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aus: „Deutsche Stimme“ 12/2001, Ver�ffentlichung mit Genehmigung des Verfassers
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Es begann
im Sommer 1973. Vertreter von sechs parteiunabh�ngigen Organisationen,
die sich den Sturz des BRD-Systems auf die Fahne geschrieben hatten, trafen
zusammen. Alle waren dem Ziel einer klassenlosen Gesellschaft marxistisch-leninistischer
Pr�gung verpflichtet. Haupttr�ger waren die �Kommunistische
Gruppe/Neues Rotes Forum� Mannheim/Heidelberg und der Kommunistische
Bund Bremen, hinzu kamen der KB G�ttingen, der KB Osnabr�ck, der
KB Wolfsburg und der �Bund Kommunistischer Arbeiter� Freiburg.
Zwanzig weitere Organisationen galten als Sympathisanten. Am 12.Juni wurde
auf einer Gr�ndungskonferenz eine Erkl�rung ver�ffentlicht,
als deren Folge die gr��te revolution�re Organisation Deutschlands
nach dem 2.Weltkrieg hervorgehen sollte: Der Kommunistische Bund Westdeutschland,
besser bekannt unter seinem K�rzel KBW. 10 Jahre betrieb er Hochleistungsaktivismus,
stieg steil auf, wurde mit Verbot bedroht und zerfiel letztendlich doch wieder.
Von Anfang an gab es heftige Richtungsk�mpfe innerhalb des KBW. Die �harte�
Linie um die beiden charismatischen KBW-F�hrer, den Romanistiker Hans-Gehard
�Joscha� Schmierer und Martin Fochler, warfen ihren Gegnern �Reformismus�
und �Revisionismus� vor - Eine Abweichung vom Hauptziel
der Zerschlagung des b�rgerlichen Staatsapparates. So wurde schon Ende
1973 der Kern der Bremer Ortsgruppe, die immerhin Gr�ndungsmitglied war,
aus dem KBW ausgeschlossen.
Programmatik
Von Anfang
an stand der KBW zu den Prinzipien des Marxismus-Leninismus (ML) und den Ideen
Maos. Er forderte die Errichtung der Diktatur des Proletariats durch die Zerschlagung
des b�rgerlichen Staatsapparates. Das stehende Heer sollte durch die
allgemeine Volksbewaffnung ersetzt werden, um so das eigene Land zu sch�tzen.
Der KBW unterst�tzte die �Drei-Welten-Theorie� der KP Chinas.
Die Theorie unterteilte Nationen in die beiden Superm�chte als �erste
Welt�, deren Lakaienstaaten wie z.B. BRD und DDR, als die �zweite
Welt� und eben in die �dritte Welt�. Es galt vor allem,
die �erste Welt�, also den US-Imperialismus und den �Sozialimperialismus�
der Sowjetunion zu bek�mpfen. Erst wenn diese imperialistischen M�chte
zerfallen, sei eine endg�ltige Befreiung der V�lker der Welt m�glich.
Aus diesem Grund forderte der KBW z.B. ein wiedervereinigtes sozialistisches
Deutschland, einen demokratischen Friedensvertrag f�r Deutschland, Aufl�sung
von NATO und Warschauer Pakt.
Wie alle links-revolution�ren Organisationen war der KBW streng dem Prinzip
des �demokratischen Zentralismus� unterworfen. Im Statut hie�
es dazu lapidar: �Jede Leitung bedarf der Best�tigung durch das
jeweils h�here Leitungsorgan (…) Die Minderheit ist verpflichtet,
sich den Beschl�ssen der Mehrheit unterzuordnen; die unteren Leitungsorgane
sind verpflichtet, sich den Beschl�ssen der oberen Leitungsorgane unterzuordnen�.
Dieses Prinzip, das �brigens ein wichtiger Aspekt beim KPD-Verbot 1956
war, macht deutlich, da� es mit der innerparteilichen Demokratie nicht
weit her war. Vom �Demokratischen Zentralismus� blieb nur der
Zentralismus. Ein monatelanges Schiedsverfahren, wie z. B. in der NPD �blich,
gab es im KBW nicht. Gemacht wurde, was von �oben� vorgegeben
war. Denn der KBW verstand sich nicht als Partei, sondern als eine Organisation,
die eine revolution�re Bewegung hervorbringen wollte.
