Zeitgeschichte + Hintergründe

 

Sonderfall Portugal -

Ant�nio de Oliveira Salazar zum 30. Todestag

 

Anmerkung: Dieser Artikel stammt aus der Konkursmasse des eingegangenen "Europakreuz" und wurde uns nach einigem Zureden vom Verfasser zur Verf�gung gestellt. In absehbarer Zeit wird eine Schilderung der portugiesischen Aufbaupolitik nach dem Zweiten Weltkrieg nachgereicht. --- Richard Schapke

 

"Wenn Demokratie hei�t, nach unten anzugleichen, indem man es ablehnt, die Unterschiedlichkeit der Menschen anzuerkennen, wenn sie in dem Glauben besteht, da� Macht von den Massen herr�hrt, da� die Regierung eine Angelegenheit der Massen und nicht der Eliten sein sollte, dann betrachte ich die Demokratie durchaus als Fiktion."

- Ant�nio de Oliveira Salazar, 1958

 

Wie die einstige Weltmacht Spanien, so sank auch das Nachbarland Portugal mit dem Beginn der Industriellen Revolution zu einer drittrangigen Nation herab. Endg�ltig der Vergangenheit geh�rten die Zeiten an, in denen portugiesische Seefahrer Europa den Weg um Afrika herum und nach S�damerika erschlossen, in denen sie die K�sten Indiens, S�dostasiens, Afrikas und Brasiliens eroberten. Meilensteine des Niedergangs waren die wirtschaftspolitische �ffnung der Kolonien f�r den traditionellen B�ndnispartner England und die Verheerungen der Napoleonischen Kriege ab 1808. Es entwickelte sich eine �konomisch dahinsiechende konstitutionelle Monarchie, deren konservative Eliten im Kampf mit den zerstrittenen Republikanern und Sozialisten lagen. Macht und Reichtum konzentrierten sich in den H�nden der katholischen Kirche und einer d�nnen Oberschicht aus Gro�grundbesitzern und Adligen, w�hrend das Volk bis weit in dieses Jahrhundert hinein in unbeschreiblicher Armut lebte.

In dieses zerrissene, ungl�ckliche Land hinein wurde am 28.IV.1889 Ant�nio de Oliveira Salazar im Dorf Vimieiro nahe Santa Comba im Dao-Tal geboren. Vater Ant�nio de Oliveira war Verwalter eines Landgutes, die Mutter Maria do Resgate Salazar betrieb ein Arbeitercaf� am Bahnhof. Hierbei sei klargestellt, da� die Salazars nicht der Oligarchie zuzuordnen waren, sondern eher einem bescheidenen unteren Mittelstand angeh�rten. Nach dem Besuch von Dorf- und Volksschulen erhielt Salazar 1900 eine Freistelle am Priesterseminar Viseu. Die katholische Kirche stellte zu dieser Zeit die einzige weiterf�hrende Ausbildungsm�glichkeit auf dem Land dar.

1908 beendete Salazar mit 19 Jahren seine theologische Ausbildung. Er konnte aber erst mit 24 Jahren die Priesterweihe erhalten - und das Stipendium war abgelaufen. Abgesehen davon standen die Zeichen auf Sturm, und der nahe Sturz der Monarchie lie� einen antiklerikalen Kurs erwarten. Gr�nde f�r einen Laufbahnwechsel d�rften die sklavische Unterordnung und die politische Enthaltsamkeit des katholischen Klerus gewesen sein. Allerdings gewann Salazar hier die moralische Bildung und die intellektuelle Disziplin, die ihn sein Leben lang auszeichnen sollten. Die Lehren des Thomas von Aquin pr�gten ihn f�rs Leben. Ein z�her Wille, hohe Intelligenz und stets bewahrte absolute Ruhe zeichneten Salazar schon fr�h aus. Auf der Negativseite stand eine gro�e zwischenmenschliche Reserviertheit.

Am 4.X. 1910 setzte die erfolgreiche Revolution gegen K�nig Manuel II ein. An der Universit�t Coimbra durchsiebten revolution�re Studenten die Bildnisse der K�nige Portugals mit Kugeln. Eben an dieser Hochschule begann Salazar im gleichen Jahr ein Studium der Rechtswissenschaften (Schwerpunkt �ffentliche Verwaltung) und der Volkswirtschaft. Zum ma�geblichen politischen Einflu� entwickelte sich die Soziallehre Papst Leos XIII. Diese sah Staatsinterventionen in der Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit f�r die Arbeiterklasse, Staatskontrolle statt Revolution vor. Das absolute Privateigentum galt ihr als ebensoso atheistisch wie der Kommunismus. Kapitalismus und Staat sollten dem Wohl der Gesamtheit dienen, w�hrend der Materialismus den Menschen zum amorphen Kollektiv enthumanisierte. Hinzu kam die Action francaise des Charles Maurras mit ihrer Forderung nach Einfachheit, sozialer Disziplin und menschlichen Tugenden. Salazar schlo� sich dem Akademischen Zentrum Christlicher Demokratie an. Er lehnte den reaktion�ren Monarchismus ab und stand zwischen den Fronten von rechts und links. Bald ver�ffentlichte er soziale Studien in der Zeitung "O Imparcial" seines Freundes Manuel Guncalves Cerejeira.

Die portugiesische Republik zeichnete sich durch eine zum Dauerzustand werdende innenpolitische Instabilit�t mit zahllosen Regierungswechseln, Putschen und Unruhen aus. Als eine ihrer vern�nftigsten Ma�nahmen konnte die radikale Entstaatlichung der katholischen Kirche gelten, die so gezwungen wurde, sich, auf sich selbst gestellt, von Grund auf zu reformieren. Die Republik krankte daran, da� Korruption und Vetternwirtschaft der monarchischen Zeiten nicht abgeschafft wurden. Weiterhin war ein Gro�teil der aufgebl�hten Verwaltung �berfl�ssig, und vergebens bem�hte man sich, die Staatsausgaben im Zaume zu halten. Die vorausgegangenen Staatsbankrotte der Monarchie wurden nicht als Mahnung erkannt. Im Gegenteil, die Lage verschlechterte sich immer weiter durch hemmungslose Kreditaufnahme. Politische Gegner wurden mit gro�er H�rte bek�mpft, bald gab es 2000 politische H�ftlinge. Weiterhin hielt die nach Hunderttausenden z�hlende Massenauswanderung an, und von der Linderung des Massenelends konnte nicht die Rede sein.

Im Mai 1914 sprach Salazar in Oporto �ber Kirche und Demokratie. Die Form der Regierung war ihm bedeutungslos, da die Demokratie nicht mehr aufzuhalten war. Sie konnte in seinen Augen auch mit dem Katholizismus vereinbart werden. F�r ein wahrhaft demokratisches Portugal hielt Salazar jedoch Erziehung und Unterweisung der Nation f�r notwendig. Auch die Regierung hatte sich diesem Gesetz von Zeit und Ort anzupassen. Ohne Erziehung wurde die Demokratie durch den Klassengedanken zur Demagogie auf Kosten jeweils anderer Volksteile.

Das gleiche Jahr sah das Examen Salazars, das er mit 19 von 20 m�glichen Punkten bestand. Er avancierte zum Juradozenten in Coimbra und 1917 auch zum Hilfsdozenten f�r Volkswirtschaft - 1918 folgte der Doktortitel, bald darauf die Professur. Salazar bildete gemeinsam mit Cerejeira, der sp�ter Kardinalprimas der portugiesischen Kirche werden sollte, und dem bekannten Mathematiker Pacheco de Amorim einen Intellektuellenzirkel. Man entwickelte den Gedanken, Portugal brauche eine Erziehung, um Volksgeist und Staatsgef�hl in den Massen zu entwickeln. Der Professor strebte keine intellektuelle Kopflastigkeit, sondern die harmonische Entwicklung des gesamten Menschen an.

