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��Zeitgeschichte + Hintergr�nde

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Die Deutsche Arbeitsfront

Teil 1: Die Anf�nge, 1931 bis 1933

von Roland Lorent


Literaturhinweise:

Axmann, Artur: „Das kann doch nicht das Ende sein“. Hitlers letzter Reichsjugendf�hrer erinnert sich, Koblenz 2 1995
Bons, Joachim: Nationalsozialismus und Arbeiterfrage. Zu den Motiven, Inhalten und Wirkungsgr�nden nationalsozialistischer Arbeiterpolitik vor 1933, Pfaffenweiler 1995
Diehl-Thiele, Peter: Partei und Staat im Dritten Reich. Untersuchungen zum Verh�ltnis der NSDAP und allgemeiner innerer Staatsverwaltung, M�nchen 1969
H�hne, Heinz: Die Machtergreifung. Deutschlands Weg in die Hitler-Diktatur, Reinbek bei Hamburg 2 1983
H�hne, Heinz: „Gebt mir vier Jahre Zeit“. Hitler und die Anf�nge des Dritten Reiches, Berlin/Frankfurt am Main 1996
Kershaw, Ian: Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im �berblick, Reinbek bei Hamburg 1988
Kranig, Andreas: Arbeitsrecht im NS-Staat: Texte und Dokumente, K�ln 1984
Mommsen, Hans (Hrsg.): Herrschaftsalltag im Dritten Reich. Studien und Texte, D�sseldorf 1988
Neulen, Hans-Werner: Europa und das 3. Reich, M�nchen 1987
Prinz, Michael; Zitelmann, Rainer (Hrsg.): Nationalsozialismus und Modernisierung, Darmstadt 1991
Michael Prinz: Die soziale Funktion moderner Elemente in der Gesellschaftspolitik des Nationalsozialismus, in: Michael Prinz; Rainer Zitelmann (Hrsg.): Nationalsozialismus und Modernisierung, Darmstadt 1991
Recker, Marie-Luise: Nationalsozialistische Sozialpolitik im 2. Weltkrieg, M�nchen 1985
Schoenbaum, David: Die braune Revolution. Eine Sozialgeschichte des 3. Reiches, K�ln/Berlin 1968
Tilla Siegel: Rationalisierung statt Klassenkampf. Zur Rolle der Deutschen Arbeitsfront in der nationalsozialistischen Ordnung der Arbeit, in: Hans Mommsen (Hrsg.): Herrschaftsalltag im Dritten Reich. Studien und Texte, D�sseldorf 1988.
Smelser, Ronald: Robert Ley. Hitlers Mann an der „Arbeitsfront“. Eine Biographie, Paderborn 1989
Zitelmann, Rainer: Adolf Hitler. Eine politische Biographie, G�ttingen/Z�rich 2 1989



Nationalsozialismus und Arbeiterfrage

Zur Jahreswende 1932/33 war Deutschland eine durch die Weltwirtschaftskrise vollkommen zerr�ttete Nation. Als Schlagworte seien hier nur Massenverelendung, Depression, Agrarkrise und Chancenlosigkeit genannt. „Der Begriff einer kranken Gesellschaft bereitet uns Schwierigkeiten, sei es auch nur, weil niemand wei�, was soziale Gesundheit ist. Aber soweit dieser Begriff �berhaupt sinnvoll ist, war Deutschland nach 1918 der geeignete Ort f�r seine Anwendung.“ (Schoenbaum 1968, S. 29)

Einen �hnlich desolaten Eindruck machte indessen die am 30. Januar 1933 in die Regierungsverantwortung genommene NSDAP. Im Dezember 1932 stellte Reichsorganisationsleiter Gregor Strasser nach einem Konflikt mit Hitler zur Verf�gung. Dieser zertr�mmerte den einst machtvollen F�hrungsapparat der NSDAP, um nie wieder einen solch gef�hrlichen innerparteilichen Konkurrenten heranzuz�chten. Er machte sich selbst zum Leiter der Politischen Organisation (fortan PO) und ernannte den bisherigen Strasser-Mitarbeiter Dr. Robert Ley zu seinem Stabschef. Die Gauleiter wiederum unterstanden Hitler pers�nlich. Um das Durcheinander zu komplettieren, entstand am 15. Dezember 1932 die Politische Zentralkommission (fortan PZK) unter Rudolf He�, um die politische Arbeit der Partei zu �berwachen.

Diese Zerschlagung der Strasserschen Reichsorganisationsleitung machte die NSDAP zu einem nur durch den bei Streitigkeiten unter seinen Satrapen erstaunlich toleranten Hitler zusammengehaltenen heterogenen Gebilde. Die PZK um den idealistischen Schw�rmer He� besa� keinerlei reale Macht (sie stand eher neben als �ber Ley), und die Gauleiter widersetzten sich Leys Anspr�chen, auf dass die Reichsleitung nicht in ihre Gaue hineinrede. Der Aufstieg Robert Leys, einerseits ein aufrichtiger kollektivistischer Sozialist, andererseits ein geistig labiler Alkoholiker mit kriegsbedingtem Hirnschaden, vollzog sich trotz eines atemberaubend korrupten Lebenswandels. Ungeachtet seiner charakterlichen Defizite handelte es sich bei ihm jedoch um einen begabten Demagogen und zweifelsohne um einen au�erordentlich f�higen Organisator mit skrupelloser Energie, wie wir noch sehen werden.

