Politische
Theorie
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Vorbemerkung:
Nachdem unsere Ansicht, die Gründung einer separatistischen BRD und die rücksichtslose Westintegration der Adenauer-Regierung hätten maßgeblich zur Spaltung Deutschlands beigetragen und die Kommunistische Partei Deutschlands habe sich nach der deutschen Teilung als einzige bedeutende westdeutsche Partei aufrichtig für die Wiedervereinigung eingesetzt, verschiedenerseits auf Kritik traf, reichen wir hiermit das KPD-"Programm zur nationalen Wiedervereinigung Deutschlands" in unseren Problemkomplex betreffenden Auszügen nach. Das Programm wurde am 2. November 1952 vom Parteivorstand der KPD beschlossen.
Auch nach der Annexion der Deutschen Demokratischen Republik durch die kapitalistische BRD, als sich das westdeutsche Okkupationsregime der Amerikaner wie ein Krebsgeschwür gen Osten ausdehnte und das Volkseigentum der DDR an westdeutsche und internationale Großkonzerne verschleuderte, besitzen die Ausführungen der Kommunistischen Partei Deutschlands von 1952 ihre Gültigkeit, was das halbkoloniale Verhältnis der BRD zu den USA angeht. Gegebenenfalls ersetze man die "amerikanischen, englischen und französischen Imperialisten" durch den Sammelbegriff des "Westens" und die Adenauer-Regierung durch das BRD-System allgemein.
Ferner stellen wir die provozierende These in den Raum, dass die Kommunistische Partei Deutschlands unter dem Adenauer-Regime nicht infolge ihrer Verfassungsfeindlichkeit, sondern wegen ihres Eintretens für ein wiedervereinigtes, neutrales und sozial gerechtes Gesamtdeutschland verboten wurde. Die orthodoxe Rechte, namentlich die Deutsche Reichspartei und vergleichbare Organisationen, zeichnete sich damals eher durch den hysterischen Antikommunismus verunsicherter Kleinbürger aus als durch praktikable gesamtdeutsche Visionen. Leider wurde diese Einstellung bis auf den heutigen Tag weitervererbt.
Zudem halten wir den Kritikern vor, offensichtlich auf dem Boden des westlichen Materialismus und Kapitalismus zu stehen. Wenn man so will, kann man das auch als real existierenden Nationalsozialismus hitleristischer Prägung, also eine Degenerationsform des nationalen Sozialismus, betrachten. Wer zudem den systematischen Terror des Adenauer-Regimes gegen neutralistische und sozialistische Kreise verteidigt, huldigt den unseligen "rechten" Traditionen blinder Obrigkeitshörigkeit und der Heiligkeit des Privateigentums an den Produktionsmitteln.
Verfasser: Richard Schapke, Juni 2002
Programm zur nationalen Wiedervereinigung Deutschlands
Beschlossen vom PV der KPD am 2.11.1952
I. Die Notlage in Westdeutschland
Die Bevölkerung
Westdeutschlands befindet sich in schwerer Not. Schon der verbrecherische
Krieg Hitlerdeutschlands und die Niederlage, die ihm folgte, brachten Millionen
Todesopfer und große Zerstörungen. Nach dem Kriege aber geriet
Westdeutschland von Ostdeutschland abgeschnitten in die Sklaverei
der amerikanischen, englischen und französischen Imperialisten.
Es erwies sich, dass die drei kapitalistischen Staaten USA, England
und Frankreich den vergangenen Krieg nicht mit dem Ziel geführt
haben, Deutschland von der Hitlerherrschaft zu befreien, wie sie das während
des Krieges erklärt hatten. Ihr Ziel war, Deutschland als Staat zu vernichten,
als Konkurrenten auszuschalten, seine Reichtümer an sich zu reißen
und auszubeuten und unser Volk und Land für die Vorbereitung eines neuen
Krieges um die Weltherrschaft zu missbrauchen. Es ist ihnen jedoch nicht gelungen,
sich ganz Deutschland unterzuordnen. (...)
