Politische
Theorie
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Die zweifelhaften Erfolge der NPD im sächsischen Landtag
von Robert
Korda
Eine neuerliche Diskussion über Verbote, wie sie jetzt von der NPD ausgelöst wurde, könnte die gesamte nationale Bewegung in Deutschland massiv schädigen. Malcolm McLarens Spruch „es gibt keine negative Publicity, es gibt nur keine Publicity“ hat in der Popmusik seine Berechtigung, aber in der Politik wenig verloren. Tatsache ist, die Bürgerlichen und die Linken sind sich einig darin, daß etwas gegen die „neonazistische Gefahr“ getan werden müsse. Offensichtlich ist es noch nicht ausreichend, wenn inzwischen Textilmarken wegen angeblicher Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen verboten werden können, ohne daß es einer tatsächlichen Begründung bedarf. Wir werden sehen wohin dieses Klima führt.
Auch wenn die NPD vordergründig eine Diskussion um den Bombenterror gegen das deutsche Volk entfacht zu haben glaubt, wird dieses Thema schnell in der Diskussion über die NPD selbst untergehen. Denkt die NPD wirklich, sie sei in einer solchen Machtposition, daß sie mit ihrer Politik die Kriminalisierung der gesamten nationalen Bewegung billigend in Kauf nehmen kann?
Wie auch immer man den Parlamentarismus der NPD beurteilen mag, der Cocktail, den die „Volksfront von Rechts“ da zusammenbraut, könnte explodieren - und zwar genau in die falsche Richtung. Die NPD erweist der nationalen Bewegung in Deutschland mit ihren Auftritten im sächsischen Landtag, ihrem seltsamen Vokabular und ihrer altbackenen Demagogie einen wahrhaften Bärendienst. Ihre Reden im Landtag sind von einem derartigen Knobelbecherrabulismus gekennzeichnet, daß man unwillkürlich schluckt und sich fragt ob diese Partei tatsächlich jemals im 21. Jahrhundert ankommen wird. Die Methode ist alt:
Erst ein
wenig mit Begriffen herumprovozieren, um dann ellenlang zu erklären,
es wäre doch alles nur im Sinne eines objektiven Geschichtsbildes. Das
ist an Durchsichtigkeit kaum zu überbieten. Wenn es die NPD immer noch
nicht gelernt hat, daß eine Relativierung des Genozids am jüdischen
Volk durch die inflationäre Verwendung des Begriffes „Holocaust“
nicht funktioniert, so ist das nur bezeichnend.
Ein neues Nationalgefühl wird sich nicht über das ständige
Herumleugnen an der Vergangenheit entwickeln, sondern über nationalrevolutionäre
Gesellschaftskritik. Davon ist die NPD reichlich weit entfernt.
Es ist eine dämliche Blasphemie, bei den Opfern von Dresden von „Holocaustopfern“ zu sprechen und auf der ursprünglichen Bedeutung des Wortes „Holocaust“ laut „Brockhaus“ herumzureiten. Hinzu kommt ein kleiner Hinweis auf die von Norman Finkelstein beschriebene „Holocaust-Industrie“ und daß diese den Begriff „Holocaust“ ja nicht gepachtet habe. Abgesehen davon, daß Finkelstein lediglich die Geschäftemacherei mit dem Genozid am jüdischen Volk anprangert, ist es völlig egal, ob den Begriff „Holocaust“ jemand gepachtet oder nicht gepachtet hat.
Seine Verwendung im deutschen Sprachraum datiert auf 1979, als im Januar dieses Jahres eine NBC-Fernsehserie in Westdeutschland ausgestrahlt wurde. Über diese Serie schrieb selbst Elie Wiesel, es verwandle ein „ontologisches Ereignis in eine Seifenoper“. Genau das trifft es.
„Holocaust“ wird im Englischen verwendet, ist ein anglifizierter griechischer Begriff und es wird nicht besser, wenn die NPD ihn jetzt auch noch für die deutsche Sprache adoptiert. Es ist dabei vollkommen nebensächlich, wer ihn in Deutschland zuerst im Zusammenhang mit dem alliierten Bombenterror verwandt hat, besonders glücklich ist die Wortwahl nicht.
Der angebliche Beweis den die NPD vorbringt, amerikanische Historiker verwendeten den Begriff im Zusammenhang mit Dresden, ist keiner, in der amerikanischen Sprache wird der Begriff deutlich umfassender verwendet als der nach Deutschland importierte.
Die Opfer in Dresden waren Opfer des sinnlosen, menschenverachtenden alliierten Bombenterrors, dem mehr als 160 deutsche Städte zum Opfer fielen. Dresden mag sicher als Synonym für die Abscheulichkeit dieser Kriegführung dienen, aber es muß eben auch als Synonym erkennbar sein.
Was soll die Verwendung des Begriffes „industriell“ im Zusammenhang mit den Opfern des alliierten Terrors gegen die deutsche Zivilbevölkerung? Der Begriff industriell wird im Zusammenhang mit einer anderen Art der Vernichtung von Menschen verwendet.