Das Dritte Reich war ein wirrer Alptraum, ein 'b�rokratischer Krieg aller gegen alle‘, wo Machtbereiche nie klar abgesteckt waren, sondern sich in einem undurchdringlichen Dschungel �berschnitten; wo b�rokratische Organisationen - innerhalb der Partei, innerhalb des Staatsapparates und zwischen diesen beiden Organisationen - krebsartig wucherten, sich st�ndig ausdehnten und miteinander rivalisierten; wo NS-F�hrer gigantische pers�nliche Imperien errichteten wie die burgenbauenden F�rsten des Mittelalters und einander ihre Territorien streitig machten wie heutzutage Mafiafamilien in New Jersey.“ (Smelser 1989, S. 105f.) „Dadurch konnte Hitlers Autorit�t sich sowohl von der Partei als auch vom Staat l�sen und eine breit gef�cherte Autonomie entwickeln - die allerdings nur auf eine willk�rliche, wenig systematische und widerspr�chliche Weise zum Ausdruck kam...Die gesamte Regierungsstruktur wurde dadurch auf ein heilloses Durcheinander von sich st�ndig verlagernden Machtbasen und sich bekriegenden Gruppen reduziert - ein Durcheinander allerdings, das enorme Energien entfesselte und eine destruktive Eigendynamik in sich trug.“ (Kershaw 1988, S. 135f.)

Entscheidend in der „autorit�ren Anarchie“ wirkte sich der Zugang zu Hitler aus. Der F�hrerbefehl war die ultimative Waffe im Konkurrenzkampf. Da es keine Revolution, sondern eine mehr oder weniger legale Macht�bernahme gab, entwickelte sich ein Nebeneinander von Staat und Partei, ein niemals gekl�rter Dualismus. Der Staat war ein Machttr�ger unter mehreren, und �ber diesen Machttr�gern stand Hitler als der „F�hrer“. Staat und Partei standen einander feindselig gegen�ber, wobei ersterer allm�hlich ausgeh�hlt wurde und schlie�lich einer auf die Exzesse von 1933 folgenden „schleichenden Revolution“ unterlag. Die NS-Gliederungen neigten dazu, den Staat durch ihre Parallelorganisationen unter Druck zu setzen. Umgekehrt standen die oberen und mittleren Funktion�re der NS-Gliederungen wiederum unter dem starken Druck der eigenen Basis, was sich vor allem im Bereich der Sozial- und Wirtschaftspolitik bemerkbar machte. Hitler schwankte zumeist zwischen den Positionen des Antreibers und des Bremsers hin und her.

Der „F�hrer“ wirkte als Verfechter der Chancengleichheit der benachteiligten Schichten, vor allem aber der Arbeiter, im NS-Staat. Die soziale Mobilit�t sollte erh�ht, die Aufstiegschancen verbessert werden. Eine neue Elite sollte das profits�chtige B�rgertum, welches als zur Staatslenkung v�llig unf�hig betrachtet wurde, abl�sen. Von Beginn an war die Gewinnung der Arbeiterklasse ein Zentralanliegen der NSDAP. „Die Vorstellung einer Identit�t von Arbeitsproduktivit�t und -leistung einerseits und sozialer F�rsorge andererseits entsprach der ausgepr�gt technokratischen Unterstr�mung der nationalsozialistischen Propaganda, die sich dem Gedanken der 'Machbarkeit‘ verschrieb und den 'Klassenkampf‘ durch 'leistungsgerechte‘ Rationalisierungsma�nahmen unterbinden zu k�nnen glaubte.“ (Siegel 1988, S. 114). Als einer der gr��ten Vision�re des nationalsozialistischen Kollektivismus sollte sich Robert Ley erweisen. „Leys Einstellung zum deutschen Volk war typisch f�r die Nationalsozialisten. Er betrachtete es als Gegenstand paternalistischer F�rsorge, als Objekt der Ermahnung und pseudoreligi�sen Bekehrung und schlie�lich als Instrument des Kampfes...Sie [die Deutschen] waren Kinder; man musste sie betreuen, ermahnen, bestrafen und zu etwas machen, was sie nicht waren - ob sie das nun wollten oder nicht.“ (Smelser 1988, S. 104f.)