Im Jahr 1919 wurden Salazar und drei Kollegen als angebliche monarchistische Agitatoren suspendiert. Salazar verwies �ffentlich darauf, da� absolut nichts gegen ihn vorlag. Er halte es f�r bemerkenswert, noch niemals eingesperrt gewesen zu sein, wenn die Republik seit 1910 beinahe jeden zweiten Portugiesen zeitweilig inhaftiert habe. Politik alleine k�nne die himmelschreienden Probleme des Landes nicht l�sen. Die L�sung sei in den Menschen zu suchen und nicht in der politischen F�rbung der Ministerien, daher wolle er ernsthafte und besonnene M�nner aus seinen Studenten machen. "M�nner, die wirklich ernsthaft und besonnen sind, beschr�nken sich heute nicht auf ein eingeengtes Gedankensystem, indem sie den Fortschritt der menschlichen Intelligenz ignorieren oder verachten oder es ablehnen...die Tatsachen unserer Gegenwart zu erkennen, so sehr dies auch im Widerstreit zu unseren eigenen Ideen und zu unseren inneren �berzeugungen stehen mag." Das Ergebnis der Aff�re war ein Freispruch in allen Punkten und die Wiedereinsetzung als Dozent.

Bei den Parlamentswahlen von 1921 lie� Salazar sich widerstrebend zu einer Kandidatur f�r das Katholische Zentrum �berreden. Er wurde gew�hlt und nahm am 21.IX.1921 an seiner ersten Sitzung teil. Es sollte sein einziges Gastspiel im Parlament werden, da ihn die dortigen Zust�nde regelrecht anwiderten. Salazar erkannte, da� der liberale Individualismus den Zerfall der Gesellschaft und Entartung der Demokratie herbeigef�hrt hatte. Das Parteiensystem hatte den Menschen aus seinem sozialen Zusammenhang herausgerissen und entwurzelt. Er besa� eine Identit�t, aber keine Existenz. "Jede politische Macht..., die authentische Interessen wahrhaftig repr�sentiert, mu� auf eine Organisation gegr�ndet sein, die nicht nur politisch, sondern auch sozial ist, eine Organisation der St�nde und Klassen." An die Adresse des 2. Kongresses des Katholischen Zentrums in Lissabon bemerkte Salazar: "Wir n�hern uns dem Augenblick in der politischen und sozialen Entwicklung, da die politische Partei, die sich auf das Individuum, den B�rger oder W�hler st�tzt, keinen zureichenden Grund mehr f�r ihre Existenz hat. Der Mensch in der Isolierung ist eine Abstraktion, eine Fiktion, die haupts�chlich unter dem Einflu� irrt�mlicher Prinzipien geschaffen wurde, wie sie im letzten Jahrhundert �blich waren." Parlamentarische Gruppen k�nnten Kurse bestimmen, ohne sich um den Willen der Masse zu k�mmern. Die Verfassung mu�te also auf ein unver�nderliches Prinzip gr�nden, ansonsten war der Staat instabil.

Im Rahmen einer Rede in Braga verwarf Salazar 1924 den Klassenkampf. Die Hierarchie im Produktionsbetrieb entsprach f�r ihn der menschlichen Ungleichheit. Erfindungskraft, Organisation, Leitung und tats�chliche Ausf�hrung waren eine Notwendigkeit der materiellen Produktion. Es gab einen egoistischen und einen opferbereiten Reichtum. Das Ego deckte nat�rliche und k�nstliche Bed�rfnisse, also den unmittelbaren Verbrauch. Das Opfer hingegen widmete sich der Bereicherung der Gemeinschaft. Es hing von Voraussicht und Opferwilligkeit ab. Zugunsten der Zukunft war der Verzicht auf die Befriedigung gegenw�rtiger Bed�rfnisse angezeigt. Durch Opferbereitschaft, Arbeit und Geduld wollte Salazar Portugal wirtschaftlich und sozial gesunden lassen.

Ein Jahr darauf erkl�rte er in Coimbra: "Ein sich ver�ndernder Wille, der sich in verschiedenen Richtungen ausdr�ckt und auferlegt, gef�hrdet den Staat, sowohl was das grundlegende Prinzip als auch was die Verfassung angeht. Die unerl��liche Stabilit�t kann nur auf zwei Wegen sichergestellt werden. Entweder mu� sich der Staat von den Schwankungen der �ffentlichen Meinung zur�ckziehen, und das liefe auf die Verleugnung der eigenen Position hinaus, oder er mu� eine �ffentliche Meinung durchsetzen, die stabil und best�ndig ist, soweit der wesentliche Teil der Doktrin betroffen ist."

Am 17.IV.1925 scheiterte ein Milit�rputsch gegen die verkommene Republik. Im Verfahren gegen die Drahtzieher verlangte Staatsanwalt General Carmona, der ehemalige Kriegsminister, den Freispruch: "Wenn wir die Urheber der �bel betrachten, an denen des Land leidet und das ziellos dahintreibt, w�hrend hier M�nner von so gro�er staatsb�rgerlicher Qualit�t als Kriminelle gebrandmarkt werden, dann mu� etwas falsch sein...Das Land ist krank." In der Folgezeit scharte sich eine Gruppe von Offizieren um General Gomes da Costa, einen alten Kolonialk�mpfer und ehemaligen Oberbefehlshaber der portugiesischen Truppen im Weltkrieg. Die Verschw�rer wollten das nationale Leben normalisieren, den Staat reformieren und bis zu Neuwahlen eine Junta aus Milit�rs und Zivilisten bilden.

Im letzten Haushaltsjahr der Republik wurde das Defizit offiziell mit 63,665 mio Escudos ausgewiesen, lag aber wahrscheinlich f�nfmal so hoch. Das Land stand am Rande einer international aufgezwungenen Finanzkontrolle durch den V�lkerbund. Die Lebenshaltungskosten betrugen das 30fache von 1914, der Escudo war seit 1891 auf ein Dreiunddrei�igstel seines Wertes gefallen. Der Kreditumlauf stieg seit 1919 von 87,767 mio auf 791,024 mio Escudos. Seit 1910 gab es 9 Pr�sidenten, 44 Kabinette, 25 Aufst�nde, 3 Diktaturen und alleine zwischen 1920 und 1925 mindestens 325 Bombenanschl�ge.

Am 28.V.26 erlie� Gomes da Costa seine Proklamation: "M�nner von Portugal! F�r w�rdige und ehrenwerte Menschen ist die gegenw�rtige Situation des Landes unertr�glich. Das Opfer einer korrupten und tyrannischen Minorit�t, die schamerf�llte Nation, glaubt, da� sie untergeht. Ich f�r meinen Teil erkl�re mich in offener Revolte. M�gen die mutigen und wertvollen M�nner sich mir bewaffnet anschlie�en, wenn sie mit mir bereit sind, zu siegen oder zu sterben. Portugal zu den Waffen!" Da Gomes da Costa keinen Widerstand vorfand, folgte eine zweite Erkl�rung: "Die Nation w�nscht eine starke Regierung, deren Mission es ist, das Vaterland zu retten, die alle Kr�fte in sich vereint, jedoch nur, um zu gegebener Zeit ein wahrhaft nationales, repr�sentatives Ganzes wiederherzustellen: nicht eine Republik politischer Banden, sondern eine, die um die wahren Interessen der Nation, die lebensnotwendigen und permanenten Interessen Portugals besorgt ist...An der Spitze der portugiesischen Armee, die von dem gleichen patriotischen Streben geeint ist, proklamiere ich das nationale Interesse und setze es dem unr�hmlichen Verhalten der Politiker und Parteien entgegen, und ich werde dieses kranke Land einer Regierung �bergeben, die f�hig ist, ihren inneren Feinden mit dem gleichen k�mpferischen Heroismus entgegenzutreten, den sie angesichts ausl�ndischer Feinde entfaltete."

