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Die politische Wochenschau
vom 15. bis 21. Juli 2000
Schlagzeilen der Woche zusammengestellt von Christian Klee |
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Privatisierungen werden weltweit andauern |
Zitat der Woche: |
"Die Tenne ist leer, der Weizen ausgedroschen; das Stroh blieb zur�ck. Es wartet auf einen, der kommt und es anz�ndet." |
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Ernst J�nger
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Bashar el Assad wurde als neuer Pr�sident Syriens vereidigt. Der neue Staatschef k�ndigte in seiner Antrittsrede Reformen in Wirtschaft und Verwaltung an; der Bev�lkerung versprach er eine Anhebung ihres Lebensstandards. Assad versicherte, er wolle die Wirtschaft von veralteten Gesetzen befreien, die B�rokratie abbauen und die Verwaltung zu reformieren. Die Regierung soll transparenter und dem Parlament rechenschaftspflichtig werden. Eine Demokratie nach westlichem Vorbild lehnte der Pr�sident jedoch entschieden ab und verwies auf die Erfolge des syrischen Systems. Er bat die USA um aufrichtige Vermittlung zwischen Syrien und Israel, zeigte sich jedoch zu keinerlei Zugest�ndnissen in der Frage der Golanh�hen bereit. Assad gab sich bescheiden, nach der Volksabstimmung, die ihn am 10.07. mit 97,29 % als Pr�sident best�tigte, verschwanden seine allgegenw�rtigen Bilder aus der �ffentlichkeit. Es gibt also Anzeichen, da� Syrien sich vom Personenkult abwendet.
Die baskische Befreiungsbewegung ETA schlug f�r die spanischen Sicherheitsbeh�rden unerwartet mehr als 1000 km von ihrem Hauptoperationsgebiet zu: Ein Kommando erscho� den konservativen Stadtrat Jos� Mar�a Mart�n Carpena, zugleich Angestellter der staatlichen Rentenversicherung, vor seinem Haus in M�laga. Mit der 9-Millimeter-Parabellum kam erneut ein ETA-Standardmodell zum Einsatz. In Agreda/Provinz Sor�a detonierte vor einer Kaserne der Guardia Civil eine Autobombe, wobei die Frau eines Offiziers verletzt wurde. Der n�chste Anschlag galt einem Einkaufszentrum in Vitoria und verursachte gro�en Sachschaden. Da der Z�nder der am Auto eines sozialistischen Kommunalpolitikers in M�laga angebrachten Haftladung versagte, scheiterte dieses vierte Attentat. In San Sebasti�n wurde ein Brandanschlag auf eine Apotheke ver�bt, deren Besitzer Mitglied einer Friedensinitiative ist. Innenminister Jaime Mayor Oreja konstatierte, die ETA habe in den 14 Monaten des Waffenstillstandes erfolgreich ihre Infrastruktur reorganisiert. Die Sicherheitskr�fte bef�rchten, die j�ngsten Anschl�ge seien nur der Anfang der gr��ten und bestgeplanten ETA-Offensive seit 1990. Die 1998 und 1999 schon totgesagte Untergrundorganisation wolle Verunsicherung in ganz Spanien verbreiten. Ihr Nachwuchs lebt nun nicht mehr im Untergrund, sondern geht nach dem Vorbild der deutschen Revolution�ren Zellen einer normalen Besch�ftigung nach. Nur f�r die Ausf�hrung von Operationen tauchen die Aktivisten vor�bergehend ab. Hinzu kommt die Etablierung neuer St�tzpunkte in Frankreich. Die gem��igt nationalistische PNV hat in einigen Gemeinden ihre Zusammenarbeit mit der ETA-nahen Herri Batasuna eingefroren. Am Pakt von Estella (baskisch Lizarra) zur kommunalpolitischen Kooperation halten PNV und HB jedoch fest. Die baskische Regierung hat nochmals umgerechnet 3,5 Millionen DM f�r die Arbeit der von Nationalisten und Separatisten getragenen Versammlung der gemeinsam regierten Kommunen bereitgestellt. Die PNV-Vorst�nde Arzalluz und Egibar verurteilten die Mordanschl�ge der ETA als eine falsche Strategie, und auch der baskische Regierungschef Ibarretxe rief die Separatisten auf, ihre Gewaltkampagne aufzugeben. Die PNV setzt jedoch weiterhin auf die Hilfe Herri Batasunas zur Erreichung eines unabh�ngigen Baskenlandes. Kein Krieg verl�uft ohne R�ckschl�ge: Am Wochenende hob die Polizei in Vitoria ein Waffenlager der ETA aus, wobei u.a. 70 Kilo Dynamit und 9 Haftladungen nebst Unterlagen sichergestellt wurden.