Dieses Konzept der Erziehung, Propaganda und Betreuung stellte eine Alternative zur eigentlich �berfl�ssig gewordenen Wahlkampfpartei NSDAP dar. Mit seinem Kollektivismus sollte der Nationalsozialismus bei vielen den Nerv treffen: „Gemeinschaft - das war die gro�e, magische Formel der Zeit, war Sehnsucht und Hoffnung aller Menschen, die mit den zerst�rerischen Begleitumst�nden des �bergangs in die moderne Industrie- und Massengesellschaft nicht fertig wurden. Sie war beileibe keine Erfindung der Nationalsozialisten, sondern entsprach so recht dem unpolitisch-romantischen Sinn vieler Deutscher: der Suche nach einem Ausweg aus den Auseinandersetzungen der Klassen, Parteien und Interessengruppen, nach einem St�ck Geborgenheit inmitten moderner Isolierung und Entfremdung.“ (H�hne 1996, S. 344)

Jeder dritte zwischen dem 14. September 1930 und dem 30. Januar 1933 aufgenommene Parteigenosse war ein Arbeiter. Au�er KPD und SPD konnte keine Weimarer Partei so viele Arbeiter an sich ziehen. Vor den Reichstagwahlen von 1930 befanden sich bereits 26,3 % Arbeiter unter den Mitgliedern und bildeten die gr��te soziale Gruppe in der NSDAP. In der SA betrug ihr Anteil weit �ber 50 %. 42 % aller Parteigenossen waren zwischen 16 und 28 Jahre alt, in der SA gar 77 %. Angeblich gab es Ende 1933 0,75 Millionen Arbeiter unter den Mitgliedern. Nach unsicheren Sch�tzwerten hatten im Juli 1932 27 % und im M�rz 1933 33 % der wahlberechtigten Arbeiter f�r die NSDAP gestimmt. Seit 1928 hatte die Partei rund 2,3 Millionen W�hler von SPD und KPD gewonnen. Dem Proletarieranteil trug die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) Rechnung: Ab 1930 traten massive Bem�hungen zur Gewinnung der Arbeiterschaft auf. „Andererseits kennzeichnete die �bertriebene Begeisterung, mit der das Vorhandensein echter Proletarier in gehobenen Stellungen vermerkt wurde, die Grenzen der nationalsozialistischen Anziehungskraft...“ (Schoenbaum 1968, S. 106) Es gab also innerhalb der NS-Anh�ngerschaft einen starken Anteil von Arbeitern, mithin bestand also Erfordernis, auch die Interessen dieser Klientel zu ber�cksichtigen. Durch das ca. 1931 einsetzende Einsickern von ehemaligen Reichsbanner-Aktivisten, Anarcho-Syndikalisten und Kommunisten vor allem in SA und NSBO verst�rkte sich die Erwartungshaltung von links; nach der Machtergreifung verst�rkte sich diese „�berl�ufer-Bewegung“.

Um die Gewerkschaftsfrage rankte sich ein anhaltender Konflikt zwischen der Parteirechten und einem antikapitalistischen Fl�gel, der vor allem durch NSBO und SA verk�rpert wurde. „Mochten die 'sozialistischen‘ Nationalsozialisten sich gegen�ber den Arbeiterparteien oder Gewerkschaften auch feindlich oder ver�chtlich verhalten, so waren sie doch weder f�r privates Unternehmertum noch gegen Gewerkschaften als Vertreter von wirtschaftlichen...Interessen eingenommen. Sie hatten auch nichts gegen Vollbesch�ftigungspolitik, Sozialleistungen, Renten, Versicherung, Gewinnbeteiligung, genossenschaftliches Eigentum oder den institutionellen Apparat des Wohlfahrtsstaates.“ (Schoenbaum 1968, S. 109).

Die „braune Revolution“

Angesichts der organisatorischen Schw�che der NSDAP war es nicht verwunderlich, dass Hitler nach dem Wahlsieg vom 05. M�rz 1933 vollkommen die Kontrolle �ber die Parteigliederungen verlor, die nun zu einer Revolution auf eigene Faust in L�ndern, Kommunen und Gemeinden antraten. Vor allem NS-Linke st�rmten gegen die alten Apparate und Institutionen los - die Folge war ein �konomisches Chaos. Wirtschaftsverb�nde, Unternehmen und auch schon Gewerkschaften wurden buchst�blich �berrannt - die NS-F�hrung hatte ihre Basis nicht mehr im Griff. Mit ihren antikapitalistischen Aktivit�ten gef�hrdete die NSBO die wirtschaftlichen Pl�ne der F�hrung und machte sich den auf Aufr�stung und Expansion ausgerichteten Fl�gel zum Feind - also die alten Funktionseliten und die Parteirechte. „Viele NSBO- und DAF-M�nner demonstrierten ihre soziale Gesinnung nicht nur, indem sie Staatsfeinde und Gewerkschafter von ihren Arbeitspl�tzen und Betriebsratsposten vertrieben, um diese dann selbst einzunehmen, sondern forderten zugleich bessere Arbeitsbedingungen, griffen in die Betriebsf�hrung ein, nahmen Betriebsbesichtigungen vor und veranlassten zuweilen die Verhaftung von als unsozial geltenden Betriebsf�hrern.“ (Siegel 1988, S. 102)

Die NSBO stand unter dem Druck ihrer Basis, ihre gewerkschaftlichen Pflichten zu erf�llen. NSBO-Organisationsleiter Reinhold Muchow plante den Zusammenschluss aller Gewerkschaften, um sie zur f�hrenden gesellschaftlichen Kraft zu machen. Passivit�t und Schw�che der alten Gewerkschaften ermunterten geradezu zu ihrer Ausschaltung. Teile biederten sich dem Regime geradezu an, um zu �berleben. Hitler zeigte sich zun�chst zur�ckhaltend. Er verd�chtigte die NSBO eines braunen Marxismus und wollte die Arbeiterschaft nicht gegen sich aufbringen. Der Gewerkschaftsfl�gel setzte sich durch, und am 24. M�rz pr�sentierte Goebbels dem Kabinett den Plan, den 1. Mai zum nationalen Feiertag zu erheben, um die Ausschaltung der alten Gewerkschaften mit einem Propagandacoup zu koppeln - der Verwirklichung einer alten Forderung der Arbeiterbewegung.

