Zeitgeschichte + Hintergründe

 

Polen zwischen Berlin und Moskau

 

"Mit den Deutschen verlieren wir unsere Freiheit, aber mit den Russen verlieren wir unsere Seele."
Marschall Edward Rydz-Smigly

 

 

Vorbemerkung: Der vorliegende Artikel erschien vor einigen Jahren bereits an anderer Stelle (im mittlerweile eingestellten Europakreuz) und sorgte f�r teilweise kontroverse Reaktionen - aus diesem Grunde gestattete der Verfasser uns eine erneute Ver�ffentlichung. Wie jedes Volk, so besitzen auch die Polen ein Recht auf nationale Existenz - Grund genug, die ungl�ckliche Geschichte des polnischen Nationalismus zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Unterwerfung durch die Sowjetunion einmal zu beleuchten.
Richard Schapke

 

Polen verdankt seine Unabh�ngigkeit den Folgen des Ersten Weltkrieges. Ende des 18. Jahrhunderts verschwand es nach der Dritten Polnischen Teilung von der Bildfl�che. Die Teilungsm�chte waren Preu�en, �sterreich und Ru�land. So kam es, da� Polen in den Armeen dreier Staaten in den Krieg zogen. Zum geteilten Vaterland kam ein geteilter Widerstand. Jozef Pilsudskis Sozialisten orientierten sich an Deutschland, w�hrend Roman Dmowskis Nationaldemokraten auf den Westen setzten. Beide beteiligten sich mit Freiwilligenverb�nden auf Seiten der Mittelm�chte und der Alliierten an den K�mpfen. Insgesamt 2,5 mio Polen wurden Soldaten, und fast 400.000 von ihnen fanden den Tod.

Am 5. November 1916 proklamierten Deutschland und �sterreich-Ungarn einen polnischen Staat. F�hrender Mann war hier bis zu seinem Bruch mit den Deutschen Pilsudski. Als sich zeigte, da� den Mittelm�chten ein Satellitenstaat vorschwebte, st�rkte sich nicht zuletzt dank gro�er Versprechungen des Westens die Position der Nationaldemokraten. Nach dem Zusammenbruch der Mittelm�chte im Herbst 1918 setzte eine Periode von Raubkriegen ein, mit denen der junge Staat sich seine Nachbarn Deutschland, Litauen und Sowjetru�land zu Feinden machte. Das utopische Programm, die alte Grenze von 1772 zur�ckzugewinnen, f�hrte 1920 im Kampf gegen die Rote Armee fast zur Katastrophe. Erst vor den Toren Warschaus konnte Pilsudski die Roten stoppen und Polens Freiheit retten. Hiermit erwarb er sich den Titel eines Marschalls von Polen. Man sicherte sich au�enpolitisch durch B�ndnisse mit Frankreich, der Tschechoslowakei, Rum�nien und Jugoslawien ab.

Das neue Staatsgebilde war instabil. Das Verh�ltnis zur Sowjetunion blieb schlecht, w�hrend man zur Weimarer Republik immerhin wirtschaftliche Beziehungen ankn�pfen konnte. Die Verfassung von 1921 nahm den von den Alliierten geforderten Minderheitenschutzvertrag auf. Da Warschau sich mit der Anerkennung von Minderheiten schwer tat, machte es sich jeden dritten Einwohner zum Todfeind. Neben dem polnischen Staatsvolk z�hlte man 25 % Ukrainer und Wei�russen, 12 % Juden (in vielen St�dten �ber 30 %) sowie 3,9 % Deutsche. Insbesondere die Deutschen in den westlichen Randgebieten wie Westpreu�en, Posen und Oberschlesien wurden durch Verfolgungen und wirtschaftlichen Druck aus dem Land getrieben, und auch gegen die Ukrainer richtete sich ein Schreckensregiment. Als staatlich finanzierte Gruppe entstand der Westmarkenverband, der sich f�r die Polonisierung der Deutschen einsetzte und auch schon die Oder-Nei�e-Linie im Munde f�hrte. Der seit langer Zeit kultivierte militante Antisemitismus machte sich in blutigen Pogromen, Quoten im Berufsleben und Ausschlu� vom Staatsdienst bemerkbar.

