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��Zeitgeschichte + Hintergr�nde

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Tod im Juni - die SA und die NS-Machtergreifung

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Teil 3: Reichswehrkonflikt - der Anfang vom Ende

Verfasser: Richard Schapke, im April 2005

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Die b�rgerliche Opposition formiert sich

Angesichts der scheinbaren Krise und Instabilit�t der „Regierung der nationalen Konzentration“ zeigte sich in Wirtschaftskreisen und b�rgerlicher Opposition die Neigung, ob man Schleichers altes Querfrontkonzept nicht in verk�rzter Form wieder beleben k�nne. Politisch n�herten sich Deutschnationale und politischer Rechtskatholizismus an. Auch Reichskanzler a.D. Kurt von Schleicher regte sich wieder. Laut Heinrich Br�ning und den �berlieferten sp�rlichen Quellen bestanden schon seit dem Sommer 1933 Kontakte zwischen Br�ning, Schleicher, Gregor Strasser, Carl Goerdeler, dem Gewerkschafter Wilhelm Leuschner und unzufriedenen Stahlhelmern um Duesterberg. Br�ning und Schleicher blieben hierbei allerdings eher im Hintergrund und vermittelten Begegnungen und Kontakte. Die Ausgangslage war nicht so ung�nstig: Als Massenbasis standen die frustrierte Arbeiterschaft und unzufriedene Fraktionen innerhalb der Bewegung bereit, Deutschnationale und Rechtskatholiken waren �ber den Machtverlust der b�rgerlichen Parteien ergrimmt, hinzu kamen Monarchisten und Teile von Schwerindustrie, Neuen Industrien und Junkertum. Wirtschaftsminister Kurt Schmitt vom Allianz-Konzern war beispielsweise ein Mann der Neuen Industrien. Ein Gleiches gilt f�r R�hms Berater Gattineau vom IG Farben-Konzern. Au�enpolitisch war – auch ganz im Sinne von Vizekanzler Papen - eine Ann�herung an Frankreich vorgesehen, die nur unter Ausschaltung der antifranz�sischen Schacht-Thyssen-G�ring-Gruppe m�glich schien. Grunds�tzlich bleibt zu sagen, dass �ber die Aktivit�ten der b�rgerlichen Opposition in den Jahren 1933/1934 nur relativ wenig bekannt ist, die Kl�rung ist ein erstrangiges Desiderat der Forschung.

Innerhalb der sich formierenden nationalkonservativen Opposition bildete sich ein wichtiges Nervenzentrum. Hauptfiguren waren Papens geistiger Mentor Edgar Julius Jung sowie des Vizekanzlers enge Mitarbeiter Herbert von Bose und Erich Klausener, letzterer fungierte auch als F�hrer der Katholischen Aktion. Diese eher autorit�r-st�ndestaatlich orientierte Gruppe hoffte auf ein Eingreifen der Reichswehr, um die Machtposition der NS-Bewegung zu brechen und das alte Einrahmungskonzept vom Januar 1933 zu reanimieren. Der zusehends zum Juniorpartner Hitlers gewordene Vizekanzler zeigte sich ohnehin an einer „jungkonservativen Gegenrevolution“ gegen den Nationalsozialismus interessiert. Der b�rgerliche Widerstand galt nicht der Diktatur als solcher, sondern ihrer Zusammensetzung, um wieder direkt an der Macht beteiligt zu werden.

Interessanterweise bestanden auch Verbindungen des b�rgerlichen Lagers zur illegal im Reich arbeitenden Kampfgemeinschaft Revolution�rer Nationalsozialisten. Otto Strasser und vielleicht auch sein Bruder Gregor arbeiteten jedoch nicht etwa mit dem sozialrevolution�ren Potenzial der SA zusammen (obwohl die KGRNS unter ihr agitierte), sondern peilten deren Aufl�sung nach dem Umsturz an und setzten auf die alte Gewerkschaftsachse. Bereits 1933 kursierten bei Schwarzfrontlern Kabinettslisten mit Gregor Strasser als Integrationsfigur der Partei und Kurt von Schleicher als starkem Mann der Regierung.

