![]() |
�
Die politische Wochenschau
�
vom 17. bis 23. April 2004
Schlagzeilen der Woche���zusammengestellt von Christian Klee�� |
|
� |
|
Zitat der Woche: |
"Von
allen Seiten schl�gt mir Verehrung entgegen, meist mitten ins Gesicht." |
-
Sebastian Haffner |
Die Marxistisch-Leninistische
Partei Deutschlands hielt in Magdeburg ihren VII. Bundesparteitag ab. Im Gegensatz
zur immer noch in ideologischer Diffusion dahinschlingernden DKP gelang es den
Marxisten-Leninisten, eine brauchbare Au�endarstellung abzuliefern. Der
Parteitag beschloss den beschleunigten Auf- und Ausbau der Parteiorganisation,
vor allem durch Beteiligung an den sozialen K�mpfen der Gewerkschaften,
Arbeitslosen, Frauen und Rentner. Mittlerweile sind die MLPD und ihr Jugendverband
Rebell in 450 St�dten und Regionen in allen Bundesl�ndern vertreten,
was nicht zuletzt durch die Beteiligung an Protesten gegen die Agenda 2010 und
durch betriebliche Basisarbeit erreicht werden konnte. Interessant erscheinen
hierbei vor allem neue Ans�tze zur Vernetzung der MLPD-Aktivisten auf Konzernebene.
Die Parteijugend r�hmt sich, die gr��te Jugendorganisation links
von der SPD zu sein. Neben der Parteizeitung „Rote Fahne“ fungiert
der viertelj�hrlich erscheinende „Revolution�re Weg“ als
Theorieorgan. Ein nicht zu untersch�tzendes Mittel der Motivation ist die
rigide Demokratisierung der innerparteilichen Strukturen - die meisten
vorgeschlagenen Kandidaturen f�r Schl�sselgremien wie Zentralkomitee,
Zentrale Kontrollkommission und Zentrale Revisionskommission kommen aus der Orts-
und Kreisverbandsebene. Jede/r KandidatIn hatte sich auf dem Parteitag einer
kritischen Vorstellung und Befragung zu stellen, was die Wahl von Karteileichen
und Totalausf�llen - im Gegensatz zu so mancher Rechtspartei -
erfolgreich blockierte. Durch die Neuwahl von rund einem Drittel der ZK-Mitglieder
erfolgte eine effektive Verj�ngung. Neumitglieder werden einer gr�ndlichen
Schulung unterzogen, um schrittweise auch h�here Verantwortungen �bernehmen
zu k�nnen. Generell sollen die Mitglieder nach ihren jeweiligen F�higkeiten
eingesetzt werden. Allerdings krankt die MLPD an einer Unterrepr�sentanz
von Obersch�lern, Studenten und Intellektuellen: „Denn die kleinb�rgerliche
Intelligenz ist der wichtigste B�ndnispartner der Arbeiterklasse, wenn es
um eine gesellschaftsver�ndernde Bewegung gehen soll.“
Die Kampfhandlungen in Afghanistan dauern weiterhin an. In der
ostafghanischen Provinz Chost geriet ein amerikanischer Konvoi in einen Taliban-Hinterhalt,
unter den Toten befand sich der ehemalige Football-Star Pat Tillman. Tillman
hatte nach dem 11. September seine Sportkarriere aufgegeben und trat in die US
Army ein - nun fiel er f�r die Interessen des nordamerikanischen Gro�kapitals
am Hindukusch. Nach offiziellen Angaben ist der Footballer der 110. Gefallene
in Afghanistan. Pat Tillman starb gerne f�r billiges �l, auch in der
Chefetage des Siemens-Konzerns wird man ihm sicherlich ein ehrendes Angedenken
bewahren.
Auf der Fr�hjahrskonferenz der walischen Partei Plaid Cymru in Pontypridd legte Parteichef Dafydd Iwan ein unerwartet deutliches Bekenntnis zum Nationalismus und f�r die Unabh�ngigkeit von Wales ab. Iwan verwies auf die anstehende EU-Osterweiterung: Zahlreiche der Beitrittsl�nder haben eine Wales entsprechende Einwohnerzahl (oder eine geringere), was sie nicht davon abhielt, ihre Unabh�ngigkeit zu erreichen. Unabh�ngigkeit sei der Schl�ssel zur Freiheit wie in Slowenien, zum wirtschaftlichen Aufschwung wie in Irland und zu neuen Perspektiven wie in Lettland - und daher sei Unabh�ngigkeit auch f�r Wales ein erstrebenswertes Ziel. Der Plaid-Cymru-Vorsitzende propagierte die Schaffung eines Staatenbundes der britischen Inseln, bestehend aus den unabh�ngigen und gleichberechtigten Nationen des aufgel�sten Vereinigten K�nigreiches und die Schaffung eines neuen, auf dem Selbstbestimmungsrecht aller V�lker beruhenden Europa. Das Endziel sollen reformierte Vereinte Nationen sein - aus allen Nationen dieser Welt. Diese Vision eines „britannischen Staatenbundes“ beinhaltet die v�llige Unabh�ngigkeit Englands, Schottlands, Irlands, von Wales, der Isle of Man und Cornwall und d�rfte eine erhebliche Motivation f�r den keltischen Nationalismus darstellen. Um ein Zeichen f�r potenzielle Sympathisanten aus nicht-walisischsprachigen Kreisen zu setzen, hielt Iwan seine Rede auf Englisch.
Die chaotischen Zust�nde innerhalb der UN-Verwaltung UNMIK
im Kosovo werden durch einen neuen Zwischenfall dokumentiert. In Mitrovica gerieten
Angeh�rige der UN-Polizei aus verschiedenen L�ndern aneinander, woraufhin
jordanische Polizeibeamte das Feuer auf Kollegen aus den USA, der T�rkei
und �sterreich er�ffneten. Nach einer f�nfzehnmin�tigen Schie�erei
waren ein Jordanier und zwei US-Polizistinnen tot, ein �sterreicher und
zehn Amerikaner wurden verletzt. Vier beteiligte Jordanier wurden von KFOR-Soldaten
verhaftet. Stefan Feller, bundesrepublikanischer Leiter der 3500 Beamte starken
Polizeimission, dementierte, dass ein Disput �ber das W�ten der anglo-amerikanischen
Soldateska im Irak Ausl�ser des Feuergefechtes war.
