Wirtschaft und Soziales

 

Intifada-Thesen

 

"Die aktuelle geschichtliche Phase scheint keinen Platz für einen Eingriff zu bieten, der die schlummernden jungen Generationen wieder aufwecken könnte. Es steht fest, daß wir in einer Übergangsphase leben und die Periode der Stockung nicht ewig andauern wird. Das Unbehagen, das durch einen Zustand des nutzlos geführten Lebens hervorgerufen wird, liegt in der Luft und im weiteren, bestimmt durch die historischen Bedingungen, wird der Zeitpunkt bald erreicht sein, in dem ein neues Aufbegehren die soziale Ordnung erschüttern wird, die im Augenblick so eingewurzelt zu sein scheint, daß eine mögliche Bewegung nicht auszumachen ist. Jenseits des Anscheins existiert ein Unbehagen, und der Ärger über ein durch Muster vorgegebenes Leben wird explodieren." (Raido - Die Welt der Tradition)

 

Einige Ad-hoc-Bemerkungen anläßlich der Intifada in Genua

1. Es ist heuchlerisch, wenn man sieht wieviel Bedeutung dem Mord an einem einzelnen Straßenkämpfer in Genua zugemessen wird, wenn man bedenkt daß seit Beginn der Al-Aqsa-Intifada der nahöstliche Hauptverbündete der G7-Bande bereits mehr als 500 Steinewerfer erschossen hat. Bisherige Reaktion der Welt: Null.

2. Die Aussicht, daß sich die sieben bedeutendsten Aushängeschilder der Weltoligarchie, nicht mehr treffen können, ohne eine ganze Stadt in ein Trümmerfeld zu verwandeln, zeigt, daß das globalisierte revolutionäre Potential höher ist, als noch vor Seattle angenommen wurde. Dennoch können auf diese Weise natürlich die großen "Anonymen" nicht einmal gekratzt werden.

3. Die von nationalen Kreisen vorgebrachte Ausssage, daß es sich bei den Randalierern um den selben - mit Steuergeldern gefütterten - Krawallpöbel handelt, der normalerweise dazu angesetzt wird, um Veranstaltungen des Nationalen Widerstandes zu stören oder gar zu verhindern, ist natürlich zutreffend. Dennoch sollte nicht vergessen werden, daß es immer geheißen hat, diese Anarchisten seien nur "Hiwis des Systems", nun richten sie sich einmal gegen die richtigen - das ist nun auch nicht recht?

4. Die im Sozialarbeiter- und Entwicklungshelferstil argumentierenden Gegengipfelveranstalter, die die selbe Globalisierung wie die neoliberalen Brutalos nur ein bißchen in rosa und kuschelweich haben wollen, also die Kultur(en)vernichtung mit sozialem Anstrich, haben in der telekratischen Öffentlichkeit gegen eine kämpferisch-kriegerische Opposition wenig zu vermelden, sondern geben wieder einmal nur die nützliche Idiotenkulisse ab, was ohnehin ihre Hauptaufgabe ist.

5. Julius Evolas Strategie der Negation der Negation, wie sie in "Den Tiger reiten" theoretisch begründet wurde, zielt nicht auf ein "Alles ist erlaubt, solange Du auch anders kannst", sondern auf eine Umpolung der zerstörerischen Kräfte des modernistischen Systems zur Selbstzerstörung - unter Gesundhaltung eines traditionellen Kerns, von dem aus der Wiederaufbau möglich ist (dessen Prinzipien in "Menschen inmitten von Ruinen" zu entnehmen sind). Franco Freda hat Ausführungsbestimmungen hierzu in seiner "La Disintegrazione della sistema" vorgelegt, die passenderweise vor kurzem neu aufgelegt wurden. Mehr noch als die illusionären 60-er Revolten eignen sich die neuen anti-globalistischen Revolten - dazu gehören im Zustand des Unbewußten verharrend auch die Vorstadtrebellionen in Frankreich oder England, die nicht auf Rassenkonflikte reduziert werden müssen - für eine Wiederbelebung dieser antagonistischen Strategie.

6. In dieser Situation haben sich zahlreiche Rechte, Populisten darauf verlegt mit dem Neoliberalismus gemeinsam gegen dessen Opfer mobil zu machen, um ein aussterbenden und in der Dekadenz versinkendes Europa gegen die marginalisierten Ränder zu verteidigen. Dies ist eine Kapitulation vor dem Zeitgeist, wie auch immer man es mit Worten über "kulturelle Hegemonie" verbrämt, die man in den ständig wechselnden Subkulturmoden zu erringen möchte. Doch der Igel des systemimmanenten Konsumismus ist immer schon vorher dort.

