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Innerlichkeit und Staatskunst -
Zum Wirken Friedrich Hielschers
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"Zwei
Tyrannen tun dem Deutschen not: ein �u�erer, der ihn zwingt, sich der Welt
gegen�ber als Deutscher zu f�hlen, und ein innerer, der ihn zwingt, sich
selbst zu verwirklichen."
- Ernst J�nger
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Verfasser: Richard Schapke
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Der am 7. M�rz 1990 auf dem Rimprechtshof im Schwarzwald verstorbene Friedrich Hielscher geh�rte mit Sicherheit zu den originellsten Ideologen der Konservativen Revolution. Da er sich nach dem Zweiten Weltkrieg noch weniger als ohnehin schon um �ffentliche Breitenwirkung scherte, gerieten seine Arbeiten in fast vollst�ndige Vergessenheit, auch wenn Hielschers Name des �fteren in J�ngers "Strahlungen" auftaucht. In j�ngster Zeit ist eine regelrechte Wiederentdeckung des unkonventionellen Nietzscheaners zu bemerken - Grund genug f�r einen Versuch, sich Friedrich Hielschers Leben und Werk zu n�hern. Wir greifen hierbei oftmals auf Originalzitate zur�ck, um den Gegenstand unserer Betrachtung in seinen eigenen Worten sprechen zu lassen. Mitunter sind Zitate und Analysen aus der nach dem Zweiten Weltkrieg ver�ffentlichten Autobiographie "F�nfzig Jahre unter Deutschen" eingeflochten. Aus inhaltlichen Gr�nden gehen wir hierbei von der Chronologie der Ver�ffentlichung ab.
1. Herkunft
Friedrich Hielscher wurde am 31. Mai 1902 in Guben (nach anderen Angaben in Plauen/Vogtland) in eine nationalliberale Kaufmannsfamilie hineingeboren. Gerade 17 Jahre alt geworden, absolvierte er sein Kriegsabitur am Humanistischen Gymnasium, um sich fast unmittelbar darauf einem der gegen Spartakisten und Separatisten oder in den Grenzk�mpfen im Osten fechtenden Freikorps anzuschlie�en. Dieses Freikorps Hasse ging im Juni 1919 aus der MG-Kompanie des ehemaligen Infanterieregiments 99 hervor und kam in Oberschlesien gegen polnische Insurgenten zum Einsatz. Zu den Freikorpskameraden Hielschers geh�rte Arvid von Harnack, der sp�ter durch seine Mitarbeit in Harro Schulze-Boysens Roter Kapelle zu Ber�hmtheit gelangen sollte. Die Einheit bew�hrte sich und wurde in die Reichswehr �bernommen, aber Hielscher quittierte den Dienst im M�rz 1920, da er eine Beteiligung am �berst�rzten Kapp-Putsch gegen die Republik ablehnte.
Es folgte ein Jurastudium in Berlin, das von regelm��igen Besuchen an der Hochschule f�r Politik begleitet wurde. Dem Brauch entsprechend schlo� Hielscher sich einer Studentenverbindung an und w�hlte die Normannia Berlin. Nach einer vor�bergehenden Mitgliedschaft im Reichsclub der nationalliberalen Deutschen Volkspartei (DVP) traten in Gestalt des aus der SPD hervorgegangenen nationalen Sozialisten August Winnig und des Geschichtsphilosophen Oswald Spengler pr�gendere politische Einfl�sse an ihn heran. Von Winnig �bernahm Hielscher die �berzeugtheit von einer weltgeschichtlichen Mission Deutschlands, vom Spengler das zyklische Geschichtsbild. Hinzu kam das in den Werken Ernst J�ngers herausgearbeitete Kriegertum.
Im Jahr 1924 erfolgte der Wechsel nach Jena, wo Hielscher das Referendarexamen bestand und im Dezember 1926 mit Auszeichnung zum Doktor beider Rechte promovierte. Die ungeliebte Besch�ftigung als Verwaltungsjurist im preu�ischen Staatsdienst wurde nach nicht einmal einem Jahr im November 1927 aufgegeben. Die Anforderungen des Studiums behinderten nicht den h�ufigen Besuch des Weimarer Nietzsche-Archivs. Friedrich Nietzsche sollte dann auch �ber seine Schwester Elisabeth F�rster-Nietzsche der letzte wirklich pr�gende Bestandteil des sich allm�hlich herauskristallisierenden Weltbildes sein. Von Dauer war die weitere Beteiligung als Alter Herr am Verbandsleben der Normannia Berlin, wo Hielscher die Bekanntschaft von Pers�nlichkeiten wie Horst Wessel, Hanns Heinz Ewers und Kurt Eggers machte.
2. Innerlichkeit
Am 26. Dezember 1926 betrat Friedrich Hielscher mit dem Aufsatz "Innerlichkeit und Staatskunst" die B�hne der politischen Publizistik. Der junge Jurist hatte sich auf Rat Winnigs dem nationalrevolution�ren Kreis um die Wochenzeitung "Arminius" angeschlossen, dem nicht zuletzt Ernst J�nger das Gepr�ge gab. Aus der Begegnung mit J�nger entstand eine lebenslange Freundschaft. "Innerlichkeit und Staatskunst" enth�lt bereits alle wesentlichen Aspekte des Hielscherschen Weltbildes und soll daher ausf�hrlicher dokumentiert werden.
"Seien
wir ehrlich: wir stehen nicht am Beginn eines neuen Aufstieges, sondern
vor dem Ende des alten Zusammenbruches. Dieses Ende liegt noch vor uns.
Wir m�ssen erst noch durch das Schlimmste hindurch, ehe wir ans neue Werk
gehen k�nnen. Jeder, der jetzt schon mit irgendeinem Aufbau beginnt, tut
sinnlose Arbeit. Das will folgendes hei�en. Jede kriegerische Vorbereitung,
die auf einen Befreiungskrieg in der Gegenwart oder der nahen Zukunft abzielt,
ist wertlose Spielerei und grob fahrl�ssige Dummheit. Jeder geistige Versuch,
einigende B�nde, Verb�nde, kulturelle Vereinigungen, Weisheitsschulen, oder
wie man das Zeug sonst nennen mag, in der Gegenwart zu gr�nden, ist Selbstbetrug
und Unehrlichkeit der inneren Haltung.
(...) Beweise haben in der Welt der Tatsachen keinen Sinn.. Es ist
noch nie vorgekommen, da� man politische Gegner durch Beweise bekehrt oder
in ihrer Stellung ersch�ttert h�tte. Aber es ist n�tig, da� die sich einig
werden, die im Grunde ihres Wesens Tr�ger ein und desselben Zieles sind:
des heiligen Deutschen Reiches. Zu dieser Einigung bedarf es des gegenseitigen
Verst�ndnisses. Dieses Verst�ndnis fehlt. Ihm dient die folgende Begr�ndung.
Sie bildet sich nicht ein, da� an dem kommenden deutschen Zerfall irgend
etwas zu �ndern sei. Aber sie ist der �berzeugung, da� es jetzt schon an
der Zeit ist, an der geistigen Haltung zu arbeiten, von der aus der sp�tere
Aufbau allein beginnen kann.
Seit die Germanen in Ber�hrung mit der kraftlos gewordenen und �berreifen
r�misch-byzantinisch-christlichen Kulturenvielfalt gekommen sind, die den
Ausgang des sogenannten Altertums bildet, ist ihre innere Haltung unfrei.
Seit sie das Denken dieser fremden Welten �bernommen haben, unf�hig, die
kaum zum Ausdruck gekommene eigene Art gegen das jeder Unmittelbarkeit l�ngst
entwachsene, zu Ende gedachte fremde Wesen zu sch�tzen, seit dieser Zeit
ist die deutsche Haltung zweisp�ltig (sic!). Der Deutsche bejaht den Kampf
als solchen; aber die m�de Sittlichkeit der Fremden sucht den Frieden. Seit
also der deutsche Geist �berfremdet ist, wird jede deutsche Kampfhandlung
mit schlechtem Gewissen getan, wird halb, kommt nicht zum endg�ltigen Erfolge
und sinkt nach oft prachtvollem Aufschwung immer wieder in sich zusammen.