In Berlin und Brandenburg kam eine innerhalb des PDS-nahen Jugendverbandes
„solid“ schwelende Krise zum offenen Ausbruch. Eine starke Gruppe
innerhalb der beiden solid-Landesverb�nde spaltete sich ab und rief mit
dem Segen der Mutterpartei mittels einer Tagung im Brandenburger Landtag die
so genannte PDS-Jugend ins Leben. Hintergrund sind erhebliche Meinungsverschiedenheiten
zwischen der in Berlin die sozialreaktion�re Politik der SPD unterst�tzenden
PDS und solid. Da solid von der Mutterpartei unabh�ngig ist, konnten dessen
Vertreter durchaus unbequem auftreten. Im Gegensatz hierzu fungiert die neue
PDS-Jugend nicht als Vorfeldorganisation, sondern als finanziell und organisatorisch
eingebundene Parteigliederung.
Der irakische Regierungsrat soll zum 1. Juli in eine offizielle
Regierung umgewandelt werden. Allerdings wird in Bagdad weiterhin nur ein Scheinkabinett
ohne jegliche gesetzgeberische Kompetenzen residieren. Gesetze und Verordnungen
der amerikanischen Kolonialverwaltung d�rfen weder abge�ndert oder
gar au�er Kraft gesetzt werden. Zwar untersteht der angehenden Kollaborationsregierung
die Polizei, aber die zuk�nftigen irakischen Streitkr�fte bleiben unter
US-Kommando. Den bisherigen Planungen und vor allem der Vorstellungen der Vereinten
Nationen l�uft das US-Vorhaben diametral entgegen. Nach dem vom UN-Beauftragten
Lakhdar Brahimi vorgelegten Plan sollte der Irak ein - handlungsf�higes
- Pr�sidialsystem mit Staatschef, zwei Stellvertretern, einem Premierminister
und einem beratenden Beirat erhalten. Dies sieht auch das neue Vorhaben der USA
vor, nur d�rften die �mter reine Staffage sein. Die Amerikaner stecken
in einem Teufelskreis fest: Bei Ber�cksichtigung des Volkswillens wird sich
binnen kurzer Zeit eine antiwestliche, nationalistisch und islamisch gepr�gte
Regierung etablieren. Eine Regierung mit begrenzter Souver�nit�t wiederum
kann kaum auf die Anerkennung durch die Bev�lkerung hoffen und wird weiterhin
mit allen Mitteln bek�mpft werden - also kann Paul Bremers Kolonialverwaltung
auch gleich weiter bestehen bleiben.
John Negroponte, bislang Vertreter Washingtons bei den Vereinten
Nationen, wurde zum neuen US-Botschafter im Irak. Als Bush die Ernennung bekannt
gab, beschrieb er Negroponte als "einen Mann mit enormen Erfahrungen
und F�higkeiten", der in seiner gegenw�rtigen T�tigkeit
als US-Gesandter bei den Vereinten Nationen einen "wirklich guten Job"
gemacht habe. Er habe die Intentionen der USA, "Freiheit und Frieden"
zu verbreiten, vor der Welt wirklich gut vertreten. Negropontes Funktion wird
eher der eines imperialen Statthalters als der eines diplomatischen Vertreters
gleichen. Nach vollendetem Aufbau wird die neue US-Botschaft in Bagdad sage und
schreibe 4000 Mitarbeiter haben - die gr��te diplomatische Niederlassung
der Weltgeschichte. Der neue Botschafter verf�gt �ber keinerlei Nahosterfahrung
und hat absolut keine Ahnung von arabischer Sprache, Mentalit�t und Kultur.
Was ihn f�r den neuen Job im Zweistromland geeignet erscheinen l�sst,
ist seine d�stere Vergangenheit. Zwischen 1964 und 1968 arbeitete Negroponte
als „Beamter f�r politische Angelegenheiten“ in Saigon und war
in dieser Rolle an CIA-Operationen gegen den Vietcong und die s�dvietnamesische
Linke beteiligt. Zwischen 1969 und 1973 arbeitete er in leitender Funktion an
der Seite des Kriegsverbrechers Henry Kissinger; gemeinsam haben beide Millionen
vietnamesischer Zivilisten auf dem Gewissen. Auf dem H�hepunkt des schmutzigen
Krieges der Reagan-Administration gegen die Sandinisten in Nicaragua und den
Volksaufstand in El Salvador fungierte Negroponte von 1981 bis 1985 als Botschafter
in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa, einem Logistikzentrum f�r
verdeckte Operationen der Amerikaner. Der „Diplomat“ leitete Operationen
wie die illegale Finanzierung der nicaraguanischen Contras (aus Drogengeldern
und Waffenschiebereien), den Ausbau der honduranischen Streitkr�fte und
Waffenlieferungen an rechtsgerichtete Gegenguerrillas in El Salvador und eben
in Nicaragua. In seiner Funktion als Botschafter deckte er die Aktivit�ten
honduranischer Todesschwadronen - in vollem Wissen dar�ber, dass das
in den USA ausgebildete und von der �rtlichen CIA-Residentur unterst�tzte
Bataillon 316 der honduranischen Armee Hunderte von Gewerkschaftern, Studenten
und Linksoppositionellen verschleppte, folterte und ermordete. Genau der richtige
Mann also.
Im Irak sitzen mindestens 18.000 Menschen in Gef�ngnissen
und Lagern ein, die Besatzer nehmen t�glich um die 100 Verhaftungen vor.