Als Versuchsballon folgte am 04. April 1933 das Gesetz �ber Betriebsvertretungen und �ber wirtschaftliche Vereinigungen. Die Betriebsr�tewahlen wurden bis sp�testens September ausgesetzt. Staats- und wirtschaftsfeindliche Betriebsr�te konnten aus den Gremien entfernt werden, wobei Kader der NSBO an ihre Stelle traten. Vier Tage darauf wurde die NSBO als gleichberechtigte Gewerkschaft zu Betriebsratswahlen zugelassen. Am 10. April 1933 beauftragte Hitler Robert Ley mit der Zerschlagung der alten Gewerkschaften. Dieser wiederum war bestrebt, seine Stellung gegen�ber seinem Rivalen He� zu festigen, und ergriff die Gelegenheit beim Schopfe, um unter Ausnutzung der Sto�kraft der Parteilinken seine Macht zu erweitern. Im nun gebildeten Aktionskomitee zum Schutz der Deutschen Arbeit sa� neben einem Aufpasser Leys eine �bermacht von NSBO-Leuten. Muchow wollte mit seiner Einheitsgewerkschaft den neuen Geist in die Arbeiterschaft hineintragen sowie Sozialpolitik und Wirtschaft nach nationalsozialistischen Vorstellungen umformen. In der Zustimmung Hitlers ist jedoch auch ein Versuch zu sehen, die wilden Aktivit�ten der NSBO-Basis in geordnete Bahnen zu lenken.

Ley schob sich nun immer mehr in den Vordergrund. Am 21. April wies er die ihm mittlerweile unterstellten Gauleiter an, die Aktionen der Parteigliederungen gegen die Gewerkschaften in Kooperation mit der NSBO zu koordinieren. Die Christlichen Gewerkschaften und der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband sollten ungeschoren bleiben. Am gleichen Tag wurde He� zum Stellvertreter des F�hrers der NSDAP ernannt. Ley als Stabsleiter der Reichsorganisationsleitung unterstand ihm jedoch nicht; die Rivalit�t dauerte an und versch�rfte sich. Der Stabschef, ohnehin f�r die organisatorische Anbindung der von Muchow angepeilten Supergewerkschaft an die NSDAP zust�ndig, plante nun, mit dieser He� auszuman�vrieren. Demonstrativ weigerte er sich, Parteianordnungen auch im Namen des F�hrerstellvertreters herauszugeben. Sein Stand war schwer: Wollte er die Stellung Gregor Strassers gewinnen, dann war He� sein Gegner. Beim Ausbau der Supergewerkschaft w�rden ihm Rosenberg als Chefideologe, Darr� als Chef des Agrarpolitischen Amtes und die Reichsministerien f�r Arbeit und Wirtschaft als Tr�ger der Sozialpolitik gegen�berstehen. Auf die Nachfolge Strassers als faktischer Generalsekret�r der NSDAP hoffend, spielte der Machtkampf mit der Parteib�rokratie um He�, Bormann und Schatzmeister Schwarz eine nicht zu untersch�tzende Rolle f�r Ley beim Ausbau der nachmaligen DAF. Die Folge sollte ein ununterbrochener Kleinkrieg mit wechselnden Fronten sein.

Nach den spektakul�ren Maifeiern folgte am 2. Mai die Zerschlagung der sozialdemokratischen Gewerkschaften durch SA, SS und NSBO. Ley versprach den Arbeitern, ihren Schutz und ihre Rechte weiter auszubauen, damit sie Glieder des Volkes im nationalsozialistischen Staat werden k�nnten. Das obere F�hrerkorps der Gewerkschaften wurde ausgeschaltet, der Unterbau mit den Ortsaussch�ssen und Angestellten nicht behelligt. Plangem�� arrangierten diese sich mit der NSBO. Alle Gewerkschaften wurden aufgefordert, dem Aktionskomitee beizutreten, und tats�chlich lie�en sich 239 Verb�nde gleichschalten. Die Reichsregierung war entschlossen, die bisherige Form der Arbeitervertretung abzuschaffen, aber �ber das Wie herrschte Unklarheit. Ley trieb die Dinge voran. Am 6. Mai dankte er den Parteiorganisationen in einem Aufruf, den er bereits als F�hrer der Deutschen Arbeitsfront (DAF) unterzeichnete. Zugleich bootete er die Gauleiter aus und wies sie an, umgehend die besetzten Gewerkschaftseinrichtungen zu r�umen und sich aus der weiteren Entwicklung herauszuhalten.