Der Plan einer Volksmiliz

Bereits am 3. Februar 1933 legte Hitler sich gegen�ber der Reichswehrgeneralit�t auf deren Schl�sselrolle bei der Wiederbewaffnung und bei der Wiedererlangung einer Gro�machtrolle fest. Als au�enpolitische Ziele des Regimes wurden Beseitigung des Versailler Diktates und Expansion gen Osten genannt. Der Staat sollte durch Niederk�mpfung widerst�ndiger bolschewistischer oder marxistischer Tendenzen f�r williges Menschenmaterial und Konfliktlosigkeit im Inneren sorgen. Bereits im Herbst 1933 begann in aller Heimlichkeit die Aufstellung neuer Reichswehrverb�nde. Der von einem nationalsozialistischen Volksheer tr�umende R�hm schoss quer, indem er im Fr�hjahr und Sommer 1933 mit dem Aufbau kasernierter SA-Verb�nde begann. Die SA-Hilfspolizei erhielt nach den politischen S�uberungsaktionen eine paramilit�rische, nicht eine polizeiliche Ausbildung. Grunds�tzlich ist festzuhalten, dass eine Miliz ist eine defensive Streitmacht ist, wenig geeignet f�r die von Hitler anvisierten imperialistischen Angriffskriege. Die Reichswehr allerdings betrachtete die SA-Konkurrenten nicht ganz zu Unrecht als Amateure. Hier der Milit�rprofi, die preu�ische Elite, dort jugendliche Rabauken und unzuverl�ssige Troupiers aus Freikorpszeiten. Am 1. Juli 1933 �bernahm SA-Gruppenf�hrer Kr�ger, bislang Verbindungsmann der SA-F�hrung zur Reichswehr, als Chef des Ausbildungswesens der SA und als Nachfolger des Reichskuratoriums f�r Jugendert�chtigung die vormilit�rische Ausbildung der Jugend. Der „Chef AW“ sollte j�hrlich 250.000 SA-M�nner vormilit�risch schulen. Kr�ger verf�gte �ber eine von R�hm unabh�ngige Finanzierung (Reichsministerium des Inneren), Ausstattung (Reichswehr) und Kommandostr�nge und erreichte, dass s�mtliche Kontakte zwischen SA und Reichswehrministerium �ber seinen Schreibtisch liefen. Sein Stammpersonal wurde vom Reich besoldet, w�hrend R�hm nicht einmal eine Etatisierung seiner St�be erreichte. Auch innerhalb der SA braute sich also ein f�r den Stabschef verh�ngnisvolles Konfliktpotenzial zusammen.

Anfang August begann die Aufl�sung der SA-Hilfspolizei, w�hrend die SS ihren Einfluss in der Politischen Polizei behielt. Die Reichswehr bem�hte sich bereits um die �bernahme des freiwerdenden Personals, das in Dreimonatskursen eine illegale Grundausbildung erhalten sollte. Kr�ger wie R�hm lehnten ab, da die rasch expandierende SA selbst qualifizierte Kader ben�tigte. Zu dieser Zeit wurde auch die ostelbische SA in den Grenzschutz Ost einbezogen und erhielt wie die kasernierte SA und bald die Stabswachen eine leichte Infanteriebewaffnung. Anfang 1934 setzte auch der Aufbau eines Grenzschutzes West ein, wobei f�r die beteiligten SA-Formationen auf dem Schwarzmarkt und im Ausland ein w�stes Sammelsurium von Ausr�stung beschafft wurde. Im November 1933 entstand bei jeder SA-Brigade ein Technischer Lehrsturm als „Arbeitsbeschaffungsma�nahme“. Aus diesen entwickelten sich die Hilfswerklager mit ihren 15-20.000 Insassen, die teilweise ebenfalls an der Waffe ausgebildet wurden.

Am 1. Dezember 1933 wurde Ernst R�hm als Reichsminister ohne Gesch�ftsbereich in die Reichsregierung berufen. Schon im September deutete Hitler auf einer Reichsstatthalterkonferenz seinen Gedanken an, die Braunhemden als Gegengewicht zu den Konservativen und zur Reichswehr zu nutzen. Der Stabschef sah sein Ziel, die Reichswehr mit seiner SA zu �bernehmen, sie von r�ckst�ndigen Milit�rs zu s�ubern und eine nationalsozialistische Wehrmacht zu schaffen, n�her r�cken. Hitler hatte ihm nach eigener Aussage mehrfach das Reichswehrministerium versprochen. R�hm verfolgte einen Milizplan nach Schweizer Vorbild. Das NS-Volksheer sollte sich nicht von der Gesellschaft abkapseln, sondern dem nationalsozialistischen Geist verbunden bleiben. Also galt es zun�chst, die Kompetenzen der SA in vormilit�rischer Ausbildung zu nutzen und auszuweiten. Der Chef AW sollte dem geplanten SA-Ministerium direkt unterstellt werden. G�rings Staatssekret�r Paul K�rner beschrieb die Motive des Stabschefs dahingehend, dass R�hm mit der Aussicht, die Reichswehr entwickele sich zur bestimmenden Macht im Staat, unzufrieden war. In seinen Augen war Hitler von Milit�rs wie Reichswehrminister Blomberg und Reichenau geradezu abh�ngig. Offenbar war dem SA-Chef die Aussicht auf eine Milit�rdiktatur �u�erst unsympathisch.

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob R�hm die antikapitalistische Massenstimmung (siehe Teil 2) nicht lediglich als Druckmittel gegen Hitler und die Konservativen ausnutzte. Unter Ausnutzung – und Kanalisierung – der Unzufriedenheit sollte die SA im konservativ erstarrenden Dritten Reich neben Partei, Hitler und Reichswehr als „gesunde Opposition“ etabliert werden. H�hne: „Was R�hm forderte, stellte in der Tat nahezu alles in Frage, was Adolf Hitler seit dem 30. Januar 1933 als Errungenschaften seines Regimes verbuchen konnte: die „nationale“ Revolution, den Bund mit den konservativen Kr�ften, die ersten Erfolge in der Wirtschafts- und Au�enpolitik, das ganze Programm der „Wiederwehrhaftmachung der Nation. R�hms Forderungen nach einem „revolution�ren“ Heer drohten, das B�ndnis Hitler-Blomberg zu sprengen, Existenzbedingung des Dritten Reiches.“