Der Iran teste erfolgreich eine Mittelstreckenrakete des Typs Schahab III. Die Reichweite des Waffensystems betr�gt 1300 km, womit die Schahab III auch israelisches Territorium erreichen kann. Teheran betonte, es handele sich um einen rein wissenschaftlichen Test.
In Frankreich zeigt sich eine zunehmende Radikalisierung der sozialpolitischen Auseinandersetzungen. Nachdem zuvor die Belegschaft der Textilfabrik Cellatex in den Ardennen in ihrer Verzweiflung drohte, 50.000 Liter Schwefels�ure kurzerhand in die Maas zu kippen, erreichten die Konflikte einen neuen H�hepunkt. In der Ardennenstadt Givet zeigten sich die Mitarbeiter der seit Wochen besetzten Adelshoffen-Brauerei sogar bereit, notfalls ihren Betrieb per Z�ndung der Gastanks in die Luft zu sprengen. Das vielgepriesene Wirtschaftswunder Frankreichs geht eben an einem nicht unerheblichen Teil der Bev�lkerung und der Regionen vorbei, und deren Frust macht sich vor allem die kommunistische Gewerkschaft CGT zunutze. Die kompromi�lose Haltung der franz�sischen Linksgewerkschaften hebt sich wohltuend von der Kungelei des DGB mit Regierung und Industriebossen ab. Im �brigen ist die CGT in allen derart auf die Spitze getriebenen F�llen erfolgreich gewesen und setzte soziale Nachbesserungen f�r die vom sozialen Absturz bedrohten Arbeitnehmer durch.
An der Bundeswehr-F�hrungsakademie in Hamburg wurde die 42. Tagung des Milit�rgeschichtlichen Forschungsamtes abgehalten. Zu den interessantesten Referenten zum Thema "Information Warfare" geh�rte Luftwaffengeneral Walter Jertz (Kommandeur der 1. Luftwaffendivision in Karlsruhe), der sehr treffend feststellte: "Medienarbeit mu� heute als ein Mittel der F�hrung, als integraler Bestandteil milit�rischer Planungen und F�hrungsentscheidungen angesehen werden. Die �ffentlichkeitsarbeit mu� genauso geplant werden wie eine milit�rische Operation." Jertz fungierte w�hrend des Kosovo-Krieges als wichtiger medienpolitischer Mitarbeiter des NATO-Hauptquartiers. Zu den damaligen Kriegszielen der NATO geh�rte dem General zufolge auch die "physische Zerst�rung der serbischen Propagandamaschinerie". Und weiter: "H�tte die Pressearbeit der NATO versagt, w�re der Kosovo-Konflikt m�glicherweise milit�risch nicht bis zum Erfolg gef�hrt worden." Gegen�ffentlichkeit schaffen!!!
Der US-Intelligenzforscher Ulric Neissen erhob den Umgang mit den visuellen Medien zur wohl wichtigsten Wandlung f�r die menschliche Intelligenz im 20. Jahrhundert. Jede Generation wurde mit mehr optischen Darstellungen konfrontiert. Hieraus resultiert der sogenannte Flynn-Effekt: Der Intelligenzquotient hat in den Industriel�ndern seit etwa 1900 kontinuierlich zugenommen. Patricia Grunfield, ebenfalls aus den USA, weist jedoch darauf hin, da� sich beispielsweise bei sprachlichen Tests ein viel geringeres Intelligenzwachstum ergeben hat. Die Menschen sind bei zunehmender Bildhaftigkeit ihrer Kultur immer weniger mit Buchstaben vertraut. Professor Hugo Schmale von der Uni Hamburg bemerkte hierzu, die Wahrnehmungsgeschwindigkeit der Jugend habe sich seit 1980 um 30 % erh�ht. In abstrakten Sektoren wie Denkprozesse, Rechnen oder Definition hingegen sei eine deutliche Verlangsamung der kognitiven Prozesse zu erkennen. Horst W. Opaschewski vom Hamburger B.A.T.-Freizeit-Forschungs-Institut erkl�rte, es werde angesichts der Informationsflut alles ausgeblendet, was nicht direkt mit den pers�nlichen Zielen in Verbindung steht. Die Kommunikationsf�higkeit lasse ebenso nach wie das sprachliche Ausdrucksverm�gen und vor allem die F�higkeit des abstrakten Denkens.
