Zeitgeschichte
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Das Drama des rumänischen Legionärismus
Julius Evola in Corriere Padano, Ferrara, 6.12.1938
Mit der Tötung - oder, um genau zu sein - mit der Massakrierung Corneliu
Zelea Codreanus und der anderen Führer der "Eisernen Garde",
die mit ihm eingekerkert waren, ist es zur letzten Phase der Tragödie
des rumänischen Nationalismus gekommen, und es wird eine edle und großmütige
Gestalt der antijüdischen und "faschistischen" Front Europas
beseitigt. Somit befindet sich selbst die innenpolitische Lage Rumäniens
in einer so trüben und bedrohlichen Phase wie in wenigen Perioden ihre
Geschichte.
Es ist unmöglich, sich in der jüngst vergangenen Periode der politischen
Entwicklung Rumäniens zu orientieren ohne dass man ihr Leitmotiv, nämlich
den Antagonismus zwischen der Landesregierung und der Bewegung der "Eisernen
Garde", übersieht; alles andere dabei ist nichts als Komparserie,
die eine untergeordnete Rolle spielt: dieser Antagonismus stellt sich jedoch,
nach dem Gesetz der Logik und des allgemeinen gesunden Menschenverstandes,
als absolut unbegreiflich heraus und er offenbart entweder eine direkte oder
indirekte Aktion von supra-nationalen Kräften. Ist Rumänien vielleicht
heute, nach der Kapitulation von Prag, nicht das Einzige zentral- und osteuropäische
Land von besonderer Bedeutung, sei es aus wirtschaftlichen als auch aus strategischen
Gesichtspunkten, das den Mächten der sogenannten "westlichen Demokratien",
ebenso wie jener von Israel und von dessen getarnten Mitläufern, genügend
Spielraum lässt? Man darf nicht vergessen, dass sich die Schlussphase,
die endgültige Phase des oben erwähnten Konfliktes, mit zwei internationalen
Ereignissen in bedeutungsvollem Einklang befindet, dem Anschluss und dem Münchner
Abkommen: sie entstand als eine Art Resonanz-Kontrapunkt.
Schon seit 1920, kaum
zwanzigjährig, hatte Cornelia Codreanu in großen Umrissen die Richtlinien
des konstruktiven rumänischen Nationalismus vorgezeichnet. Er hatte die
drohende jüdische Gefahr und die Versklavung Rumäniens seitens der
Juden und der Politisierer, die weder Glauben noch Vaterland haben, angezeigt.
Und seit jener Zeit wurde der Kampf rastlos fortgeführt; und während
die getreuen Codreanus Verfolgungen, Gewalt und allerlei verleumderische Angriffe
erleiden mussten, stieg überraschenderweise die Zahl seiner Anhänger
und Sympathisanten. Es genügt zu erwähnen, dass, um Codreanu 1925
in einem Prozess zu verteidigen, in dem er beschuldigt wurde, mit eigener Hand
den Henker seiner Kameraden getötet zu haben, und freigesprochen wurde,
der Gerichtspräsident 19.300 Meldungen von Verteidigern aus dem ganzen
Land erhielt.
Während die Bewegung der Eisernen Garde anwuchs, gab das demokratisch-parlamentarische
System, das Parteiensystem, dem Codreanu heftig entgegengetreten war, in immer
schwerere Krisen und entlarvte immer offenkundiger seine Unzulänglichkeit
und seine Korruption. Die rechtsgerichtete Weltpresse jubelte, als Goga Anfang
1938 von König Carol zur Machtübernahme gerufen wurde. Man glaubte
darin den Anfang einer neuen Epoche für Rumänien zu sehen, ein neues
Regime vorzubereiten, das jenes Land von dem finsteren inneren und äußeren
Kräften befreit hätte, und das sich infolgedessen auf internationaler
Ebene in die Front der antidemokratischen, antijüdischen und antimarxistischen
Mächte eingeordnet hätte. Man ignorierte jedoch beim Anstellen solcher
Mutmaßungen und Hegen solcher Hoffnungen die niederträchtige Intrige
hinter den Kulissen des Königspalastes. Übrigens blieben zu jenem
Zeitpunkt einige konstruktiven Möglichkeiten, welche die darauffolgenden
Umwälzungen ausschließen mussten, noch unentschieden.