Zu den Gefangenenlagern der anglo-amerikanischen Okkupanten geh�ren das
Abu Ghraib-Gef�ngnis, Camp Cropper und das al-Shaab-Stadion in Bagdad, Camp
Bucca bei Umm Qasr nahe Basra sowie Komplexe in Habbanija, Nasirija, Tikrit und
Baquba. Die amerikanische Menschenrechtsorganisation Christian Peacemaker Teams
legte bereits im M�rz einen Bericht �ber die Menschenrechtssituation
vor. CPT zufolge kommt es bei den Razzien zu exzessiver Gewaltanwendung gegen
unbewaffnete Zivilisten. US-Truppen pl�ndern geradezu gewohnheitsm��ig
das Eigentum der Zivilbev�lkerung; was ihnen wertlos erscheint, wird oft
genug zerst�rt. Vor allem der Diebstahl von Bargeld und Wertsachen scheint
sich zum Normalverhalten einer zu nicht unerheblichen Teilen aus Kriminellen
und angeheuerten Green Card-S�ldnern aus dem lateinamerikanischen Lumpenproletariat
bestehenden Streitmacht entwickelt zu haben. Die Verhafteten haben keinen rechtlichen
Beistand, zudem existiert kein geregeltes Gerichtswesen. Ihre Angeh�rigen
werden nicht �ber ihr Schicksal informiert. Misshandlungen und Folterungen
sind an der Tagesordnung. Mehrere Opfer der amerikanischen Soldateska klagten
bereits, selbst Saddams Geheimpolizei Mukhabarat habe sich anst�ndiger aufgef�hrt
als die „Befreier“.
In der saudischen Landeshauptstadt Riad erfolgte ein Selbstmordanschlag
auf das Polizeihauptquartier, bei denen es mindestens 4 Tote und 148 Verletzte
gab. Zu der mit einer Autobombe durchgef�hrten Operation bekannte sich ein
Ableger des Terrornetzwerkes al-Quaida. Kurz zuvor vereitelte die Polizei eine
weitere Terrorserie, als sie mehrere mit insgesamt 4 Tonnen Sprengstoff beladene
Gel�ndewagen sicherstellte. Bereits seit einiger Zeit mehren sich Hinweise
auf terroristische Aktivit�ten, die sich gegen westliche Einrichtungen und
die Herrschaft des korrupten und parasit�ren Hauses Saud richten. Die USA
leiteten bereits in der Vorwoche den Abzug aller abk�mmliche Regierungsangestellten
und ihrer Familien ein. State Department legte allen amerikanischen Staatsb�rgern
nahe, das Land so schnell wie m�glich zu verlassen. Bei einer Serie von
Bombenanschl�gen auf Polizeistationen im irakischen Basra gab es 68 Tote
und um die 200 Verletzte.
Nur einen Tag nach seinem Amtsantritt hat Spaniens neuer sozialistischer
Ministerpr�sident Jos� Luis Rodr�guez Zapatero sein Wahlversprechen
eingel�st und den R�ckzug der spanischen Truppen aus dem Irak angeordnet.
Die 1400 Soldaten der Brigade Ultra Plus sollen so schnell wie irgend m�glich
nach Spanien zur�ckkehren. Zapatero begr�ndete den R�ckzugsbefehl
damit, dass eine F�hrungsrolle der Vereinten Nationen im Irak nicht zu erwarten
sei. W�hrend die US-Regierung zur�ckhaltend auf den Ausfall des wichtigen
Verb�ndeten reagierte, wies Rebellenf�hrer al-Sadr seine Mahdi-Armee
an, s�mtliche Operationen gegen das spanische Kontingent einzustellen. Unmittelbar
nach der spanischen Ank�ndigung erkl�rten Honduras und die Dominikanische
Republik, dass sich auch die 1200 lateinamerikanischen Soldaten aus dem Irak
zur�ckziehen werden. Sie bilden eine gemeinsame Brigade mit den Spaniern
und wurden von ihren Regierungen nach dem Vorbild des Landgrafen von Hessen-Kassel
gegen Finanz- und Wirtschaftshilfen buchst�blich an Washington verkauft.
Die portugiesische Regierung diskutiert derzeit den Abzug ihrer im Irak stationierten
Gendarmeriekompanie.
Der Bericht der nordirischen Independent Monitoring Commission
�ber die andauernde Aktivit�t loyalistischer und republikanischer Paramit�rs
sorgt f�r Unruhe in London, Belfast und Dublin. Nach Angaben der vierk�pfigen
Kommission hat das Oberkommando der Provisional IRA f�r 2004 die Wiederaufnahme
milit�rischer und terroristischer Ausbildungsma�nahmen angeordnet.
Die republikanische Untergrundorganisation betreibe weiterhin milit�rische
Feindaufkl�rung und politische Spionage, au�erdem treibe sie die Modernisierung
ihres Waffenarsenals voran. Ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich die Republikaner
nach wie vor die Option einer R�ckkehr zum bewaffneten Kampf gegen die britische
Fremdherrschaft offen halten. Die IMC best�tigte erneut, dass „f�hrende
Mitglieder“ der Parteif�hrung Sinn F�ins mit Sitz und Stimme
vertreten im IRA Army Council vertreten sind. Als Hauptverd�chtige werden
Parteichef Gerry Adams, sein Stellvertreter Pat Doherty und Martin McGuinness
als republikanischer Verhandlungsf�hrer gehandelt. Festzuhalten bleibt,
dass, wenn dem so w�re, die Genannten eher das gem��igte Element
im IRA-Oberkommando verk�rpern. Als Strafma�nahme sperrte die britische
Regierung Sinn F�in Gelder aus der Wahlkampfkostenerstattung und staatlichen
Parteienfinanzierung in H�he von 120.000 Pfund, was die Republikaner angesichts
ihrer Millionengewinne aus Schutzgelderpressung, Schmuggel und Spendensammlungen
nicht wirklich beeindrucken d�rfte.
F�nf Exilkubaner und ein Panamese sind wegen der Planung
eines Attentats auf den kubanischen Staatschef Fidel Castro zu Haftstrafen zwischen
sechs und acht Jahren verurteilt worden. Die M�nner wurden festgenommen,
kurz nachdem Castro selbst �ber die Attentatspl�ne w�hrend eines
iberoamerikanischen Gipfeltreffens im November 2000 in Panama berichtet hatte.
