Befreiungsnationalismus
und Antiimperialismus
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Anlässlich einer Sitzung des irakischen Nationalrates demonstrierte der
Untergrund, dass nach wie vor mit ihm zu rechnen ist. Ein Kommando von bis zu
60 Mann griff mit Mörsern, Raketen und Autobomben den Gefängniskomplex
von Abu Ghraib in Bagdad an. Bei dem Gefecht wurden 44 amerikanische Soldaten
verwundet, während die Angreifer einen Gefallenen verloren. Bei weiteren
Gefechten fielen mindestens 4 amerikanische Soldaten und 8 irakische Kollaborateure.
Das irakische Parlament schaffte es zur gleichen Zeit, nach mehrmonatigem Hickhack
endlich einen Vorsitzenden zu wählen. Neuer Parlamentspräsident ist
der arabische Sunnit Hajim al-Hassani, als Stellvertreter fungieren der Schiit
Hussain al-Shahristani und der Kurde Aref Taifour. Hassani wurde im vergangenen
Jahr aus der sunnitischen Islamischen Partei ausgeschlossen, als die Gruppierung
anlässlich der Zerstörung Fallujas durch die amerikanischen Besatzer
aus der Kollaborationsregierung austrat. Stattdessen bekleidete er weiterhin
das Amt des Industrieministers. Nachdem nunmehr die Arbeitsfähigkeit des
irakischen Kollaborationsparlaments hergestellt war, wurde Jalal Talabani von
der Patriotischen Union Kurdistans zum neuen irakischen Staatsoberhaupt gewählt.
Seine Stellvertreter sind der bisherige Interimspräsident, der Sunnit Ghazi
al-Jaar und der bisherige Finanzminister Adel Abdul Mahdi (Schiit). Talabani
wurde 1933 bei Kirkuk geboren und kämpfte jahrzehntelang für die Unabhängigkeit
der Kurden vom Irak, zunächst in der Kurdischen Demokratischen Partei (KDP)
von Mustafa Barsani, später als Chef der PUK, die er 1975 im Exil in West-Berlin
gründete. Der neue Staatschef kündigte den Aufbau eines demokratischen
Staatswesens ein und sprach sich für einen politischen Dialog mit dem Widerstand
aus. Als neuer Ministerpräsident wird der Schiit Ibrahm al-Jafari, Vorsitzender
der Dawa-Partei, gehandelt. Das Parlament soll bis Mitte August eine neue Verfassung
erarbeiten, die den Weg für Neuwahlen im Dezember ebnen soll. Washington
nominierte derweil Zalmay Khalilzad zum neuen Botschafter in Bagdad. Khalilzad
vertrat vorher die Interessen der US-Regierung in Afghanistan, als ehemaliger
Berater des Ölkonzerns Unocal ist er genau der richtige Mann, um die wirtschaftspolitischen
Interessen der Bush-Administration im Zweistromland durchzusetzen. Für
einen Aufschrei der Empörung sorgten britische Soldaten, als sie „irrtümlich“
das Haus des einer steinreichen Familie angehörenden irakischen Parlamentsabgeordneten
Mansur Abdulrazzaq Mansur in Basra stürmten und 260.000 Dollar Bargeld
raubten.
Quelle: http://www.die-kommenden.net/dk/wochen/05/apr_02_08.htm#9