Man hat jedoch die Tatsache
außer Acht gelassen, dass infolge einer Art taktischer Konversion der
größte Teil der Kräfte, die sich zuerst an die Front der Verschwörung
stellten, jetzt hingegen zu jener der staatlichen Ordnung übergelaufen
waren, um ihr Spiel leichter fortsetzen zu können; und dass in diesem neuen
Hüter des "Rumänentums " und der Staatsautorität, die
entschiedene, wütende Abneigung gegen die Bewegung Codreanus bezeichnend
war, dort, wo, streng nach dem Gesetz der Logik, ihre Aufrichtigkeit vorausgesetzt,
sie in der mächtigen Bewegung Codreanus den wertvollsten Verbündeten
hätten sehen müssen. Was die Judenfrage betrifft - ihr wurde sorgfältig
ausgewichen. Diesbezüglich lassen wir Codreanu selbst sprechen, indem wir
die von ihm in dem Buch "Eiserne Garde" geschriebenen Worte wiedergeben:
"In den Jahren 1919, 1920 und 1921 fiel die gesamte jüdische Presse
über den rumänischen Staat her, zettelte überall Unruhen an und
rief zu Gewalttätigkeiten auf gegen die Regierung, Verfassung, Kirche,
öffentliche Ordnung und gegen jede völkische Haltung und Vaterlandsliebe.
Und nun? Oh Wunder über Wunder! Nun hat sich diese Presse, die bis heute
von denselben Juden geleitet wird, plötzlich in die Verteidigerin aller
staatlichen Ordnung und der Gesetze verwandelt! Sie sie ist erklärte Gegnerin
jeder Gewalttat. Wir aber sind "Feinde des Landes", "Rechtsradikale",
wir stehen im "Dienste und Solde der Feinde Rumäniens". In unser
Gesicht, in unsere rumänische Seele fällt Faustschlag auf Faustschlag,
Erniedrigung über Erniedrigung wird uns zuteil, bis hinab zu der ungeheuerlichen
Behauptung: "Die Juden sind die Verteidiger Rumäniens!" Sie sind
geschützt vor allem Ungemach und leben in Frieden und Überfluss. Wir
dagegen seien Feinde des Rumänentums. Leben und Freiheit seien bedroht.
Wir werden verfolgt von allen rumänischen Behörden als wären
wir tolle Hunde!" (Codreanu, Eiserne Garde, Colectia omul nou, 5.
Aufl., München 1972, S. 116 f)
Der eigentliche Zweck des Kabinetts Goga war jener eines Überlistungsversuches gegen die Eiserne Garde. Nachdem man das wahre Ausmaß des Vormarsches der nationalistischen Bewegung genau erkannt hatte, wurde dieser Versuch unternommen, um die Gefahr auszuschalten, der Nation eine Art von Ersatz-Nationalismus anzubieten, etwas, was den Idealismus und die Ziele des Legionärismus der Eisernen Garde formal imitierte, aber im wesentlichen, und durch kontrollierte Steuerung immer zu der "anderen Welt" gehören sollte. So hatte man Goga gewählt, weil er Antisemit war, aber gleichzeitig Gegner Codreanus. Man wählte den Patriarchen Christea, um zu demonstrieren, dass die religiösen Kräfte, die einen wesentlichen Teil in der Propaganda und im Nationalismus Codreanus bildeten, maximal auf der anderen Seite vertreten waren. In General Antonescu, bekanntlich Nationalist und autoritär, ebenfalls in die Regierung als Kriegsminister gerufen, glaubte man noch einen Verbündeten und einen "Ersatz" zu haben. Aber das Spiel hatte sich gleich als gefährlich erwiesen; anstatt zu den erhofften Ergebnissen zu gelangen, erreichte man die genau entgegengesetzten.
In der Tat, das Kabinett
Gogas wurde nicht für zufrieden stellend gehalten, sondern als einleitende
Maßnahme interpretiert, die notwendigerweise zur Entwicklung anderer Phasen
führen und schließlich den Sieg des wahren Nationalismus, den man
weiterhin in der Bewegung Codreanus anerkannte, zustande bringen musste. Man
hatte zugegebenermaßen einen Sprengkörper präpariert, der fähig
war, in den eigenen Händen zu explodieren, und man griff ein. Das Kabinett
Gogas wurde, ohne die geringste plausible Rechtfertigung, von heute auf morgen
aufgelöst. Die versprochenen Wahlen, in denen, schnell hinweggehend über
seinen Ersatz, der völkische Gedanke Codreanus mit Sicherheit gesiegt hätte,
wurden widerrufen. Stattdessen wurde die Auflösung der Parteien verordnet,
man fasste eine neue Verfassung ab und pro forma wurde sie für sie eine
Volksabstimmung einberufen.
Wir sagen "pro forma" denn Codreanu sah deutlich, wo der Wechsel der
Spielregeln hinführt und hatte sich gleich zurückgezogen. Bevor seine
Partei ("Alles für das Vaterland") durch ein Dekret aufgelöst
worden wäre, hatte er vorgezogen, es selbst freiwillig zu tun und befahl
seinen Anhängern, sich bei der Volksabstimmung der Stimme zu enthalten.