Unter den Verurteilten ist auch der fr�here CIA-Mitarbeiter Luis Posado
Carriles, der als ber�chtigter Anf�hrer exilkubanischer Terroristen
und lateinamerikanischer Todesschwadronen schon an der gescheiterten Invasion
in der Schweinebucht 1961 beteiligt war. Passenderweise j�hrte sich das
Schweinebucht-Desaster, zu verantworten vom angeblichen Reformpr�sidenten
Kennedy, zum 43. Male, so dass Castro in seiner Festrede die USA f�r weltweite
Instabilit�t verantwortlich machte. "Der Terrorismus hat noch nie
solche Ausma�e erreicht, und ihn haben haupts�chlich unsere Nachbarn
erfunden.“
Anl�sslich von tagt�glichen Stra�enschlachten, Streiks und Demonstrationen begleiteter zunehmender politischer Opposition gegen die reaktion�r-theokratische Monarchie greifen die nepalesischen Sicherheitsbeh�rden zu drakonischen Ma�nahmen. Ein neues Antiterrorgesetz erm�glicht Inhaftierungen ohne jede Begr�ndung f�r bis zu 90 Tage, und seit Mitte April wurden 200 Journalisten und 300 Aktivisten linksgerichteter politischer Parteien und Gewerkschaften eingesperrt. Zahlreiche Regimegegner wurden zusammengeschlagen oder gefoltert. Die bereits mit „Milit�rberatern“ in den B�rgerkrieg zwischen maoistischen Guerrilleros und Regierungstruppen verwickelten USA verhinderten in der UN-Menschenrechtskommission eine von der Schweiz beantragte Verurteilung Nepals. Die Verteidiger von Monarchie, Feudalismus und parasit�rem Priestertum w�ten derma�en, dass selbst Australien als ansonsten treuer Vasall der USA auf ein Einschreiten der Vereinten Nationen dr�ngt. Dem Vernehmen nach sollen EU-Stellen der nepalesischen Regierung bereits mit einer Einstellung ihrer Wirtschaftshilfe gedroht haben.
Marion Capers-Merk (SPD) als Drogenbeauftragte der Bundesregierung
stellte den Drogen- und Suchtbericht 2003 vor. Der Trend des Vorjahres blieb
bestehen. Weiterhin w�chst die Zahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen,
die mittels Ecstasy-Konsum den chemischen Guerrillakrieg gegen das eigene Gehirn
f�hren, an. Noch dramatischer ist die Zunahme des Alkoholkonsums gerade
unter Jugendlichen. Von 2000 bis 2002 sei die Zahl der Jugendlichen, die wegen
einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus behandelt werden mussten, um 26 % gestiegen,
was nicht zuletzt auf die reichlich beworbenen Alkopops zur�ckzuf�hren
ist. Die H�lfte dieser F�lle stellen �brigens M�dchen, wenigstens
im Suff gelingt der bundesrepublikanischen Gesellschaft die Frauenemanzipation.
Zwar fiel die Zahl der dem Konsum illegaler Drogen anheim Gefallenen auf 1477
(der niedrigste Stand seit 14 Jahren), aber j�hrlich erliegen 110.000 Raucher
den Folgen ihrer Nikotinsucht und 40.000 Menschen saufen sich zu Tode oder gehen
an einer Leberzirrhose zugrunde. Bedenklich erscheint, vor allem angesichts des
Auftretens genmanipulierter Sorten mit vielfach h�herem Wirkungsgrad, der
ausufernde Cannabiskonsum. 50 % aller 18- bis 24-j�hrigen haben mindestens
einmal Cannabis konsumiert, und bei zahlreichen Sch�lern sollen sich bereits
Abh�ngigkeitssymptome zeigen. Im Gegensatz zur landl�ufigen Meinung
ist der Wirkstoff THC keinesfalls harmlos - jede vierte Einlieferung in
die Psychiatrie geht mittlerweile auf Haschischkonsum zur�ck. Anh�nger
naiver „Legalize It“-Kampagnen denken offenkundig nur von zw�lf
bis Mittag, denn eine buchst�blich dummgerauchte Horde von apathischen Kiffern
ist kaum zu disziplinierter politischer Aktion und revolution�rer Konsequenz
imstande.
Am kommenden Wochenende stehen auf der in einen griechischen
S�den und einen t�rkischen Norden geteilten Mittelmeerinsel Zypern
Referenden �ber den von UNO-Generalsekret�r Kofi Annan vorgelegten
Wiedervereinigungsplan statt. In beiden Teilen der seit einer t�rkischen
Intervention im Jahre 1974 geteilten Insel wird getrennt abgestimmt. Akzeptieren
beide Teile den Annan-Plan, wird Zypern am 1. Mai geschlossen der EU beitreten.
Lehnen ihn ein Inselteil oder beide ab, so tritt nur der griechische Teil der
EU bei. In EU-Kreisen ist bereits von einem "Taiwan-Modell" - Aufnahme
von Handels-, Wirtschafts-, sozialen und kulturellen Beziehungen ohne v�lkerrechtliche
Anerkennung des t�rkischen Separatstaates Nordzypern - die Rede, um eine
"Bestrafung" der t�rkischen Zyprioten im erwarteten Fall eines
Ja-Votums der Volksgruppe zu vermeiden. In Nordzypern treten nur Pr�sident
Rauf Denktasch und eine Minderheit extrem rechter Nationalisten, die sich oft
auf Siedler vom t�rkischen Festland st�tzen, �ffentlich f�r
die Ablehnung des Annan-Plans ein. Denktasch und seine Clique hatten die T�rkische
Republik Nordzypern, die von niemandem au�er der T�rkei anerkannt
wird, vor 30 Jahren geschaffen und seither beherrscht. Der t�rkische Regierungschef
Erdogan von der gem��igt islamistischen AKP unterst�tzt den Annan-Plan,
um die Chancen der T�rkei auf einen EU-Beitritt zu erh�hen. Br�ssel
macht n�mlich die Aufnahme von konkreten Beitrittsverhandlungen mit Ankara
nicht nur von innenpolitischen und wirtschaftlichen Reformen abh�ngig, sondern
auch von einer Regelung der Zypernfrage. Auch in Griechenland haben sich nach
erheblichem Druck aus Washington und Br�ssel Regierung und parlamentarische
Opposition f�r die Annahme des Plans ausgesprochen. In S�dzypern treten
dagegen Pr�sident Tassos Papadopoulos sowie ein Gro�teil der Medien
und Parteien, darunter nach einigem Schwanken auch die stalinistische AKEL, die
Gr�nen und die rechte DIKO, f�r eine Ablehnung des Planes ein. Die
griechisch-orthodoxe Kirche verurteilt ihn als "satanisches Machwerk".