Der neue Bundeswehr-Generalinspekteur Harald Kujat gab mit neuen r�stungstechnischen Forderungen seinen Einstand. Das Nachfolgemodell f�r den hoffnungslos veralteten Transporter Transall soll sofort in Angriff genommen werden, ferner verlangt Kujat neue Milliarden f�r die Modernisierung der Truppe. Zwecks Einsparung von Geldern sind unn�tze Projekte zu streichen, au�erdem sollen �beralterte Waffensysteme und Fahrzeuge zumindest teilweise stillgelegt werden, um die Aufwendungen f�r Reparatur und Instandhaltung zu senken. Logistik und Sanit�tswesen der Bundeswehr sollen zentralisiert werden. Die Hardth�he hat Auftr�ge f�r 5 neue Korvetten im Gesamtwert von 1,9 Milliarden DM an die L�r�en-Werft, an Blohm & Voss und an die Thyssen Nordseewerke vergeben. Weitere Flotteneinheiten werden folgen.
Wie an die britische Presse durchsickerte, beabsichtigt der politische Opportunist Tony Blair eine Propagandaoffensive zugunsten seiner mehr als angeschlagenen Popularit�t. Blair will so den Ruf vermeiden, er habe den Kontakt zu den "innersten britischen Gef�hlen" verloren. Die Labour-Regierung will auf H�rte gegen Kriminelle, strengere Asylpolitik, wirtschaftliche Hilfe f�r die Familien sowie eine geringere Betonung der Gleichstellung von Homosexuellen setzen und K�rzungen im Milit�rhaushalt vermeiden.
Im als neues Jobwunder angepriesenen Call Center-Bereich werden in den n�chsten Jahren 50 % der bislang 180.000 Arbeitspl�tze wegfallen. Sprachcomputer k�nnen bald 80 % der Standardtransaktionen abwickeln. Zugleich wird die Branche sich auf Anfragen aus dem Internet verlegen. Von den Entlassungen werden vor allem schlecht qualifizierte Arbeitskr�fte betroffen sein, w�hrend an fachlich versierten Kundenberatern weiterhin Bedarf besteht.
In Frankreich wurde erstmals ein Gedenktag f�r die von Franzosen begangenen antisemitischen Taten im Zweiten Weltkrieg abgehalten. Zum Gedenktag sprach Berufsbildungsminister Jean-Luc M�lenchon in Paris.
Nach Angaben der OECD wird die seit Anfang der 90er Jahre anhaltende Privatisierungswelle bislang staatlicher Wirtschaftssektoren auch im neuen Jahrzehnt weiter anhalten. Die treibenden Kr�fte hierbei d�rften weiterhin die EU, Japan und S�dkorea sein. Im Jahr 1999 erbrachten die Privatisierungen Erl�se von weltweit 145 Milliarden US-Dollar - ein Bombengesch�ft f�r die Regierungen und nat�rlich f�r die transnationalen Konzerne, da die Gro�betriebe und Beteiligungen kaum an Otto Normalverbraucher vergeben werden. Die Erl�se fallen jedoch zumeist im Raum der Industriestaaten an: Allein die EU steuerte 1999 die H�lfte der Gesamtsumme bei. Im �brigen entfallen 40 % der Erl�se auf den Telekommunikationssektor. Am dramatischsten vollzieht sich die Verschleuderung des nationalen Eigentums in Italien, wo seit 1993 90 Milliarden Dollar Privatisierungsgewinne f�r den Staat anfielen. Seit 1990 fielen im OECD-Raum Privatisierungserl�se von 600 Milliarden Dollar an. Auch die osteurop�ischen Staaten werden von der Welle erfa�t: In Ungarn erbringt der staatliche Sektor nur noch 15 % des BSP. S�damerika scheint sich abzukoppeln und verlangsamt das Privatisierungstempo deutlich.