Organisationsentwicklung
Mitglied
im KBW zu sein war etwas anderes, als Mitglied in irgendeiner b�rgerlichen
Partei. Das Statut des KBW schrieb eine 6-monatige Kandidatenzeit �zum
Zweck der politischen Bew�hrung, Schulung und Einf�hrung in die
Arbeit der Organisation� vor. W�hrend dieser Zeit hatte der Kandidat
�in einer Grundeinheit mitzuarbeiten und dieselben Pflichten wie die
Mitglieder� Er hatte nur beratende Stimme und konnte keine Leitungsaufgaben
�bernehmen. Die Praxis war f�r Kandidaten und Mitglieder zum Teil
brutal.
F�r KBW-Kader sah eine normale Woche wie folgt aus: Montag 5.30-7.30
Uhr Verkauf der w�chentlich erscheinenden �Kommunistischen Volkszeitung�
(KVZ) vor einem Werkstor oder auf dem Bahnhof. Montag abend Zellensitzung
(kleinste Organisationseinheit). Dienstag fr�h ebenfalls KVZ Verkauf,
genauso Mittwoch. Mittwoch abend Schulungsartikel aus dem theoretischen Organ
�Kommunismus und Klassenkampf�. Samstags Aktionen (zumeist Infost�nde
mit Zeitungsverkauf), der ganze Sonntag blieb f�r die Schulung der Klassiker
(der Autor studierte z. B. Hegels �Anti-D�hring� und �Dialektik
der Natur� etc.). An freien Nachmittagen wurden Flugbl�tter verteilt,
zwischendurch gab es auch noch umfangreichere Schulungen (zumeist �ber
drei Tage), wie z. B. das komplette �Kapital� von Karl Marx, f�r
die man in die Frankfurter Zentrale reisen durfte. F�r Mitglieder von
Lenkungsorganen kamen diverse Wochensitzungen hinzu. Aus der pers�nlichen
Erfahrung des Autors heraus hielt wohl weniger als ein Drittel der Kandidaten
diese Zeit durch. Ein Ausweichen, Nichterscheinen oder sonstige Inaktivit�t
gab es nicht. Sp�testens auf der n�chsten Zellensitzung wurde an
dem �Abweichler mit b�rgerlichen Tendenzen� unbarmherzig
Kritik ge�bt. Es gab nur eins: dabei sein oder eben nicht.
Trotz enormer Belastungen ging der Organisationsaufbau rasch vor sich: Am
25. November 1973 bestand der KBW bereits aus 25 Orts- und Ortsaufbaugruppen
mit 868 Mitgliedern. Am 25. M�rz 1974 wuchs die Organisation auf 1.208
Mitglieder und gliederte sich in 36 Gruppen in 36 St�dten. Bis Ende 1974
stieg die Mitgliederzahl auf 1.500 in 45 Orts- und Ortsaufbaugruppen an. In
etwa 60 weiteren Orten gab es Sympathisantengruppen. Anfang 1975 waren es
bereits 1.700 Mitglieder, im Mai 1977 2.600.
An der Spitze des KBW stand ein 13k�pfiges Zentralkomitee (ZK), das aus
seiner Mitte einen 5k�pfigen �St�ndigen Ausschu߫
w�hlte, der zwischen den ZK-Plenartagungen dessen Aufgabe wahrnahm. Ferner
w�hlte das ZK aus seinen Reihen einen �Sekret�r� als
�Chef�. W�hrend der gesamten Zeit war dies Joscha Schmierer.
Die Mitglieder des St�ndigen Ausschusses und der ZK-Sekret�r wurden
von der Organisation bezahlt. Das Zentralkomitee selbst wurde von dem h�chsten
Parteiorgan, der Delegiertenkonferenz, alle zwei Jahre (anf�nglich j�hrlich)
gew�hlt.