Da sie ihr Ziel, das ganze Deutschland zu unterjochen, nicht erreichten, haben
die Westmächte auf Initiative der Vereinigten Staaten von Amerika Deutschland
gespalten, um sich seines reichen westlichen Teils zu bemächtigen. Sie
entzogen sich ihren Verpflichtungen zur Wahrung der Einheit Deutschlands,
seiner Demokratisierung und Entmilitarisierung, die ihnen den Abschluss eines
Friedensvertrages mit Deutschland und den Abzug der Besatzungstruppen auferlegt.
Sie verhindern den Abschluss eines Friedensvertrages mit Deutschland und den
Abzug der Besatzungstruppen. Sie stellen sich jedem Versuch einer Verständigung
zwischen den Deutschen in Ost- und Westdeutschland entgegen.
Sie benutzen die zeitweilige Schwäche Westdeutschlands, zwingen ihm den
Generalvertrag und die Pariser Militärabkommen auf, durch die die Spaltung
Deutschlands und die Aufrechterhaltung der fremdländischen Okkupation
auf 50 Jahre vertraglich verankert werden sollen.
Dabei versuchen die amerikanischen, englischen und französischen Imperialisten
den Anschein zu erwecken, als sei Westdeutschland nicht in der Lage, sich
aus eigener Kraft aufzurichten. Sie faseln von der "Führung",
die es brauche und der amerikanischen "Hilfe" und Besatzung, ohne
die es angeblich nicht leben könne. (...)
Die Westmächte benutzen das Besatzungsregime, um aus Westdeutschland
Maximalprofite herauszupressen. Sie zwingen Westdeutschland Verträge
auf, die wie der Marshallplan, der "grüne Plan", der
Schumanplan und andere Abkommen den deutschen Interessen völlig
zuwiderlaufen und gegen das Potsdamer Abkommen der vier Mächte gerichtet
sind. Sie haben sich in der Kohlen-, Stahl- und chemischen Industrie festgesetzt,
nisten sich in immer weiteren Zweigen der deutschen Industrie ein, verfügen
anmaßend über die deutsche Ein- und Ausfuhr, setzen entsprechend
ihren Interessen die Preise fest, lenken die Rohstoffe entsprechend ihrer
Kriegsplanung und hemmen auf jede Weise die Entwicklung der deutschen Friedensindustrie.
Sie haben den innerdeutschen Handel zum Erliegen gebracht, verbieten Westdeutschland
den Handel auf seinen natürlichen Märkten im Osten und versperren
aus Konkurrenzgründen auch den Weg zu den kapitalistischen Märkten.
Zugleich verstricken sie die westdeutsche Bevölkerung in immer größere
finanzielle Verschuldung. (...) Die westdeutsche Wirtschaft ist als Folge
der imperialistischen "Hilfe" von Grund auf überfremdet und
desorganisiert.
Das ganze Leben der Bundesrepublik wird heute von den amerikanischen, englischen
und französischen Besatzungsbehörden gelenkt. Nicht nur die Wirtschaft,
auch die gesamte Innen- und Außenpolitik, die ganze Lebensweise Westdeutschlands
sind durch das amerikanische Besatzungsregime in Fesseln geschlagen. (...)
Zugleich führt der amerikanische Imperialismus einen systematischen Kampf
gegen die deutsche Nationalkultur. Er möchte sie vernichten, damit die
Deutschen vergessen, dass sie Deutsche sind, und dass sie eine große
Vergangenheit als selbständige und begabte Nation besitzen. Er möchte
das deutsche Volk dazu erziehen, auf einen einheitlichen, deutschen Nationalstaat
und auf die deutsche Nationalkultur zu verzichten und die "amerikanische
Lebensweise" mit ihrer äußerlichen und primitiven "Kultur"
anzunehmen. Die amerikanischen und englischen Machthaber wollen nur für
ihr eigenes imperialistisches Land das Recht auf selbständige nationale
Existenz gelten lassen, dem deutschen Volk und den anderen Völkern Europas
aber dieses Recht nehmen, indem sie ihnen das "Europäertum",
die "Integration Europas", den "Kosmopolitismus" usw.
aufzwingen.