Das politische Establishment der griechischen Zyprioten tritt von Papadopoulos
bis hin zu den Kommunisten f�r die Enosis, die Vereinigung der Insel mit
Griechenland, ein.
Der Annan-Plan sieht die Errichtung eines Bundesstaates mit
ungeteilter Souver�nit�t vor, der sich aus einem griechischen und einem
t�rkischen Kanton zusammensetzen soll. Beide Kantone haben eigene Parlamente
und eigene Verfassungen. Die �bergeordnete Legislative des Bundes ist ein
Zweikammerparlament, wobei das Oberhaus - der Senat - aus jeweils 24 griechischen
und t�rkischen Senatoren besteht. Regiert wird Zypern von einem Pr�sidialrat
aus sechs Griechen und drei T�rken. Der Vorsitzende dieses Kollegiums ist
Staatspr�sident. Griechen und T�rken wechseln einander in diesem Amt
ab: Zypern wird in der f�nfj�hrigen Amtsperiode des Rates 40 Monate
lang einen griechischen und 20 Monate einen t�rkischen Pr�sidenten
haben. Der t�rkische Sektor, bisher 37 % der Gesamtfl�che, wird auf
29 % verkleinert. Die von der UNO ausgearbeiteten Karten sehen vor, dass insgesamt
65 bisher t�rkische D�rfer den Griechen zufallen, wobei die knapp 50.000
Bewohner dieser Ortschaften �ber einen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg
umgesiedelt werden. Ferner sieht der Plan eine Zuzugsbeschr�nkung f�r
griechische und t�rkische Neusiedler vor, um die Spannungen nicht wieder
anzuheizen. Ebenfalls beschr�nkt wird die Niederlassung von griechischen
bzw. t�rkischen Zyprioten in einem der beiden Kantone, zumindest f�r
eine �bergangsperiode von maximal 20 Jahren. Somit wird also der �berwiegenden
Mehrheit der 200.000 aus Nordzypern vertriebenen Griechen die Heimkehr verwehrt.
Auf wenig Gegenliebe in Nikosia traf auch das Bleiberecht f�r 45.000 der
110.000 seit 1974 zugewanderten Festlandst�rken. Griechen d�rfen erst
dann Landeigentum im t�rkischen Inselteil erwerben, wenn der t�rkische
Sektor seine Armut �berwunden hat und der Wohlstand seiner B�rger mit
dem der griechischen Zyprioten vergleichbar ist. Da der Lebensstandard im t�rkischen
Norden nur 20-25 % des S�dniveaus betr�gt, bedeutet das eine Wartezeit
von unbestimmter Dauer. Weniger als ein Drittel der Griechen, die 1974 Haus und
Hof verloren, erh�lt den fr�heren Besitz zur�ck. Die verbleibenden
zwei Drittel m�ssen entsch�digt werden.
Es kursieren bereits Presseberichte, wonach die USA die M�glichkeit
pr�fen, "Friedenstruppen" nach Zypern zu schicken. Nach dem durch
ein russisches Veto verhinderten amerikanisch-britischen Resolutionsentwurf sollte
die 1400 Mann starke UN-Truppe an der Demarkationslinie zwischen dem griechischen
und dem t�rkischen Inselsektor durch eine neue Einheit aus 2500 Soldaten,
mehr als 500 Polizisten sowie zivilen Mitarbeitern ersetzt werden. In einer Analyse
der „Asia Times“ hei�t es dazu: "Washington will jetzt
seine seit einem halben Jahrhundert bestehende geheimdienstliche Pr�senz
auf der Insel zu einer vollen Milit�rbasis aufwerten, wenn - und falls -
die griechischen und t�rkischen Zyprioten der Wiedervereinigung zustimmen...
Die Nutzung Zyperns als logistische Basis g�be dem Pentagon mehr Flexibilit�t
bei der Planung von Eins�tzen im Nahen Osten und verliehe ihm eine bessere
Kontrolle �ber die �lreichen Regionen des Nahen Ostens, Nordafrikas
und des Kaspischen Meers, dies insbesondere zu einem Zeitpunkt, an dem die Rehabilitation
Libyens in der internationalen Gemeinschaft an Schwung gewinnt. Au�erdem
w�rde sie die �berwachung regionaler Seewege erleichtern und die amerikanische
Pr�senz in Dschibuti, die den s�dlichen Zugang zum Suez-Kanal �berwacht,
durch eine Pr�senz in der N�he des n�rdlichen Ausgangs erg�nzen."
Hinzu kommt, dass der Nordzipfel von Zypern nur 70 km vom t�rkischen Mittelmeerhafen
Ceyhan entfernt ist, dem Endpunkt der �lpipeline, die in Baku am Kaspischen
Meer beginnt und deren Bau schon von US-Pr�sident Bill Clinton gef�rdert
wurde. Zwei Landst�cke auf Zypern - Akrotiri und Dhekalia - dienen seit
langer Zeit als britische Milit�rbasen und sind sogar britisches Hoheitsgebiet.
Akrotiri ist eine der gr��ten Basen der britischen Luftwaffe �berhaupt.
F�r die USA ist Zypern seit Jahrzehnten Zentrum geheimdienstlicher Aktivit�ten.
Von hier aus koordinierte die CIA ihre Aktivit�ten in Afrika und dem Nahen
Osten und h�rte arabische Sender ab. Der Annan-Plan sieht nicht nur den
Erhalt der britischen Basen vor, sondern auch den Status von Gro�britannien,
dem fr�heren Kolonialherrn der Insel, als "Garantiemacht" neben
der T�rkei und Griechenland. Die Bev�lkerung selbst soll entwaffnet
werden, aber gleich drei schwer bewaffnete Armeen auf ihrer Insel als faktische
Besatzungsm�chte dulden. Die Armeen der T�rkei und Griechenlands sollen
dann schrittweise reduziert werden, so dass langfristig die einzig bedeutende
milit�rische Pr�senz von den USA und Gro�britannien ausge�bt
w�rde.