1976 straffte der KBW seine Organisation: Anstelle der etwa 100 Ortsgruppen
bildete der KBW mit Billigung der 3. Delegiertenkonferenz 40 Bezirksverb�nde,
die in Regionalverb�nden zusammengeschlossen waren. Unter den Bezirken
gab es hunderte �Zellen�, die eine Stadt, einen Stadtteil, ein
Krankenhaus, eine Fabrik etc. abdeckten. Die 2.600 Mitglieder von 1977 waren
statistisches Zenit. Hinzu kamen 2.100 Studenten, die im �Kommunistischen
Hochschulbund� (KSB) organisiert waren, knapp 800 (vornehmlich Akademiker),
die in der �Gesellschaft zur Unterst�tzung der Volksk�mpfe�
(GUV) organisiert waren und 540 Sch�ler aus dem �Kommunistischen
Jugendbund� (KJB) und dem �Kommunistischen Obersch�lerbund�
(KOB). Mit den Mitgliedern der Lesezirkel sowie den Sympathisanten und Kandidaten
kam der KBW auf �ber 7.000 zu allem bereiten Kadern mit �u�erst
gro�em Gewaltpotential.
Anf�nglich waren im Zentralkomitee noch viele �68er� wie
z.B. der Sekret�r des ZK Hans-Gerhart �Joscha� Schmierer,
der einst den SDS in Heidelberg f�hrte. Dies �nderte sich rasch,
denn vor allem junge Menschen kamen hinzu. Der Altersdurchschnitt betrug 1975
23,9 Jahre und stieg auch bis zum H�hepunkt 1977 nur auf 24,8 Jahre.
Selbst zum Ende der Organisation war mehr als die H�lfte der Mitglieder
j�nger als 26 und nur ein Zehntel �lter als 33 Jahre. Waren anf�nglich
kaum Frauen in der Organisation, so �nderte sich dies ebenfalls sehr
schnell. Vor allem auf junge Frauen �bte der KBW eine magische Anziehungskraft
aus. So waren 1977 ein Drittel der Zellenleiter weiblich, vor allem in den
Bezirken gab es viele �Chefinnen�. Diesen Begriff durfte man w�rtlich
nehmen, denn Frauen galten im KBW als besonders einsatzbereit und belastbar.
Sie trieben die Mitglieder noch unbarmherziger an als viele ihrer m�nnlichen
Genossen.
Konstant blieb hingegen das soziale Profil der Mitglieder. Der gro�e
Teil der Mitglieder hatte Abitur oder eine h�here Bildung. Viele gebildete
Kader gingen freiwillig in die Betriebe, um dort politisch zu agitieren. Der
Autor selbst �durfte� trotz Fachhochschulreife erst einmal in
seinem erlernten Beruf arbeiten, um den Aufbau einer Zelle in einem Betrieb
zu organisieren. Viele kamen dazu, die sich trotz universit�rer Ausbildung
in einen Betrieb schicken lie�en. Die Zahl der Arbeiter blieb hingegen
�ber Jahre gering.
Die Fluktuation innerhalb des KBW war gro�. Nach Sch�tzungen eines
ZK-Mitgliedes sind w�hrend der knapp 10j�hrigen Existenz des KBW
�fast 20.000 Menschen irgendwie dabeigewesen�.
�Kampf um die K�pfe�
Herausragendes Merkmal bei dem, was wir heute �Kampf um die K�pfe�
nennen, war der Verkauf der w�chentlichen �Kommunistischen Volkszeitung�
(KVZ). Die KVZ wurde anf�nglich in einer Auflage von 50.000 hergestellt,
pendelte sich sp�ter aber auf konstante 30.000 pro Woche ein. Echte Verk�ufe
waren davon ca. 25.000 St�ck je Woche. Ein enormes Arbeitspensum war
erforderlich. Jede Zelle bekam eine zu erreichende Verkaufszahl genannt. �berall
wurde mit dem Zentralorgan agitiert: Bei Verwandten, im Betrieb, an Infost�nden,
bei Demos und auf allen �ffentlichen Pl�tzen. Hilfreich war vor
allem, da� die KVZ mit 40 Regionalbeilagen erschien. Das theoretische
Organ �Kommunismus und Klassenkampf� erschien monatlich in einer
Auflage von 10.000 (1975: viertelj�hrlich 15.000). Es wurde vor allem
in speziell eingerichteten Lesezirkeln verkauft und geschult. Das Programm
und Status des KBW erschien bis 1977 immerhin in einer Gesamtauflage von 150.000
Exemplaren. Hinzu kamen eine nicht zu untersch�tzende Anzahl verkaufter
Schriften des KBW (wie z. B. das Buch �Solange es Imperialismus gibt,
gibt es Krieg�) und der �Klassiker� des Marxismus-Leninismus.