Die Deutsche Arbeitsfront

Am 10. Mai 1933 wurde in Berlin der 1. Kongress der DAF mit 500 Vertretern der gleichgeschalteten Organisationen und vielen G�sten, darunter Hitler, abgehalten. Die DAF �bernahm die Unterst�tzungsverpflichtungen der alten Gewerkschaften an Notleidende und Arbeitslose, jedoch gestaffelt nach Mitgliedsdauer. Durch die Doppelfunktion Leys als Stabschef der Reichsorganisationsleitung und als F�hrer der DAF war der Neugr�ndung bereits weitreichender Einfluss gesichert. Von Anfang an sollte sie im Spannungsfeld zwischen den Machtinteressen des Regimes stehen. Grunds�tzliche Zielsetzung ihrer technokratischen Rationalisierungsideologie war es, durch Propaganda und Erziehung die Loyalit�t der Arbeitnehmer zu sichern sowie den Arbeitsfrieden durch Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen zu erhalten - dies auch durch Pressionen gegen Betriebe, die sich den sozialen Anforderungen verweigerten. Klassenbewusstsein und Standesd�nkel sollten durch Erziehung zur Volksgemeinschaft aufgehoben werden. Das entscheidende Privileg sollte die Zugeh�rigkeit zu eben dieser Gemeinschaft werden. Die DAF erf�llte das Bed�rfnis der Arbeiter nach sozialer Anerkennung und zerbrach das Sonderbewusstsein der Angestellten.

Es handelte sich also nicht um eine Gewerkschaft wider Willen, aber dennoch um einen Unruheherd und eine Konkurrenz f�r die klassischen Ministerien. Die DAF war zwar keine Gewerkschaft im eigentlichen Sinne, erf�llte aber solche Aufgaben. Ihre Erfolge sollte sie nicht gegen Hitlers Absicht erringen, sondern nur mit seiner Autorit�t. Der „F�hrer“ misstraute dem Stahlhelmer Seldte im Reichsarbeitsministerium ohnehin.

Und so fangen wir schon beim Kinde von drei Jahren an: sobald es anf�ngt zu denken, bekommt es schon ein F�hnchen zu tragen. Alsdann folgt die Schule, die Hitlerjugend, die SA, der Wehrdienst. Wir lassen den Menschen nicht los, und wenn das alles vorbei ist, kommt die Arbeitsfront und nimmt die Menschen immer wieder auf und l�sst sie nicht los bis zum Grabe, m�gen sie sich auch dagegen wehren!“ (Ley vor DAF-Funktion�ren im Herbst 1933, zitiert nach Smelser 1989, Seite 105)

Der Aufbau der Arbeitsfront war das Abbild korporativistischer Pl�ne. Die ersten zwei S�ulen der DAF wurden Arbeiter (in 14 Verb�nde gegliedert) und Angestellte (9 Verb�nde). Angestrebt wurde noch die Erfassung von Handwerk, Handel/Gewerbe/Freiberuflern und Unternehmern. Erfolgreich war man nur mit der Bildung des Gesamtverbandes des Handwerks, Handels und Gewerbes. Als F�hrungsorgan diente das Zentralb�ro mit zun�chst 10 �mtern. Eine riesige B�rokratie entstand. Aufsichtsorgane waren der Gro�e und der Kleiner Konvent. Sie wurden ernannt und f�hrten nur ein kurzes Schattendasein. Der Kleine Konvent bestand aus den Amtschefs des Zentralb�ros, Ley und den Vorsitzenden der Gesamtverb�nde (S�ulen). Der Gro�e Konvent hatte nur beratende Funktion, hier waren auch christliche Gewerkschafter vertreten. Das Zentralb�ro war gegen�ber den S�ulen weisungsberechtigt, jede hatte wiederum einen Vertreter im ZB. Als Untergliederungen wurden 13 DAF-Bezirke eingerichtet.

Die unsystematische Lohnpolitik der Reichsregierung bot einen Hebel f�r die DAF, um in die Sozial- und Wirtschaftspolitik einzusteigen. Ley propagierte schon seit 1933 mehr oder weniger offen Lohnerh�hungen. Die DAF-Basisfunktion�re handelten auf diesem Sektor oftmals eigenm�chtig f�r ihre Klientel. Indirekte Lohnerh�hungen kamen durch zus�tzliche soziale Leistungen der Unternehmer zustande, wie z.B. Weihnachtsgeld, Zulagen f�r Gro�familien etc. Die vor 1933 festgelegten Tarifvertr�ge blieben zun�chst bestehen, da viele Arbeitgeber sich in Lohndr�ckerei versuchten. Hierf�r wurden sie von Ley �ffentlich scharf angegriffen. Die NSBO wurde angewiesen, die Betriebe zu kontrollieren und Verst��e der Unternehmerschaft zu melden. Die Betriebsbesichtigungen erfolgten oftmals eigenm�chtig; gegen renitente Unternehmer setzte die NSBO Druckmittel bis hin zur Einweisung ins KZ ein. Am 17. Mai verf�gten Ley und Wageners Wirtschaftspolitisches Amt der NSDAP einen 8w�chigen Waffenstillstand in den Betrieben, um durch die DAF Tarifverh�ltnisse, Arbeitsschutz, Arbeitsrecht und Sozialma�nahmen zu regeln und Wirtschaftskonflikte zu verhindern. Der technische Betriebsschutz wurde durch Ma�nahmen und Schulungen ausgebaut, wobei vor allem ab 1935 milit�rmedizinische Gr�nde mitspielten.

