sen. Su�rez� Reformen wurden per Volksabstimmung mit 94 % Mehrheit angenommen, wobei sich allerdings 23,4 % der Bev�lkerung der Stimme enthielten. Erstmals in der Weltgeschichte hatte sich eine Diktatur selbst in eine Demokratie verwandelt.

Am 1. April 1977 erkl�rte Su�rez das Movimiento Nacional f�r aufgel�st. Seine 35 Zeitungen und 45 Rundfunkstationen fielen an das Informationsministerium und wurden nach und nach privatisiert. Alle Familien-, Frauen-, Jugend- und Sporteinrichtungen wurden dem Ministerpr�sidenten unterstellt, die 8000 B�ros des Movimiento aufgel�st. Bei den ersten Parlamentswahlen seit 41 Jahren siegte am 15. Juni 1977 die Zentrumsunion, ein die Regierung unterst�tzendes Parteienb�ndnis. Die francistische Allianza Nacional scheiterte ebenso wie die Hedellistas mit 0,53 % bzw. 0,23 % der W�hlerstimmen. Damit spielte der Nationalsyndikalismus keinerlei Rolle mehr im politischen Leben Spaniens. Soldanas Linksfalangisten sprachen sich bei der Volksabstimmung im Dezember 1978 f�r die neue Ordnung aus. Blas Pinar verbreiterte vor�bergehend die Basis der immerhin 40.000 Mitglieder z�hlenden Fuerza Nueva und zog bei den Neuwahlen am 1. M�rz 1979 f�r die francistische Uni�n Nacional ins Parlament ein. Insgesamt erhielt die Partei 2,11 % der Stimmen, in Madrid waren es 4,8 % und in Neukastilien 4,37 % (Toledo 7,3 %). Blas Pinar b��te seinen Sitz bei erneuten Neuwahlen am 28. Oktober 1982 ein, mit dem Regierungsantritt der Sozialisten um Felipe Gonz�lez begann endg�ltig eine neue politische �ra in Spanien. Seitdem spielt die francistische wie falangistische Rechte keinerlei Rolle mehr in der spanischen Politik, wenn man von gewissen profrancistischen Tendenzen in der konservativen Allianza Popular absieht.

Nach eigenen Angaben hat die spanische Falange heute gerade einmal tausend Mitglieder, und bei Wahlen kam sie nur auf etwa 25.000 Stimmen (Europawahl 2004 rund 13.000). Aus Gr�nden ihrer Erfolglosigkeit ging sie 2002 - in Fortsetzung der verh�ngnisvollen Allianz von 1936 - mit der katholisch-st�ndestaatlich orientierten Fuerza Nueva ein B�ndnis ein, die Frente Espanol. Neben der Falange, also dem derzeitigen europ�ischen B�ndnispartner der NPD, bestehen die Unabh�ngige Falange, die hedellistische Falange Aut�ntica und weitere nationalsyndikalistische Splittergruppen.

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