Jeder Bezirk hatte mehrere Betriebszellen, die meistens eine revolution�re
Betriebszeitung herausgaben. Der Autor selbst war Schriftleiter der �FZA-Zeitung�,
die monatlich an Arbeiter kostenlos verteilt wurde. Hinzu kamen Milit�rzeitungen,
Stadtteilzeitungen, Jugendzeitungen und unz�hlige Schriften der Nebenorganisationen.
Tonnen von Papier wurde in endlosen N�chten produziert und verkauft oder
verteilt.
�Kampf um die Stra�e�
Der KBW hatte eine seiner Wurzeln aus den K�mpfen gegen die Fahrpreiserh�hungen
im �ffentlichen Nahverkehr in Frankfurt/M. Anfang der 70er Jahre. Die
drastischen Erh�hungen des Verkehrsverbundes f�hrte auch in der
Bev�lkerung zu gro�em Unmut. Der KBW sammelte zehntausende Unterschriften.
In allen Stadtteilen gelang die Gr�ndung von Fahrpreiskomitees, �berall
gab es gut besuchte Veranstaltungen. Am Tag �X�, an dem die Fahrpreise
erh�ht wurden, war Frankfurt mit Plakaten zugekleistert. Nichts ging
mehr. Die Stadt war im Ausnahmezustand. Eine Woche lang herrschte Chaos. Trotz
Demonstrationsverbot gab es immer wieder gro�e Demos. Der Nahverkehr
ruhte, die Kaufhausbesitzer waren hinsichtlich des tagelang durch die Stadt
ziehenden Geruchs des CS-Kampfgases gereizt und die Polizei ging mit immer
gr��erer H�rte vor. Trotzdem ruhte eine Woche fast der gesamte
Nahverkehr der Bankenmetropole. Gerade der KBW war es, der zu jener Zeit ohne
die damals noch erlaubten Gasmasken und Helmen in vorderster Front k�mpfte.
Der KBW setzte auch keine Steine oder Molotow-Cocktails ein, wie dies von
den �Spontis� praktiziert wurde, die mit dem KBW allerdings immer
in einem Atemzug genannt wurden (zu den bekanntesten Spontigruppen jener Zeit
z�hlte die �Putztruppe�, aus der auch der amtierende Bundesau�enminister
hervorging). Die Fahrpreiserh�hungen konnten zwar nicht verhindert werden,
doch immerhin mu�te der Oberb�rgermeister Arndt (SPD) wegen der
�Frankfurter Woche� seinen Hut nehmen.
Demonstrationen waren seit dieser Zeit neben Infost�nden ein wesentlicher
Bestandteil des Kampfes um die Stra�e. Der H�hepunkt dabei war
in den Jahren 1976/77 erreicht. Beim Kampf gegen das KKW Brokdorf mobilisierte
der KBW im Februar 1977 seine Nordverb�nde. Die �graue Eminenz�
des KBW, der zweite Mann nach Joscha Schmierer, Martin Fochler, gab die Parole
�Die Festung schleifen� aus. Doch schon damals verhinderten Leute
um J�rgen Trittin (damals KB-Nord) die Erst�rmung des Bauplatzes.
Eine Revanche f�r die schmachvolle Niederlage von Brokdorf gab es wenig
sp�ter im norddeutschen Grohnde, als der KBW den Angriff auf das AKW
befahl und niemand den Sturm von fast 15.000 gewaltbereiten Angreifern aufhalten
konnte, obwohl die Polizei damals �u�erst grobschl�chtig vorging.