Salazar traf am 12.VI.1926 in Lissabon ein, da er von Gomes da Costa als Finanzminister auserkoren war. Die Lage in der Junta war trotz aller vollmundigen Erkl�rungen �u�erst verworren, kamen die Offiziere doch aus unterschiedlichen politischen Lagern. Nach f�nf Tagen trat Salazar zur�ck, da die Junta seine Forderungen nach absoluter Ausgabenkontrolle, K�rzung der Staatsausgaben und Mitsprache bei allen Finanzangelegenheiten ablehnte. Schon im Juli wurde Gomes da Costa durch General Campos gest�rzt. Die Ratlosigkeit und die Bedrohung durch die erstarkende Linke blieben. Ende 1927 war zu bilanzieren, da� Portugals Staatsverschuldung seit 1910 von 692 mio auf 7,449 mia Escudos gestiegen war, davon ein Drittel kurzfristige Kredite. Seit 1917 betrugen die Haushaltsdefizite zusammengerechnet 2,574 mia Escudos.

Am 28.III.1927 hielt Salazar seine Rede �ber die Zwei Wirtschaftsformen. Die eine betrachtete den finanziellen Erfolg als Hauptziel, die andere verachtete den Reichtum und verwechselte Tugend mit Armut. Beide Haltungen waren ungesund. Irrt�mer und unausgewogener Konsum korrumpierten den Menschen, nicht die Produktion. Es gelte, Wohlstand durch harte Arbeit, Regulierung des Konsums auf Basis der Moral sowie durch physische und intellektuelle Entwicklung zu erzeugen. Wichtig waren kluge Sparsamkeit in Verbrauch und Produktion; eine Verbrauchsmoral sei zu schaffen. Die �ffentliche Meinung kritisiere die Steuerlasten und nicht die verfehlte Ausgabenpolitik des Staates. Zum Privatkonsum sage sie nichts, daher glaube der Mensch, er k�nne mit seinem Eigentum nach Belieben verfahren. Die Folge war ein unvern�nftiger Verbrauch. Salazar schwebte zu diesem Zeitpunkt vor, den Aufbau Portugals durch die Schaffung �konomischer Infrastrukturen vorzubereiten. Luxus war nicht vorgesehen, wohl aber die Sicherung der Lebensgrundlagen.

Um die Phase der Instabilit�t zu beenden, wurde General Carmona am 25.III.1928 auf 7 Jahre zum portugiesischen Pr�sidenten gew�hlt. Dem Staatschef war die noch immer kritische �konomische Lage des Landes klar. Er beschlo�, erneut Salazar zum Finanzminister zu berufen und dessen weitreichende Forderungen zu erf�llen. Duarto Pacheco, bald Minister f�r �ffentliche Arbeiten, wurde nach Coimbra geschickt, um den z�gernden Intellektuellen zu �berzeugen.

Am 27.IV.1928 wurde Professor Ant�nio de Oliveira Salazar portugiesischer Finanzminister. Bei der Amtseinf�hrung erkl�rte Salazar, er betrachte seinen Auftrag als Erf�llung einer Gewissenspflicht und Opfer, das er seinem Land erbringe. Seine Bedingungen waren hart. Jedes Ministerium verpflichtete sich, im Rahmen der vom Finanzminister bereitgestellten Mittel zu arbeiten. Jede finanzpolitisch bedeutsame Ma�nahme eines Ressorts war mit dem Finanzministerium abzusprechen. Bei allen Erh�hungen der laufenden oder normalen Ausgaben sowie in der Kreditpolitik erhielt Salazar ein Vetorecht. F�r Einsparungen und Eintreiben von Forderungen hatten alle Ministerien mit dem Finanzressort zusammenzuarbeiten. "Ich wei� sehr gut, was ich will und wohin ich gehe, lasse jedoch niemanden darauf dr�ngen, da� das Ziel in ein paar Monaten erreicht wird. Im �brigen, la�t das Land lernen, la�t es Vorschl�ge machen, la�t es Einw�nde erheben und la�t es diskutieren, aber wenn es f�r mich an der Zeit ist, Befehle zu erteilen, werde ich erwarten, da� es gehorcht."

Salazar erlie� am 11.V.1928 sein Finanzdekret. Die Regierung hatte einen durch normale Einnahmen gedeckten Gesamtetat vorzulegen - normalerweise eine Selbstverst�ndlichkeit, aber f�r Portugal eine Revolution. Darlehen f�r au�erordentliche Ausgaben waren streng zu begrenzen. Abschlagszahlungen f�r geleistete Arbeiten wurden kontrolliert, die Ressortchefs waren f�r Etat�berschreitungen strafrechtlich verantwortlich. Private Unternehmen gleich welcher Art wurden nicht staatlich finanziert. Die indirekten Steuern waren auszud�nnen und zu entwirren. Der Staatshaushalt sollte gegen den Druck der kolonialen Anforderungen gehalten werden. Selbstverwaltete K�rperschaften, Lokalbeh�rden und Kolonien mu�ten ihre Ausgaben mit ihren Einnahmen in Einklang bringen. Nun ging der Professor an die Arbeit. Die in Devisen zu entrichtenden Auslandsschulden wurden in eine konsolidierte Escudo-Anleihe umgewandelt. Steuern wurden nicht mehr aus dem tats�chlichen, sondern aus einem Durchschnittsgewinn errechnet. Die von der Republik zu 99 % ausgepl�nderte staatliche Sparkasse Caixa Geral de Depositos wurde reorganisiert, und die der Regierung zug�ngliche Summe war fortan auf 22 % der Einlagen beschr�nkt. Die Caixa wurde erm�chtigt, Schuldverschreibungen auszustellen. Bis 1934 stiegen ihre freiwilligen Einlagen um 8,5 mio Pfund. Ferner gr�ndete Salazar noch die Caixa Nacional de Credito und die Caixa Nacional de Previdencia als neue Kreditinstitute.