In der UN-Menschenrechtskommission scheiterte die von den USA
und internationalen Organisationen angestrebte Verurteilung der sudanesischen
Regierung. Nach der zumindest zeitweiligen Beilegung des seit beinahe 40 Jahren
tobenden B�rgerkrieges im S�den des nordostafrikanischen Landes entwickelte
sich nunmehr ein zweiter Krisenherd. In der vorwiegend von schwarzen St�mmen
bewohnten Westregion Darfur k�mpfen seit rund einem Jahr die Guerrillabewegungen
SLA und JEM gegen die arabisch dominierte Zentralregierung in Khartum. Urspr�nglich
wurde der Konflikt durch das d�rrebedingte Ausweichen arabisch-berberischer
Reiternomaden aus der Sahelzone nach Norden ausgel�st. Die arabischen Janjaweed-Milizen
f�hren mit Hilfe der Regierungstruppen einen unbarmherzigen Feldzug gegen
die Rebellen, wobei sie neuerdings Unterst�tzung durch 20.000 von der Armee
angeworbene und bewaffnete Freiwillige erhalten. Khartum will eine weitere Destabilisierung
des Sudan verhindern und greift dabei zum Mittel der ethnischen S�uberung.
Durch Luftangriffe, Pl�nderungen, Massaker und Massenvergewaltigungen wurden
bereits 1 Million der 4-5 Millionen schwarzen Bewohner Darfurs vertrieben. Teile
der Vertriebenen setzten sich �ber die Grenze in den benachbarten Tschad
ab, woraufhin die Kampfhandlungen auch dorthin �berzugreifen drohen. In
der Region droht eine humanit�re Katastrophe ersten Ranges, da die nahende
Regenzeit die im In- und Ausland herumirrenden Fl�chtlinge von Hilfslieferungen
abschneiden wird. Ein Waffenstillstand vom 11. April blieb faktisch folgenlos,
auch die laufenden Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien haben kaum Erfolgsaussichten.
Der B�rgerkrieg dient jedoch nur als Aufh�nger - wieder einmal
geht es um Erd�l. Vor allem im S�dsudan werden �lreserven von
mehreren Milliarden Barrel vermutet, und seit den 90er Jahren sind europ�ische
Firmen wie TotalFinaElf und BP die Inhaber der wichtigsten Konzessionen. Da im
Falle einer von den USA angestrebten internationalen Intervention erfahrungsgem��
mit einem verst�rkten Zugriff Washingtons auf die �lfelder zu rechnen
ist, ist die vom gro�en Bruder jenseits des Atlantiks geforderte harte
Linie gegen�ber Khartum innerhalb der EU unpopul�r. Folgerichtig verhinderte
die EU gemeinsam mit amerikaskeptischen islamischen Staaten eine Verurteilung
sowie eine nachfolgende Sanktionsandrohung. Gustav H�gglund als Vorsitzender
des EU-Milit�rkomitees schlie�t indessen eine eigenst�ndige „Friedensmission“
(mit UN-Mandat) nicht aus - Br�ssel will die Sch�fchen f�r
Europas Konzerne ins Trockene bringen.
Etwas dubios erscheint uns hier die Rolle der Bundesrepublik.
Kerstin M�ller, die gr�ne Staatsministerin im Ausw�rtigen Amt,
setzt sich seit Herbst vergangenen Jahres vehement f�r eine internationale
Intervention ein, und zwar sowohl unter milit�rischer wie ziviler Beteiligung
der BRD. Die Region um das Horn von Afrika ist ein schon traditionelles Objekt
der bundesrepublikanischen Begierde. Seit den fr�hen 90er Jahren tummelt
sich hier die Bundeswehr zu „friedensstiftenden Ma�nahmen“
oder zur „Terrorbek�mpfung“. Die Stabilisierung der so genannten
„gescheiterten Staaten“ in Ostafrika w�rde den Zugriff auf die
auf Erd�lreserven der Region (Sudan, Somalia) erm�glichen. Die Pipelines
im Sudan wurden �brigens unter ma�geblicher Beteiligung von Mannesmann
gebaut. Und, welch �berraschung, der sattsam bekannte Siemens-Konzern ist
Inhaber einer Konzession f�r die Errichtung des weltweit gr��ten
Dieselkraftwerkes bei Khartum und scheint auch Interesse am Ausbau des Telekommunikationsnetzes
angemeldet zu haben. Gegenstand des Interesses ist ferner das sudanesische Luftfahrtwesen,
auch hier sind einflussreiche Interessenten aus der BRD nicht fern. Im Dezember
besuchte eine Delegation der Deutsch-Arabischen Vereinigung f�r Handel und
Industrie GHORFA den Sudan, Leiter war der ehemalige Bundeswirtschaftsminister
und Ex-Citibank-Manager Rexrodt.
In Kolumbien morden die von der reaktion�ren Regierung
Uribe, den USA und transnationalen Konzernen unterst�tzten AUC-Paramilit�rs
weiter. Drei Familienangeh�rige von Efra�n Guerrero, dem Vorsitzenden
der Gewerkschaft Sinaltrainal im Coca Cola-Werk der ber�chtigten AUC-Hochburg
Bucaramanga, wurden von einer Todesschwadron erschossen. Zwischen der Gewerkschaft
und den Herstellern der Ami-Brause tobt seit Monaten ein erbitterter Machtkampf,
da Coca Colas kolumbianischer Ableger 9 der 14 Fabriken schlie�en und Tausende
von Arbeitern ohne jeglichen Sozialplan auf die Stra�e setzen will. Sinaltrainal
zwang Coca Cola per Hungerstreik an den Verhandlungstisch, w�hrend der US-Multi
wieder einmal auf die bew�hrte Unterst�tzung der reaktion�ren
AUC-Paramilit�rs zur�ckgreift. Aus Protest gegen die von Massenentlassungen
und Lohnk�rzungen begleitete Privatisierung des staatlichen �lkonzerns
Ecopetrol zugunsten des US-Multis Chevron Texaco begann in s�mtlichen Anlagen
ein unbefristeter Streik der Erd�larbeitergewerkschaft USO. In der s�dkolumbianischen
Provinz Puerto Rico sprengten linksgerichtete FARC-Guerrilleros eine Polizeipatrouille
in die Luft, wobei es mindestens 7 Tote und 11 Verletzte gab. Sehr zur Erheiterung
des Beobachters wurde an Bord des Dreimasters „Gloria“, des Schulschiffes
der kolumbianischen Marine, ein Drogengesch�ft vereitelt: Angeh�rige
der Streitkr�fte sollten im Auftrag der Drogenkartelle 400 Kilogramm Kokain
in die USA und nach Europa schmuggeln. Kurz vor dem Auslaufen der „Gloria“
wollten Uribe und sein peruanischer Amtskollege Toledo an Bord des Schiffes Ma�nahmen
zur Bek�mpfung des Drogenhandels besprechen.