Der von einer geradezu hysterischen Furcht vor einer bewaffneten Intervention des Westens besessene Hitler zeigte sich durch die Milizpl�ne beunruhigt. Ein Vorprellen der SA konnte in der Tat Deutschlands angelaufene illegale Aufr�stung gef�hrden. Via G�ring erwirkte der Reichskanzler Anfang 1934 die �berwachung der SA durch die Gestapo. R�hms Ernennung zum Minister schreckte die Milit�rs auf, welche Hitler schon am 14. Dezember den Plan eines 21-Divisionen-Heeres mit 300.000 Mann vorlegten. Eine Woche sp�ter legte eine Kommandeursbesprechung die Marschroute fest. Die SA sollte zugunsten einer professionellen Wehrpflichtarmee auf vormilit�rische Ausbildung beschr�nkt bleiben. Eine Milizkomponente spielte bestenfalls in der kurzfristigen Planung eine Rolle. Reichenau wollte vermitteln und legte R�hm vergebens die Umwandlung der SA in eine Miliz nahe, welche im Kriegsfall unter Reichswehrbefehl kommen sollte. Auch der Versuch des Reichswehrministers, den Stabschef mit dem Kommando �ber den Grenzschutz zu k�dern, scheiterte, als dieser die Landesverteidigung zur alleinigen Aufgabe der SA erkl�rte. Ohnehin war der Grenzschutz laut Aufr�stungsplanung 1935 zur Aufl�sung vorgesehen – die Milit�rs planten glatten Betrug.

Am 8. Januar 1934 befahl R�hm zus�tzlich zu den bereits vorhandenen bewaffneten Verb�nden die Aufstellung einer Stabswache bei jeder SA-Gruppe. Die zun�chst 5000 Mann waren mit Karabinern und schweren MG ausgestattet. Waffen beschaffte man auf dem Schwarzmarkt, die erforderlichen Gelder wurden Industriellen wie Rechberg abgepresst. Berlins m�chtiger SA-Chef Karl Ernst ging weiter und stellte ein komplettes Wachregiment sowie ein Wachbataillon bei jeder Brigade auf. Diese Einheiten (im Gegensatz zum Rest der SA-Paramilit�rs �brigens modern und gut bewaffnet) sollten dereinst als Sonderformationen in die Reichswehr eingeschleust werden. Das Konzept fand Nachahmung, ab Anfang M�rz setzte die Aufstellung von Stabswachen bei jeder SA-Brigade ein, deren Mitglieder sich auf 12-18 Monate Dienstzeit verpflichten mussten.

Der Machtkampf beginnt

Die Fronten f�r den Machtkampf innerhalb des Regimes hatten sich formiert: Neue Industrien gegen Schwerindustrie, b�rgerliche Rechtsopposition gegen NS-Alleinregierung, SA gegen PO, Parteilinke gegen Parteirechte. Auf Druck von He� musste R�hm am 15. Januar 1934 seinen SA-Kommissaren Eingriffe in den Bereich der PO verbieten und ihnen jegliche Weisungsbefugnisse gegen�ber den Beh�rden entziehen. Fortan sollten sie sich auf die Bek�mpfung „staatsfeindlicher Umtriebe“ beschr�nken und sanken zur reinen Koordinationsinstitution zwischen SA und Verwaltung herab. Sie hatten keinerlei reale Befugnisse, w�hrend die SS bereits die Politische Polizei und die preu�ische Landespolizei unter Kontrolle gebracht hatte. Als Trostpflaster erhielt die Oberste SA-F�hrung fortan 8 Millionen Reichsmark monatlich vom Reichsinnenministerium. F�r R�hms Ambitionen ein Tropfen auf dem hei�en Stein: Der Stabschef plante die feste Besoldung von 74.000 F�hrern und Unterf�hrern und der kompletten St�be ab Brigadeebene. F�r jeden SA-Sturm waren 5 Mann Kaderpersonal vorgesehen – insgesamt h�tten die Pl�ne monatlich 27 Millionen Reichsmark verschlungen.

Am 22. Januar 1934 warnte He� im „V�lkischen Beobachter“: „F�r die SA oder sonstige Teilorganisationen der Partei besteht heute und f�r k�nftige Zeiten nicht die geringste Notwendigkeit, ein Eigendasein zu f�hren. Es besteht keine Notwendigkeit – mehr noch, es w�re ein Schaden f�r die Gesamtheit -, wenn sie ihren Eigennutz vor den Gemeinnutz der Partei stellten. Und die Billigung des F�hrers f�nden sie niemals.“ In der gleichen Ausgabe meldete sich sinnigerweise R�hm zu Wort: „Wir sind kein b�rgerlicher Klub, sondern eine Vereinigung entschlossener politischer K�mpfer. In der SA wird diese revolution�re Linie im Geiste der r�ckliegenden Zeit eingehalten werden. Ich will keine M�nner f�hren, die den Spie�ern gefallen, sondern Revolution�re, die ihr Vaterland vorw�rtsrei�en.“