Er wollte nicht in einen Kampf eintreten, deren Streitbedingungen vom Volksfeind
festgesetzt wurden; vor allem aber wollte er sich nicht zwingen lassen, ein
"ja" oder "nein" auszusprechen gegenüber einer vollendeten
Tatsache, welche die Verfassung war. Außerdem stellte sich diese als unmittelbares
Werk der Monarchie heraus und hatte zu ihren wesentlichen Grundzügen eine
außergewöhnliche Zentralisierung der Macht in der monarchischen Institution.
Nun, Codreanu war selbst ein Monarchist, und obwohl hier seine Gegner keine
Anklage gegen ihn unterlassen haben, ist niemand jedoch so weit gegangen, ihm
jemals den Vorwurf zu machen, dass er selbst die Absicht hätte, eine neue
Dynastie zu schaffen.
Sogleich in den folgenden Monaten nach der Promulgation der neuen Verfassung schien im Grunde genommen noch nicht jede Hoffnung verloren zu sein. Man war nämlich der Meinung, dass es möglich wäre, eine Kollaborationsformel zwischen der von Codreanu geführten national-totalitären Bewegung und dem neuen, in der Monarchie zentralisierten, autoritären Antiparteiensystem finden zu können.
Es sollte stattdessen genau das Gegenteil geschehen, was eindeutig beweist, dass auf die eine oder andere Weise nicht Ehrlichkeit und Liebe für die Idee und die Einheit der rumänischen Nation, sondern Kräfte ganz anderer Art, mehr oder weniger bewusste Werkzeuge, im Spiel waren. Die Spannung steigerte sich, und von dem Augenblick an, indem der tote Punkt nicht überwunden werden konnte, intensivierte einerseits die Legionärsbewegung ihre propagandistische Aktivität, andererseits fingen die Elemente, die, indem sie bei der Regierung blieben, das Beste erhofften, an, sich der Seite Codreanus zuzuwenden: unter anderen selbst der General Antonescu, der am Ende abgesetzt und verhaftet werden sollte.
So kam es dann zu einer Kriegserklärung. Die Regierung hatte sofort nach dem Anschluss, fürchtend, dass dessen Rückwirkung ohne weiteres in aufrührerische Unruhen einmünden würde, die Initiative zum Angriff getroffen. Das ist der Grund, weshalb Codreanu gerade in jener Periode verhaftet wurde. Man erinnerte sich plötzlich, dass er einen Minister beleidigt habe; so wurde er denn des Hochverrats angeklagt. Die angeführten Beweise waren dennoch so unzureichend, dass der Antrag auf Todesstrafe oder lebenslängliches Zuchthaus abgelehnt wurde, und man verurteilte Codreanu zu zehn Jahren Gefängnis. Auch darin hatte man sich verrechnet: es wurde nichts anderes erreicht, als die Gemüter noch mehr zu erregen. Deshalb begann nun eine terroristische Periode, sei es als Repressalie oder als direkte Aktion gegen diejenigen, die man für hauptverantwortlich für das Unheil der rumänischen Nation hielt. Das von Codreanu erschaffene "Todesbataillon", dessen Angehörige die Zölibatklausel haben, um jederzeit zum Tode bereit zu sein, und das die Namen Motza-Marin, der beiden als Legionäre in Spanien gefallenen Führer der Eisernen Garde trägt, ist auf Befehl eines mysteriösen "Nationalen Gerichts" in Aktion getreten. Diese Gärung spitzte sich in besonderer Weise nach der Kapitulation von Prag zu. Dadurch wurde aber auch die Reaktion heftiger und erbarmungsloser, bis zu der Phase, die die Ermordung Codreanus und seiner Hauptadjutanten und Antonescus Verhaftung kennzeichnet.
Und damit ist das Irreparable
geschehen, und es kann kein Vergleich oder keine Beilegung jemals möglich
sein: In Anbetracht dieser ungeheuren Mordtat einer formal legitimen Staatsmacht
darf festgestellt werden, dass - über dieses Geschehnis hinaus, von Ideenwert
und Sinn her betrachtet -, solange diese Generation lebt, Hass und Rachedurst
ungestillt bleiben werden. Was auch morgen mit Rumänien geschehen wird,
bleibt ganz und gar problematisch. Gleich welches die Lösung sein wird,
sicher ist, dass eine edle und großmütige Führergestalt als
Opfer dunkler Kräfte gefallen ist. Ein Mann, von dessen Loyalität
und Ehrlichkeit sich alle, die ihm nahe kamen, hätten überzeugen können.
Er, der beim letzten Abschied zu uns sagte: "Nach Rom, nach Berlin,
überall wohin Sie gehen, allen jenen, die sich für unsere gemeinsamen
Ideen schlagen, bringen Sie meine Grüße, und sagen Sie ihnen, dass
die Eiserne Garde in den unerbittlichen Kampf gegen die Demokratie, den Kommunismus
und gegen das Judentum bedingungslos auf ihrer Seite steht."