Nur 4 Wochen nach der Liquidierung des Hamas-Gr�nders Scheich Ahmed Jassin fiel auch sein Nachfolger, der Kinderarzt Abdel Aziz Rantisi, einem zionistischen Mordanschlag zum Opfer. Rantisi wurde t�dlich verwundet, als ein Kampfhubschrauber in Gaza-Stadt zwei Raketen auf sein Fahrzeug abfeuerte. Auch die beiden Leibw�chter des pal�stinensischen Widerstandsf�hrers kamen ums Leben. Der ranghohe Hamas-F�hrer Ismail Hanija erkl�rte, Rantisis Blut werde nicht umsonst geflossen sein. Sajeb Erakat als pal�stinensischer Chefunterh�ndler verurteilte den staatsterroristischen Akt als „ekelhaftes Verbrechen“ und bef�rchtete, Sharon werde auch Arafat ermorden lassen. An den Trauerfeierlichkeiten f�r Rantisi beteiligten sich Hunderttausende. Wie schon bei der Ermordung Scheich Jassins, so war das internationale Echo (abgesehen nat�rlich von den USA) verheerend. Die israelische Regierung drohte unbeeindruckt Mordaktionen gegen die im syrischen Damaskus residierende Auslandsf�hrung der Hamas an. Als Reaktion auf die gezielten T�tungen gab das Politb�ro der Hamas keinen offiziellen Nachfolger bekannt; die F�hrungskader der Widerstandsbewegung gingen in den Untergrund. Bei mehreren Gefechten im Gazastreifen und im Westjordanland hatte die pal�stinensische Seite 16 Tote und um die 60 Verletzte zu beklagen.
An allen Ecken und Enden ist vom Schreckgespenst der „Querfront“
die Rede. Die GenossInnen vom „Antifaschistischen Infoblatt“, welches
zugegebenerma�en nicht gerade zu unserer Pflichtlekt�re geh�rt,
machten sich in der Nr. 62 die dankenswerte M�he, den historischen Wurzeln
des Querfrontgedankens nachzugehen: „Der Begriff �Querfront�
hat derzeit in antifaschistischen Diskussionen Hochkonjunktur: Sp�testens
seit Anh�nger der Freien Kameradschaften bei ihren nahezu w�chentlichen
Aufm�rschen verst�rkt mit Pal�stinensert�chern, antikapitalistischen
Slogans und Che-Guevara-T-Shirts in Erscheinung treten, findet das Schlagwort
fast schon inflation�re Verwendung. Die Versuche von Rechtsextremisten unterschiedlicher
Couleur, linke Symboliken, Stile, Dress- und Sprachcodes zu adaptieren, f�hren
unter AntifaschistInnen nicht selten zu Verunsicherungen und der Frage, wie die
neuen Formen rechtsextremer Inszenierungen theoretisch und terminologisch gefasst
werden k�nnen. Oftmals erfolgt in diesem Zusammenhang dann der pauschale
Hinweis auf die angeblichen �Querfrontstrategien� militanter Neonazis
oder �neurechter� Vordenker.
Ob der Begriff �Querfront� geeignet ist, das momentan sich scheinbar
vollziehende Verschwimmen der Grenzen zwischen �links� und �rechts�
pr�zise zu beschreiben, ist allerdings zweifelhaft. Zum einen entstammt
der Begriff einem spezifischen historischen Kontext, der nicht ohne weiteres
auf die gegenw�rtigen Verh�ltnisse �bertragen werden kann. Zum
anderen suggeriert er eine inhaltliche und konzeptionelle Koh�renz, die
weder gegenw�rtig noch in der Vergangenheit existiert(e).
Der Begriff �Querfront� bzw. �Querfrontstrategie � tauchte
in den politisch- ideologischen Diskursen der Weimarer Republik erstmals am Beginn
der drei�iger Jahre vor dem Hintergrund des weitgehend autorit�r regierenden
Pr�sidialregimes auf. Keiner der zwischen M�rz 1930 und Januar 1933
amtierenden Reichskanzler Br�ning, Papen und Schleicher konnte sich auf
parlamentarische Mehrheiten oder breiten gesellschaftlichen R�ckhalt st�tzen.
Zwar begr��ten die unterschiedlichen Fraktionen der politischen Rechten
bis weit ins b�rgerliche Lager die un�bersehbare Aush�hlung der
demokratischen Institutionen, �ber einheitliche politische Konzepte oder
Strategien verf�gten diese Gruppierungen jedoch nicht. Insbesondere der
von Papen verfolgte neoaristokratische, bedingungslos unternehmerfreundliche
Kurs hatte das rechte Spektrum nicht einen k�nnen. Das Kabinett Papens scheiterte
nach nur f�nf Monaten im November 1932.
Sein Nachfolger, der Reichswehrgeneral Kurt von Schleicher, war daher bem�ht,
eine breitere gesellschaftliche und politische Verankerung seines Pr�sidialregimes
zu erreichen. In dieser Situation avancierte die Idee eines �quer�
zu den ideologischen Trennungslinien der Parteien liegenden B�ndnisses,
bestehend aus Reichswehr, Gewerkschaften und dem �linken� Fl�gel
der NSDAP, f�r einen kurzen Zeitraum zu einer ernsthaften politischen Option.