Anfang Februar �bernahm General Freiherr von Fritsch die Heeresleitung, und zwar mit dem expliziten Befehl Hitlers, f�r den Aufbau einer geschlossenen und schlagkr�ftigen Armee zu sorgen. Bereits am Folgetag legten Blomberg und Reichenau der Generalit�t in Berlin die Forderungen R�hms vor: Zust�ndigkeit f�r die gesamte Landesverteidigung, Beschr�nkung der Wehrmacht auf reine Ausbildungsfragen, Wehrmachtsoffiziere als milit�rische Berater der SA-Kommandeure. Die Denkschrift, deren Original nicht erhalten geblieben ist, wurde vom Reichswehrministerium als Kriegserkl�rung der SA gewertet. Hitler sollte nun eine Entscheidung gegen R�hm treffen. Um ihm diese zu erleichtern, r�ckte das Milit�r durch Einf�hrung des NS-Hoheitsadlers, Zulassung nationalsozialistischer Propaganda in der Truppe und Einf�hrung des Arierparagraphen enger an die NSDAP heran. Indem die Reichswehr der SA die vormilit�rische Ausbildung anvertrauen wollte, gewann sie einen wichtigen Verb�ndeten: Die Schl�sselstellung hierbei hatte nicht etwa R�hm inne, sondern dessen Rivale Kr�ger als Chef AW! Letzterer identifizierte sich sp�testens jetzt v�llig mit seiner Rolle und sah in einer abweichenden Haltung beinahe Landesverrat.

Der Stabschef versuchte, im Intrigenspiel die franz�sische Karte zu spielen. Er stand seit dem 21. Februar mit dem franz�sischen Botschafter Francois-Poncet und dessen Milit�rattach� in Verbindung. Diese vertraulichen Sondierungen, aus denen man sp�ter den Vorwurf des Hochverrates konstruieren wird, erfolgten mit Billigung Hitlers, der durch R�hm und das Ausw�rtige Amt fortlaufend unterrichtet war. Allgemein war bekannt, dass Frankreich hinsichtlich der Milizfrage eher zu einem Entgegenkommen bereit war als bei einer allgemeinen Wiederaufr�stung des Reiches. Offenbar ging es R�hm auch um einen deutsch-franz�sischen Milit�rpakt gegen die Sowjetunion. Am gleichen Tag bot der nach innen wie nach au�en lavierende Hitler dem britischen Au�enminister Eden die Verringerung der SA um zwei Drittel und ihre effektive Entwaffnung an. R�hm tobte, lie� sich aber von seinem F�hrer bes�nftigen.

Am 28. Februar vermittelte Hitler zwischen den Kontrahenten. Er erteilte der Idee einer Revolutionsmiliz eine klare Absage zugunsten eines Wehrpflichtheeres nach kaiserlichem Vorbild; SA und SS sollten sich auf politische Aufgaben beschr�nken. Der Diktator klagte, die zunehmenden Anfeindungen von rechts wie links machten es ihm immer schwerer und h�tten die breite Stra�e von 1933 in einen Drahtseilakt verwandelt. Die neue Armee sollte laut Hitler 1939 f�r die Verteidigung und 1942 f�r den Angriff geeignet sein. SA und Reichswehr fixierten nun ihre Zust�ndigkeiten, was die Rolle der Braunhemden erst einmal auf die vormilit�rische Ausbildung festlegte. R�hm forderte seine Unterf�hrer offiziell zur Befolgung der Richtlinien der Reichswehrf�hrung auf. Im engeren Kreis hie� es hingegen: „Was der l�cherliche Gefreite erkl�rte, gilt nicht f�r uns. Hitler ist treulos und muss mindestens auf Urlaub. Wenn nicht, so werden wir die Sache ohne Hitler machen.“ Ohrenzeuge Viktor Lutze, ein alter Rivale des Stabschefs, informierte He� und Hitler, doch dieser erkl�rt, man m�sse „die Sache ausreifen lassen“. Heydrichs SD hingegen wandte sich an Reichenau und bahnte die enge Zusammenarbeit zwischen SS und Reichswehr an.

Im gleichen Monat erging ein interessantes Rundschreiben R�hms zur Stimmung in der SA: „Der alte SA-Mann, der all die Jahre her treu und brav und mit unerh�rter Begeisterung seine oft schweren Pflichten erf�llt und ohne zu klagen die Opfer jahrelangen Kampfes willig ertragen hat, f�hlt sich mancherorts durch den seit dem denkw�rdigen Januar 1933 erfolgten Zugang von Millionen junger K�mpfer zur SA in den Hintergrund gedr�ngt...Der alte SA-Mann, der sich auch nach dem Siege sch�nere Fr�chte seiner Opfer erwartet hat, als sie ihm nun teilweise dargeboten werden, der unverzagt alles Elend der Arbeitslosigkeit getragen hat in der Hoffnung auf bessere Zeiten, der sich sein billiges, d�nnes Braunhemd und seine bescheidenen Ausr�stungsst�cke vom Munde abgespart und abgehungert hat, muss nun sehen, dass andere, die w�hrend des Kampfes durch vornehme Zur�ckhaltung gl�nzten, in Posten einr�ckten, die der K�mpfer f�r sich in Anspruch nimmt. Er muss erleben, dass der Arbeitgeber da und dort unumschr�nkter und r�cksichtsloser herrscht wie je zuvor. Er muss erleben, dass er – nach jahrelanger Arbeitslosigkeit nun endlich in Lohn und Arbeit gebracht – von diesem k�rglichen Lohn mehr abgezogen bekommt, denn jemals fr�her.“

Hitler schwor am 22. M�rz 1934 vor Parteifunktion�ren, darunter G�ring, er werde niemals eine Zweite Revolution zulassen. Der geschw�chte R�hm musste am 28. M�rz in ein Abkommen mit dem ehemaligen Stahlhelm-Chef und Reichsarbeitsminister Seldte einwilligen: Der Stahlhelm wurde in den Nationalsozialistischen Deutschen Frontk�mpferbund unter Schirmherrschaft Hindenburgs und Hitlers umgewandelt. Damit hatte Hitler die Expansion der SA gestoppt und die Integration des Stahlhelm de facto r�ckg�ngig gemacht. Zu diesem Zeitpunkt befehlte R�hm 4,5 Millionen Mann SA und SS, darunter als Kern die aktive SA mit 800.000 Mann (darunter allerdings 300.000 ehemalige Stahlhelmer).