Noch im gleichen Jahr setzte ein staatliches Programm zur Hebung der Weizenproduktion ein. Innerhalb weniger Jahre erreichte das Land Selbstversorgung, bald konnte es exportieren (Produktionsanstieg in 10 Jahren um 71 %). Es folgten ebenso erfolgreiche Programme f�r andere agrarische Exportg�ter, die von Sonderkommissionen kontrolliert werden. Bis 1933 wurden 200.000 brachliegende Felder der Agrarproduktion zugef�hrt. Ende 1934 waren alle kurzfristigen Auslandsschulden zur�ckgezahlt. Durch Aufstockung der staatlichen Goldreserven konnte die umlaufende Geldmenge zu einem Drittel gedeckt werden. Der Aufbau von Devisenreserven hatte eingesetzt, da der Zwang zur Aufnahme von Auslandskrediten durch das wachsende Vertrauen der einheimischen Finanzwelt abnahm. Bis Ende der 30er Jahre sollten sich die Bankeinlagen in Portugal mehr als verdreifachen. Die erwirtschafteten Finanz�bersch�sse dienten haupts�chlich dem Aufbau einer �konomischen Infrastruktur. 1935 waren in Portugal nur noch 42.000 Arbeitslose registriert. Wanderten noch im vorigen Jahrzehnt fast eine Million Menschen aus, so fiel diese Zahl bis 1935 auf 9000. Das Volk kannte zwar keinen dem Westen vergleichbaren Luxus, aber es brauchte nicht mehr zu hungern und hatte Arbeit. Portugal legte 1936 ein 15-Jahres-Programm auf, um Verteidigung, Kommunikation, Transportwesen, Kolonien, Erziehung und andere �ffentliche Einrichtungen auszubauen. Endziel war die Schaffung einer brauchbaren �konomischen Infrastruktur f�r den industriellen Aufbau. Zwischen 1927 und 1937 wurden beispielsweise 5600 km Stra�en erster und zweiter Ordnung erneuert. Hinzu kamen Stra�enneubauten von 16.000 km.

Das langsame und methodische finanzielle Gesundungs-, wirtschaftliche Aufbau- und nationale Erziehungsmodell mu�te auch politisch abgesichert werden. Hierzu entstand am 30.VII.1930 die Uniao Nacional als Sammlungsbewegung. Die Uniao war nicht als Partei gedacht, sondern als Interessengemeinschaft zur Verbindung aller Gesellschaftsteile. In Gestalt eines Erziehungsfaktors sollte sie die korporative Idee verbreiten und der nationalen Integration dienen. Die milit�rischen Konkurrenten beugten sich am 5.VII.1932 den Erfolgen Salazars, der von Carmona zum portugiesischen Ministerpr�sidenten ernannt wurde. Der neue Premier kritisierte vor der Uniao Nacional sowohl den ohne R�cksicht auf Vergangenheit und Gegenwart die Welt von morgen anstrebenden Fortschrittswahn als auch den zukunftsfeindlichen Konservatismus. Es gelte, einen Mittelweg zu finden, welcher das Beste der Vergangenheit mit den Anforderungen der Zukunft oder wenigstens der Gegenwart kombiniere.

Nach �ffentlicher Diskussion stellte Salazar am 19.III.1933 seine neue portugiesische Verfassung einer Volksabstimmung. Ungeachtet aller Verzerrungen von Uniao und Opposition d�rfte der wahre Ausgang folgenderma�en aussehen: 719.364 Wahlberechtigte stimmten f�r den Estado Novo, 5955 dagegen und 488.840 enthielten sich. Die meisten M�nner, promovierte Frauen und alleinstehende Frauen als Familienoberh�upter hatten das Stimmrecht. Das Wahlvolk konnte lediglich �ber das als Wahlpaket verpackte Prinzip abstimmen, es gab keine Alternativen. Der Estado Novo verstand sich als korporatives System. Er repr�sentierte das Volk und diente denjenigen, die zum Staatsleben durch Familie, Berufe und Gemeinden beitrugen. Die Nation wurde als Familie gesehen, die am runden Tisch ihre Ziele erreichte und Konflikte ausbalancierte. Sie basierte auf einem gemeinschaftlichen politischen Vertrauen, in dem Raum f�r Abweichungen vorhanden sein sollte.

Das Volk wurde nicht durch Parteien organisiert, sondern durch berufsst�ndische K�rperschaften, deren Mitgliedschaft freiwillig war. Die Korporationen w�hlten aus ihren Reihen Vertreter in die gemeinsame Korporative Kammer. Die Mitglieder arbeiteten in speziellen Komitees und pr�ften die Gesetzesvorlagen. Daneben bestand die vom Volk direkt gew�hlte Nationalversammlung von 130 Abgeordneten. Oppositionskandidaten mu�ten ihre Kampagne selbst finanzieren und organisieren, w�hrend die Regierungsanh�nger auf die Uniao Nacional bauen konnten. Offiziell unterlag die Opposition im letzten Monat vor der Wahl keinerlei Einschr�nkungen, aber es kam immer wieder zu Zensurma�nahmen und Versammlungsverboten. Hinzu kamen ein staatlich kontrollierter Rundfunk und staatlicher Druck auf die Eigent�mer von Veranstaltungsr�umen. Das Wahlrecht erhielten zun�chst nur Personen mit einem Minimum an Bildung bzw. Einkommen, womit jahrzehntelang die H�lfte der erwachsenen Bev�lkerung und die meisten Frauen ausgeschlossen waren.

Die Korporative Kammer als Spezialistengremium war beratend, die Nationalversammlung gesetzgebend. Jeder Abgeordnete hatte die Gesetzesinitiative. Die Nationalversammlung konnte Gesetze aussetzen oder aufheben, tagte aber nur drei Monate im Jahr. Das Kabinett erlie� die Gesetze per Dekret und erarbeitete sie im Detail, hatte also ebenfalls das Recht der Gesetzesinitiative. In Sachen Staatsausgaben und -einnahmen war die Regierung alleinzust�ndig. Brachte sie w�hrend der Sitzungsperiode Vorlagen ein, dann waren diese von der Ratifizierung durch die Versammlung abh�ngig. Alle Gesetze bedurften der Zustimmung des Pr�sidenten. Lehnte er ein Gesetz ab, konnte es von der Nationalversammlung mit Zweidrittelmehrheit durchgesetzt werden.

Die Regierung war dem Staatsoberhaupt und damit der Nation verantwortlich. Der Pr�sident wurde direkt und allgemein auf sieben Jahre gew�hlt. Vorgeschlagen wurde er vom Staatsrat aus dem Ministerpr�sidenten, den Pr�sidenten von Versammlung und Kammer, dem Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofes, dem Anwalt des Schatzamtes sowie f�nf verdienten Staatsm�nnern. Letztere wiederum wurden vom Pr�sidenten auf Lebenszeit berufen. Er ernannte den Regierungschef und die Minister. Vor Einberufung, Vertagung und Aufl�sung der Nationalversammlung und in allen Notstandsfragen hatte der Pr�sident den Staatsrat zu konsultieren.

Der B�rger existierte als Mitglied einer Gruppe, nicht als Individuum. Demnach hatte er in Familie, Beruf und Gemeinde konkrete Rechte. Auf Ortsebene durften nur Familienoberh�upter den Distriktrat w�hlen. Der Distriktrat hatte eine korporative Stimme f�r den Gemeinde- und den Provinzrat. Rede- und Versammlungsfreiheit waren vorgesehen, wurden aber durch Gesetze beschr�nkt, um eine Pervertierung der als soziale Kraft definierten �ffentlichen Meinung zu verhindern. Auch Eigentum, Kapital und Arbeit unterlagen gesetzlichen Vorgaben. Streiks und Aussperrungen waren verboten. Die kleinen Heimindustrien wurden gesetzlich gesch�tzt. Beamte konnten entlassen werden, wenn sie sich gegen die Verfassung stellten oder nicht an der Erreichung der Staatsziele mitarbeiteten. Die Trennung von Kirche und Staat wurde beibehalten, die von den Republikanern beschlagnahmten Besitzwerte nicht zur�ckerstattet. Weiterhin mu�te der Klerus sich durch Spenden oder Eigenmittel finanzieren und hatte sich aus der Politik herauszuhalten.