Ende 1922 gewannen die Nationaldemokraten die Parlamentswahlen, woraufhin Staatspr�sident Pilsudski sich aus der Politik zur�ckzog. Aggressiver Nationalismus, Wirtschaftskrise und h�ufige Regierungswechsel belasteten die Innenpolitik. Noch vor Jahresende wurde der neue Pr�sident, der Litauer Narutowicz, von Extremisten ermordet. Die Jugendorganisation der Nationaldemokraten orientierte sich zusehends an Italiens PNF, und sie erhielt aus Rom Geld und propagandistische Unterst�tzung.

Im Jahr 1926 ermannte sich Marschall Pilsudski, dem Chaos ein Ende zu bereiten. Am 12. Mai marschierte er mit 14 Regimentern in Warschau ein. Die Putschisten errichteten eine "moralische Diktatur". Sehr bald brachte Pilsudski die Linke gegen sich auf, da er mit den Gro�grundbesitzern paktierte. Das Endergebnis war 1930 die Aufl�sung des Parlaments. Parallel hierzu lief seit Anfang 1927 die Zerschlagung der Organisationen vor allem der Ukrainer und Wei�russen. Nun st�tzte die Diktatur sich auf einen sogenannten Regierungsblock und ein im M�rz 1933 verabschiedetes Erm�chtigungsgesetz. Innenpolitisch bem�hte die Milit�rregierung sich um �konomische Stabilisierung und griff in der Judenpolitik zu vornehmeren Mitteln, indem der j�dische Mittelstand zusehends drangsaliert wurde. Massenauswanderung war auch hier die Folge.

Hitlers Machtergreifung in Deutschland animierte Warschau dazu, dem Westen einen Pr�ventivkrieg vorzuschlagen. Als dieser Plan zur�ckgewiesen wurde, warf Pilsudski das Steuer herum und suchte den Ausgleich mit Berlin. Nach diplomatischen Kontakten folgte am 26. Januar 1934 ein Nichtangriffspakt, und zur Verhinderung eines Krieges bauten die beiden Nachbarn ihre Beziehungen aus. Keinem Geringeren als Hermann G�ring oblag die Pflege der Kontakte, und auch Goebbels wurde in Warschau von Pilsudski empfangen. Berlin und Warschau f�hrten zu dieser Zeit zahlreiche kulturpolitische sowie propagandistische und auch wirtschaftliche Gemeinschaftsprojekte durch. Kein Politiker der Weimarer Republik h�tte einen derartigen Kurs gegen�ber dem ungeliebten �stlichen Nachbarn einschlagen k�nnen. Endziel der Deutschen war zun�chst, die Minderheiten- und Grenzfrage zu behandeln und Polen letztendlich in eine antisowjetische Koalition einzubeziehen. In polnischen Regierungskreisen war man allgemein skeptischer. Die Verwaltung �bte weiterhin Druck auf die deutsche Minderheit aus, aber Hitler ordnete Zur�ckhaltung an.

Am 12. Mai 1935 starb Marschall Pilsudski nach schwerer Krankheit. G�ring f�hrte die deutsche Delegation bei den Trauerfeierlichkeiten an. Die Nachfolge �bernahm ein Triumvirat aus Au�enminister Oberst Beck, Staatspr�sident Moscicki und Oberbefehlshaber Marschall Rydz-Smigly. Polen erhielt eine neue, autorit�re Verfassung. Der Antisemitismus versch�rfte sich bis zur Erkl�rung des polnischen Botschafter Lipski in Berlin, man w�rde Adolf Hitler ein Denkmal in Warschau setzen, wenn es diesem gel�nge, gemeinsam die Judenfrage zu l�sen. Man initiierte Judenboykotte und erhob die Reduzierung des j�dischen Bev�lkerungsanteils zum nationalen Ziel. Die nationaldemokratische Miliz "Blitz" geb�rdete sich besonders gewaltt�tig.