R�hm, Strasser und die b�rgerliche Opposition

Im April 1934 nahm Hitler wieder Kontakt zu seinem ehemaligen Reichsorganisationsleiter Gregor Strasser auf. Zwischen beiden kam es am 13. oder 20. Juni 1934 zu einer pers�nlichen Aussprache, nach der Strasser sein Goldenes Parteiabzeichen zur�ckerhielt. Bruder Otto wei� zu berichten, dass Hitler dem Parteirenegaten sogar den Eintritt in die Reichsregierung angeboten haben soll. R�hm sah sich hierdurch in seinem Kurs gegen die Parteirechte best�tigt und soll laut Gauleiter Jordan ebenfalls im Fr�hjahr pers�nlich mit seinem einstigen Erzrivalen Strasser zusammengetroffen sein. Eine direkte Zusammenarbeit R�hms mit General Schleicher als wichtigem Exponenten der Opposition erscheint abwegig, denn der Stabschef traf letztmalig im Juni 1933 mit letzteren zusammen. Auch die Gestapo konnte sp�ter keinerlei diesbez�gliche Hinweise entdecken. Allerdings war Schleicher ab M�rz in die Frankreichkontakte R�hms eingebunden, und bei Schleicher liefen die F�den sowohl zu R�hm wie zu Strasser zusammen.

In b�rgerlichen Oppositionskreisen kursierten mehrere Kabinettslisten, denen zufolge Gregor Strasser, Ernst R�hm, Kurt von Schleicher und Heinrich Br�ning in eine umgebildete Reichsregierung eintreten sollten. F�r eine �nderung der Machtverh�ltnisse war eindeutig die Kontrolle der Reichswehr vonn�ten, und hier h�tten sich R�hms Verschmelzungspl�ne als hilfreich erweisen k�nnen. Offenbar sollten in jedem Falle G�ring, Reichsau�enminister Neurath und Vizekanzler Papen aus dem Kabinett entfernt werden, was angesichts des Verh�ltnisses zwischen Papen/G�ring und Schleicher Sinn macht. Die Gruppe um Papen wiederum versuchte, sich der Unterst�tzung mehrerer Gener�le wie Witzleben, Rundstedt und Bock zu versichern, um im Falle einer SA-Erhebung den Ausnahmezustand zu verh�ngen und milit�risch einzugreifen. Der Aktionsplan der Verschw�rergruppe in der Vizekanzlei sah Folgendes vor: Papen sollte dazu bewogen werden, gemeinsam mit Fritsch und Rundstedt bei Hindenburg den Ausnahmezustand erwirken. Das Staatsoberhaupt h�tte dann Hitler und G�ring die Suspendierung der Reichsverfassung, die �bernahme der vollziehenden Gewalt durch die Reichswehr und die Entwaffnung der SA durch dieselbe zu er�ffnen. Dem Reichspr�sidenten als Oberbefehlshaber der Streitkr�fte sollte w�hrend der S�uberung Deutschlands von NS-Radikalen ein Direktorium zur Seite stehen: Fritsch, Rundstedt, Papen, Br�ning, Goerdeler, Hitler und G�ring. Als Grundsatzerkl�rung (und Provokation!) sollte eine f�r den Juni anvisierte Rede Papens in Marburg dienen, welche die Erwartungen an das neue System formulieren und seinen Anspr�chen auch Grenzen setzen sollte. Es ging dem Vizekanzler darum, mit Hilfe Hitlers und G�rings das 1933 durch das Versagen Hugenbergs und der Deutschnationalen sowie die ungewollte „braune Revolution“ gescheiterte Einrahmungskonzept gegen�ber der NS-Massenbewegung erneut in die Praxis umzusetzen. Edgar Jung stand innerhalb dieser Gruppe mit seinen weitergehenden Pl�nen zur v�lligen Ausschaltung Hitlers alleine. Ohnehin schien er in einer gewissen Scheinwelt zu leben – die von ihm in Umlauf gebrachten Kabinettslisten entbehrten jeglicher Grundlage.

In jedem Fall bewegen wir uns hier, wie schon oben erw�hnt, in einer (von ideologischen Differenzen zwischen b�rgerlicher und marxistischer Geschichtsschreibung gepr�gten) geschichtswissenschaftlichen Grauzone zwischen Wahrheit, Wunschdenken der Beteiligten und Gestapo-F�lschungen – erschwert durch das vorzeitige Ableben der Schl�sselpersonen im Gefolge des 30. Juni. Vor allem Kurt Gossweiler beharrt mit Nachdruck darauf, dass es irgendwelche Querverbindungen zwischen der IG Farben und den Neuen Industrien und b�rgerlichen wie nationalsozialistischen Oppositionellen gegeben habe, die eine Umbildung der Reichsregierung zum Zwecke hatten. Nat�rlich blieb die Neuauflage der Querfrontbestrebungen der Gegenseite nicht verborgen. Alarmiert von dem zweideutigen Verhalten Hitlers, beschlossen in jedem Falle Blomberg und Reichenau, den Reichskanzler zum Vorgehen gegen R�hm und die SA zu bewegen.