Staatskunst ist die F�higkeit, die eigenen Kampfhandlungen mit dauerndem
Erfolg nach au�en zu verwirklichen. Seit der Deutsche �berfremdet ist, steht
die deutsche Staatskunst allein und hat die deutsche Innerlichkeit nicht
geschlossen hinter sich. (...)
Mit Bismarcks Entlassung verwandelte sich das Bism�rckische Reich
in den Wilhelminischen Staat, in ein Verfassgebilde, dessen Untergang unvermeidbar
war. Diese Unvermeidbarkeit zeigte sich im Weltkriege. Wenn kriegerisches
Heldentum ein Schicksal wenden kann, dann mu�ten wir siegen. Aber wir mu�ten
die Fahnen senken, weil hinter dem deutschen Krieger nicht die deutsche
Heimat stand als eine Einheit innerlichsten Glaubens, Wollens, Denkens,
als eine Welt der ungetr�bten reinen und abgrundtiefen Zuversicht. So kam
die Niederlage. Der Staat der Weimarer Verfassung ist nicht ein neues Gebilde,
das von seinem Vorg�nger irgendwie wesentlich verschieden w�re, sondern
nur die letzte Gestalt des Wilhelminischen Staates, die dessen alberne,
wertlose, erb�rmliche Seiten in vorbildlicher Deutlichkeit und - freilich
unbewu�ter - Ehrlichkeit zeigt.
So ist hier nichts mehr zu halten und zu retten. Je eher dieser Staat
zugrunde geht, um so besser ist es f�r die deutsche Sache. Sein weiteres
Schicksal ist uns vollendet gleichg�ltig. Soll ich noch deutlicher werden?
Also ist hier nichts mehr zu verbessern. Wenn das noch m�glich w�re, dann
w�rde zudem nicht das kindische Hurraschreien scheinkriegerischer Aufz�ge
von Wert sein, sondern einzig und allein ein verbissenes, unterirdisches,
schweigendes und selbstverleugnendes Arbeiten, das vom Kleinsten anf�ngt,
wie Friedrich Wilhelm der Erste angefangen hat. Aber weil es nicht m�glich
ist, an diesem Staat noch Hand anzulegen, bleibt nur eins �brig: in sich
zu gehen, und aus der Tiefe des eigenen Herzens die Zuversicht, den Glauben
heraufzuholen, der die deutsche Zukunft tragen und ohne den das neue Werk
nicht begonnen werden wird. (...)"
Wir fassen zusammen: Der Zusammenbruch der liberalkapitalistischen Ordnung ist nicht in vollem Gange, sondern er steht erst noch bevor. Vor diesem Kollaps sind jede Aufbauarbeit und jede politische Partizipation zwecklos. Das deutsche Wesen wurde vom westlich-christlichen Materialismus �berfremdet, und daher war die Niederlage des verwestlichten Kaiserreiches im Weltkrieg unvermeidbar. Die Republik ist die Fortsetzung des wilhelminischen Staates in anderem Gewande und ebenso wie er dem Untergang geweiht.
Am 30. Januar 1927 legte Hielscher den Aufsatz "Der andere Weg" nach: "Will ein unterworfenes Volk frei werden, so mu� es dazu zweierlei tun: es mu� erstens innerlich einig werden und zweitens seine staatsk�nstlerische Begabung bet�tigen...F�r die Bet�tigung unserer staatsk�nstlerischen Begabung fehlen uns die Mittel." Der Hauptfeind waren nicht die unterdr�ckten asiatischen V�lker, sondern die "Tr�ger der europ�ischen Zivilisation...Aber wir bestreiten, da� wir zur Freiheit, d.h. zum selbstherrlichen Gebrauch unserer eigenen Kr�fte gelangen k�nnen, ohne in entscheidenden Gegensatz zu Europa zu treten...Daher ist es geboten, unsere ganzen F�higkeiten auf den anderen Weg zu richten, dessen Begehung ebenfalls unumg�nglich notwendig ist, auf die endliche Einigung des deutschen Geistes." Angezeigt ist die "mephistophelische Schlangenhaftigkeit und Gewandtheit in der Verschleierung der tiefsten Gr�nde und Hintergr�nde". In diesem Kampf sind alle Mittel erlaubt, solange man die eigene Treue nicht verletzt. "Ersichtlich setzt eine solche Handlungsweise eine Sicherheit der inneren Haltung voraus, die kaum �berbietbar ist." Der geistige Kampf gilt nicht etwa der etwaigen Undurchsichtigkeit des Handelns, sondern der Vielf�ltigkeit der fremden Einfl�sse. Einzig auf eigenen Willen gegr�ndet ist die Welt eines neuen Geistes, einer machtwilligen Seele zu errichten. "Das ist das Ziel. Der Weg zu ihm f�hrt �ber eine r�cksichtslose strenge Selbsterziehung eines jeden Einzelnen. Er f�hrt �ber das eindeutige Bekenntnis zu dem Glauben, an den sich die Dichter der alten Sagen, an den sich Eckehart, Luther, Goethe und Nietzsche hingegeben haben. Er f�hrt �ber die Gestaltung jener Erziehung aus diesem Glauben heraus zur Z�chtung eines Geschlechts, das im Opferdienst am deutschen Glauben einig und deshalb, und nur deshalb, berufen ist, das staatsk�nstlerische Werk zu vollbringen, zu dem die Gegenwart ebensowohl aus einem Mangel an �u�erem Willen wie aus innerer Glaubenslosigkeit nicht geeignet ist."
Am 13.
Februar 1927 folgte "Die faustische Seele": "Die seelische
Zugeh�rigkeit zum Deutschtum ist das Grunderlebnis der deutschen Menschen.
Der letzte gro�e Versuch, sich mit diesem Grunderlebnis im Bewu�tsein auseinanderzusetzen,
ist Spenglers Lehre von der faustischen Kultur. Der deutsche ist der faustische
Mensch. Die faustische Kultur ist das deutsche Seelentum. Spengler sieht
es aus dem unendlichkeitsverlorenen Walhall mit seinen tiefen Mittern�chten
herabsteigen in die Tiefen der Mystik, sieht es zu endlosen K�mpfen, gleichg�ltig
gegen den Tod, das Schwert ziehen, die gotischen Dome wollen den Himmel
st�rmen, der lutherische Bauerntrotz schl�gt drein, ins Grenzenlose schreitet
die w�lderhafte nordische Musik, unter den zartesten und weltseligsten Melodien
ihre gewaltige Einsamkeit verbergend oder sie hinausschreiend in Sturm und
Gewitter, aus Not und Elend und Blut steigt das Preu�entum empor, und als
dem Faust der Zarathustra folgt, ersch�ttern Wagners Posaunen die Welt und
der Preu�e Bismarck holt die Krone aus dem Rhein. Dann folgt der Zusammenbruch,
und von neuem beginnt der alte Kampf (...)
Ich
sehe einen langen Weg. Im Urd�mmer der Sage stehen der deutsche Machtwille
und die deutsche Innerlichkeit zueinander und sind untrennbar verbunden....Friedrich
Nietzsche, der letzte gro�e Tr�ger der deutschen Innerlichkeit, hat den
Willen zur Macht gelehrt und so die alte Weisheit wieder geweckt, die von
den Tagen der G�tter, von den Tagen Sigfrids und Hagens her die deutsche
Sittlichkeit verk�ndet. Wenn unsere Innerlichkeit wieder gelernt haben wird,
ihr zu folgen, wenn der deutsche Machtwille nicht mehr alleinstehen wird,
erst dann, aber dann sicher, wird die deutsche Zwietracht aufh�ren, wird
sich das deutsche Menschentum vollenden und in seiner Vollendung heimfinden
zu dem ewigen Brunnen, aus dem es entstiegen ist."