Zugleich brach der Regierungsblock auseinander. Er sollte durch das von Oberst Adam Koc gef�hrte "Lager der Nationalen Einigung" OZN ersetzt werden. Das OZN war eindeutig vom faschistischen Vorbild gepr�gt. Eine Konkurrenz entstand in Gestalt des "Nationalradikalen Lagers - Falanga" ONR unter Boleslaw Piasecki. Keimzelle dieser Bewegung war die nationaldemokratische Jugendorganisation. Wichtigste Inhalte der ONR waren Nationalismus, Antisemitismus und Katholizismus, die Anh�nger zumeist Studenten. Piaseckis Gefolgschaft forderte, einen Gro�teil der Juden aus dem Land zu jagen. Nach massiven Ausschreitungen erfolgten Parteiverbot und Kampfma�nahmen der OZN-nahen Regierung.

Beteiligte das Triumvirat sich noch 1938 an der Zerschlagung der Tschechoslowakei, so sollte die Lage sich nun �ndern. Hitlers Annexion des Memellandes und der Rest-Tschechei entt�uschte die Hoffnungen der Nationalisten. Schon seit Ende 1938 brachte Berlin die heikle Frage des Korridors zwischen Pommern und Ostpreu�en sowie die Wiedereingliederung Danzigs ans Reich zur Sprache. Die polnische Reaktion fiel extrem aus: Hetzpropaganda in der Presse, Verfolgung der deutschen Minderheit und Kriegsdrohungen. England und Frankreich stachelten diese Haltung durch ihre Garantie noch weiter an. Hitler lie� den Angriff vorbereiten und bezog das Land endg�ltig in sein Lebensraumprogramm ein. Den Westen hoffte er, durch den Pakt mit Stalin abzuschrecken.

Nachdem wiederholt Verhandlungsversuche scheiterten, griff die Wehrmacht Polen an und l�ste den Zweiten Weltkrieg aus. Gemeinsam mit der Roten Armee brachen die Deutschen den Widerstand. Am Grabe Pilsudskis zog eine deutsche Ehrenwache auf. Erneut wurde Polen geteilt, und in beiden Landesteilen brachen schwere Zeiten an. Die Sowjets verschleppten Hunderttausende von Zivilisten und Gefangenen in ihre Lager. Viele fl�chteten nach Westen. �hnlich sah die Polenpolitik der Deutschen aus. Einsatzgruppen w�teten unter der Intelligenz und rechneten mit den Nationalisten ab, weite Teile Polens wurden dem Reich eingegliedert. In Krakau zog Generalgouverneur Hans Frank ein. Im Gegensatz zu den sp�teren Ostarbeitern aus der Sowjetunion wurden die ins Reich verschleppten oder gelockten polnischen Zwangsarbeiter immerhin als menschliche Wesen betrachtet, sie erhielten eine Arbeitsordnung und mu�ten den �rtlichen Meldebeh�rden gemeldet werden.