Hitler bleibt unentschlossen

Am 12. April 1934 kam es an Bord des Panzerschiffes „Deutschland“ zu einer folgenschweren Besprechung zwischen Reichswehrminister Blomberg und Hitler. Das Milit�r bot dem Reichskanzler seine Zustimmung an, sollte er in Nachfolge des dahinsiechenden Hindenburg die Reichspr�sidentschaft �bernehmen. Blombergs Bedingungen lauteten auf Anerkennung der Reichswehr als alleinigem Waffentr�ger, Vorgehen gegen die Anspr�che R�hms sowie Reduzierung und Entwaffnung der SA – und zwar noch vor dem Ableben des Reichspr�sidenten. In Deutschland best�nden zwei Armeen; die eine h�tten die Preu�enk�nige und Deutschlands Kaiser befehligt, die andere sei ein Haufen von Partisanen. Hitler hatte nun endlich die M�glichkeit, die absolute F�hrerdiktatur zu verwirklichen, stand aber unter Zugzwang. Er musste bald handeln, um die durchaus m�gliche testamentarische Einsetzung eines Reichsverwesers aus dem Hause Hohenzollern zu verhindern. Hindenburg trug sich in der Tat mit dem Gedanken, ein Nichtparteimitglied zu seinem Nachfolger zu bestimmen.

Just zu diesem Zeitpunkt, am 18. April 1934, hielt R�hm seine bekannte Rede �ber die SA und das nationalsozialistische Deutschland: „Aber trotzdem war die Erringung der Macht im Staate nur ein Teilabschnitt unseres Kampfes. Sie schuf nur die Voraussetzungen, dass nunmehr ohne die inneren und �u�eren Hemmnisse, die f�r uns mit dem Begriff des versunkenen Weimarer Novembersystems untrennbar verbunden sind, der Nationalsozialismus Wirklichkeit werden kann. Die Macht�bernahme durch den Nationalsozialismus war zun�chst nur die Gewinnung eines festen Standplatzes, von dem aus der Schuttberg jahrzehnte- und jahrhundertealten falschen, f�r uns Deutsche abwegigen Denkens abger�umt werden muss, um dem Neuen - der Volkwerdung der Deutschen aus dem Geiste des Nationalsozialismus - Raum zu schaffen. Die deutsche Revolution hat den Staat von Weimar zun�chst nur als Erscheinungsform zerschlagen. Hat an die Stelle des schwarz-roten Novembersystems das nationalsozialistische Regiment als Tr�ger der Staatsautorit�t gesetzt. Das ist ein rein machtpolitischer Vorgang, der f�r uns seine besondere Bedeutung nur dadurch hat, dass der obsiegende Teil bei diesem Machtumschwung das Hakenkreuz auf die Zinnen des Staates setzte. Mit dem Nationalsozialismus hat er von vornherein nur das �u�ere Vorzeichen gemeinsam. (...) Regierungsma�nahmen k�nnen der nationalsozialistischen Weltanschauung nur die Vorbedingungen schaffen, wirksam zu werden.“ Zwar definierte der Stabschef die Revolution als Erziehungsprozess des deutschen Volkes, bekr�ftigte den Gehorsam gegen�ber Hitler und den Vorrang der Reichswehr in der Landesverteidigung, aber im gleichen Atemzug erkl�rte er die SA zur Tr�gerin der Revolution, forderte die braune Volksmiliz und propagierte den r�cksichtslosen Kampf gegen Marxismus und Reaktion. „Wir aber haben keine nationale, sondern eine nationalsozialistische Revolution gemacht, wobei wir besonderes Gewicht auf das Wort „sozialistisch“ legen! Wo diese nationalen Kr�fte inzwischen zu ihrem nationalen Denken noch den Sozialismus hinzugelernt haben und praktisch bet�tigen, m�gen sie weiter mit uns marschieren. Wo sie aber meinen, wir w�rden ihnen zuliebe auch nur die geringsten Abstriche von unserem konsequent sozialistischen Wollen machen, irren sie gewaltig. Reaktion und Revolution sind nat�rliche Todfeinde. Es f�hren keine Br�cken hin�ber, weil eines das andere ausschlie�t. In einer unbegreiflichen Milde hat das neue Regiment in Deutschland bei der Macht�bernahme mit den Tr�gern und Handlangern des alten und noch �lteren Systems nicht r�cksichtslos aufger�umt. Heute noch sitzen in beamteten Stellen Menschen, die noch keinen Hauch des Geistes der nationalsozialistischen Revolution versp�rt haben. Wir brechen ihnen aber bestimmt und erbarmungslos das Genick, wenn sie diese reaktion�re Gesinnung zu best�tigen wagen.“ Generelle Themen der SA-Propaganda waren auch weiterhin die Verbonzung der NSDAP, die unsozialistische Politik der Reichsregierung und der Vorwurf, die Reaktion schiebe die SA beiseite, tarne sich teilweise als Nationalsozialismus und sabotiere den neuen Staat. R�hm: „Manche lieben uns nicht, weil wir als die von Adolf Hitler bestellten Garanten wahrer deutscher Revolution es nicht dulden, dass wieder ein Geist des B�rokratismus und der Bonzokratie, der Feigheit und Unterwerfung Platz greift, sondern weil wir darauf achten, Revolution�re zu bleiben.“