Verdeutlicht wird diese Darstellung der faustischen Seele durch den Aufsatz "Die Alten G�tter". Sagen, M�rchen und die germanisch-keltische Mythologie bilden die Heimat der deutschen Seele. Hielscher betont den Kampf als Daseinsprinzip: "Das versteht nur ein Deutscher, da� man sich gegenseitig die tiefsten Wunden schlagen und dennoch die beste Freundschaft halten kann. Denn der Deutsche ist in seinem Innern selber so: hundert- und tausendf�ltig zerrissen, ein Schlachtgebiet aller holden und unholden Geister, und aus dieser Zerrissenheit seinen Stolz herausholend und eine h�here Einheit, die �ber allem Ernste sich ein L�cheln bewahrt hat, und �ber allen Abgr�nden eine einsame und lichte H�he, die ihren Glanz in alle Tiefen schickt....Der Kampf ist das Nein, und die Vollendung ist das Ja. Die Geburt des Ja aus dem Nein, die Vollendung im Kampfe, das ist das Lied von den alten G�ttern. Es ist das Lied, das alle gro�en Tr�ger der deutschen Innerlichkeit verk�ndet haben. Wenn Eckehart die brennende Seele lehrte, in der doch eine ungetr�bte schweigende Stille herrscht, wenn Luther im Wirken und durch das Wirken Satans die Allmacht Gottes geschehen sah, wenn Goethe alles Dr�ngen und Ringen als ewige Ruhe in Gott erlebte, wenn endlich Nietzsches Welt des Willens zur Macht, diese Welt des Ewig-sich-selber-Schaffens und Ewig-sich-selber-Zerst�rens als endloser Kreislauf zu sich selber guten Willen hatte, so war das immer nur das alte Lied" (der nordischen Mythologie). "So wird der Kampf zum Selbstsinn, und die Treue in diesem Kampfe ist das H�chste. Es gibt nichts anderes. Um des Kampfes willen ist die Innerlichkeit da, weil sie die Kraft zu diesem Kampfe gibt...Das ist eine ganz andere Treue, als die Gegenwart sie kennt. Das ist die Treue, die alles opfert, den Schwur, die Ehre, das eigene Blut; die Treue, die nur das eigene Werk und seine Vollendung im Kampfe kennt."
Das Leben
der V�lker bemi�t sich nach V�lkerjahren mit den vier Jahreszeiten. Hielscher
zieht zahlreiche Allegorien mit dem Vegetationszyklus eines Baumes. Die
Deutschen befinden sich derzeit im Stadium des Winters, ausgel�st durch
die "Verstofflichung", den Materialismus der westlichen Zivilisation.
Die Entstehung des Materialismus verortet Hielscher bereits zu Zeiten der
Renaissance, aus der sich der Fr�hkapitalismus entwickelte. Der Mensch will
nicht mehr gebunden sein, sondern wider seine Natur nur noch von sich selbst
abh�ngen. Religion, Volk, Tradition und Kultur weichen dem Individualismus.
Die Menschen haben die Wahl, ob der Winter "die Umkehr oder den
Tod bringen (wird), nach unserer Wahl und nach der zukommenden Gnade der
G�tter".
"Wer
die K�lte der Oberfl�che �ndern wollte, w�rde als Schwarmgeist scheitern.
Desgleichen steht nicht in der Hand der Wurzeln und der Wintersaat� und
nicht in der Hand des Menschen. Vielmehr ist uns diese K�lte vorgegeben."
Jeder Winter birgt den Keim des Fr�hlings, nicht zuletzt symbolisiert durch
die Sonnenwende.
"An
der Quelle mu� der Strom versiegen, an der Wurzel mu� das Unheil absterben.
Und in Quelle und Wurzelgrund mu� das Heil von neuem gewonnen werden."
Das Reich ist noch nicht stark genug, um oberirdisch gedeihen zu k�nnen.
Es ist verborgen im Inneren seiner Glieder, eines neuen Menschentypus, keine
sichtbare Gestalt. Innerlichkeit und Wille zur Macht verkn�pfen sich miteinander.
So
geht es heute nicht mehr um das Retten des alten abendl�ndischen Leibes,
sondern um das Bilden des neuen." Soziale Herkunft und Interessen der
Unterirdischen sind gleichg�ltig. "Und jeder mag unter den Vorbildern
sich seinen Helden w�hlen."
3. Staatskunst
Nachdem Hielscher dergestalt die Notwendigkeit unterstrichen hatte, ein neues Bewu�tsein als Grundvoraussetzung erfolgreichen Handelns zu schaffen, wandte er sich au�enpolitischen Fragen zu. Im M�rz 1927 ver�ffentlichte der "Arminius" seinen vielbeachteten Aufsatz "F�r die unterdr�ckten V�lker!", der Hielscher gewisserma�en zum Erfinder des Befreiungsnationalismus machen sollte. Wir merken an, da� derartige Gedankeng�nge auch schon im Werk Moeller van den Brucks auftauchen.
Der Erste Weltkrieg hatte die V�lker aller Kontinente aufger�ttelt, so da� jede politische Ma�nahme ihre Wirkung verhundertfachte. Auf dem Br�sseler Kongre� der unterdr�ckten V�lker hatten die Farbigen erstmals einm�tig ihre Stimme gegen den Westen, gegen Imperialismus und Kolonialismus und f�r den Nationalismus erhoben. Unter den Bestimmungen des Versailler Diktats war Deutschland mit seiner dem Westen h�rigen Demokratie kein souver�ner Staat, sondern ebenfalls eine Kolonie. Kein Kontinent stand mehr f�r sich alleine, sondern neue Aufgaben, Freundschaften und Ziele entwickelten sich. Im Zentrum der Hoffnung Hielschers stand das Erwachen des Giganten China, Indiens oder der arabischen Welt, weniger die Sowjetunion, die ihre "russische" Ideologie allen anderen V�lkern aufzwingen wollte und damit kein echter Partner der nach Freiheit strebenden V�lker war.
Deutschland ist kein Teil des westlichen Europa, sondern ein Teil des asiatischen Ostens. In der Verehrung des Ostens verbeugt sich der Deutsche "vor einer weiten unendlichen, durchaus uneurop�ischen und geheimnisvollen Welt einer sehns�chtigen und zutiefst ruhigen Weisheit und Selbstsicherheit, aus der er seine Kraft str�men f�hle". Die deutsche Innerlichkeit ist ein Widerspruch gegen den Westen und dessen Zivilisationsdenken. "Die V�lker des Ostens glauben an unverr�ckbare Kr�fte, denen sie sich verdienstet wissen, aus denen ihre Art entspringt, und zu der sie zur�ckkehrt, wenn ihre Stunde geschlagen hat. Der Deutsche geh�rt zum Osten und nicht zum Westen. Der Westen ist Zivilisation, der Osten ist Kultur. Die Zivilisation ist auf dem Gelde und der Berechnung aufgebaut und kennt keine Innerlichkeit. Die Kultur errichtet auf dem Grunde einer unersch�tterlichen Gewi�heit die Werke einer hohen Kunst, eines dem�tigen Denkens, einer hingebenden Weisheit. Die V�lker des Westens sind Zivilisationsv�lker, die V�lker des Ostens tragen ihre gro�en Kulturen."
Im Gegensatz
zum kapitalistischen Westen ist der Osten sozialistisch, wobei Sozialismus
hier als eine innere Haltung und nicht als theoretisches System zu verstehen
ist. W�hrend der Kapitalismus den Menschen seinen Taten entfremdet und dem
Nutzen unterwirft, will der Sozialismus die Leistung und das Werk. Die Menschen
sind keine Einzelwesen, sondern Glieder von Gemeinschaften. "Der
Westen kennt nicht Ideen, sondern Konzerne; er kennt keine Gemeinschaften,
sondern wirtschaftliche Verbundenheit."
"Der
Westen ist Imperialismus, der Osten ist Nationalismus. Der Nationalismus
ist die Folge des Glaubens an die eigene Kultur, der Wille zur Durchsetzung
ihrer eigenen Art, der Wille zum Dienst an der Gemeinschaft, die auf der
eigenen Kultur beruht. Der Imperialismus ist die Benutzung der nationalen
Mittel zur Erlangung wirtschaftlichen Profites, die Umf�lschung nationaler
Ziele in Wirtschaftsinteressen."