Endg�ltig eskalierte die Lage, als der Westen Hitlers Verst�ndigungsangebot mit Wiederherstellung eines entmilitarisierten Kongre�polens ablehnte. Mit Wladyslaw Studnickis Nationalkomitee h�tte eine kooperationsbereite Gruppe zur Verf�gung gestanden. Auch Mussolini forderte einen polnischen Staat. Italien brach im Februar 1940 seine Unterst�tzung ab, und Studnicki wurde in Ehrenhaft genommen. Die Polen sollten zu einem Helotenvolk degradiert und z.T. germanisiert werden. Die Deportation Hunderttausender Polen und Juden sowie die Aushebung von Zwangsarbeitern richteten ein wirtschaftliches Chaos an. Alleine in den sowjetischen Lagern kamen bis zu 1 mio Polen, Soldaten und Zivilisten, ums Leben. Die Zahl der von Deutschland durch Terror und Hunger Ermordeten war ebenfalls erheblich, wobei Stalins Herrschaft zumindest bis 1941 Polen ungleich h�rter traf. Auf unterer Ebene bestanden im Generalgouvernement noch polnische Verwaltungen, und landeseigene Polizeiverb�nde beteiligten sich zusammen mit Antisemiten an der Jagd nach Juden. Sonderpolizei aus ehemaligen Armeesoldaten tat sich bei der Bewachung von Ghettos hervor. In den Lagern pl�nderten Polen j�dische H�ftlinge unter Ermunterung durch die SS aus. Nach der Vertreibung der Sowjets aus den ostpolnischen Gebieten durch die Wehrmacht im Sommer 1941 unterst�tzten auch polnische Freisch�rler und Zivilisten die Einsatzgruppen bei antij�dischen Ma�nahmen und lieferten sich K�mpfe mit roten Partisanen. Die Deutsch-Polen der Volksliste III k�mpften ab 1943 in den Reihen der Wehrmacht.

Gegen das Regime der Deutschen und Sowjets organisierte sich der nationale Widerstand. In Paris entstand eine Exilregierung mit General Wladyslaw Sikorski als Ministerpr�sident. Ihre Presse griff die alten Forderungen nach deutschen Gebieten auf. Unter General Anders entstand eine Exilarmee. In Polen selbst bildete General Tokarzewski die Untergrundbewegung SZP ("Dienst f�r den Sieg Polens"), schon im Dezember 1939 in ZWZ ("Gemeinschaft f�r den bewaffneten Kampf") umbenannt. Sie stand �ber die sogenannte Delegatura mit der Exilregierung in Verbindung. Der Widerstand war nationalistisch und antikommunistisch orientiert, au�erdem durften nur Polen in seinen Einheiten dienen. Juden wurden abgewiesen. Beim Warschauer Ghettoaufstand 1943 nahm man bis auf einige unbedeutende Aktionen abwartende Haltung ein.

Die ZWZ-F�hrung setzte zun�chst auf Deeskalation und schr�nkte Widerstandsaktionen ein, um ungest�rt ihren Aufbau vorantreiben zu k�nnen. Legend�re Figur dieser fr�hen Phase ist Henryk von Dobrzanski, der "Schimmelmajor", der mit seiner regul�ren Reitereinheit den Deutschen im Raum Radom arg zu schaffen machte. Er wurde nach Verrat von deutschen Soldaten erschlagen. General der Kavallerie Freiherr von Gienanth, Kommandeur des Grenzabschnitts Mitte, salutierte vor seinem aufgebahrten Leichnam, um dem Gegner die letzte Ehre zu erweisen. Dobrzanskis Geliebte und Mitk�mpferin Maria Cel sollte 1947 im Kampf gegen die Kommunisten fallen.

Schon fr�h erreichte die ZWZ einen hohen Organisationsstand. Neben britischen Waffenlieferungen entstand eine beachtliche illegale R�stungsindustrie. Selbst im Lager Auschwitz bildete man eine Untergrundgruppe, die regen Kontakt zum Oberkommando unterhielt. Kurioserweise arbeitete die ZWZ 1940 mit dem japanischen Geheimdienst zusammen, der hier eine nachrichtendienstliche Basis gegen die Sowjetunion gewinnen wollte. Mit dem Beginn des deutschen Kampfes gegen die Sowjets gewann die ZWZ mehr Operationsfreiheit. Viele Einheiten f�hrten milit�rische Aktionen durch, andere �bten sich in Wirtschaftssabotage. Obwohl die Exilregierung jetzt den Kriegszustand mit Moskau beendete, wurden die Nationalisten keine Freunde der kommunistischen Volksgarden, die sich ab 1942 organisierten.