Es folgte am 27.IX.1933 das Nationale Arbeitsstatut. Die Produktion war zum Wohl der Nation zu ordnen, und dies erforderte Disziplin und Rationalisierung. Verbesserungen im Lebensstandard der Arbeitnehmer und St�rkung der Volkswirtschaft sollten gleichzeitig vor sich gehen. Das Privatunternehmertum war der Motor des sozialen und �konomischen Fortschrittes. Der Staat koordinierte die Wirtschaft nach Rahmenpl�nen, um ein Gleichgewicht von Kapital und Arbeit sowie von Produktion und Verbrauch zu erzeugen. Das Privateigentum mu�te mit den Rechten anderer Menschen und dem Allgemeinwohl vereinbar sein. Die Betriebe wurden von der Gesch�ftsleitung gef�hrt, die auf freiwilliger Basis die Arbeiter an Kontrolle und Profit beteiligen konnte. In wirtschaftlichen Krisensituationen hatten die Betriebe zur Arbeitsbeschaffung mit dem Staat zusammenzuarbeiten.

Jeder B�rger hatte das Recht auf Arbeit und einen mit seiner W�rde und der seiner Familie zu vereinbarenden Lohn. Die L�hne wurden sowohl durch Einzel- als auch durch Kollektivverhandlungen festgelegt. Das Statut f�hrte Arbeitszeitnormen, einen obligatorischen Ruhetag pro Woche, Zuschl�ge f�r Sonn- und Feiertagsarbeit und Jahresurlaub bei voller Bezahlung ein. Die Sindicatos (Gewerkschaften) der Arbeitnehmer handelten die Tarifvertr�ge mit den Gremios (Arbeitgeberverb�nde) der Unternehmer aus. Diese wurden von der gemeinsamen Gesamtkorporation sanktioniert und von der Regierung gebilligt.

Die Gesamtkorporation umfa�te und koordinierte die T�tigkeit aller Organisationen in ihrem Bereich. Sindicatos und Gremios wurden in Berufsgruppen zusammengefa�t, von denen sich jede mit einer spezifischen Branche befa�te. Die �bergeordneten Zweckverb�nde vertraten die Interessen der Sindicatos und Gremios von verschiedenen angeschlossenen Berufsgruppen. Als Gesamtkorporation w�hlte der Zweckverband die Vertreter in der Korporativen Kammer. Sindicatos und Gremios waren juristische Personen, also im Gegensatz zum italienischen Modell vom Staat unabh�ngig. Au�erdem bestanden Zweckverb�nde auch f�r nicht�konomische Bereiche wie Kirche, Verteidigung, Gerichtswesen, Gemeinde, Verwaltung, Universit�t, Musik, sch�ne K�nste und gar das Olympische Komitee.

Als soziale Gruppen - moralische Personen - sollten sie Ideen und Unternehmungen einleiten, um die Gesellschaft einschlie�lich Regierung und Gesetzgebung zu durchdringen und zu ver�ndern. Koordinierendes Werkzeug dieser gewollten Gruppeninteressen war der Staat; die Interessen der Produktion mu�ten dem �konomischen Ganzen, dem geistigen Zweck und dem Schicksal der Nation untergeordnet werden. Salazar betonte, sein Staat sei autorit�r, aber nicht totalit�r. Gewerkschaften und Arbeitgeberverb�nde hatten das Alleinvertretungsrecht f�r Mitglieder und Nichtmitglieder ihrer Branche. Zur Behandlung von Tariffragen entstanden dem Nationalen Institut f�r Arbeit und Soziale Wohlfahrt unterstellte Arbeitsgerichte. Neben staatliche Sozialleistungen traten bald auch Programme der Industriegewerkschaften sowie Gesundheits-, Wohnungs- und Versicherungsdienste der Arbeitgeber. Sozial- und Arbeitsrechte f�r Landarbeiter und Fischer sollten von den Casas do Povo bzw. dos Pescadores garantiert werden.

Das Ziel, in jeder Landgemeinde eine von Grundbesitzern, Stadtverwaltung und Staat unterst�tzte Casa einzurichten, wurde bei weitem nicht erreicht. Das soziale Gef�lle Land-Stadt blieb also weitgehend erhalten. Das Korporativsystem war von Anfang an unvollkommen. Verschiedenste wirtschaftliche, �ffentliche und kulturelle Bereiche bauten Zweckverb�nde auf, aber die Zusammenfassung in Gesamtkorporationen unterblieb oftmals. Als Folge wurden die meisten Mitglieder der Korporativen Kammer ernannt und nicht gew�hlt.

Geheimpolizei, Pressezensur und Wahlbeeinflussung brachten nun die Opposition zum Schweigen. Das zerr�ttete Land mu�te mit einer Gewaltanstrengung aus dem Sumpf gezogen werden. Die nur als �bergang gedachte harte Periode entwickelt sich zum Dauerzustand. M�glich waren sechs Monate Inhaftierung ohne Proze�, nach den regul�ren Haftstrafen konnte das Gericht eine dreij�hrige Sicherheitsverwahrung durch die Polizei verh�ngen. Es drohte die Verbannung nach Timor oder ins gef�rchtete Lager Tarrafal auf den Kapverdischen Inseln. Auf der anderen Seite zeichnete die Opposition sich durch weitgehende Unf�higkeit aus. Dennoch fielen die Opiniones vor allem der Korporativen Kammer oftmals scharf kritisch aus und waren nicht ohne Einflu� auf die Entscheidungen. Auch bei der Uniao mangelte es an begabten Politikern. Staatsposten waren schlecht bezahlt, der Nachwuchs ging daher lieber in die Wirtschaft. Dennoch stimmten am 17.XII.1934 80 % der W�hler f�r die Liste der Uniao Nacional, die alle Abgeordneten der Nationalversammlung stellte.

Ein ma�geblicher Zug Salazars war die kompromi�lose Gegnerschaft zum als antiklerikal und menschenfeindlich empfundenen Kommunismus. Als gegen den Widerstand Portugals und anderer Staaten am 17.IX.1934 die Sowjetunion auf Dr�ngen Frankreichs in den V�lkerbund aufgenommen wurde, prophezeite Salazar, damit werde der Einflu� sozialistischer und internationalistischer Ideologien vergr��ert. Andersdenkende Staaten dr�nge der Westen auf diesem Wege geradezu aus der Organisation heraus. Die Bef�rchtungen sollten sich best�tigen.� Der VII. Weltkongre� der Kommunistischen Internationale im Juli 1935 beschlo� die Revolutionierung der Iberischen Halbinsel. Mit Hilfe sowjetischer Gelder erstarkte die spanische KP zusehends, und Moskau propagierte die Bildung einer Union der Iberischen Sowjetrepubliken URSI, die auch Portugal und Spanisch-Marokko einbeziehen sollte.

1936 erschien Salazars Grundlagenwerk "Doktrin und Aktion". Es enthielt auch eine strenge Abgrenzung zu Faschismus und Nationalsozialismus. Der Estado Novo war bedingt durch Portugals Geschichte und Lage einmalig. "Wir sind gegen jegliche Form von Internationalismus, Kommunismus, Sozialismus, Syndikalismus und alles, was die Familie teilen, herabsetzen oder zerst�ren k�nnte. Wir sind gegen Klassenkampf, Unglauben und Untreue gegen das eigene Land; gegen Leibeigenschaft, eine materialistische Geschichtsauffassung und dagegen, da� Macht vor Recht ergeht...Wir sind Antiparlamentarier, Antidemokraten und Antiliberale, und wir sind entschlossen, einen korporativen Staat zu errichten. Diese Feststellungen m�gen jene Nationen schockieren, die daran gew�hnt sind, die Unzul�nglichkeiten ihrer eigenen politischen Systeme mit Hilfe verbesserter sozialer Bedingungen zu ordnen...Die wertvollste Einstellung, die wir uns in unseren Institutionen w�nschen k�nnen, ist, da� sie durch und durch so portugiesisch wie m�glich sein sollte."