"Wir deutschen Nationalisten werden mit den Nationalisten des
Ostens zusammengehen; wir fordern den gemeinsamen Kampf gegen den westeurop�isch-amerikanischen
Imperialismus und Siegerkapitalismus, wir fordern die Abkehr der deutschen
Wirtschaft von den westlichen Verbundenheiten, die Abkehr der deutschen
Geistigkeit vom Westen. Im Osten k�mpfen die unterdr�ckten V�lker den gleichen
Kampf, den Kampf der Kulturnationen gegen die Zivilisationsv�lker, den Kampf
der Tiefe gegen die Oberfl�che. Verb�nden wir uns ihnen. Scheuen wir kein
Opfer. Der Osten wartet auf uns. Entt�uschen wir ihn nicht. Wir sind der
Vorposten des Ostens gegen den Westen. Der Westen wankt, und der Sturm aus
dem Osten hat begonnen. Die deutsche Stunde schl�gt."
Hielschers Ausf�hrungen, die sich im �brigen jeder Rassist und Xenophobe einmal etwas intensiver durch den Kopf gehen lassen sollte, trafen auf ein gemischtes Echo. Der Kampfverlag der NS-Parteilinken unterst�tzte Hielschers internationalistisch-nationalistische Thesen ebenso wie Franz Schauweckers "Standarte". Bezeichnenderweise kam vom hitleristischen "V�lkischen Beobachter" und von den Vereinigten Vaterl�ndischen Verb�nden schroffe Ablehnung.
Mit seinem philosophisch-politischen Programm st�rzte Hielscher sich in die Politik, zun�chst eine Reihe geopolitischer Analysen nach obigem Muster im "Arminius" ver�ffentlichend und jegliche Mitarbeit am Weimarer System heftig kritisierend. Im Juli 1927 beteiligte er sich an der von August Winnig gegr�ndeten Berliner Sektion der Alten Sozialdemokratischen Partei, einer "rechten" Abspaltung der SPD. Als Gruppenorgan fungierte die Zeitschrift "Der Morgen", zu deren Autoren neben Hielscher die Nationalrevolution�re Eugen Mossakowsky und Karl Otto Paetel geh�rten. Anhang aus der Arbeiterschaft konnte kaum gewonnen werden, daf�r kamen die b�rgerlichen Rebellen.
4. "Das Reich"
Sp�testens
das ASP-Experiment �berzeugte Hielscher von der Sinnlosigkeit tagespolitischer
Aktivit�ten. In seinen Memoiren "F�nfzig Jahre unter Deutschen"
analysiert er die Situation im Nachhinein so: "Will man sich den
Ort der Einzelg�nger vor Augen f�hren, so stelle man sich die Parteien als
ein Hufeisen vor, an dessen einem Fl�gel die Nationalsozialisten, an dessen
anderem die Kommunisten standen.
Dann
finden wir neben den Nationalsozialisten die Deutschnationalen Hugenbergs,
neben ihnen die Deutsche Volkspartei Stresemanns und neben ihr das katholische
Zentrum, das die Mitte tats�chlich bildete. Links davon sehen wir die Demokraten,
hernach die Sozialdemokraten und schlie�lich die Kommunistische Partei.
Aber mit ihnen schlo� sich der Kreis nicht, sondern zwischen ihnen
und den Nationalsozialisten klaffte eine L�cke, die sich um so weniger schlie�en
konnte, als die Nationalsozialisten und die Kommunisten bereits nur noch
dem Namen nach Parteien waren, in Wirklichkeit aber Horden, und zwar Horden
in Bundesgestalt und mit parlamentarischer Maske. Sie wollten Massenbewegungen
sein, gaben sich vor ihren gutwilligen Anh�ngern das Gesicht eines Bundes
und spielten nach au�en die Partei, um nicht verboten zu werden.
Den Bund kennzeichnet im Aufbau die gegenseitige Verpflichtung zwischen
Haupt und Gliedern, im Wesen der Geist, der sie verbindet, sei es nun ein
Glaube oder auch nur eine besondere Menschlichkeit, im Sinne der freiwilligen
Dienste an diesem Geiste und im Zwecke das Ziel, das er dem Haupte und den
Gliedern aufgibt.
Der Horde mangelt im Aufbau die Gegenseitigkeit, im Wesen der Geist,
im Sinne der freie Wille und im Zwecke das Ziel. An die Stelle der Gegenseitigkeit
tritt der einseitige Gehorsam, an die Stelle des Geistes das Programm, an
die Stelle des freien Willens der Zwang und an die Stelle des Zieles der
erstrebte Vorteil und Nutzen, sei es des Hordenf�hrers allein, sei es zugleich
seiner Garde oder der ganzen Horde.
Die Gestalt des Bundes anzunehmen empfiehlt sich der Horde, wenn
das Volk sich wieder nach Bund und Verbundenheit sehnt, weil die L�ge am
besten in Gestalt der Wahrheit zu wirken vermag und von ihren abgesplitterten
und selbst�ndig genommenen Teilen allein lebt. Mit der Wahrheit zu schwindeln,
ist nicht nur die beste, sondern es ist auch die einzige Art der L�ge, die
Erfolg haben kann.
Und die Maske der Partei schlie�lich bietet sich von selber an, weil
in Verfallszeiten nicht das Volk, sondern der B�rger herrscht, welcher in
den Zweckverb�nden der unverbindlichen Parteien sich am besten darzustellen
und zu entfalten vermag. (...)
So sehen wir nicht nur an den �u�eren Fl�geln des Parteienhufeisens
zwei offenkundige Horden in Bundesgestalt und mit scheinb�ndischen Gliederungen
wie hier der SA oder der SS und dort dem Rotfrontk�mpferbunde, sondern auch
bis fast in die Mitte heran jede Partei bem�ht, sich eine Horde heranzub�ndigen
oder sich eines Bundes zu versichern. (...)
Zwischen den beiden Hordenfl�geln aber kochten die Einzelg�nger ihren
Trank und bildete sich Bund. Hier schlugen die Flammen von rechts nach links
her�ber, um der Feuerzange die n�tige Glut zu geben."
Auf den Zerfall der "Arminius"-Gruppe folgte ab Oktober 1927 die Zeitschrift "Der Vormarsch", urspr�nglich ein Blatt von Kapit�n Ehrhardts Wikingbund. Die Schriftleitung lag bei Ernst J�nger und Werner Lass, dem F�hrer der Schill-Jugend, einem ehemaligen Gefolgsmann des Freikorpsf�hrers Ro�bach mit starkem Einflu� in der HJ. Hielscher variierte hier weiterhin seine bekannten Thesen. Der "Vormarsch" wurde zum Zentrum einer bewu�t provokativen Militanz. Es kam zur Bildung kleiner revolution�rer Zirkel, die �ber die Grenzen der B�nde und Parteien zusammenarbeiten. Engere Verbindungen unterhielt der "Vormarsch"-Kreis zur NSDAP, die sich durch ihren sozialrevolution�ren Charakter zusehends von den anderen Rechtsverb�nden absonderte. Unterhalb der agitatorischen Ebene verkehrte Hielscher in diversen Zirkeln, von denen vor allem der Salon Salinger zu nennen ist. Der j�dischst�mmige Hans Dieter Salinger, Beamter im Reichswirtschaftsministerium und Redakteur der "Industrie- und Handelszeitung", versammelte hier einen bunt zusammengew�rfelten Kreis um sich. Neben Hielscher sind hier Ernst von Salomon, Hans Zehrer, Albrecht Haushofer, Ernst Samhaber oder Franz Josef Furtw�ngler, die rechte Hand des Gewerkschaftsf�hrers Leipart, zu nennen.
Im Fr�hjahr 1928 bildete Friedrich Hielscher, wohl inspiriert durch Salingers Kontaktpool und durch den Sch�lerkreis des Dichters Stefan George (vor allem in Aufbau und Methode), einen eigenen Zirkel um seine Person. Diesem Kreis fiel beispielsweise indirekt das Verdienst zu, den Brecht-Weggef�hrten Arnolt Bronnen f�r die revolution�re Rechte zu gewinnen. Nach dem R�ckzug J�ngers �bernahm Hielscher im Juli 1928 gemeinsam mit Ernst von Salomon die Leitung des "Vormarsches", dessen Auflage auf 5000 Exemplare gesteigert werden konnte. Der NS-Studentenbund warb um den unter Studenten und B�ndischer Jugend zugkr�ftigen Intellektuellen, um ihn als Veranstaltungsredner f�r sich zu gewinnen. Das Verbandsorgan der Ehrhardt-Anh�nger und rechten Paramilit�rs entwickelte sich zu einer �bernational-antiimperialistischen Monatszeitung, die jedoch durch die wirtschaftliche Inkompetenz von Verlagsleiter Scherberning behindert wurde.