Am 3. Februar 1942 entstand aus der ZWZ die neue Armia Krajowa PAK, die Heimatarmee. Das Kommando �bernahm General Stefan Rowecki. Seine Truppen sollten bis 1944 auf 400.000 Mann anschwellen, die 500.000 Mann Sicherheitskr�fte banden. Glanzleistung der PAK war die Bergung einer kompletten V 2 und ihre �bergabe an die Briten. Wichtigste Aufgabe war die Vorbereitung der Operation Gewittersturm. Mit einem landesweiten Aufstand wollte die Delegatura die Macht �bernehmen und die Kommunisten vor vollendete Tatsachen stellen. Zweitst�rkste Bewegung wurden die auf die ONR zur�ckgehenden Nationalen Streitkr�fte NSZ, deren 70.000 K�mpfer den Anschlu� an die PAK ablehnten. Seit ihrer Bildung im September 1942 f�hrten diese Verb�nde einen gnadenlosen Kampf gegen Juden und Linke, w�hrend sie sich gegen�ber den Deutschen zur�ckhielten. Ihr erster F�hrer war Ignacy Ociewicz

Der Widerstand nahm bald solche Ausma�e an, da� Frank am 19. Juni 1943 Hitler zur �nderung der Polenpolitik aufforderte. Auch aus Kreisen um das SS-Organ "Das Schwarze Korps" und Goebbels wurde die Forderung nach einem Ende der "Untermensch"-Ideologie laut. Andererseits verschlechterte sich durch das Bekanntwerden der Morde von Katyn und die Westverschiebung Polens das Verh�ltnis zu Moskau bis hin zum offiziellen Bruch. Die Rote Armee stellte bereits polnische Einheiten auf, und eine Art Exilregierung in spe wurde auf Gehei� des Kreml gebildet. Der britische Geheimdienst r�umte Exilpremier Sikorski mittels eines Bombenanschlages aus dem Weg, da er zu unbequem wurde. Ein weiterer gro�er Verlust war die Gefangennahme Roweckis durch die Deutschen. Sein Stellvertreter General Tadeusz Graf Komorowski �bernahm die F�hrung.

Nach der vernichtenden Niederlage der Deutschen im Sommer 1944 in Wei�ru�land �berfluteten die sowjetischen Truppen Polen bis zur Weichsel. In Lublin siedelte sich Bieruts kommunistische Gegenregierung an. Am 15. Juli brachen im Raum Wilna K�mpfe zwischen PAK und Sowjetarmee aus. Wieder ermordete die sowjetische Geheimpolizei Nationalisten oder deportierte sie (allein in Lublin 21.000). Die Kampfhandlungen weiteten sich zusehends aus, und die polnischst�mmige Zivilbev�lkerung floh vor dem W�ten der roten Soldateska nach Westen - zu den Deutschen. F�r die Massaker an Deutschen und Ukrainern im kommunistischen Polen trug der nationale Widerstand nur bedingte Verantwortung, nicht selten sch�tzten polnische Hilfswillige die Deutschen vor ihren Verfolgern. Hauptt�ter waren kommunistische Soldaten, Miliz und verhetzter P�bel.

Komorowski trat die Flucht nach vorn an. Am 1. August l�ste er die Operation Gewittersturm aus, vor allem zur Befreiung Warschaus vor dem Einmarsch der Sowjets. Wieder lehnte man j�dische Freiwillige ab oder schickte sie auf Himmelfahrtskommandos. W�hrend in der Hauptstadt 25.000 Mann den Kampf aufnahmen, fielen in den sowjetisch kontrollierten Gebieten 50.000 K�mpfer einer Welle von Massakern und Deportationen zum Opfer. Die Alliierten verweigerten den Aufst�ndischen die Anerkennung als Soldaten und schickten ihnen nur l�cherliche Hilfslieferungen. Nach erbitterten K�mpfen kapitulierte Komorowski am 2. Oktober zu ehrenvollen Bedingungen. Die gesamte Heimatarmee erhielt Soldatenstatus, die Offiziere durften ihre Seitenwaffen behalten. Von der PAK bestimmte Einheiten �bernahmen die Ordnung in Warschau. Kampfhandlungen und Massenmorde (gegen die sich �brigens wieder Kreise der SS zur Wehr setzten) kosteten mindestens 150.000 Warschauer das Leben. Rund 400.000 Polen wurden nach Westen verschleppt, die Stadt lag in Schutt und Asche. Leopold Okulicki �bernahm die F�hrung der PAK, die ihr Operationsgebiet noch vor Kriegsende bis nach Pommern ausdehnte.