Die �hnlichkeiten zu Italien wurden anerkannt, aber man verwende andere Erneuerungsmethoden. Die Verfassung des Estado Novo "lehnt alles ab, was direkt oder indirekt aus...totalit�ren Ideen hervorgeht, denn diese sind unvereinbar mit ihren Zielen. Es beginnt bei der Aufstellung von Grunds�tzen und der Sicht der Gerechtigkeit als etwas au�erhalb der Grenzen ihrer eigenen Souver�nit�t Stehendem. Sie erlegt dem Staat die Pflicht auf, die nat�rlichen Rechte der Einzelnen, Familien, K�rperschaften und �rtlichen, autonomen Organe zu respektieren. Sie sichert die Freiheit und die Glaubensfreiheit und Religionsaus�bung zu. Sie vertraut Eltern und ihren Vertretern die Unterweisung und Erziehung ihrer Kinder an. Sie garantiert Eigentum, Kapital und Arbeit in g�tlichem Verh�ltnis zueinander." Salazar verwarf das "heidnische C�sarentum" Mussolinis und den gesetzlich und moralisch schrankenlosen Staat Hitlers. Die Distanzierung wurde durch Mussolinis Hinwendung zum Salazar stets suspekten Hitler und den �berfall auf Abessinien ausgel�st. "Auch wenn sich Faschismus und Nationalsozialismus vom Kommunismus in der wirtschaftlichen Zielsetzung und den Idealen unterscheiden, so gleichen sie sich doch in der Auffassung vom totalit�ren Staat. In beiden F�llen ist die Partei der Staat, deren Zielen alle Aktivit�ten der B�rger unterworfen sind, und der Mensch existiert nur zu ihrem Ruhm und ihrer Gr��e." Salazar �bte auch Kritik an der hitleristischen Rassengesetzgebung, die den Nichtstaatsb�rger in seinen Augen zum Menschen zweiter Klasse herabw�rdigte. Hierzu sei angemerkt, da� der portugiesische Nationsbegriff eher kulturell als rassisch definiert ist, wie das Beispiel Brasilien zeigt.

Im Juli 1936 brach der Spanische B�rgerkrieg aus. Salazar w�nschte aus begreiflichen Gr�nden keinen Sieg der linksgerichteten Republikaner (also keine URSI) und auch keine Balkanisierung der Halbinsel durch Zerschlagung des spanischen Einheitsstaates. Ein starkes, einiges Spanien sollte geschaffen werden, mit Portugal in einer gemeinsamen Strategie verbunden. Der siegreiche Franco w�rde kaum ein reiner Trabant der Achse werden, w�hrend seine Niederlage das Land dem Kommunismus und der Sowjetunion ausliefern w�rde. Ein rotes Spanien k�nnte Europa einem kommunistischen Zangenangriff von Osten und Westen her �ffnen. Der Caudillo hatte Lissabon bald die Ziele seiner Politik mitgeteilt: Einverst�ndnis mit Portugal, Zusammenarbeit mit England, politische Unabh�ngigkeit Spaniens von der Achse sowie Zur�ckzahlung der geleisteten Hilfe an Berlin und Rom auf �konomischem Wege. Beim erwarteten europ�ischen Krieg sollte England in Salazars Augen hinsichtlich Wiederbewaffnung und Schutz Portugals helfen, hatte das Land doch eine lebenswichtige Position f�r Londons atlantische Seeverbindungen inne. Ein westlich orientiertes Iberien w�rde Englands Weg in den Orient selbst beim Verlust von �gypten sichern. Salazar war sich hier seiner Stellung bewu�t und reagierte heftig auf alle Versuche, ihn als armen Verwandten zu behandeln. Portugal war kein britisches Protektorat, sondern sollte im Rahmen des B�ndnisses mit England eine auch an seinen eigenen Interessen orientierte Politik betreiben.

Am 1.VIII.1936 erkl�rte Salazar �ffentlich seine Unterst�tzung f�r die Nationalisten und seine Bereitschaft, hierbei bis zur Intervention gehen. Insgesamt 20.000 portugiesische Freiwillige k�mpften in den Reihen der Legion Viriato gegen die Republikaner. Eine von den Deutschen belieferte nationalistische Waffenankaufszentrale in Lissabon wurde kaum von den portugiesischen Beh�rden behindert. Die Unterst�tzung Francos und die Hinhaltetaktik bei allen Vorhaben des internationalen Nichteinmischungskomitees sorgten f�r eine nachhaltige Tr�bung des Verh�ltnisses zu Frankreich. Nach einer linksgerichteten Flottenmeuterei gab Salazar am 9.XI.1936 eine vielbeachtete Erkl�rung ab, in der er den Spanischen B�rgerkrieg als internationalen Konflikt auf einem nationalen Schlachtfeld definierte. Hiergegen werde er seine antikommunistische Offensive verst�rken.

Daraufhin wurden am 10.IX. alle Soldaten und Beamten auf den Estado Novo und gegen den Kommunismus vereidigt. Eine Woche sp�ter entstand die Portugiesische Legion als Freiwilligenmiliz. Im Oktober komplettierte die Jugendorganisation Mocidade Portuguesa den Estado Novo. In der MP erzog man die Jugend zum Dienst an der korporativen Gemeinschaft. Sie betrieb Lager, Sport, Wettbewerbe, Gel�ndespiele und Landarbeit. Am 24.X. brach Portugal die diplomatischen Beziehungen zur Republik ab, ohne die Nationalregierung anzuerkennen. Salazar und Franco standen jedoch �ber Mittelsm�nner in enger Verbindung. Kurz darauf beschlossen Brasilien, Chile, Argentinien und Peru, Portugal zu folgen, wenn es Francos Junta anerkenne. Im November �bernahm Salazar auch das Au�enministerium.

Am 14.XI.1936 boten die Deutschen Salazar eine milit�rische Zusammenarbeit an, da England seine W�nsche nach Waffenlieferungen und Milit�rhilfe ignorierte. Berlin nutzte den B�rgerkrieg auch in Portugal aus, um seine Stellung auf Kosten Englands auszubauen. Das Dritte Reich �bte einen starken Einflu� auf Intelligenz, Universit�ten, Jugendbewegung und Presse aus. Offiziere des gef�rchteten Geheimdienstes PIDE nahmen an Lehrg�ngen von SD und Gestapo teil. Im Kabinett zeigte sich zu dieser Zeit (wie auch in der spanischen Falange) eine starke prodeutsche Fraktion.

Als England und Frankreich massiv auf eine internationale Kontrolle der Nichteinmischung dr�ngten, reagierte Salazar sehr scharf. Gegenw�rtig verstie�en Nichteinmischungsmitglieder (gemeint waren die Sowjetunion, Frankreich und die Achse) gegen das Abkommen, also schienen staatliche Abkommen wenig zu bedeuten. Die Vorg�nge in Portugal sollten aus Gr�nden der nationalen W�rde von portugiesischen Beh�rden und sonst niemandem kontrolliert werden. Bei einer Vermittlung in Spanien stehe die Frage im Raum, ob es sich hier um den bewaffneten Machtkampf zweier Parteien oder um eine Auseinandersetzung zwischen Zivilisation und roter Barbarei handle. Spanien brauche einen eindeutigen Sieg und die starke, gro�z�gige Hand, an der es ihm so lange fehlte.