Dem Zeugnis Ernst von Salomons zufolge war der Hielscher-Kreis in seiner Anfangsphase jedoch ein Tummelplatz menschlicher Intrigen und Eitelkeiten. Im Herbst 1928 reagierte Hielscher auf die sich abzeichnende Bauernrevolte in Norddeutschland mit der schw�chlichen Forderung nach Verminderung der Steuern und einer Agrarreform - offensichtlich hatte er das revolution�r-anarchistische Potential der entstehenden Landvolkbewegung nicht erkannt. Der ver�rgerte Salomon urteilte im Februar 1929: "Hielscher hat sich f�r mein Empfinden v�llig ausgesch�pft, was er betreibt, ist Leerlauf, schade um ihn. Aber er erkennt das selber nicht, will die Dinge forcieren und erreicht dadurch erst recht nichts. Au�erdem f�hrt er einen absonderlichen Lebenswandel, der an seinen Nerven zehrt. Dabei haben die ganzen Leutchen...dickste Illusionen im Kopp..." Hielscher bilde sich ein, "man k�nne Politik ohne Macht, allein durch Geist und gute Verbindungen machen". Zugleich hielten die heftigen internen Auseinandersetzungen im Hielscher-Kreis mit Intrigen, Verleumdungen und Verd�chtigungen an. Salomon kehrte dem "Vormarsch" daraufhin mit der Bemerkung, hier m�sse noch einmal "bannig femegemordet" werden, den R�cken und schlo� sich den Landvolkterroristen an.
Trotz eines Hitler-Verdikts gegen den "Vormarsch", der angeblich mit dem "asiatischen Bolschewismus" lieb�ugele, stellte sich der m�chtige Gregor Strasser am 25. Oktober 1929 hinter die Gruppe. Ernst J�nger, Franz Schauwecker oder Friedrich Hielscher seien Beispiele f�r die steigende Tendenz, "da� der Nationalsozialismus beginnt, magnetgleich andere Kreise, andere bisher in ihrer Sph�re festgef�gte, gleichwertige Geister an sich zu ziehen." Am gleichen Tag schrieb Hielscher in den "Kommenden": "Sto�en wir also bei unserer nationalistischen Arbeit auf politische Handlungen der russischen Au�enpolitik, die gegen den Westen gerichtet sind, so werden wir diese Handlungen begr��en und nach M�glichkeit f�rdern. Sto�en wir auf die kommunistische Ideologie selbst, die auf dem dialektischen Materialismus beruht, so werden wir ihr das idealistische Bekenntnis zur Deutschheit entgegenzustellen haben; und wir werden nicht zu vergessen haben, da� der Sozialismus, den wir w�nschen, die Unterordnung der Menschen unter den nationalistischen Staat auf wirtschaftlichem Gebiet bedeutet, w�hrend der Sozialismus, den Marx anstrebt, das staatenlose, gr��tm�gliche Wohlergehen der gr��tm�glichen Zahl will."
Im Sommer 1929 legte Hielscher die Chefredaktion des "Vormarsch" nieder, um sich einem eigenen Zeitschriftenprojekt und einem weltanschaulichen Grundlagenwerk zu widmen. Die Monatsschrift "Das Reich" sollte sich zu einem der ma�geblichen Bl�tter der nationalrevolution�ren Szene entwickeln, in der die brillantesten K�pfe aus der Grauzone zwischen NSDAP und KPD zu Wort kamen. In der Rubrik "Vormarsch der V�lker" gew�hrte man den antikolonialen Befreiungsbewegungen und ihren Vertretern breiten Raum, folgerichtig spielten auch vulg�rgeopolitische Betrachtungen eine Rolle. Um die Jahreswende 1930/31 beteiligte Hielscher sich gemeinsam mit J�nger und Paetels Sozialrevolution�ren Nationalisten an der Deutsch-Orientalischen Mittelstelle zur F�rderung des antiimperialistischen Befreiungsnationalismus. Gelder beschaffte Franz Schauwecker vom Stahlhelm-nahen Frundsberg-Verlag, und neben dem altgedienten Putschisten F.W. Heinz sollte Schauwecker sich zu einem der enthusiastischsten Hielscher-Gefolgsleute entwickeln. Weitere Finanzmittel kamen vom unvermeidlichen Kapit�n Ehrhardt. Die Deb�tausgabe des "Reiches" erschien am 1. Oktober 1930, und kein Geringerer als Ernst J�nger steuerte zur Er�ffnung einen Beitrag bei.
Hielscher
selbst schrieb in "Die letzten Jahre", Weimar und mit ihm die
Wilhelminische Ordnung seien im Zerfall begriffen, es gehe wie seine Parteien
bis hin zu NSDAP an Selbstzersetzung infolge von Unf�higkeit der F�hrer
zugrunde. Die Weltwirtschaft kranke an der Weimarer Republik wie an einer
unheilbaren Wunde. Asien blicke g�rend auf Deutschland, von wo der Funke
kommen sollte, der den letzten Sprengstoff entz�ndet:� "Die Versuche
des Westens, von der Wirtschaft her die kommende Gefahr zu bannen, verfangen
nicht mehr. Die M�chte des Ostens tasten eine jegliche nach einem neuen
Halt; aber keine hat die L�sung. Niemand wei� weiter. Und in dem deutschen
Raum inmitten dieser tausendf�ltigen Verwirrung brodelt es unaufh�rlich.
Hier
ist der Ort und hier liegt die Aufgabe f�r die Menschen des Reiches, die
durch den Weltkrieg hindurchgegangen sind; des heimlichen Reiches, das inmitten
der V�lker sichtbare Gestalt annehmen will. Wer dem Weltkriege seine Haltung
und seine Zuversicht verdankt, wei�, da� er ein Sieg des Reiches gewesen
ist, den Osten erweckend, den Westen zersetzend, den Zusammenbruch des wilhelminischen
Fremdk�rpers vorbereitend...
Die Wissenden erkennen sich auf den ersten Blick. Sie haben einander gefunden
und finden sich weiter, seitdem die Verwandlung des Weltkrieges ihr Bewu�tsein
erf�llt hat. Seit dieser Zeit ist die Unruhe zur Arbeit geworden und die
Suche zum Entdecken...Die Menschen des unsichtbaren Kerns haben einander
entdeckt. Sie r�hren keinen Finger gegen den Westen, der sich imn Staat
der Weimarer Verrfassung so guit wie jenseits des Atlantischen Ozeans von
selbst zerst�rt. Was heute Erfolg hei�t, ist ihnen gleichg�ltig. Sie haben
die gro�e Geduld.
Denn die Entscheidung, die sich heute vorbereitet, liegt tiefer als irgend
eine Entscheidung der bisherigen Geschichte. An ihr sind alle M�chte beteiligt.
Der Weg zu ihr ist Bekenntnis und Staatskunst zugleich. Nur
wo beides ineinanderwirkt, geschieht d a s� R e i c h."