Die jeweiligen Vorstellungen und Erwartungen, die die unterschiedlichen Propagandisten
der �Querfront� mit dem Konzept verbanden, lagen allerdings zum Teil
erheblich auseinander.
Auf einer theoretisch-ideologischen Ebene war die �Querfront� ma�geblich
von Vertretern des neonationalistischen TAT-Kreises entwickelt und in zahlreichen
Publikationen, wie etwa der �TAT� oder der �T�glichen
Rundschau� formuliert worden. Durch die Herrschaft Schleichers erhofften
sich die Autoren die endg�ltige Beseitigung der Weimarer Demokratie sowie
entscheidende Schritte hin zu einem �auf den Volkswillen� gest�tzten
autorit�ren Staat.
Schleichers politische Positionen wiederum schienen in zahlreichen Punkten denen
des TAT-Kreises zu entsprechen. Bereits w�hrend des Ersten Weltkrieges war
der General daf�r eingetreten, Schl�sselindustrien einer strikteren
staatlichen Kontrolle zu unterwerfen, Kriegsgewinne zu besteuern und Preisbegrenzungen
notfalls mit Hilfe bestimmter Formen von Zwangsverwaltung durchzusetzen. Auch
als Reichskanzler postulierte er eine nachhaltigere Interessenwahrung des Staates
gegen�ber der Industrie und erwog zudem, Teilverstaatlichungen durchzuf�hren.
Die Vorstellungen Schleichers verfolgten jedoch im Gegensatz zu denen des TAT-Kreis
nicht das Ziel, eine neue Staatsform zu schaffen und einem �nationalen
Sozialismus� zum Durchbruch zu verhelfen. Vielmehr war das Denken und Handeln
des Reichskanzlers von pragmatischen milit�rischen Kategorien gepr�gt.
Schleicher ging es vor allem darum, f�r sein Pr�sidialregime, das langfristig
zumindest partiell Z�ge einer Milit�rdiktatur getragen h�tte,
eine Massenbasis zu schaffen.
Tats�chlich wurden im Herbst 1932 sowohl innerhalb des ADGB als auch im
�linken� Fl�gel der NSDAP Stimmen laut, die die Beteiligung
an einer �Querfront� nicht ausschlossen. So konnten seit dem Beginn
der 30er Jahre nationalistische Str�mungen im ADGB Fu� fassen, w�hrend
gleichzeitig innergewerkschaftliche Debatten �ber die rasant wachsende nationalsozialistische
Bewegung weitgehend ausblieben. Zudem wurde im ADGB sowie in den Einzelgewerkschaften
angesichts dramatisch steigender Arbeitslosenzahlen verst�rkt Forderungen
nach staatlichen Arbeitsbeschaffungsma�nahmen erhoben, was erhebliche Konflikte
mit der SPD-F�hrung hervorrief. Die traditionell enge Bindung zwischen den
Gewerkschaften und der Sozialdemokratie schien sich somit zu lockern. Auf der
anderen Seite hatte Gregor Strasser, der Fraktionsvorsitzende der NSDAP und Exponent
eines �antikapitalistischen � Fl�gels der Partei, im Mai 1932
in einer Reichstagsrede ein wirtschaftliches Sofortprogramm vorgestellt, das
in zahlreichen Punkten �hnlichkeiten mit den gewerkschaftlichen Arbeitsbeschaffungsprogrammen
aufwies.
Im Sommer und Herbst 1932 kam es zu einer Reihe von Sondierungsgespr�chen
zwischen der F�hrung des ADGB und Reichsregierung, um die Optionen einer
�Regierung aller Volkskreise �, unter Einschluss der NSDAP, auszuloten.
Gregor Strasser wiederum traf sich sowohl mit Schleicher, als auch mit dem F�hrer
des (sozialdemokratischen) Reichsbanners. Zum ADGB hielt er �ber Mittelsm�nner
Kontakt. Ob dar�ber hinaus direkte Verhandlungen hinsichtlich einer m�glichen
�Querfront� zwischen Schleicher, Gewerkschaftsfunktion�ren und
nationalsozialistischen Wirtschaftstheoretikern stattfanden, ist bis heute umstritten.
Ab Ende August 1932 erschien zeitgen�ssischen Beobachtern die Bildung eines
Kabinetts Schleicher - Strasser - Leipart (der Vorsitzende des ADGB)
jedoch durchaus als ein ernsthaftes realpolitisches Szenario. Dabei blieb es
dann aber auch. Als Schleicher Anfang Dezember 1932 zum Reichskanzler ernannt
wurde, war das Querfrontkonzept bereits Makulatur. Innerhalb der NSDAP hatte
sich Strasser mit seinen Positionen nicht durchsetzen k�nnen. Am 8. Dezember
trat er von seinem Parteiamt zur�ck. Die Gewerkschaften schreckten letztendlich
vor einer eindeutigen Positionierung zugunsten des Pr�sidialregimes zur�ck,
zumal die SPD massiven Druck auf die F�hrung des ADGB aus�bte. An der
insgesamt unentschlossenen, lavierenden und indifferenten Haltung der Gewerkschaften
gegen�ber der nationalsozialistischen Bewegung �nderte sich jedoch
wenig - eine Tatsache, die sich bitter r�chen sollte. Das Kabinett
Schleicher bestand nicht einmal zwei Monate. Am 30. Januar 1933 wurde Hitler
zum Reichskanzler ernannt. Drei Monate sp�ter, am 2. Mai 1933, begann das
NS-Regime mit der Zerschlagung der Gewerkschaften. Dass diese Ma�nahmen
lediglich auf geringen Widerstand stie�en, war nicht ausschlie�lich
auf den nationalsozialistischen Terror zur�ckzuf�hren, sondern stellte
auch ein Resultat der seit dem Beginn der drei�iger Jahre vollzogenen Ann�herungsprozesse
an die extreme Rechte dar.“
Lagefeststellung � Beurteilung der Situation � M�glichkeiten des Handelns � Entschluss � Umsetzung � Kontrolle