Gewalt
Als am 7. April 1977 das Fahrzeug von Generalbundesanwalt Buback von Kugeln
durchsiebt auf der Stra�e stand und sich der General schon liegend unter
einer Plastikplane befand, kam der zweite Mann des KBW in eine Sitzung und
sagte, als er die Bilder das erste Mal sah: �Echt umgenietet? Mit MPs
vom Motorrad runter? Sauber!� Dies beschreibt deutlich, da� es
im KBW �u�erst gro�e Sympathien f�r den individuellen
Terrorismus gab. Ansonsten aber war die Politik des KBW darauf ausgerichtet,
einen bewaffneten Volksaufstand herbeizuf�hren - mit dem Ziel,
das kapitalistische System zu st�rzen. Individualaktionen, wie die der
RAF, so die Vorgabe, br�chten nichts. Bei Demonstrationen hingegen war
der KBW immer zu �u�erstem Widerstand gegen die Polizei bereit.
Interessant war, da� der KBW fast �berall dort auch die meisten
W�hlerstimmen und Anh�nger hatte, wo er am gewaltt�tigsten
war. In Heidelberg f�hrten die heftigsten Schlachten in der Geschichte
der Stadt immerhin zum Einzug in den Stadtrat. Der Stern bemerkte am 10. Juli
1975 dazu: �Mit Holzlatten, kleinen Molotow-Cocktails, Steinen, Flaschen
und Eisenstangen w�teten bundesdeutsche Maoisten gegen den Beschlu�
der Heidelberger Stadtv�ter, den Fahrpreis der defizit�ren Berg-
und Stra�enbahnen um 25 Prozent auf 1,25 DM anzuheben. Die Schlacht
von Heidelberg (200 Schwerverletzte) war f�r Maos Revolution�re
nur der Auftakt. &Mac221;Wir werden den Kampf gegen die Auspl�nderung
der b�rgerlichen Gesellschaft auf den Stra�en vorantreiben&Mac220;,
erkl�rte die maoistische Stadtr�tin Helga Rosenbaum, 32, die f�r
den Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) vor zwei Monaten mit 6.000
Stimmen ins Gemeinde-Parlament einzog. Ihr Kaderchef, der 29j�hrige Martin
Fochler, will die brutalen Gewaltaktionen jetzt in den St�dten Frankfurt,
Mannheim und K�ln fortsetzen, weil auch dort in K�rze die Preise
im �ffentlichen Nahverkehr erh�ht werden. Fochler fanatisch: &Mac221;Ein
hei�er Sommer der politischen Ersch�tterung steht bevor. Unser
Vietnam ist die Bundesrepublik. Unser Aktionsfeld ist der Betrieb, die Schule,
die Stra�e&Mac220;�.
�Kampf um die Parlamente�
Der KBW beteiligte sich auch an Wahlen. Die Ergebnisse lagen meist unter einem
Prozent. Dies st�rte niemanden, denn f�r den KBW waren Lenins Worte,
da� b�rgerliche Parlamente nichts als Schwatzbuden seien, die nichts
anderes verdienten, als vom Volk auseinandergejagt zu werden, verpflichtend.
Bei der Bundestagswahl 1976 erhielt der KBW lediglich 0,1 %. Wichtiger war
jedoch die absolute W�hlerzahl von 20.018 Zweitstimmen und 21.414 Erststimmen.
Sie ergaben eine recht genau Angabe dar�ber, wieviel Menschen derzeit
f�r den bewaffneten Umsturz des �Bonner Vasallenstaates�
waren. Vor allem war es interessant, da� die anderen, kleineren revolution�ren
Parteien, ebenfalls �ber 20.000 Stimmen erhielten. Seinen gr��ten
Wahlerfolg erzielte der KBW im Rahmen der Kommunalwahlen in Baden-W�rttemberg
im Mai 1975, als Helga Rosenbahm mit ca. 6.000 Stimmen in den Heidelberger
Stadtrat gew�hlt wurde und diesen als politische B�hne f�r
den bewaffneten Sturz des US-h�rigen kapitalistischen Systems nutzte.
Finanzen
Anders als die meisten Parteien hatte der KBW keine gr��eren Probleme,
sich zu finanzieren. Ein wichtiger Anteil bei der Finanzierung spielte der
Verkauf der KVZ und weiterer Publikationen, mit denen gutes Geld eingestrichen
wurde. Wesentlich waren jedoch die Beitr�ge. Es gab keine feste Beitragsordnung.