Neben dem
"Reich" widmete Hielscher sich weiteren publizistischen Projekten,
beispielsweise beteiligte er sich am 1931 von Goetz Otto Stoffregen herausgebenenen
Sammelband "Aufstand - Querschnitt durch den revolution�ren Nationalismus".�
Im Beitrag "Zweitausend Jahre" hie� es: "Das Kennzeichen,
durch welches sich unsere Geschichte von der jedes anderen Volkstums unterscheidet,
ist die wechselseitige Verschlungenheit von Innerlichkeit und Macht. Unsere
Innerlichkeit enth�lt den Willen zur Macht; und unsere Macht enth�lt den
Willen zur Innerlichkeit." Innerlichkeit und Machtwille wurden
durch den Einbruch des Christentums getrennt. Der Weg der Innerlichkeit
f�hrt von der Ursage �ber Mystik, Reformation und Idealismus bis hin zu
Nietzsche. Der Weg der Macht wiederum verlief von Theoderich den Gro�en
�ber Heinrich VI von Hohenstaufen, Gustav Adolf und Friedrich den Gro�en
bis zu Bismarck. Die wechselseitige Bezogenheit von Innerlichkeit und Macht
hatte niemals aufgeh�rt. Immer wieder erfolgten Anl�ufe, die Einheit beider
Begriffe herzustellen, und unter der Macht des Reiches alle germanischen
St�mme zu einen. "So ist nun in dreifachem Anlauf vor aller Augen
das Ziel errichtet worden, das die Macht des Reiches zu verwirklichen bestimmt
ist; und es bedarf der Waffe, mit der die Deutschen das ihnen jetzt sichtbare
Ziel erreichen k�nnen. Diese Waffe hei�t Preu�en. Preu�en
ist kein Stamm, sondern eine Ordnung. Es gibt nur Wahlpreu�en. Aus allen
St�mmen des Reiches str�men die wagemutigsten, abenteuerlichsten, kriegerischsten
Herzen zusammen; es entsteht der Staat Friedrich Wilhelms I und Friedrichs
des Gro�en."� Ziel war der Kampf gegen den westlichen Materialismus,
"und gerade gegen�ber diesem bereits in Deutschland eingedrungenen
Gift."
"Ob
Luther gegen Rom k�mpft, oder ob Goethe den Beginn des Johannesevangeliums
neu �bersetzt: �Im Anfang war die Tat' - immer dr�ngt die Innerlichkeit
zum Tun; sie enth�lt den Willen zur Macht, die Sehnsucht, die das Amt herbeiglaubt
und die Menschen zum Werke dr�ngt.
In Nietzsche
vollends wird dieser Drang zum bewu�ten Wollen: die Innerlichkeit erkennt
ihr Getriebenwerden als Willen zur Macht." Nietzsche forderte den "ins
Geistige gesteigerten Fridericianismus", bindet dieses neue Menschentum
an Gestalten wie Friedrich II von Hohenstaufen und Friedrich II. den Gro�en.
Auf Nietzsche und Bismarck folgte der Weltkrieg, der "trotz der scheinbaren
Niederlage den gr��ten Sieg bedeutet, den Deutschland jemals errungen hat".
"Zum ersten Mal, seit die Erde steht, gibt es keine voneinander abgetrennten
Kampffelder mehr, so wie es z.B. den ostasiatischen, den vorderasiatischen
oder den Kulturkreis des Mittelmeeres gegeben hat, sondern die Erde ist
ein einziges Schlachtfeld geworden, ein Chaos, in welchem alle Kr�fte zugleich
um den Sieg streiten, ein Chaos, das alle Kr�fte durch diesen Streit verwandelt
und von Grund auf umsch�pft."
Im gleichen Jahr legte Friedrich Hielscher sein mit Hilfe des Frundsberg-Verlages herausgebenes Grundlagenwerk "Das Reich" nach. Ein Volk entsteht Hielscher zufolge aus der Gemeinschaft von Schicksal und Bekenntnis. Das Blut erh�lt seinen Rang durch eine Entscheidung und nicht durch die Biologie. Deutschtum/Deutschheit leiten sich nicht durch Abstammung und staatliche Definition, ab, sondern aus Gesinnung und Glauben. Der Reichsbegriff wird vom politischen zum religi�s-metaphysischen, in der Geschichte wirkenden Prinzip einer f�derativen Ordnung Europas - unter F�hrung des preu�ischen Geistes. Die Nationalstaaten sollten sich in St�mme und Landschaften aufl�sen, und aus diesen verkleinerten Einheiten war etwas Gr��eres zu schaffen, das �ber die Nationalstaaten hinausging.
Erg�nzend hei�t es in "50 Jahre unter Deutschen": "In Wahrheit mu�...im Innern des Menschen angefangen werden, im eigenen zuerst und dann im Bunde mit denen, die des gleichen Willens sind. Aber das ist mit keiner noch so reinen Sittlichkeit zu schaffen, schon gar mit keiner Moral und vollends nicht mit Anordnungen und Vorschrift." Sondern nur der Glaube "gibt uns das Gesetz als das Gebot der G�tter"
"Das
Reich": "Die sch�pferische Kraft kann nicht auf dem einen Gebiet
wirken und auf dem anderen nicht. Sie kann nicht vor dem Alltag halt machen
oder vor den Umst�nden oder der Not. Sie erf�llt den ganzen Menschen. Er
mag anpacken, was er will, er mag versuchen, sich in nichtige Dinge zu fl�chten:
Die sch�pferische Kraft folgt ihm, sie treibt ihn weiter, und am Ende erkennt
er, da� alles, was er angefa�t hat und was ihm begegnet ist, notwendig und
gut gewesen ist um seines Werkes willen, f�r das er lebt, f�r das er gelebt
wird, das durch ihn hindurch wirkt. Darum bilden alle Menschen, hinter denen
ein und dasselbe Wesen steht, nicht auf irgendwelchen einzelnen Gebieten,
sondern ihr ganzes Leben hindurch, in jeder Hinsicht unabdingbar eine Einheit
des Wirkens. Es m�ssen ein und dieselben Ereignisse sein, die sie f�rdern
oder hemmen: ein und dieselben Begegnungen m�ssen f�r sie Tiefe oder Licht
bedeuten: sie haben dasselbe Schicksal, das hei�t aber: sie sind ein Volk.
Kein Ding in Raum und Zeit bindet endg�ltig: nicht die Abstammung, nicht
die Sprache, nicht die Umgebung. Dem alleine steht der einzelne frei gegen�ber.
Allein seine sch�pferische Kraft, die seinen Willen �berhaupt erst bildet,
aus dem sein Wille in jedem Augenblick gebildet wird, bindet ihn notwendig,
sie ist der Kern seines Wesens. Damit unterscheidet sich ein Volk von einem
blo�en Abstammungsverband und von jeder Verbindung, die nur durch �u�ere
Umst�nde zusammengehalten wird...Nur die seelische Besessenheit durch dieselbe
sch�pferische Kraft gestaltet aus einer Vielheit vertretbarer Menschen ein
Volk, indem ein und dieselbe Wirklichkeit durch die Tat bezeugt wird. Das
Volk ist Einheit des Bekenntnisses und des Schicksals. (...) Geduld ist
die oberste Tugend dessen, der verwandeln will. Wer keine Geduld hat, erreicht
nichts.
Die Entscheidung, die sich hier vorbereitet, bedeutet die vollkommene Vernichtung
der heutigen Ordnungen und G�ter; und es ist an der Zeit, mit jenen hoffnungslosen
Gedanken aufzur�umen, die noch retten wollen, was zu retten ist. Es ist
nichts mehr zu retten. Alle �u�eren Gestaltungen der Gegenwart brauchen
und unterst�tzen die westliche Verfassung des �ffentlichen und des Einzellebens.
Sie setzen die Heiligkeit des uneingeschr�nkten Eigentums voraus, den Verdienst
als treibenden Anreiz des Handelns und die Wohlfahrt aller als Ziel der
Gemeinschaften. Hier darf nichts gerettet werden. Die inneren G�ter aber,
die nicht des Westens, sondern des Reiches sind, sind unzerst�rbar. Wer
sie f�r gef�hrdet h�lt, kommt f�r die deutsche Zukunft nicht in Frage. Denn
er glaubt nicht an sie. Wer glaubt, zweifelt nicht.
Die Vernichtung dessen, was heute besteht, ist sogar notwendig. Denn da�
der Westen die Entscheidung gerade in dem Raume zwischen Rhein und Weichsel
sucht, liegt an dem Rang, den dieses Gebiet innerhalb der - westlichen -
Weltwirtschaft besitzt. Weil China, Indien und Ru�land bereits zum gr��ten
Teile aus ihr heraus gefallen sind, darf sie Deutschland nicht auch noch
verlieren, um keinen Preis. Sonst ist sie selbst verloren. Darum setzt der
Untergang des Westens die Vernichtung dessenh voraus, was heute Deutschland
hei�t, was mit dem Wesen des Reiches nur mehr den Namen gemeinsam hat.
Die Ereignisse des Drei�igj�hrigen Krieges werden gering vor dieser Zukunft.