Kurz danach, am 21. April 1934, attackierte Goebbels bei Er�ffnung der Ausstellung „Deutsches Volk – Deutsche Arbeit“ in Berlin die Wirtschaftsbosse. Um der Arbeitslosigkeit entgegentreten zu k�nnen, sei es die erste Aufgabe der Reichsregierung gewesen, der Wirtschaft Ruhe und innere Sicherheit zur�ckzugeben. Daf�r habe das Kabinett gro�e ideelle und materielle Opfer gebracht. „Wir m�ssen heute mit Bedauern feststellen, dass die Weite unserer Auffassung hier und da falsch verstanden und schlecht gelohnt worden ist. Wenn die Regierung die Wirtschaft schonte, so gab sie ihren �blen Vertretern damit nicht einen Freibrief auf Zur�ckd�mmung aller sozialen Forderungen und Beseitigung am Ende gar der sozialen Errungenschaften, die zum unabdingbaren Bestand unserer kulturellen Lebenshaltung geh�ren. Wir haben die auch f�r den Arbeitnehmer restlos befriedigende L�sung der sozialen Frage nicht aufgehoben, sondern nur zum Teil aufgeschoben, um damit vorerst eine L�sungsm�glichkeit f�r das Arbeitslosenproblem zu finden, die ihrerseits wieder das Einfallstor zu einer neuen sozialen Ordnung �ffnen soll. Die soziale Frage bleibt, und sie wird von uns gel�st werden; denn die Revolution, die wir gemacht haben, tr�gt nicht nur ihr nationales, sondern auch ihr sozialistisches Gepr�ge." Ebenso wenig wie er dem Marxismus habe freien Lauf lassen d�rfen, k�nne der Nationalsozialismus nun „den Repr�sentanten des b�rgerlichen Liberalismus und Wirtschaftskapitalismus zugestehen, dass die nationale Ehre eines Volkes auf Kosten seiner sozialen Freiheit gew�hrleistet werden darf". Die L�sung auf Dauer soll in einer Synthese bestehen: Wie „sein Nationalismus hart, sentimentalit�tslos und unbeugsam ist, so ist sein Sozialismus wild, fordernd und herrisch". Die bald folgende Kampagne gegen „Meckerer, Miesmacher und Kritikaster“ richtete sich mitnichten gegen die Parteilinke, sondern explizit gegen den sich regenden b�rgerlichen Widerstand. Hierbei griff der Propagandaminister Schlagworte der Parteilinken und der SA auf. HJ-Gebietsf�hrer Gustav Staebe verk�ndete: „Der Feind steht rechts!“ Die von Otto Strasser kolportierten Geheimbesprechungen R�hm-Goebbels in M�nchen sind wohl Legende. Der Minister hat bestenfalls mit Wissen Hitlers verhandelt, um Lage zu entsch�rfen, auch das Tagebuch gibt nichts her. Allerdings war Goebbels die Reichswehr herzlich unsympathisch, lehnte er die reaktion�re Kulturpolitik oftmals ab und ebenso den politischen Kitsch und Stumpfsinn, auch wenn er zur neuen NS-Schickeria geh�rte und sich wie G�ring die Taschen voll stopfte. Dar�ber hinaus hatte Goebbels mit Himmler, G�ring, Ley, Rosenberg, Frick und Rust mehr Feinde als Freunde in der Partei. F�r die B�rgerlichen war er ein Hassobjekt - zwar ein harmloser Bef�rworter der Zweiten Revolution, aber einer der lautesten!

W�hrend der Stabschef gegen „B�rokraten, Schw�tzer und Spie�er“ wetterte, forderten seine Unterf�hrer �ffentlich den SA-Staat zur Verwirklichung des wahren Nationalsozialismus. In Th�ringen w�tete ein schwerer Konflikt mit Sauckel (die SA boykottierte sogar die Maifeiern), in Bayern schwelte der Dauermachtkampf mit der Landesregierung weiter, und Bremen befand sich am Rande b�rgerkriegs�hnlicher Auseinandersetzungen zwischen SA und Landesregierung. Hitler handelte trotz mannigfacher Beschwerden nicht, also formierte sich die bunte Koalition zur Ausschaltung R�hms und der SA: G�ring, Himmler, Lutze, Kr�ger, He� und Wagner, die Reichswehr. Die Parteirechte f�rchtete einen Schulterschluss zwischen der Parteilinken und der unzufriedenen Arbeiterschaft. Ankn�pfungspunkte waren durchaus vorhanden: Kritik an Verbonzung der Partei, an der Wirtschaftspolitik, Sehnsucht nach Sozialismus und Erneuerung. Man f�rchtete, R�hm k�nne sich zum Wortf�hrer der Unzufriedenheit machen. Der Stabschef isolierte sich gef�hrlich. Durch sein aggressives Auftreten verprellte er das Offizierskorps, die auf eine Milit�rkarriere hoffenden Personenkreise, Industrielle, die mit den alten Eliten arrangierte Parteif�hrung und die SS. Am 20. April 1934 �bergab G�ring Himmler auch die Leitung der Politischen Polizei in Preu�en und ging ein B�ndnis mit der SS gegen die SA-Kommissare ein. Zudem zeigte sich der am ungest�rten Aufbau der Luftwaffe interessierte G�ring wenig begeistert von R�hms Milit�rpl�nen. Bald darauf �bernahm Heydrich die zugesagte Bek�mpfung der SA: Gestapo und SD sammelten jede SA-feindliche Information, weitere Nachrichten kamen von der Reichswehr und dem eigenst�ndigen Nachrichtenapparat Kr�gers. Um die Zustimmung Hitlers f�r den Vernichtungsschlag zu erhalten, ben�tigten seine Gegner Belastungsmaterial.