In jeder Zelle wurde festgelegt, was der einzelne Kader zu zahlen habe. Beitr�ge
von mehreren Hundert Mark (Stand 1977!) waren keine Seltenheit. Mitglieder,
die in einem Betrieb arbeiteten, gaben meistens ein Drittel ihres Einkommens
ab. Intern gab es eine 1.000-DM-Grenze. Alles, was ein Mitglied dar�ber
hinaus verdiente, sollte abgef�hrt werden. Der Autor dieses Beitrages
verdiente w�hrend seiner Mitgliedszeit als Facharbeiter 1.300 DM netto
und zahlte davon 500 DM Beitrag. Dazu kamen Spenden. Einzelne Kader brachten
ganze Verm�gen und Erbschaften ein. Mitte der 70er Jahre betrug das j�hrliche
Beitrags- und Spendenaufkommen ca. 5 Mio. DM und der Erl�s aus Verk�ufen
ca. 2 Mio. DM.
Im Oktober 1976 wurden die Anwesenden der 3. Delegiertenkonferenz �berrascht,
als sie einem Antrag zustimmen mu�ten, der sich �Best�tigung
und Festlegung erforderlicher organisatorischer Ma�nahmen� nannte.
Hinter der lapidar klingenden Formulierung steckte die Idee, mitten im Frankfurter
Bankenviertel ein mehrst�ckiges Haus zu kaufen und es mit modernsten
Nachrichten�bermittlungssystemen auszustatten. Binnen eines Monats sollten
nun erst einmal mind. 1,5 Mio. DM gesammelt werden. Mitglieder wurden angehalten,
�unn�tigen� Besitz, der sie noch mit dem System verbinde,
zu verkaufen. Das, was unm�glich erschien, gelang: Die KBW-eigene Betriebsgesellschaft
Kuhl KG kaufte in der Mainzer Landstra�e 147 das LIBRI-Haus und baute
es in eine Festung mit kugelsicherem Glas und massiven Stahlt�ren um.
Insgesamt zahlte der KBW knapp �ber 3 Mio. Mark. Der reine Kaufpreis
betrug 2,7 Mio. DM und wurde bar bezahlt. Mit der �berschrift �Ins
Herz der Finanzbourgeoisie� war dieses Husarenst�ck selbst der
FAZ eine Meldung auf der Titelseite wert. Das Haus wurde nun intensiv genutzt.
Der Autor dieses Beitrages studierte dort Marx‘ �Kapital�
sowie Lenins �Was tun?�. Weitere Immobilien folgten in Westberlin,
Bremen und Hamburg. Dazu kamen die allerneuesten Zeitungsdruckmaschinen und
weitere Technik.
Die mit dem KBW eng verbundene Befreiungsorganisation ZANU des Robert Mugabe
aus Zimbabwe wurde durch Spenden mit einem Landrover und einer kleinen LKW-Flotte
begl�ckt. Und, ganz die Revolution�re: Neben Bargeld gab es auch
noch eine hochmoderne und mobile Felddruckerei dazu. Insgesamt, so Sch�tzungen,
nahm der KBW zwischen 1976 und 1980 ca. 20 Mio. DM ein. Und so konnte er 1980,
obwohl den Zenit schon �berschritten, bundesweit immerhin 67 Festangestellte
bezahlen und unterhielt eine ca. 50 St�ck gro�e Saab-Fahrzeugflotte.