Der Staatsbesuch des russischen Pr�sidenten Putin in Peking zeitigte als H�hepunkt die Unterzeichnung einer russisch-chinesischen "strategischen Partnerschaft" gegen das amerikanische Raketenabwehrprogramm NMD. Die Staaten der Welt wurden aufgefordert, NMD zu verhindern. Sollte Washington sich uneinsichtig zeigen, drohen Putin und sein chinesischer Amtskollege Jiang Zemin mit entsprechenden Gegenma�nahmen. Gespr�chsthemen waren auch das von den Amerikanern angestrebte und von Moskau und Peking zumindest f�r Taiwan entschieden abgelehnte Schwestersystem TMD (Theatre Missile Defence) f�r die asiatischen Verb�ndeten der USA, der islamische Fundamentalismus in Zentralasien und die milit�rische Zusammenarbeit. Moskau und Peking vereinbarten ferner gemeinsame Projekte auf dem Sektor der Energieversorgung mit Atomstrom, Erd�l und Erdgas. Das Handelsvolumen zwischen beiden Staaten betr�gt derzeit nur 5 statt der geplanten 20 Milliarden US-Dollar, hat aber in der ersten Jahresh�lfte im Verh�ltnis zum Vorjahr um 35 % angezogen. Der Waffenhandel floriert: Moskau wird China ein neues luftgest�tztes Fr�hwarnsystem verkaufen, ferner liefern die Russen Abfangj�ger von Modell SU-27 und Zerst�rer. Zur Zeit erlebt der Ferne Osten Ru�lands eine wahre Invasion chinesischer Einwanderer: T�glich gehen bis zu 10.000 Chinesen �ber den Grenzflu� Amur. Der Regierung in Peking d�rfte diese Verschiebung der Bev�lkerungsverh�ltnisse im erst 1858/59 von den Russen besetzten Fern�stlichen Gebiet nicht unwillkommen sein.
Im Anschlu� stattete Putin Nordkorea seinen ersten Besuch ab. Staatschef Kim Jong Il versicherte dem Russen, das nordkoreanische Raketenprogramm diene rein friedlichen Zwecken. Sofern sein Land Zugang zu Tr�gerraketen anderer Staaten f�r die friedliche Erforschung des Weltalls bekomme, k�nne es das Raketenprogramm zugunsten eines Satellitenprojektes ganz einstellen. Bei diesen �u�erungen scheint Kim Jong Il wohl die Leichtgl�ubigkeit des Westens etwas zu �bersch�tzen. Mehr Substanz haben die Wirtschaftsverhandlungen: Moskau dr�ngt auf die Reaktivierung brachliegender Industriebetriebe in Form s�dkoreanisch-japanischer Investitionen und den Ausbau von Verkehrsverbindungen nach S�dkorea.
In Mitrovica im Norden des Kosovo hat die UN-Polizei einen wegen Brandstiftung gesuchten Serben festgenommen. Das Resultat waren Zusammenst��e mit aufgebrachten Serben, wobei 9 Demonstranten verletzt wurden. Die Protektoratspolizei der "westlichen Wertegemeinschaft" zerstreute die Randalierer unter Schu�waffengebrauch. F�r die im Oktober anstehenden Kommunalwahlen haben sich bislang 900.000 W�hler registrieren lassen, unter ihnen nur wenige hundert der rund 100.000 Serben. Keine einzige serbische Gruppierung beteiligt sich an den Wahlen. Der Serbische Nationalrat unter Vorsitz von Bischof Artemije ist zur Mitarbeit bereit, fordert jedoch, die UNO solle an den Wahlurnen eine faire und sichere Abstimmung f�r die serbische Volksgruppe garantieren.
Die Autonomieverhandlungen der franz�sischen Regierung mit den aufs�ssigen Korsen kamen sehr zum Unwillen der zentralistischen Fraktion in der sozialistischen Regierung - ein R�cktritt von Innenminister Chev�nement wird nicht mehr ausgeschlossen - zu einem erfolgreichen Ende. Premier Jospin legte einen Plan vor, der erstmals die Zustimmung aller korsischen Parteien fand. Schrittweise soll das Regionalparlament in Ajaccio bis 2004 bestimmte legislative Kompetenzen erhalten. Unter Verfassungs�nderung sollen die beiden korsischen D�partements zu einer neuen Einheit zusammengefa�t werden; das Amt des von Paris entsandten Pr�fekten wird abgeschafft. Das kommende korsische Parlament wird die Zust�ndigkeit f�r Infrastruktur, wirtschaftliche Entwicklung, Fremdenverkehr, Sport und Schulwesen erhalten, Korsisch wird regul�res Unterrichtsfach. Voraussetzung hierf�r ist jedoch die Wiederherstellung eines dauerhaften Friedens, also die Waffenniederlegung der militanten Nationalisten.