Zun�chst entspannte sich das Verh�ltnis zwischen SA und Partei, da sich beide Seiten in vermehrter Zur�ckhaltung �bten. Hitler wollte R�hm nach wie vor als Gegengewicht gegen die ansonsten �berm�chtige Reichswehr benutzen. Der Reichskanzler schien schon bald Ma�nahmen zugesagt zu haben, denn am 16. Mai setzte Blomberg Hitlers Pr�sidentschaft auf einer Offizierskonferenz in Bad Nauheim mit dem Hinweis auf die baldige Entmachtung R�hms durch. G�ring und Himmler begannen mit der Aufstellung von Todeslisten, um Rivalen jeglicher Couleur aus dem Weg zu r�umen. Die Listen kamen, wie der Fall des durch den sp�teren Generaloberst Haase denunzierten Brigadef�hrers Siegfried Kasche zeigt, oftmals auf direkte Intervention der Reichswehr zustande. Kasche wurde am 30. Juni verhaftet, konnte aber G�ring von seiner Unschuld �berzeugen (von Parteiseite lag nichts vor). Das definitive Todesurteil war in jedem Fall die Denunziation durch Parteistellen UND durch die Reichswehr. Br�ning wurde schon jetzt gewarnt, dass noch vor Hindenburgs Tod mit einem „Coup“ zu rechnen sei. Der Exkanzler wusste auch, dass die Namen Treviranus, Schleicher, Papen, Gregor Strasser und Groener (Reichswehrminister a.D.) kursierten. Schleicher nahm die umgehenden Ger�chte nicht ernst und machte nur einen kurzen Urlaub, Groener tauchte im Juni vor�bergehend in Bayern unter und rettete so sein Leben.

Am 23. Mai warnte G�ring Hitler vor einem Komplott R�hms und Ernsts gegen die Reichsregierung. F�nf Tage sp�ter legte Hindenburg seinem Reichskanzler dringend nahe, die Aktivit�ten der SA einzuschr�nken. Dieser stand ohnehin wegen der Aufm�rsche und �bungen der Parteiarmee unter dem Druck des Auslandes. Schon am 29. Mai erging der Befehl Hitlers, die milit�rischen �bungen der SA einzustellen. Eine solche Beschr�nkung der SA-Aktivit�ten sollte vor allem Gro�britannien die Zustimmung zur Wiederbewaffnung Deutschlands erleichtern. Die SA sollte in den Urlaub gehen - au�enpolitisch aus dem Schussfeld, innenpolitisch Gewehr bei Fu�.

Es folgte die vier- bis f�nfst�ndige Besprechung zwischen Hitler und R�hm vom 4. Juni 1934. Der Stabschef willigte ein, zur Entspannung der Situation den Beginn des Jahresurlaubs der SA auf den 1. Juli zu legen. In dem am 09.06.1934 erlassenen Urlaubsbefehl R�hms befindet sich auch eine Passage, die darauf hinweist, dass die Besprechung mit Hitler dem Stabschef Grund gegeben hat, sehr zuversichtlich in die Zukunft zu sehen. „Wenn die Feinde der SA sich in der Hoffnung wiegen, die SA werde aus ihrem Urlaub nicht mehr oder nur zum Teil wieder einr�cken, so wollen wir ihnen diese Hoffnungsfreude lassen. Sie werden zu der Zeit und in der Form, in der es notwendig erscheint, darauf die geb�hrende Antwort erhalten. Die SA ist und bleibt das Schicksal Deutschlands!“ Eindeutig ist, dass der Stabschef keinesfalls einen Putsch plante und vielmehr auf Entspannung bedacht war. R�hm trat einen mehrw�chigen Erholungsurlaub in Bad Wiessee an.

Der am 30. Juni 1934 verhaftete Aachener SA-F�hrer Dr. Kloeppel machte interessante Angaben �ber die politischen Hoffnungen des SA-F�hrerkorps. Nach Stabilisierung der au�enpolitischen Lage Deutschlands hoffte man auf den „Vormarschbefehl“ Hitlers zur Zweiten Revolution. Dabei sollten die ausschlaggebenden Kommandostellen in Reichswehr, Landespolizei und Verwaltung mit zuverl�ssigen SA-F�hrern besetzt werden: „Dann war f�r die Reaktion mit einem Schlage alles verloren; verloren war dann insbesondere alles f�r Schwerindustrie und Gro�agrarier, die wir ja im Bunde mit Ministerpr�sident G�ring und der Reichswehr w�hnten, weil diese Kreise dann damit zu rechnen hatten, dass die sozialistischen Tendenzen des Nationalsozialismus zur Verwirklichung kamen, da die bisher hemmenden au�enpolitischen R�cksichten fortfielen.“

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