Eine Flut von Verordnungen erging. Das DAF-Sozialamt forderte die lohnpolitische Gleichstellung der Frau und Neueinstellungen statt �berstunden. Das Tarifamt setzte den Jahresurlaub nicht unter dem des Vorjahres fest und verlangte f�r Urlaubszeiten den vollen Lohn einer 48-Stunden-Woche. Eine Orgie wilder Aktivit�ten der Basis gegen unsoziale Unternehmer setzte ein, die langfristig selbst Muchow ver�rgerte. „Den meisten Arbeitgebern musste beides, die braun-revolution�ren T�ne und Aktionen der NSDAP und der Totalit�tsanspruch Leys, �u�erst suspekt sein.“ (Siegel 1988, S. 103) Die Ministerien zeigten sich berunruhigt, vor allem Arbeitsminister Seldte, der seine Kompetenzen f�r Urlaub und L�hne bedroht sah, gefolgt vom Verkehrs- und vom Innenministerium. Auch die Industrie und die konservativen Eliten machten bald mobil, und Hitler w�nschte Ruhe f�r Arbeitsbeschaffung und Aufr�stung.

Am 18. Mai entfernten zwei Reichsgesetze nicht regimetreue Beisitzer aus den Arbeitsgerichten und den Ehren�mtern der Sozialversicherungstr�ger. Zur Unterst�tzung der betriebsinternen Schlichtung von Tarifkonflikten wurden DAF-Rechtsberatungsstellen eingerichtet. Einen Tag sp�ter regelte das Gesetz �ber die Treuh�nder der Arbeit die Tariffragen im Sinne des alarmierten Arbeitsministeriums. Die Seldte unterstehenden TdA �berwachten die Praktiken der Industrie vor allem bei L�hnen, Entlassungen, Arbeitsbedingungen, Betriebsr�ten und allgemeiner Unternehmenspolitik - die DAF besa� also keinerlei Tarifhoheit. Die TdA waren bis auf zwei von zw�lf keine NSBO-Leute. Der Staat war an m�glichst stabilen L�hnen interessiert, um Preissteigerungen zu verhindern, aber in den Betriebsordnungen enthaltene Akkord- und Pr�miensysteme vergr��erten unter dem Schnitt die finanziellen Leistungen, auch wenn diese z.T. durch Sozialabgaben, DAF-Beitrag, Spenden an die NS-Volkswohlfahrt oder das Winterhilfswerk etc. wieder aufgefressen wurden. Die Lohnsteigerungen hielten sich also in Grenzen, aber die Unternehmerprofite stiegen erheblich st�rker an.

Der Wind drehte sich nun st�rker gegen die „Gewerkschaftslinke“ der NSDAP. Die Zentrale der NSBO wurde nach M�nchen verlegt und der PO unterstellt. Man untersagte der Organisation eine Selbstfinanzierung durch Beitr�ge und lie� sie parallel zur DAF weiter bestehen. Als Trostpflaster ordnete Ley an, dass nur die NSBO Funktion�re der DAF stellen k�nne. Ende Juni wurden die radikalen NS-Wirtschaftsfachleute im Wirtschaftspolitischen Amt durch eine Intrige des preu�ischen Ministerpr�sidenten G�ring ausgeschaltet und landeten als Verantwortliche f�r die wilden Aktionen des Kampfbundes f�r den gewerblichen Mittelstand vor�bergehend im KZ. Als sich am 10.07. auch Muchow in einem Sonderbulletin gegen die wilden Aktionen der NSBO-Basis stellte, setzte eine S�uberung von Extremisten ein. In der Tat hatten sich der Organisation mittlerweile viele ehemalige Kommunisten und Sozialisten angeschlossen. Zuvor hatte sich auch Hitler gegen die Parteilinke gestellt. Die Antwort waren reichsweite Krawalle von SA und NSBO, die mit einer umfangreichen S�uberung geahndet wurden.