Verbotsdrohung
Nach den b�rgerkriegs�hnlichen Schlachten um das AKW Grohnde pr�sentierte
Ernst Albrecht (CDU), nieders�chsischer Ministerpr�sident, der Presse
�die Waffen der Chaoten� - Eisenstangen, Schleudern, Helme,
Fahnen und zur Kr�nung zwei Autos mit Funkger�ten. All dies lastete
Albrecht dem KBW an und forderte das Verbot desselbigen. �berrascht wurde
der KBW, als der CDU-Bundesvorstand tats�chlich ein Verbot forderte und
dies gleich auf alle maoistischen Parteien ausdehnte. Rege Betriebsamkeit
setzte ein. Schnell wurde festgelegt, wer in der BRD in die Illegalit�t
zu gehen habe. Kern der Vorbereitungen war die Idee, den KBW ins Ausland zu
verlagern. In �sterreich wurde bei der Schwesterorganisation, dem KB�,
im parteieigenen Verlagsgeb�ude ein Au�enposten eingerichtet. Weitere
Au�enposten gab es Br�ssel, Paris, London, Rom, Aarhus, Stockholm
und Peking. Selbst in New York sollte eine Dependance entstehen. Zum Teil,
wie z.B. in Br�ssel, residierte der KBW in teuren Nobelpassagen. Alle
Au�enposten waren mit modernsten Nachrichtensystemen und Infrastruktur
ausgestattet.
Gleichzeitig entfachte der KBW eine riesige Propagandawelle (�Weg mit
den Verbotsantr�gen�). H�hepunkt war die Demonstration am
8. Oktober 1977. In Bonn demonstrierten trotz massiver Polizeiangriffe auf
die anreisenden Teilnehmer rund 20.000 Aktivisten kommunistischer Gruppen
und Parteien gegen die Absicht der CDU, beim Bundesverfassungsgericht (BVerfG)
ein KBW-Verbot zu beantragen. Mitten im �Deutschen Herbst� wollte
die CDU, so schrieb damals zustimmend die �Frankfurter Neue Presse�,
mit diesem Vorsto� �die im Zusammenhang mit den Terroristenverbrechen
zu verzeichnenden Aversionen gegen alles Linksextremistische ausnutzen�.
Fast m�chte man meinen, da� sich die Vorgehensweisen, wenn auch
unter anderem Vorzeichen und Gegebenheiten mit der heutigen Zeit gleichen.
Nur, da� es nie zu einem echten Verbotsantrag vor dem BVerfG kam. Das
BRD-System setzte stattdessen auf die Zersetzung des KBW von innen und war
damit recht erfolgreich. Der KBW besch�ftigte sich von dort an fast nur
noch mit dem �Kampf zweier Richtungen innerhalb des KBW� und verlor
v�llig den Bezug zur Wirklichkeit.
Das Ende des KBW
Am Ende, Anfang der 80er Jahre, stand die Spaltung. Die vom politischen System
der BRD angestrebte Zersetzung zeigte Wirkung. Eben jene charismatischen F�hrer
des KBW, Hans Gerhard Schmierer und Martin Fochler trennten sich. Fochler
ging und nahm nicht nur 600 Kader mit, sondern auch einen nicht unbeachtlichen
Teil der Infrastruktur. Der vom ihm gegr�ndete Bund Westdeutscher Kommunisten
(BWK) berief sich darauf, als einziger hinter dem KBW-Programm von 1973 zu
stehen. Nennenswerte Aktivit�ten entfaltete der BWK jedoch nicht mehr.
Vom KBW kam ebenfalls nichts Nennenswertes. Auf einer letzten Mitgliederversammlung
am 6. Februar 1985 in Frankfurt/M. beschlossen die etwa 100 Teilnehmer nach
einer Empfehlung des Zentralkomitees die Aufl�sung des KBW als �politische
Organisation�. Bei der Aufl�sung des KBW gingen Immobilien und
Druckereianlagen auf die Frankfurter K�hl Verwaltung GmbH & Co VerlagsKG
�ber, zu der au�erdem die hundertprozentige Tochter Caro-Druck
(Jahresumsatz: 7 Mio. Mark) geh�rt. Eigent�mer der beiden Druckereibetriebe
sind zum einen die rund 50 Mitarbeiter und der Frankfurter Verein �Assoziation�,
dessen Hauptsatzungszweck die �Erforschung freier Lebens- und Arbeitsformen�
ist. Unter den Vereinsgr�ndern sind viele ehemalige KBW’ler. Der
KBW besa� zu der Zeit ein Verm�gen von ca. 9 Mio. DM. Die Commerzbank
verlor als erste die Scheu und bot rund 10 Mio. DM f�r das Grundst�ck
in der Mainzer Landstra�e 147, mittlerweile ein Filetst�ck in der
Bankenstadt. Dem KBW lag aber mehr am nachhaltigen Wirtschaften als am schnellen
Geld. So bot das Kreditinstitut im Tausch das sogenannte �kohaus. Gesch�tzter
Wert: mindestens 30 Millionen Mark. Eine zentrale Rolle bei diesem Handel
spielte der Mann, der seit 1999 eine wichtige Funktion im Planungsstab von
Au�enminister Joschka Fischer aus�bt: Eben jener Joscha Schmierer,
(heute 58), der sich nun �Europaexperte im Au�enministerium�
nennt. Ende der siebziger Jahre hatte Schmierer noch verk�ndet, da�
�Lohndr�ckerei� und �kapitalistische Rationalisierung�
die �Arbeiterklasse versch�rft ausbeuten�, dann finanzierte
er den Aufbau der systemimmanenten Partei der Gr�nen, denn der Verein
�Assoziation� wachte �ber den Einsatz der beachtlichen Mittel
u.a. f�r die gr�n-alternative Bewegung. Kein Wunder, da� Schmierer
nun vom ehemaligen Mitglied der Putztruppe - Joschka Fischer -
mit einem gut dotierten Posten im Au�enministerium bedacht wurde.