W�hrend in Warschau gek�mpft wurde, verriet der Westen die Heimatarmee und die Exilregierung an Stalin. Man stellte die Unterst�tzung der PAK ein und verstieg sich zu der Behauptung, diese habe keinen Einflu� in Polen. Dem Exilkabinett drohte man bei Nichtanerkennung der Westverschiebung mit der Auslieferung ihres Landes an die Kommunisten. Nachdem es nachgab, sah man tatenlos der Installierung eines roten Regimes zu. In der Folgezeit nahm ausgerechnet Reichsf�hrer-SS Himmler Kontakt zu Graf Komorowski auf, um ihn zu einer Zusammenarbeit zu bewegen. Ein weiteres "zu sp�t" in der Geschichte hitleristischer Europapolitik. Erfolgreicher waren Bem�hungen um die NSZ. Im Endkampf 1945 schlug sich die Brigade Swietokryszky gemeinsam mit den Deutschen in Tschechien und Sachsen gegen die Sowjetarmee.

Am 18. Januar 1945 wurde die PAK von den Kommunisten f�r illegal erkl�rt, und ein neuer Guerillakrieg nahm seinen Anfang. Rund 260 Abteilungen mit alleine 40.000 namentlich bekannten K�mpfern setzten den Widerstand fort. Zur Inhaftierung von Nationalisten wurde das KZ Maidanek wieder er�ffnet. Im M�rz 1945 luden die Sowjets 16 Vertreter von PAK und Exilregierung zu Verhandlungen ein. Sie gingen in die Falle und verschwanden in sibirischen KZs. Unter den Opfern befanden sich Vizepremier Jankowski und General Okulicki. Im Mai erfolgte ein neuer Schlag. Die Kommunisten erschossen 20 hohe Offiziere und verschleppten� Zehntausende. PAK und NSZ reorganisierten sich und setzten den Kampf bis 1947 fort. Komorowski spielte eine bedeutende Rolle in der Exilregierung, die schlie�lich in der Versenkung verschwinden sollte. Am 25. Juni 1945 richteten die Sowjets nach einem Schauproze� 12 ranghohe PAK-F�hrer in Moskau hin. Als Staatsanwalt Dr. Martine an Informationen �ber die sowjetischen Massenmorde von Katyn gelangte, wurde er im M�rz 1946 von Kommunisten ermordet. In den Jahren 1947 und 1948 endeten 66 NSZ-F�hrer vor dem Standgericht. Insgesamt sollte alleine der innerpolnische B�rgerkrieg zwischen 1939 und 1947 bis zu 250.000 Todesopfer fordern. Die Gesamtverluste an Menschenleben seit 1939 d�rften nach seri�sen Berechnungen (g�ltig f�r alle Volksgruppen) zwischen 2,4 und 2,8 mio liegen, von denen die H�lfte auf das Konto der Kommunisten geht.

Der Antisemitismus lie� sich nicht �berwinden, wurde sowohl vom Widerstand praktiziert als auch sp�ter durch die Kommunisten faktisch Bestandteil der Staatsideologie. Bis Mitte 1946 verlie�en bereits 50.000 Juden das Land, und als in Kielce das Ger�cht von einem j�dischen Ritualmord umging, kam es am 4. Juli 1946 zu einem Pogrom mit insgesamt 43 Todesopfern. Schon in den 50er Jahren sollte die polnische Arbeiterschaft zur Tr�gerin des nationalen Widerstandes gegen die kommunistische Bevormundung werden und bei mehreren Aufst�nden und Streikwellen hohe Opfer bringen. In diesem Sinne ist die Tradition des Freiheitskampfes ungebrochen.

 

Literatur:

 

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