Ley trieb im Sommer den Ausbau der DAF weiter voran. Im Juli wurde die Stahlhelm-Selbsthilfe eingegliedert, im Monat darauf die NS-Frauenschaft und der Kampfbund f�r den gewerblichen Mittelstand. Letzterer wurde in die Nationalsozialistische Handwerks-, Handels- und Gewerbeorganisation Hago sowie in den Gesamtverband des Deutschen Handwerks in der DAF geteilt. Als Reinhold Muchow am 12. September 1933 unter verd�chtigen Begleitumst�nden bei einem „Schie�unfall“ ums Leben kam, war der Weg f�r Ley endg�ltig frei. Zun�chst stand er im Ringen um die Zukunft der DAF zwischen Radikalen und Konservativen. Massive Beitragsboykotte durch die ver�rgerte Arbeiterschaft l�sten eine Kampagne zur Imageverbesserung aus. Auf der anderen Seite wurde die NSBO bei 1,1 Millionen Mitgliedern eingefroren. Fortan waren ihr wirtschaftliche Eingriffe untersagt, ihre Aufgaben beschr�nkten sich auf Politik und Propaganda.

Der Stabschef der Reichsorganisationsleitung und F�hrer der DAF erweiterte sein Imperium fortlaufend. Am 29. September richtete er nach Strassers Vorbild NSDAP-Gebietsinspektionen ein, um die Gauleiter in den Griff zu bekommen. Am 17. November 1933 leitete Ley die Reorganisation der DAF ein. Die S�ulen sollten zugunsten einer totalit�ren Massenorganisation aufgel�st werden, alle DAF-�mter wurden von den Inhabern paralleler NSBO-�mter in Personalunion verwaltet. Ley lehnte alle gewerkschaftlichen und korporativen Pl�ne eindeutig ab. Alle Angestellten und Arbeitgeber innerhalb der NSDAP mussten der NSBO beitreten, womit deren Arbeiteranteil zur�ckgedr�ngt wurde.

In einem gemeinsamen Aufruf vom 27. November 1933 wandten sich Ley, Seldte, Wirtschaftsminister Schmitt und Hitlers Wirtschaftsberater Keppler an alle berufst�tigen Deutschen. Die DAF sei keine Gewerkschaft und Arbeitervertretung, sondern eine Massenorganisation von Arbeitgebern und -nehmern. Sie widme sich der Erziehung und Betreuung, also der Integration mit Zufriedenstellung der Arbeiterschaft. Unter solchen Bedingungen zeigten sich nun auch die Unternehmerverb�nde bereit, ihre Mitglieder zum Eintritt in die DAF aufzufordern. Nach dem Todessto� gegen die Gewerkschaftspl�ne der NSBO formierte sie sich mit Sympathisanten in SA und NS-Hago zum letzten Gefecht, das seine Verk�rperung in der R�hmaff�re finden sollte.

Ebenfalls am 27. November 1933 richtete die DAF ihr Amt „Kraft durch Freude“ (KdF) zur Organisation der gesamten Freizeit der Deutschen mit Urlaubs- und Kulturprogrammen etc. ein. Neben die Erholung trat die Indoktrination der Teilnehmer als Ziel. Die Erfolge der DAF bei Massenorganisation und Massenpropaganda waren nicht zuletzt auf das rechtzeitige Erkennen von Entwicklungen wie Massentourismus und Massenmobilisierung erkl�rbar. KdF war die bei weitem erfolgreichste Einrichtung Leys. Das Ziel war Leistungssteigerung durch Erholungsm�glichkeiten, die bislang der Ober- und Mittelschicht vorbehalten waren. Kdf versch�nerte den Arbeitsplatz bzw. das Dorf (f�r die Bauern), gestaltete den Feierabend, beherrschte Erwachsenenbildung und Freizeitbesch�ftigung, organisierte den Sport und veranstaltete Urlaubsreisen. Ab 1935 entstand eine Urlaubsflotte von zuletzt 12 Schiffen mit zusammen 200.000 BRT. Alleine 1938 nutzten 8,1 Millionen Teilnehmer Theater und Konzerte, 8,3 Millionen Sportveranstaltungen, 6,3 Millionen die Erwachsenenbildung und 54 Millionen Freizeit- und Unterhaltungsangebote. Der Arbeiteranteil an Kdf-Reisen von mehr als zwei Tagen Dauer lag bis 1939 bei etwa einem Drittel. „Die DAF war der Tr�ger der Volksgemeinschafts- und Betriebsgemeinschaftsideologie, und sie lieferte mit...‘Kraft durch Freude“ (KdF) das spektakul�re Integrationsmittel.“ (Siegel 1988, S. 130) KdF-Chef Horst Dressler-Andress wurde in der sozialistischen DDR �brigens Mitbegr�nder der NDPD.

Das Kdf-Amt Sch�nheit der Arbeit war zust�ndig f�r die betriebliche Sozialpolitik. Es sorgte f�r zus�tzliche soziale Leistungen an die Arbeitnehmer (Unterst�tzungskassen, Wohlfahrt, Kultur etc.) und soziale Einrichtungen im Betrieb. Der Arbeitsfrieden sollte durch materielle Zugest�ndnisse gesichert, die Leistungsf�higkeit der Arbeitnehmer gesteigert werden. Diese Programme trafen mit ihren Mehrkosten die mittelst�ndischen Unternehmen, w�hrend die Gro�konzerne leicht bezahlen konnten oder schon vorher Wohlfahrtskapitalismus betrieben. Ein wichtiges Propaganda- und Druckinstrument wurde die Sozialbilanz der Unternehmen. Fanden sich bei den Betriebsinspektionen Missst�nde, setzte die DAF ihre Propagandamaschinerie in Bewegung, wenn „gutes Zureden“ nicht half. Innenminister Frick reagierte aufgebracht, also griff Ley ab Anfang 1935 zu gro� angelegten Kampagnen wie „Sonne und Gr�n allen Schaffenden“, „Kampf dem L�rm“, „Gutes Licht - gute Arbeit“, „Saubere Menschen im sauberen Betrieb“, „Gesunde Luft im Arbeitsraum“ und schlie�lich „Warmes Essen im Betrieb“.