II. Die Rolle des Bonner Regimes und die Notwendigkeit der Bildung einer Regierung der nationalen Wiedervereinigung
Ohne die
Existenz des Adenauer-Regimes wäre es den amerikanischen, englischen
und französischen Imperialisten unmöglich, ihr Regime der nationalen
Knechtschaft und Erniedrigung aufrechtzuerhalten.
Würden die amerikanischen, englischen und französischen Imperialisten
offen, ohne sich hinter der Regierung Adenauer zu verstecken, in ihrem eigenen
Namen und durch eigene Befehle die Politik der Spaltung Deutschlands betreiben,
die Verhandlungen zwischen Vertretern Ost- und Westdeutschlands verhindern,
die unerträglichen Steuern für Rüstungszwecke festsetzen, Ausnahmegesetze
usw. durchführen, so würden sie zweifellos die Empörung und
den geschlossenen Widerstand der gesamten Bevölkerung Westdeutschlands
hervorrufen und zur Aufhebung ihrer Verordnungen gezwungen werden. Darum sie
dies alles mit Hilfe der Adenauer-Regierung, die mit Billigung des Bundestages
gebildet wurde.
Das Adenauer-Regime schützt und behütet die Interessen des amerikanischen,
englischen und französischen Kapitals und ihre Privilegien in Westdeutschland
durch die Zustimmung zur Aufrechterhaltung der Besatzung. Es nimmt die Befehle
der amerikanischen Imperialisten entgegen und zwingt sie in Form deutscher
Verordnungen und Gesetze der Bevölkerung Westdeutschlands auf. Es ermöglicht
dadurch den amerikanischen, englischen und französischen Urhebern dieser
Gesetze und Verordnungen, im Schatten zu bleiben und das von ihnen errichtete
Regime der Knechtung Westdeutschlands auch weiterhin zu erhalten. Der Generalvertrag
bestimmt unumwunden, dass die Bonner Regierung verpflichtet ist, alle Maßnahmen
der USA, Englands und Frankreichs durchzuführen und ihre Privilegien
und Interessen in Westdeutschland zu verteidigen. Das Adenauer-Regime ist
daher ein Regime des nationalen Verrats. (...)
Das Adenauer-Regime unterstützt durch die Unterzeichnung des Generalvertrages
die Errichtung des amerikanischen Protektorats über Westdeutschland.
(...)
Das Adenauer-Regime bekämpft hasserfüllt und unter Einsatz der verwerflichsten
Mittel die Verständigung der Deutschen aus Ost und West über die
Durchführung gesamtdeutscher freier Wahlen und den Abschluss eines Friedensvertrages.
Es sät Feindschaft und Hass im deutschen Volk und wiegelt die Deutschen
gegeneinander auf. (...)
Das Adenauer-Regime fordert an Stelle der Verständigung der Deutschen
untereinander die "Angliederung Ostdeutschlands" durch "militärische
Stärke". (...)
Wie erklärt sich dieser nationale Verrat, der in der deutschen Geschichte
nicht seinesgleichen findet?
Das Adenauer-Regime ist die Herrschaft der deutschen Monopolherren und Großgrundbesitzer,
der Revanche-Politiker und Militaristen. Ebenso wie die amerikanischen Imperialisten
sind diese reaktionären Kräfte daran interessiert, die nationale
Wiedervereinigung Deutschlands auf friedlicher demokratischer Grundlage nicht
zuzulassen, den Abschluss eines Friedensvertrages und die Aufhebung der Besetzung
Westdeutschlands zu verhindern. Sie sind der Meinung, dass die Spaltung Deutschlands
und die Aufrechterhaltung des amerikanischen Okkupationsregimes in Westdeutschland
das beste Mittel ist, um die Bevölkerung Westdeutschlands niederzuhalten.
Deshalb ist die Regierung Adenauer eine Regierung der Spaltung Deutschlands
und der Versklavung Deutschlands durch den amerikanischen Imperialismus. (...)