Er hat die Erde noch nicht aufgerufen. Aber der Erste Weltkrieg hat es getan;
und dadurch wird die Wucht der n�chsten Jahre, der n�chsten Jahrzehnte,
der n�chsten Jahrhunderte gr��er, als die der f�nftausend Jahre bewu�ter
Erdgeschichte, auf die wir zur�ckblicken k�nnen. Wer von dem Werke, das
ihm obliegt, die Erha�ltung und Bewahrung �berkommender Dinge erwartet,
zeigt nur, da� er die Gr��e der Verwandlung nicht erkannt hat, in der die
V�lker seit 1914 leben.
Es gibt heute keine sichtbaren Werte des Reiches. Es lebt inwendig in den
Herzen; oder es w�rde nicht leben.Zerschlagen mu� das Eigentum werden, das
dem Westen geh�rt, das den westlichen Menschen geh�rt. Der Westen w�rde
l�ngst besiegt sein, wenn er nicht die Geister der Menschen gefangen h�tte,
wenn nicht wirklich jeder, der um seines Vorteiles willen lebt, damit zum
Werkzeuge, zum Untertan und Helfer des Westens w�rde. Zerschlagen mu� die
st�ndische Haltung werden, weil die hierarchische Befriedung der St�nde,
die - gutgl�ubig oder nicht gutgl�ubig - vom S�den her verk�ndet wird, nur
der pax Romana, der friedevollen Herrschaft Roms sich einf�gt, welche die
V�lker dem Heiligen Stuhle unterwirft, und weil die Ziele Roms mit denen
des Westens gemeinsam auf die Erhaltung des Staates der Weimarer Verfassung
gerichtet sind. Zerschlagen mu� die M�glichkeit der kolonialen Ausdehnung
werden, weil der Herrschaftsanspruch des Reiches nichts mit dem kolonialen
M�rktekampf zu tun hat, weil, nicht nur der Begriff der �Kolonie',
sondern auch jedes koloniale Streben dem Willen zur prosperity und nicht
dem Willen zur Macht dient.
Man darf gewi� sein, da� die allern�chsten Jahre diese Vernichtung vorbereiten
und f�rdern werden. Jener Gleichlauf der Selbstzersetzung des Westens und
des Aufbaus der Reichszellen, jene langsame und z�gernde Ann�herung zweier
Bahnen, die sich erst im Augenblick der Entscheidung �berschneiden, deren
�berschneidung der entscheidende Augenblick ist, pr�gt sich bereits heute
- und von Tag zu Tag mehr - in der Verelendung des Volkes aus. Es wird nicht
f�nf Millionen, sondern f�nfundzwanzig Millionen Arbeitslose geben. Es wird
nicht mehr Ha� und Hoffnung geben, sondern nur noch Verzweiflung und Zuversicht.
Diese Zuversicht, welche die kommende Vernichtung bejaht, glaubt an das
unvernichtbare ewige Wesen des Reiches. Sie wei�, da� im Wandel der sichtbaren
Geschichte immer nur die unsichtbare Wirklichkeit lebt. Sie wei�, da� eine
jede Kraft des Ewigen selber unwandelbar und ewig ist, und da� kein Werk,
kein sch�pferisches Tun um des zeitlichen Seins willen geschieht, sondern
immer und nur um der Macht des Reiches willen, welches sein zeitliches Reden
und Schweigen, Tun und Stillesein, sichtbares oder verborgenes Bildnis herauff�hrt,
wie es ihm beliebt. Das kriegerische Herz verwechselt die zeitliche Erhaltung
nicht mit der g�ttlichen Unsterblichkeit. Es ist unsterblich und freut sich
der zeitlichen Vernichtung als der B�rgschaft seiner un�berwindlichen Gewalt.
Der Untergang, dem sich die Deutschen, und das hei�t immer und immer wieder:
die Menschen des Reiches, heute aussetzen, f�hrt die Freiheit herauf, um
die seit der ersten Schlacht des Ersten Weltkrieges gek�mpft wird, die Freiheit,
welcher als erw�nschtes Werkzeug der Westen selber dient, dessen Griff �ber
die Erde das Zeitalter der gro�en Kriege des Reiches erm�glicht."
5. Unterirdisch im Dritten Reich
Die Nationalisten alten Schlages und die KPD konnten hier begreiflicherweise nicht folgen. Ernst Niekisch urteilte: "Das ist ja nicht mehr Nationalismus". Alfred Kantorowicz erkannte in der Vossischen Zeitung am 14. September 1931 als einer der wenigen, wohin die Reise ging: Das sei weder Politik noch Philosophie, sondern Theologie. Otto-Ernst Sch�ddekopf bemerkt sehr treffend, die Disproportion zwischen dem engen deutschen Nationalismus des 19. Jahrhunderts und den heraufnahenden globalen Machtk�mpfen suchte man im radikalen Nationalismus Weimars zu �berwinden. Der Sprung in die Freiheit durch die Idee des "Reiches" der Deutschheit, die mit den Voraussetzungen des deutschen Nationalstaates nichts mehr zu tun hat - der Nationalsozialismus bedeutete demgegen�ber einfach Reaktion. Kollektivistisches Denken und bolschewistische Lebensform wurden als typenbildende Kraft akzeptiert. So konnte man die alten Massenparteien aus den Angeln heben und sich selbst als die die Zukunft des Reiches bestimmende Kraft definieren.
Nach der NS-Machtergreifung stellte Friedrich Hielscher die Herausgabe des "Reiches" ein, um sich der unterirdischen Arbeit gegen den Hitlerismus zu widmen. Ziemlich zutreffend rechnete er mit einer Dauer des Tausendj�hrigen Reiches von ca. 12 Jahren, w�hrend der Gro�teil der nationalrevolution�ren Parteig�nger Hitler zu diesem Zeitpunkt nicht ernst nahm. W�hrend Pers�nlichkeiten wie Schauwecker sich der neuen Ordnung anpa�ten, blieben Friedrich Hielscher, die Gebr�der J�nger und Ernst Niekisch als intellektuelle Kristallisationspunkte des nationalrevolution�ren Untergrundes. Der Hielscher-Zirkel entwickelte sich zu einer kleinen Untergrundzelle, zu der auch der ehemalige Ehrhardt-Adjutant Franz Liedig geh�rte. �ber Liedig und August Winnig hielt die Gruppe lockeren Kontakt zu oppositionellen Milit�rs. Verbindungen bestanden zur sozialdemokratischen Gruppe um Mierendorff, Leuschner, Haubach und Reichwein.
Von gr��erer spiritueller Bedeutung war die 1933 nach dem Umzug nach Potsdam erfolgte Gr�ndung der Unabh�ngigen Freikirche UFK als heidnisch-pantheistischer Glaubensbewegung auf indogermanischer Grundlage: "Ich glaube an Gott den Alleinwirklichen. Ich glaube an die ewigen G�tter. Ich glaube an das Reich." Heidnische Elemente aus der deutschen Klassik und Romantik wurden mit dem ketzerischen Pantheismus eines Johannes Scotus Eriugenas, Nietzsche und dem �berlieferten keltisch-germanischen Volksglauben verkn�pft zu einer sehr bald f�r Au�enstehende �u�erst schwer zu erfassenden theologischen Einheit. Die Theologie der UFK war kein statisches Gebilde, sondern wie das Reich eine dynamisch weiterzuentwickelnde Aufgabe.
1934 beteiligte
Hielscher sich am von Curt Horzel herausgegebenen Sammelband "Deutscher
Aufstand" und ver�ffentlichte wahrhaft prophetische S�tze: "Erster
Satz: Der wilhelminische Staat hat den Krieg verloren, aber Deutschland
hat ihn gewonnen.
Zweiter
Satz: Deutschland hat den Krieg nicht nur dadurch gewonnen, da� es neue
innere Kraftquellen erschlossen hat, sondern auch durch die Ersch�tterung
der ganzen Erde, durch die alle Voraussetzungen aller V�lker ins Wanken
geraten sind.
Dritter Satz: durch die von Deutschland ausgehende Ersch�tterung
ist es zum entscheidenden Lande auch des vor uns stehendem Zweiten Erdkrieges
geworden." Diesen hatten schon Nietzsche, Trotzki und Ludendorff prophezeit.