Mit Artur Axmanns Sozialem Amt der Reichsjugendf�hrung hatte sich mittlerweile eine weitere Parteistelle auf das weite Feld der Sozialpolitik gest�rzt. Den Anfang machte im September 1933 die Einf�hrung medizinischer Reihenuntersuchungen f�r alle Mitglieder der HJ, in deren Gefolge bis 1939 der jugendmedizinische Sektor massiv ausgebaut wurde. Ein gro� angelegtes Sozialprogramm der HJ f�r Jugendliche und Jungarbeiter lief unter Beteiligung von NS-Volkswohlfahrt, Beh�rden und Gemeinden an. Im Gefolge dieser Aktivit�ten kam es zu einer Ann�herung zwischen Reichsjugendf�hrung und Ley. Am 17. Oktober 1933 wurden die Jugendbetriebszellen der NSBO der HJ eingegliedert, was den sozialreformerischen Druck auf diese allerdings erh�hte. Ohnehin befanden sich vor allem im mittleren und unteren F�hrerkorps der HJ zahlreiche noch Aktivisten aus der B�ndischen Jugend, die nationalrevolution�re und nationalbolschewistische Tendenzen aufwiesen.

Am 3. Dezember erteilten Reichsjugendf�hrer Schirach und Axmann 300 Mitarbeitern des HJ-Sozialamtes Richtlinien f�r die Durchf�hrung der Sozialarbeit und der Freizeitaktion. Letztere wurde gemeinsam von HJ, DAF und Reichsn�hrstand getragen. Zu Weimarer Zeiten erhielten 23 % der arbeitenden Jugend gar keinen und 61,4 % weniger als 8 Tage Jahresurlaub. Sehr bald war es keine Seltenheit mehr, dass Lehrlinge je nach Alter oder Lehrjahr zwischen 21 und 12 Werktage Jahresurlaub erhielten.

Das Sanierungsgesetz vom 7. Dezember sanierte die Finanzen der Invaliden-, Angestellten- und Knappschaftsversicherungen. Die k�nftigen Leistungen wurden gek�rzt, aber die Sozialversicherungstr�ger erhielten einen festen Staatszuschuss. Auf diesem Weg wollte Seldte die Forderungen Leys nach einer Einheitsversicherung abblocken.
Dieser zeigte sich von diesem Querschuss allerdings wenig beeindruckt, wie wir noch sehen werden.

Am folgenden Tag vereinbarten Ley und die HJ die Durchf�hrung des Reichsberufswettkampfes. Axmann �bernahm die Leitung des DAF-Amtes Berufswettkampf. Zun�chst waren nur die Jungarbeitnehmer (vor allem Lehrlinge) beteiligt, ab 1938 kamen auch die Ausgelernten hinzu. Der Wettkampf hatte keine gesetzliche Grundlage, aber die Billigung und Protektion Hitlers. In 19 Branchen, die alle Wirtschaftsbereiche umfassten, ma�en die Teilnehmer ihre F�higkeiten auf den Gebieten Berufspraxis, Berufstheorie, Weltanschauung und f�r Frauen zus�tzlich Hauswirtschaft. Die Sieger wurden ab Ortsebene bis hin zum Reichssieger ermittelt. Jeder Sieger kam in den Genuss massiver Verg�nstigungen und Aufstiegschancen, notfalls durch Druck auf die Betriebe. Bei unterdurchschnittlich schlechten Leistungen drohte dem Betrieb der Entzug der Ausbildungserlaubnis. In diese L�cke sprang dann ein spezielles Ausbildungsprogramm der DAF. Die Teilnehmerzahlen stiegen von 500.000 beim ersten Reichsberufswettkampf 1934 auf 3,5 Millionen im Jahr 1939 (davon 1,5 Millionen m�nnliche und 1 Million weibliche Jugendliche und 0,8 Millionen Erwachsene). Die Arbeit der Jugend wurde im �ffentlichen Bewusstsein stark aufgewertet. Die soziale Ehrung der Sieger und die damit verbundenen Aufstiegschancen stellten einen gro�en Leistungsanreiz dar, es erfolgte eine systematische Auslese qualifizierter Arbeitskr�fte. Beim 1. Wettkampf waren mehr als die H�lfte der Sieger Arbeiterkinder, ein Drittel der Teilnehmer war weiblichen Geschlechtes. Durch den Erfolg r�ckten DAF und HJ enger zusammen, stand doch auch die Reichsjugendf�hrung unter dem sozialen Druck der (Jung-)Arbeiterklientel.



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