Wenn wir von der Regierung Adenauer sprechen, so verstehen wir darunter das
Regime, das von den imperialistischen Okkupanten und der westdeutschen Reaktion
in Westdeutschland errichtet wurde. Selbstverständlich können diese
reaktionären Kräfte eine andere Person an die Stelle Adenauers setzen,
die die gleiche Politik durchführen wird.
Zur Durchführung der Befehle der ausländischen und deutschen Imperialisten
geht das Adenauer-Regime, das in zunehmendem Maße an Einfluss im Volk
verliert, immer mehr zu terroristischen Methoden über. Unter einem Schwall
verlogener Worte über "Freiheit" und "Rechtssicherheit"
beseitigt es die bürgerlich-demokratischen Rechte und Freiheiten des
Volkes.
Daher muss man sagen: Das Adenauer-Regime regiert gegen das Volk. Es tritt
das von ihm selbst ausgearbeitete Bonner Grundgesetz mit Füßen.
Jeder Paragraph dieses Grundgesetzes kann von den Besatzungsbehörden
der imperialistischen Mächte unter Bezugnahme auf den Generalvertrag
oder die Pariser Militärabkommen oder mit Hilfe außerordentlicher
Dekrete des Adenauer-Regimes außer Kraft gesetzt werden. (...)
III. Der Kampf für die Wiedervereinigung Deutschlands und der unausbleibliche Sieg des Volkes
Der westdeutschen
Bevölkerung wird immer klarer, dass das deutsche Volk wie jedes
andere Volk das Recht besitzt, über sein Schicksal selbst zu bestimmen
und seinen eigenen demokratischen Staat ohne jedwede fremdländische Einmischung
zu gestalten. In der westdeutschen Bevölkerung reift die Erkenntnis heran,
dass sie sich im Kampf um eine glückliche Zukunft vor allem auf sich
selbst verlassen, die eigene Kraft zur Geltung bringen muss.
Das leuchtende Banner, das die Grundforderungen des deutschen Volkes trägt,
ist: Einheit, Friede und Unabhängigkeit. Das Haupthindernis sind der
Generalvertrag und die Pariser Militärabkommen, die dem deutschen Volk
den Weg zur Durchsetzung dieser Forderung versperren und es stattdessen auf
die Bahn der Spaltung und des Krieges ziehen. Dieses Hindernis muss beseitigt
werden. Die nächsten Ziele, auf die das deutsche Volk seine Energie konzentrieren
muss, sind daher der Abschluss eines Friedensvertrages, die Durchführung
gesamtdeutscher Wahlen mit dem Ziel der Vereinigung Deutschlands und der Abzug
der Besatzungstruppen. Nur ein gerechter Friedensvertrag und der Abzug der
Besatzungstruppen sichern die dauerhafte Einheit und Unabhängigkeit eines
friedlichen, demokratischen Deutschlands. (...)
Daher ist es erforderlich, die Verständigung aller Patrioten, aller Deutschen
guten Willens in West- und Ostdeutschland herzustellen und ihre gemeinsamen
Aktionen zu organisieren. Dem Bündnis des Verräters Adenauer mit
den amerikanischen Unterdrückern wird das Bündnis aller ehrlichen
Deutschen im Westen und Osten unseres Vaterlandes entgegengestellt. Die Werktätigen
in West und Ost müssen sich in ihrem Kampf für ein einheitliches,
friedliebendes und demokratisches Deutschland brüderlich die Hände
reichen und sich zu der großen Nationalen Front des demokratischen Deutschland
zusammenschließen. (...)
Unzweifelhaft wird unser Kampf Opfer fordern. Aber für jeden im Kampf
gefallenen oder aus dem Kampf herausgerissenen Patrioten werden Tausende neue
aufstehen. Auch Misserfolge und Rückzüge wird es geben, und dann
werden die Imperialisten mit ihren vermeintlichen Erfolgen triumphieren. Wir
erwidern ihnen schon heute: Der Sieg der nationalen Befreiungsbewegung ist
sicher; denn ihre Sache ist gerecht.
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