Mit dem Ende des KBW ist auch das endg�ltige Ende der 68er-Bewegung eingetreten.
Eine neue Bewegung kann nur aus neuen, revolution�ren Kr�ften des
Nationalen Widerstandes hervorgehen, die allerdings aus den Erfolgen und Fehlern
anderer Organisationen lernen sollten., auch wenn deren politische Weltanschauung
vollkommen abwegig erscheint.
Zum Autor:
Frank Kerkhoff war selbst jahrelang in den 70er Jahren Mitglied und Funktion�r
des KBW. Heute ist Frank Kerkhoff Vorsitzender des NPD-Kreisverbandes Elbe-Saale
in Sachsen-Anhalt und Mitglied des Arbeitskreises Volk und Staat beim Parteivorstand.
Der Autor hat bewu�t auf eine detaillierte Einzelnennung der Quellen
verzichtet. Alle Zahlen und Zitate k�nnen jedoch auf Anfrage beim Autor
eingesehen werden. Die nachfolgende Literaturliste beschr�nkt sich nicht
nur auf die unmittelbar verwendete und zitierte Literatur, sondern gibt einen
�berblick �ber die zur Recherche verwendeten Quellen:
- Programm und Status des KBW, Hrsg. ZK des KBW, K�hl KG Mannheim 1974
- Die K-Gruppen Entwicklung-Ideologie-Progtramme von Frank D. Karl, Friedrich-Ebert-Stiftung,
Verlag Neue Gesellschaft, 1976
- Analysen - Organisierter Kommunismus in der BRD von Bilstein/Binder/Elsner/
Klose/Wolkenhaar, Leske Verlag, 3. Auflage 1975
- Verfassungsschutzberichte des Bundes 1976-1984, Hrsg. Bundesminister
des Innern
- Verfassungsschutzbericht des Landes Hessen 1982, Hrsg. Landesminister des
Inneren
- Das rote Jahrzehnt von Gerd Koenen, Verlag Kiepenheuer und Wtsch, K�ln,
1.Auflage 2001
- Leits�tze zu Milit�rfrage, Hrsg. ZK des KBW Verlag Kommunismus
und Klassenkampf, 1974
- Ergebnisse der Gr�ndungskonferenz des KBW, Hrsg. Zentralkomitee des
KBW, Selbstverlag, 1973
- Solange es Imperialismus gibt, solange gibt es Krieg, Hrsg. ZK des KBW Verlag
Kommunismus und Klassenkampf, 2. Aufl. 1977
- Kommunismus und Klassenkampf, Theoretisches Organ des ZK des KBW, div. Ausgaben
der Jahre 1974 bis 1981
- Klassenkampf und Programm - die Auseinandersetzung mit der Liquidatorenfraktion
in der Bremer Ortsgruppe des KBW, Hrsg. St�ndiger Ausschu� ZK des
KBW, Verlag Kommunismus und Klassenkampf, 1.Auflage 1973
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