In Moskau wurde die neue Partei "Ru�land" gegr�ndet, die als linksnationalistische Alternative oder wie auch immer man das Gebilde bezeichnen mag, Staatschef Putin in seinem Kampf f�r einen neuen Staat unterst�tzen will. Parteivorsitzender der aus der Kommunistischen Partei hervorgegangenen Bewegung ist Dumapr�sident Selesnjow, der zweite Mann in der Hierarchie der KPR. Die Partei strebt den Aufbau eines russischen Sozialstaates an, der die Errungenschaften der Sowjetunion mit sozialdemokratischen Vorstellungen aus dem Westen verkn�pfen soll. Auf der Gr�ndungsversammlung hie� es, die Linke brauche eine neue Strategie. "Die neue patriotische Orientierung, die die neue F�hrung des Landes ins Leben gerufen hat, macht uns Hoffnung auf fruchtbare Zusammenarbeit in entscheidenden Punkten." Auch auf dem anderen KPR-Fl�gel br�ckelt es: Mit der Kommunistischen Partei Ru�lands und Wei�ru�lands ist eine eindeutig sowjetorientierte Abspaltung entstanden.
In Castlewellan s�d�stlich Belfast wurde ein katholischer Beamter durch eine Autobombe verletzt, die nach Angaben der Sicherheitsbeh�rden von militanten Protestanten stammt. Der Sprengsatz war allerdings von recht primitiver Bauart, also fallen die professionellen protestantischen Paramilit�rs hier wohl aus. Die katholische Real IRA wiederum deponierte einen Sprengsatz an einer wichtigen Eisenbahnlinie im Westen Londons. Nach mehreren weiteren Bombendrohungen mu�te eine Reihe zentraler Fern- und U-Bahnh�fe gesperrt werden, was Hunderttausende auf dem Weg zur Arbeit ausbremste. Zu Schaden kam niemand. Die Real IRA soll mittlerweile eine Operationsbasis in London etabliert haben; sie verf�gt �ber panzerbrechende Raketen und Semtex-Sprengstoff. Bereits Anfang Juni z�ndete die Gruppe eine Bombe unter der Londoner Hammersmith-Br�cke, die seitdem gesperrt ist.
�berraschend hat der US-Kongre� die seit den 60er Jahren geltenden Handelssanktionen gegen Kuba abgeschw�cht: Fortan k�nnen Nahrungsmittel und gewisse Medikamente auf die Insel exportiert werden, ferner f�llt das ohnehin wenig beachtete Einreiseverbot f�r US-Staatsb�rger. Zur Lage im sozialistischen Kuba: Im Jahr 1999 ist das BSP der Insel um 6 % auf 17,5 Milliarden US-Dollar angestiegen. Trotz Lohnerh�hungen wird die breite Masse hiervon wenig sp�ren, denn bei anhaltendem Aufw�rtstrend wird das BSP erst 2005 die 20 Milliarden US-Dollar erreichen, die vor dem Kollaps des Ostblocks 1991 verbucht wurden. Bis 1994 brach das BSP Kubas um 35 % ein, woraufhin Castro sich gezwungen sah, der Bev�lkerung den Besitz von Devisen und selbst�ndige Arbeit in Einmannbetrieben zu gestatten. Auf Agrarm�rkten k�nnen die Bauern ihre das staatliche Plansoll �berschreitende Produktion ver�u�ern, ferner konnten ausl�ndische Firmen auf Kuba in joint ventures mit Staatsbetrieben investieren. Mittlerweile haben hier 370 Unternehmen bis 1998 rund 1,8 Milliarden Dollar investiert - vor allem in den Sektoren Tourismus, Nickel, Erd�l und Telekommunikation. Habana hat mit 44 Staaten Investitionsschutzabkommen unterzeichnet. Die Subventionen f�r Konsumg�ter und Versorgungsleistungen wie Strom, Gas und Wasser wurden gestrichen, ferner k�rzte der Staat die Renten zusammen. Die L�hne sind noch immer so niedrig, da� trotz eines Devisenzuschusses von 50 US-Dollar im Jahr die meisten Besch�ftigten nicht einmal ihre Grundversorgung sicherstellen k�nnen. Preissenkungen um 11 % steht ein Anstieg der Abgaben f�r die Versorgungsleistungen um 300 % gegen�ber. Nur durch die remesas, die sich 1998 auf 1 Milliarde Dollar belaufenden �berweisungen der Exilkubaner, zog der Inlandskonsum 1999 um 2 % an.