7. Ein mit Rußland zu findenden Bündnis gegen die USA und die Trilateralen, um eine eurasische Allianz zu errichten, wäre zwar begrüßenswert, aber bestenfalls eine kurz- bis mittelfristige Perspektive, da Rußland an den selben Dekadenzerscheinungen wie Europa leidet und ebenfalls zum Aussterben verurteilt ist. Daher beginnt man sich bereits auf China zu verlegen, dem sicherlich im 21. Jahrhundert geopolitisch eine führende Rolle zukommen wird, aber selber durch die blindwütige Unterdrückung der nicht integrierbaren christlichen, islamischen und neospiritualistischen Minderheiten auf einem Pulverfaß sitzt. Der Hauptverbündete Israels in der Region, Indien mit seiner pseudotraditionalistischen Regierung kommt realisitischerweise als dauerhafter Bündnispartner weder für ein antiglobalistisches Europa noch für China in Betracht.

8. Im Unterschied zu früheren Jahrzehnten - und von Evola nicht vorhergesehen - hat ein Teil der kolonialisierten Welt begonnen, nicht mehr westliche Modelle wie Demokratie, Nationalismus und Sozialismus zur Verteidung gegen den westlichen Imperialismus zu benützen, sondern sich auf seine kulturellen und spirituellen Wurzeln besonnen: den Islam. Dessen kämpferische Grundhaltung und geburtenfördernde Familienordnung machen ihn nur schwer besiegbar. Durch den Konflikt um Jerusalem ist eine dauerhafte Aktivierung und Mobilisierung der islamischen Massen vorprogrammiert. Dazu kommen die strategisch große Bedeutung der islamischen Länder und ihre Erdölvorkommen. Eine Orientierung an der islamischen Welt ist daher die einzig verbleibende Option für eine an der Tradition orientierte Rechte. Ein Bündnis - taktisch, strategisch, stillschweigend, offensiv - hat verschiedene Stufen und Intensitäten. Die erste und sofort zu treffende Entscheidung ist die der Intifada. Stehen wir auf der Seite der zionistischen Besatzer oder der muslimischen Befreiungskämpfer. Tertium non datum.

9. Alle bisher genannten Gesichtspunkte sind jener Hauptfrage übergeordnet, die zur Zeit das fast alleinige Thema - neben der Vergangenheitsbewältigung - der Rechten, Nationalen, Patrioten bildet: der Frage der Immigration. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß so schnell die Ausländer nicht weggehen werden. Es besteht zwar dadurch ein ständiges Mobilisierungspotential für die rechte Szene. Für jene die aber weniger an Prozente und Mitgliederzahlen denken, sollte sich dennoch die Frage stellen, ob nicht das Verhältnis zu jenen nicht-kriminellen Ausländern verbessert werden sollte, die zu den Opfern der Globalisierung zählen, traditionelle Werte vertreten (die nicht die deutschen sind, natürlich, aber die zumeist dennoch größere Gemeinsamkeiten mit den alten deutschen Werten aufweisen als mit der Wertlosigkeit der Spaßgesellschaft) und die versucht sind, automatisch nach links zu wandern, weil sie dort ihre natürlichen Verbündeten zu sehen gezwungen werden, obwohl die Linke ihre gesamte Kultur ebenso wie die deutsche Kultur vernichten möchte. Zu einer solchen Neupositionierung eignen sich am besten jene Muslime, die sich nicht primär als Angehörige einer Nation fühlen, sondern den traditionellen Werten des Islams verpflichtet fühlen. Diese sind im allgemeinen auch ansprechbar, betrachten die USA als Gegner und bilden einen zukünftigen Kristallisationskern auch für jene Angehörige ihrer Nation, die in der entwurzelten Molochsmaschinerie der europäischen Länder herumgetrieben werden.

10. Ähnliches, mit stärkeren Abstrichen, gilt auch für die Linke, insbesondere die nichtmarxistische. Falsche Gesinnung und richtig handeln ist im Zweifelsfall für uns besser als richtige Gesinnung und falsch handeln - Populismus, Neo-Dandytum, etc.. Natürlich kann es mit Linken ein Bündnis nur im Sinne des "Weges zur linken Hand", der Negation der Negation, geben, während die traditionellen Kulturen einen richtigen, wenn auch fremden, also differenzierten, Kern besitzen.

Eiserne Krone, am 20. Juli 2001

 

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