Im Februar 1937 einigten sich Lissabon und London. Portugal untersagte jegliche Freiwilligenrekrutierung f�r Spanien (offiziell), und die Briten klammerten das Land bei der Nichteinmischungskontrolle aus. F�r die portugiesische Grenze waren keine internationalen Teams, sondern eine britische Kommission in Zusammenarbeit mit den einheimischen Beh�rden verantwortlich. Im Herbst 1937 l�sten britische Gedanken, Hitler unter Festlegung des Status quo in Europa und R�stungsbeschr�nkungen mit afrikanischen Kolonien ruhigzustellen, nachhaltige Irritationen in Portugal aus. Salazar bef�rchtete nicht zu Unrecht, da� London hierbei auch an Gebiete aus portugiesischem und belgischem Besitz dachte.

Am 28.IV.1938 brachte Salazar die Frage der Anerkennung Nationalspaniens vor die Nationalversammlung. Er verdammte den unzul�nglichen Idealismus des V�lkerbundes, verwarf die pragmatische Machtpolitik Hitlers (von deren Nachahmung er eine v�llige Korrumpierung und Brutalisierung der internationalen Politik erwartete), best�tigte das B�ndnis mit England und begr��te den Besuch einer britischen Milit�rmission. Der Diktator k�ndigte die Anerkennung Francos an. Die Republik habe die Kontrolle l�ngst verloren, und dem republikanischen Chaos st�nden Ordnung und Gedeihen in Nationalspanien gegen�ber. Niemand k�nne mehr behaupten, diese Gebiete st�nden unter der Herrschaft eines Rebellengenerals. Folglich erkannte Portugal am 11.V.1938 die spanische Nationalregierung an und vergr��erte seine Versuche, Franco zu einem dem Westen entgegenkommenderen Standpunkt zu bewegen. Die Zeit erschien Salazar knapp, und wenn England seine Beziehungen zu Nationalspanien nicht verbessere und auf Distanz zur franz�sischen Volksfront gehe, k�nnte die Achse in das spanische Vakuum hineinsto�en.

Angesichts der au�erordentlichen Beunruhigung Portugals �ber das M�nchener Abkommen zu Lasten der Tschechoslowakei bekannte die britische Regierung sich am 3.X.1938 formell zu ihren Verpflichtungen gegen�ber Lissabon. Im gleichen Monat sprach Salazar vor der Nationalversammlung zur internationalen Lage. In M�nchen habe Chamberlain einen Kompromi� zwischen Vernunft und Notwendigkeit gefunden, bei dem er jedoch "von der gro�en politischen F�higkeit des F�hrers der italienischen Nation" unterst�tzt worden sei. R�ckblickend �bte er heftige Kritik vor allem an den wirtschaftlichen Bestimmungen des Versailler Diktats. Deutschland werde sich niemals in eine zweitrangige Rolle f�gen. Eine Niederhaltung Berlins w�rde Europa des au�ergew�hnlichen Organisationstalents der Deutschen und ihrer immensen T�chtigkeit berauben. Das Dritte Reich verspreche den Deutschen neue Einheit, volle Unabh�ngigkeit und die R�ckkehr zur alten Gr��e. Au�erdem sah Salazar in Deutschland ein Gegengewicht zur Sowjetunion. Die M�chte h�tten ab 1933 ihrer Abneigung gegen Hitler nachgegeben und hierbei gar die Hilfe der Sowjetunion in Kauf genommen. Somit h�tten sie Deutschland gestattet, eine �bertriebene Opferrolle einzunehmen und indirekt Hitlers Aufr�stung gerechtfertigt.

Am 17.III.1939 schlossen Nationalspanien und Portugal im Pacto Iberico einen Freundschafts- und Nichtangriffspakt auf 10 Jahre. Beide Partner garantierten einander ihre Territorien und Grenzen und verpflichteten sich, keinerlei Aggressionen gegeneinander zu begehen. Sie wollten keinen k�nftigen Aggressor gegen den Partner unterst�tzen oder gar einem B�ndnis beitreten, das eine Aggression gegen diesen erm�glichte. Der Pakt stellte angesichts des portugiesisch-britischen B�ndnisses einen Schutz der Iberischen Halbinsel gegen die Achse dar. Spanien und Portugal vereinbarten gemeinsame Bek�mpfung des Kommunismus. Bezeichnenderweise trat Franco erst nach dem Abkommen mit Salazar dem Antikominternpakt Hitlers bei.

Vor der Nationalversammlung sprach Salazar am 22.V.1939 zum Ausgang des Spanischen B�rgerkrieges: "Spanien ist es gelungen, den Virus, der den Frieden und die Zivilisation auf der Halbinsel bedrohte, in seinem eigenen Blut zu ertr�nken; niedergebeugt durch das Leiden in seinem Martyrium, mu� es in tiefer Meditation zu den tiefsten Tiefen seines Seins vorgedrungen sein; und im Gedanken an seine Vergangenheit, sein Blut und seinen unverbr�chlichen Mut wird es die Grunds�tze einer neuen sozialen und politischen Ordnung aufrichten und in deren Namen f�hig sein zu erkl�ren, da� es in der Erhebung gegen die kommunistische Sklaverei nicht so tapfer gek�mpft hat, um seine Unabh�ngigkeit und sein Schicksal auf andere Weise zu verpf�nden. Es gibt heute nur eine Einschr�nkung seiner vollen Bewegungsfreiheit nach au�en hin: sein Freundschaftsvertrag mit Portugal." Ein Sieg der Roten h�tte einen Interessenkonflikt zwischen Englands B�ndnissen mit Frankreich und Portugal ausgel�st. Nur �ber das eng mit Portugal verbundene nationale Spanien k�nnten London und Paris hoffen, ihre Beziehungen zu Madrid zu verbessern und ihre Interessen zu sichern. Trotz aller Spannungen w�hrend des B�rgerkrieges arbeiteten England und Portugal weiterhin freundschaftlich zusammen. Die milit�rischen Kontakte sollten fortgesetzt werden. Gemeinsam werde man die gemeinsamen Interessen verteidigen, aber au�erhalb dieses B�ndnisses werde Portugal sich Handlungsfreiheit bewahren. Salazar bekannte sich kompromi�los zum Abkommen mit England. Er kritisierte Hitlers Lebensraumthese als Ausrede f�r politisches Hegemoniestreben. Volksgruppen au�erhalb des eigentlichen Nationalstaates d�rften nicht zu wirklichen Enklaven erhoben werden, da dieses der erste Schritt zur politischen Invasion sei.

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges erkl�rte Portugal sich f�r neutral. Spanien konnte sich auf das �ber gute Westkontakte verf�gende Portugal verlassen, umgekehrt hatte Salazar den R�cken zur Verteidigung seiner �berseegebiete frei. Diese Konstellation war f�r die Briten �beraus wichtig, denn Francos Beziehungen zu Paris waren denkbar schlecht und lie�en im Sommer 1940 in der Tat einen Kriegseintritt Spaniens als m�glich erscheinen. Salazar erwartete schon fr�h ein langes Ringen mit abschlie�endem Sieg der Alliierten. England werde angeschlagen, aber unbesiegt standhalten. Der Portugiese rechnete auch mit einem Kriegseintritt der USA. Mit seiner Prognose stand er unter den neutralen Regierungschefs ziemlich alleine. Den Krieg sah Salazar als Ungl�ck f�r die westliche Zivilisation an, dessen Resultat die Ausbreitung des Kommunismus sein k�nnte. Hitlers Pakt mit Stalin und sein �berfall auf das katholische Polen verprellte die prodeutsche Interessengruppe in der portugiesischen Oberschicht. Die deutsche Propaganda, man sei der Besch�tzer Iberiens gegen den Kommunismus, wurde absolut konterkariert. Salazar� pries �ffentlich das "heroische Opfer" Polens an. Sein Einflu� auf die Entscheidung Francos, sich aus dem Weltkrieg herauszuhalten, kann kaum untersch�tzt werden.