Verfassungsschutz und Zentralrat der Juden in Deutschland zeigten sich ebenso wie Bundespr�sident Rau von "neonazistischen Tendenzen" beunruhigt, die eine "Gef�hrdung der Demokratie" darstellten. VS-Pr�sident Fromm warnte vor ersten Anzeichen einer rechtsterroristischen Auspr�gung, womit die nebul�sen National-revolution�ren Zellen gemeint sind. Rau, Zentralratspr�sident Spiegel und Innenminister Schily setzen neben den �blichen law and order-Parolen auf eine gesellschaftliche Mobilisierung gegen Ausl�nderfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt. Unterst�tzung verdient sicherlich die Forderung Raus, die zunehmende Brutalisierung der "Fernsehunterhaltung" zur�ckzudr�ngen. Hier sei Schily zitiert: "Wer Rassismus und Fremdenfeindlichkeit predigt, geh�rt vor Gericht, und wir werden ihn lehren, was eine demokratische Gesellschaft ist". Abgesehen von dem entlarvenden Demokratieverst�ndnis des Herrn Bundesminister des Inneren sei hinzugef�gt, da� primitiver Rassismus oder sich gar in Gewaltanwendung gegen gesellschaftlich Schw�chere �u�ernde Xenophobie keinesfalls mit der politischen Haltung des Verfassers deckungsgleich sind - es geht nicht darum, getreu dem Radfahrerprinzip "nach oben buckeln und nach unten treten" dumpfem Sozialdarwinismus zu huldigen, sondern um die Entwicklung einer politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Alternative, die auf solche Weise mit Sicherheit nicht erreicht werden kann.
Vor Beginn des von 22.000 Mann Sicherheitskr�ften abgeschotteten Weltwirtschaftsgipfels der G 8 auf Okinawa demonstrierten mehr als 27 000 Japaner gegen die starke US-Milit�rpr�senz. Zum Auftakt �u�erten Schr�der und Chirac ihre Zweifel am eigentlich nicht auf der Tagesordnung stehenden US-Raketenabwehrsystem NMD. Auch im Rahmen eines diskreten Vier-Augen-Gespr�ches mit Putin, der sich zum Sprecher auch Chinas und Nordkoreas machte, bi� Clinton auf Granit. Moskau scheiterte zwar mit dem Versuch, einen Schuldenerla� durchzusetzen, aber der Hauptgl�ubiger BRD wird mit den Russen ein Umschuldungsabkommen abschlie�en und die Tilgung des Schuldenbergs von 42 Milliarden US-Dollar strecken. Damit auch die Dritte Welt in den Genu� des Digitalzeitalters kommt, will alleine Japan 30 Milliarden Dollar f�r Kredite und Entwicklungsprojekte investieren. Hier werden auch die USA nicht lange zur�ckstehen. Man handelt jedoch nicht aus N�chstenliebe: Es geht erkl�rterma�en darum, neue Absatzm�rkte f�r die new economy, also die IT-Firmen, den E-commerce und die Medienkonzerne zu finden. Ferner wollen die G 8 durch Verhandlungen auf Ministerebene den Entwicklungsl�ndern klarmachen, welche politischen, sozialen und wirtschaftlichen Anforderungen sie zu erf�llen haben, um in den Genu� einer Entschuldung zu kommen. Dies ist bislang nur neun Staaten gelungen.
Wo das Kapital voranschreitet, darf das Kreuz nicht fehlen: Nicht nur die deutsche Wirtschaft bis hin zu mittelst�ndischen und kommunalen Betrieben bediente sich der von den Hitleristen im Zweiten Weltkrieg herangeschafften Zwangsarbeiter. Nachdem bekannt wurde, da� ein "Konsortium" von mehrheitlich evangelischen Gemeinden in Berlin ein Zwangsarbeitslager unterhielt, r�umte nun auch das Kloster Ettal ein, franz�sische Kriegsgefangene, russische Ostarbeiter und polnische Zwangsarbeiter auf seinen Liegenschaften ausgebeutet zu haben. Auch der klerikale Wohlfahrtsverband Caritas deutete mittlerweile an, man habe vom Sklavereisystem des Dritten Reiches profitiert.