Jürgen W. Gansel verwendet in einer seiner Reden den Begriff „auserwählten Opfergruppe“ für die Opfer des Genozids am jüdischen Volk. Sie ist nicht rhetorisch geschickt, diese kleine süffisante Anspielung auf die Juden als alttestamentarisch „auserwähltes Volk“. Diejenigen, die sie verstehen, werden sie banal finden.
Besonderes rhetorisches Geschick beweist auch Holger Apfel nicht mit Wortgebilden wie „sogenannte Shoah Stiftung“. Sie wird tatsächlich so genannt, dies ist der hebräische Begriff für den Genozid am jüdischen Volk. Was also „sogenannt“?
Er beklagt außerdem in einer seiner Reden, die Opfer von Dresden blieben ungesühnt. Wie soll bitte die Sühne dafür aussehen. Man mag es sich nicht vorstellen.
Interessant
zudem der Hinweis von J.W. Gansel auf den „eliminatorischen Antigermanismus“
Churchills. Ein komisches Konstrukt. Was bitte ist „Antigermanismus“?
Noch dazu von Angelsachsen. Sosehr man die eloquente Wortwahl von J.W. Gansel
auch bewundern möchte, es gelingt nicht recht.
Inspiriert vom Wort Antisemitismus, hat sich dieser Begriff tatsächlich
nur im „National Journal“ und ähnlichem etablieren können.
Er wird dort in so geistreichen Zitaten wie „der ewige Antigermanismus
orientalischer Minderheiten gegenüber dem arbeitsfreudigen Teutonentum
als Kernvolk der Arier“ (National Journal 2004) verbraten. Noch Fragen?
Zustimmen kann man J.W. Gansel nur darin, daß die Karlspreisverleihung an Winston Churchill „in Anerkennung seiner Verdienste um die Verteidigung des höchsten menschlichen Gutes, der Freiheit“ schon einen seltsamen Geist der Jury zeigt. Allerdings war die Verleihung dieses Preises am 10.05.1956, als das Anbiedern an die Siegermächte gerade richtig Mode war.
Was die Zusammenstoppelungen von Churchillzitaten in seiner Rede soll, wird ebenfalls nicht so recht klar. Diese Churchill-Zitate stellen unerträgliche Aussagen dar, müssen aber in dem Kontext gesehen werden, daß England mit Deutschland im Krieg lag bzw. dieser sich bereits 1937 abzuzeichnen begann. Das hat mit der Schuldfrage am zweiten Weltkrieg rein gar nichts zu tun. Winston Churchill wurde am 10.05.1940 Premierminister. Seine vermeintliche Kriegsschuld scheitert an einfachen Zeitfaktoren. Daß sich Churchill bereits im ersten Weltkrieg als Hasser des deutschen Volkes präsentiert hat, ist bekannt.
Es ist nicht
der Sinn einer objektiven Geschichtsschreibung und erst recht nicht im Sinne
des deutschen Volkes die Schuldfrage am zweiten Weltkrieg einfach umzukehren,
getreu der
US-amerikanischen „Gut und Böse Philosophie“.
Es ist genauso schändlich, die Opfer von Dresden nach 60 Jahren für ein paar unsubstantierte geschichtsrevisionistische Stammtischparolen zu mißbrauchen, wie sie im Geschichtsbild einfach zu ignorieren. Die deutsche Geschichtsschreibung seit 1945 verweigert den Opfern ihre Anerkennung als Opfer eines sinnlosen Terrors, der den Ausgang des Krieges nicht ernsthaft beeinflußte und die NPD benutzt sie zur „Kriegsschuldlügenpropaganda“.
Jeder ernsthafte Nationalrevolutionär sieht bei objektiver Geschichtsbetrachtung, daß es eine pauschale, einseitige Kriegsschuld im Zusammenhang mit dem zweiten Weltkrieg nicht gegeben hat, dieser Krieg wurde mit dem Diktat von Versailles vorprogrammiert. Allerdings sollte man nicht versuchen, historische feststehende Tatsachen umzulügen. Das in Versailles der „erste Nationalsozialist geboren wurde“ (Zitat J.W. Gansel) ist mehr als lächerlich.
Es ist schlicht unerträgliches dummes Geschwätz.
Schon der Buchtitel von Leon Degrelle, „Hitler - geboren in Versailles“, dem dieses Zitat entnommen wurde, ist reichlich krude formuliert. Der Verfasser ist gerne bereit, dem studierten Historiker Gansel einige Informationen bezüglich der tatsächlichen Entstehung des Nationalsozialismus zukommen zu lassen.
Wenn die „mächtigen Schneisen“, die die NPD in „das Dickicht antideutscher Geschichtslügen zu schlagen“ (Zitat J.W. Gansel) beabsichtigt, so ausfallen wie ihr Auftritt im sächsischen Landtag, dann wird das absolut nichts. Und wenn es noch so martialisch klingt, sie liefert mit dieser Billigpolemik nur den Herrschenden in der BRD einen weiteren Anlaß gegen Nationalrevolutionäre vorzugehen. Dann werden „mächtige Schneisen“ in unser Lager geschlagen.
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