1940 wurde Portugal nach Hitlers Vormarsch an die Pyren�en in den Wirtschaftskrieg hineingezogen. Die Alliierten beschr�nkten die durch ihre Seeblockade Europas hindurchgeleiteten Importe f�r Portugal und Spanien, um eine Weiterleitung an Deutschland zu verhindern. Vor allem Kolonialwaren und Erd�l fanden in der Tat �ber die Halbinsel ihren Weg in den deutschen Machtbereich. In z�hen Verhandlungen rang Salazar den Briten so manche Verg�nstigung f�r Spanien und Portugal ab.

Kriegswirtschaftlich bedeutsam f�r beide Seiten waren die portugiesischen Wolfram-Vorkommen. Freudig belieferte Portugal beide Seiten, und bald gaben Deutschland und England zusammen w�chentlich 1 mio Pfund f�r den seltenen Stahlveredler aus. Die Folge war ein regelrechter Wolframboom in Portugal - das Land war abgesehen von den unbedeutenden schwedischen und spanischen Vorkommen der einzige Gro�lieferant in Europa. Mit diesem Vorteil konnte Salazar beiden Seiten �konomische Zugest�ndnisse aufzwingen. Der portugiesische Staat kaufte die Gesamtproduktion aller Minen auf und verkaufte sie an die Kriegf�hrenden weiter. Ab Sommer 1942 zeichneten sich jedoch deutliche Vorteile f�r die �konomisch leistungsf�higeren und auf der Siegerstra�e befindlichen Alliierten ab. Diese kauften insgesamt 15.000 t Wolfram zum zehnfachen Normalpreis auf.

Im Mai 1943 liefen die Transporte von ehemaligem NS-Beutegold aus der Schweiz nach Spanien und Portugal an. Deutschland bezahlte die iberischen Nahrungsmittel- und Rohstofflieferungen in Schweizer Franken, welche Spanien und Portugal nun in Bern in Gold umtauschten, um ihre W�hrungen zu stabilisieren. Salazar akzeptierte hierbei sogar Barren, die noch den Stempel der niederl�ndischen Bank trugen. Insgesamt heimste er 44 t ein, davon statistisch gesehen 20 % aus den Konzentrationslagern.

Hitlers Weisung Nr. 18 vom 12.XI.1940 zog flankierend zur Eroberung Gibraltars auch die Besetzung Portugals in Erw�gung. Infolge der notorischen Unzuverl�ssigkeit der deutschen Geheimhaltungsma�nahmen war diese Nachricht am Jahresende in Lissabon bekannt und trieb Portugal in Verhandlungen mit den Briten. England lieferte Waffen, und Salazar baute die Verteidigung der atlantischen Inseln aus. Als die USA im Mai 1941 ernsthaft die Besetzung der Azoren erwogen, protestierte Portugal energisch, es werde keine alliierten Truppen auf seinem Territorium dulden, solange die Achse seine Souver�nit�t respektiere. Salazar wies darauf hin, da� seine Neutralit�t das letzte Bindeglied zwischen Europa und Amerika darstellte. Den Amerikanern warf er mangelnden Respekt f�r die Unabh�ngigkeit anderer Staaten vor. Alliierte Verletzungen der portugiesischen Neutralit�t Ende 1941 in Timor und 1943 in Goa� verh�rteten Lissabons Haltung weiter.

St�rrisch wie schon in Sachen Nichteinmischungskontrolle taktierte Salazar umher. Im Juni 1943 endlich legte der britische Au�enminister Eden den britischen Wunsch nach St�tzpunktrechten auf den Azoren vor. Es folgten hitzige Verhandlungen, vor allem, da die USA nahe daran waren, die Inseln kurzerhand zu besetzen. Im �brigen wollte Salazar keine Bodentruppen und schon gar keine Amerikaner auf den Azoren sehen, da er bef�rchtete, die G�ste w�rden sich f�r immer einrichten. Das St�tzpunktabkommen war am 18.VIII. perfekt und wurde am 12.X. bekanntgeben. Die Alliierten verbesserten ihre Luft�berwachung des Atlantik und sparten durch verk�rzte Transportwege Schiffsraum und Flugbenzin ein. Portugiesische Truppen sicherten die Inseln gegen eine deutsche Landung.

Nach erneut heftigen Verhandlungen verk�ndete Portugal am 5.VI.1944, am Vortag der Landung in der Normandie, sein Wolframembargo gegen Deutschland. Sein brasilianischer Diktatorenkollege Getulio Vargas hatte Salazar bereits vorgeworfen, die brasilianischen Soldaten in Italien w�rden mit Hilfe portugiesischen Wolframs umgebracht. Im August folgte der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zur Vichy-Regierung in Frankreich. Nach Bekanntwerden des Todes von Adolf Hitler setzten neben der Republik Irland nur die Portugiesen ihre Flaggen auf Halbmast. Salazar gew�hrte dem franz�sischen Thronpr�tendenten Henri de France, K�nig Carol II von Rum�nien oder dem ungarischen Reichsverweser Horthy Zuflucht und Schutz vor der Rache der Sieger. Italienische Faschisten wie Dino Grandi und Luigi Federzoni konnten sich via Portugal nach S�damerika absetzen.

Salazars neue Hauptsorge nach 1945 war erwartungsgem�� der Kommunismus. Er war angesichts der Ausweitung des roten Machtbereichs und der rigorosen Sowjetisierung in Osteuropa entsetzt. In seinen Augen strebte der Kommunismus nach dem Untergang der europ�ischen Zivilisation und setzte auf Expansion in Afrika. Folgerichtig f�hrte Portugals Weg im beginnenden Kalten Krieg in die OECD und die NATO. Aufbauend auf den Erfolgen der Vorkriegszeit, setzte ab Ende der 50er Jahre ein reger Aufschwung nach Entwicklungspl�nen ein. Wieder kann man feststellen, da� sich die Abl�ufe in Spanien und Portugal weitgehend glichen - aus dem Faschismus vergleichbaren Anf�ngen entstand eine Entwicklungsdiktatur, von der �brigens auch die Kolonien deutlich profitierten.

Die Furcht vor einer erneuten Destabilisierung Portugals behinderte Salazars Erziehungsideal, das Land erstarrte innenpolitisch. Der "Observer" formulierte am 29.VIII.1954 treffend, "der Vater hat sein Leben dem Wohlergehen des Volkes gewidmet, lehnt es jedoch ab, ihm M�glichkeiten zu geben, erwachsen zu werden". Ein Schlaganfall setzte Salazars Herrschaft nach 40 Jahren im September 1968 ein j�hes Ende. Mit weniger als 3000 Pfund Barverm�gen vegetierte er, unbestechlich und enthaltsam bis ins Grab, in seinem Landhaus Santa Comba dahin. Nur sein unbeugsamer Wille hielt den dahinsiechenden K�rper noch am Leben. Ant�nio de Oliveira Salazar starb am 27.VII.1970 in Santa Comba. Sein Estado Novo wurde 1974 von einer Milit�rrevolte hinweggefegt, die auch den afrikanischen Kolonien die Unabh�ngigkeit brachte.

 

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