"Es leuchtet ein, da� dort, wo alle Kr�fte sich �berschneiden, die
Entscheidung fallen mu�."
Der Kampf zwischen Imperialismus und Revolution wird hier ausgefochten,
zwischen Bolschewismus und Hochkapitalismus, zwischen Asien und West. Deutschland
als Land der Mitte sucht nach einer Synthese zwischen den Gegens�tzen. Als
Ausweg forderte Hielscher den Kontinentalblock Deutschland-Sowjetunion-China.
Eine beinahe antik anmutende Trag�die nahm ihren Anfang, als Hielschers Freund und Sch�ler Wolfram Sievers 1935 zum Gesch�ftsf�hrer der SS-nahen Kulturstiftung Ahnenerbe avancierte. Die v�lkisch-indogermanischen Elitevorstellungen der Hielscher-Gruppe trafen sich durchaus mit denjenigen der SS. Hatte Hielscher sich in den Elfenbeinturm zur�ckgezogen, so versuchte der aktivistische Praktiker Sievers nun, das Konzept in die Tat umzusetzen und geriet au�er Kontrolle. Zun�chst beteiligte der Gesch�ftsf�hrer sich daran, das b�uerlich-defensive Element des Reichsn�hrstandes aus dem Ahnenerbe hinauszudr�ngen und stattdessen dem soldatischen Charakter der SS-Ideologie mehr Platz zu verschaffen. Von Bedeutung war neben fr�hgeschichtlichen, volkskundlichen und indogermanologischen Forschungen z.B. der Versuch, die deutschen Hochschulen zwecks Schaffung eines neuen wissenschaftlichen Geistes von der Schutzstaffel infiltrieren zu lassen. Im Januar 1941 legte Sievers in einem internen Memorandum die Ziele der Erforschung von Raum, Geist und Tat des nordischen Indogermanentums dar: "Hauptziel ist es, vom Kulturellen her in Deutschland selbst das Reichsbewu�tsein neu zu wecken, bezw. zu vertiefen, von dessen einstiger Gr��e beispielsweise ein Stra�burger M�nster, die Prager Burg, das Fuggerhaus auf dem Warschauer Altmarkt, die flandrischen Tuchhallen noch heute Zeugnis ablegen �ber Jahrhunderte hinweg, in denen das Reich schwach und im b�hmisch-m�hrischen Raum, in den Niederlanden, im Flamentum, in der Schweiz das Gef�hl der Zugeh�rigkeit zum Reich verloren gegangen war. Es wird notwendig sein, die Verbindungen blo� zu legen, die dennoch niemals abgerissen sind, die �berfremdung durch Kirche, Liberalismus, Freimaurerei und Judentum hinwegzur�umen und die Wiedervereinigung der Menschen germanischen Blutes im Reich zu erleichtern, das - lange seiner selbst durch internationale Ideologien entfremdet - trotz allem germanische Art am st�rksten gewahrt hat."
Mit Kriegsausbruch verstrickte das Ahnenerbe sich in kulturelle Beutez�ge im besetzten Europa und in verbrecherische Menschenversuche, die Sievers nach dem Zusammenbruch die Hinrichtung einbringen sollten. Immerhin gestattete die T�tigkeit f�r das Ahnenerbe ab 1937 auch Hielscher, unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Auftr�ge umherzureisen und Verbindungen zu Oppositionellen zu halten. Am 2. September 1944 wurde er in Marburg wegen seiner Beziehungen zu Mitverschw�rern des 20. Juli verhaftet und ins Berliner M�nnergef�ngnis an der Lehrterstra�e verbracht. Die Gestapo �bersah die Beziehungen zu Franz Liedig oder Hartmut Plaas und interessierte sich vor allem f�r die Kontakte zu Haubach, Reichwein und dem Grafen von der Schulenburg. Der alarmierte Sievers erwirkte am 19. Dezember 1944 die Haftentlassung. Hielscher mu�te sich zur Frontbew�hrung melden, die er bei einer Ersatz-Nachrichtenabteilung verbrachte, ohne auch nur einen Schu� abzugeben. Nach dem Zusammenbruch konzentrierte Friedrich Hielscher seine wissenschaftliche und weltanschauliche Arbeit auf das studentische Verbandsleben und die Unabh�ngige Freikirche.
"Der
Blick auf die Vergangenheit lehrt uns die Notwendigkeit, der Blick in die
Zukunft lehrt uns die Freiheit. Die Vergangenheit zeigt, was vorgegeben,
die Zukunft, was uns aufgegeben ist. Die Zeit ist weder unser Herr, noch
unser Feind oder Freund, sondern die Zeit sind wir selber als die Wandelnden
und sich Verwandelnden, und jeder ist es zu seinem Teile. Wer also der Zeit
absagt, sagt damit entweder anderen ab oder sich selbst und seiner eigenen
Aufgabe. Und zwar Anderen, die heute so herrschen, wie man nicht herrschen
sollte, oder sich, indem er jenen gehorcht.
Das
Zweite liegt uns fern. Und damit sind wir gebunden, der unrechten Herrschaft
die Wurzel abzugraben. Also doch gebunden? Jawohl; und wir haben nur die
Wahl, entweder gebunden im Gewissen und damit frei vor der Welt, oder unverbindlichen
Gewissens und damit der Welt untertan zu leben.
Auch ist
festzuhalten, da� die Freiheit oder Untert�nigkeit vor der Welt von anderer
Art ist als die Gebundenheit oder Ungebundenheit des Gewissens. Dort geht
es um unsere Bewegungsfreiheit, die wir zu verteidigen oder preiszugeben
uns entschlie�en m�ssen, hier um unsere Willensfreiheit, mit der wir uns
an das binden oder nicht binden, was uns im Gewissen geboten ist.
Und verkn�pft
sind beide, die Willens- und die Handlungsfreiheit, nur insoferne, als sich
�ber kurz oder lang der zweiten begibt, wer die erste mi�braucht."
(F�nfzig Jahre unter Deutschen)
�
Literaturhinweise:
Peter Bahn:
Glaube - Reich - Widerstand. Zum 10. Todestag Friedrich Hielschers, in:
wir selbst 1-2/2000
Louis Dupeux: "Nationalbolschewismus" in Deutschland 1919-1933,
M�nchen 1985
Friedrich Hielscher: Innerlichkeit und Staatskunst, Arminius 26.12.1926
Friedrich Hielscher: Der andere Weg, Arminius 30.01.1927
Friedrich Hielscher: Die Faustische Seele, Arrminius 13.02.1927
Friedrich Hielscher: Die Alten G�tter, Arminius 20.02.1927
Friedrich Hielscher: F�r die unterdr�ckten V�lker! Arminius 20.03.1927
Friedrich Hielscher: F�nfzig Jahre unter Deutschen, Hamburg 1954
Friedrich Hielscher: Das Reich, Berlin 1931
Curt Hotzel: Deutscher Aufstand, Stuttgart 1934
Michael H. Kater: Das "Ahnenerbe" der SS 1935-1945. Ein Beitrag
zur Kulturpolitik des Dritten Reiches, Stuttgart 1974
Markus Josef Klein: Ernst von Salomon. Eine politische Biographie, 1994
Limburg an der Lahn
Susanne Meinl: Nationalsozialisten gegen Hitler. Die nationalrevolution�re
Opposition um Friedrich Wilhelm Heinz, Berlin 2000
N.N.: Das Innere Reich, in Sturmgeweiht, Ausgabe Sommer 1995
Karl O. Paetel: Versuchung oder Chance? Zur Geschichte des deutschen Nationalbolschewismus,
G�ttingen 1965
Otto Ernst Sch�ddekopf: Linke Leute von Rechts. Nationalbolschewismus in
Deutschland von 1918-1933, Stuttgart 1960
Sonnenwacht. Briefe f�r Heiden und Ketzer, Ausgabe 12, 2000
Goetz Otto Stoffregen (Hrsg.): Aufstand. Querschnitt durch den revolution�ren
Nationalismus, Berlin 1931
ZIRKULAR, Ausgaben 1 bis 3, 2001
