Politische
Theorie
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Die Lebenslüge der verfassungstreuen Rechten
Von Jürgen
Schwab
Der Wahlerfolg der NPD bei der sächsischen
Landtagswahl im September 2004 und die darauffolgende Politik der
nationaldemokratischen Landtagsfraktion gibt Anlaß genug, an diesem Beispiel
das Verhältnis der zeitgenössischen nationalen Rechten zum BRD-Parlamentarismus
kritisch zu beleuchten. Entgegen früherer kritischer Positionen von
Parteigremien zum BRD-Parlamentarismus
[1]
besteht die neue NPD-Strategie darin, einen Spagat vornehmen zu wollen, der
sich zwischen zwei parteipolitischen Notwendigkeiten bewegt: Einerseits geht es
um die Anpassung an den BRD-Parlamentarismus, andererseits um die
Rücksichtnahme auf das Spektrum des Neonationalsozialismus, das auf inhaltlose Provokation ausgerichtet ist („88“). Beide
Pole der neuen NPD-Strategie entspringen dem oligarchischen Interesse des
Personenkreises, der seine weitere soziale Zukunft auf die Existenz der
Dresdner Landtagsfraktion ausgerichtet hat.
Das
oligarchische Interesse von Parteipolitikern
Vom saarländischen NPD-Funktionär Frank Franz wurde
gar behauptet, die nationalen Kritiker der NPD seien ausschließlich vom
„Futterneid“ bestimmt,
[2]
so als ob das Vortragen oder Unterlassen von Kritik nur eine Frage des Geldes
sei. Dies sind natürlich nur
Nebelkanonen, die den Blick auf die Wirklichkeit der Parteioligarchie
verstellen sollen. Denn es geht hier nicht darum, daß – pragmatisch betrachtet
– Abgeordnete und Fraktionsassistenten der NPD (wie auch anderer nationaler
Parteien) in ansprechender Weise für ihre parlamentarische Arbeit entlohnt
werden sollen. Frank Ahrens, Fraktionsassistent von Holger Apfel, hat aufgrund
der polemischen Debatte in einem Weltnetzforum den Standpunkt vertreten, daß
solche Personen, die beispielsweise 40 Stunden in der Woche für die Politik
arbeiten, dafür auch ordentlich bezahlt werden sollten. Dem kann der Verfasser
voll und ganz zustimmen. Das Thema ist nämlich nicht, daß Politiker für ihre
Politik als Beruf Geld beziehen, sondern wie ernst sie ihre politischen
Grundsätze nehmen, wenn sie erst einmal ins Parlament eingezogen sind (oder ob
sie jemals Grundsätze besessen haben). Und in diesem Punkt sind die diffusen
Positionen der derzeitigen NPD-Politik der Kritik zu unterziehen.
Grundsätzlich ist natürlich jede Partei eine
Oligarchie. Diese Erkenntnis ist zumindest für Kenner der Lektüre von Robert
Michels nicht neu.
[3]
Und
diejenigen Parteipolitiker, die behaupten, daß gerade ihre Partei die einzige
Ausnahme darstelle, eben keine Oligarchie sei, dürften in ihrer
Scheinheiligkeit als die größten Oligarchen gelten.
Der Hauptmechanismus des Parteiwesens besteht darin,
daß Parteipolitiker jeglicher Couleur wie Wirtschaftsführer am Erfolg gemessen
werden. Und Erfolg in diesem Sinne muß – gegenüber der medialen Öffentlichkeit
und den eigenen Anhängern – empirisch, am besten zahlenmäßig nachweisbar sein.
Im liberal-kapitalistischen System entspricht dem Profit des Unternehmers die
Stimmenmaximierung des Parteipolitikers. Robert Michels sah bereits die
parteipolitisch „immanente Tendenz“ gegeben, sich „zu erweitern“ und
„auszudehnen“.
[4]
Das
heißt in unserem Fall, eine NPD-Führung, die bei Wahlen ständig an der
5-Prozent-Hürde scheitert, die keine Parlamentsmandate zu erobern fähig ist,
die nicht imstande ist, auf Teufel komm’ raus ständig neue Mitglieder zu
werben, wird als Clique von Versagern wahrgenommen. In diesem psychologischen
Notzustand standen und stehen Udo Voigt, Holger Apfel und Peter Marx. Was für
die Wirtschaft des Kapitalismus gilt, hat auch seine Gültigkeit in der
Parteipolitik: Wachs’ oder stirb! Das einer Partei innewohnende Wachstumsgebot
muß aber notwendigerweise fundamentalistische Positionen in die Defensive
geraten lassen. Die ersehnten Tausende von Neumitglieder werden wohl zum
geringsten Teil Nationalrevolutionäre sein. Am Ende des Marsches durch die
Institutionen – so jedenfalls die geschichtliche Erfahrung – steht nicht die „Abwicklung“
der Institutionen, sondern die institutionelle Veränderung der Marschierer. Die
Beispiele sind mittlerweile Legion: Die Grünen, PDS, FPÖ bzw. BZÖ, Alleanza
Nationale.
Der Bundesvorsitzende der Jungen Nationaldemokraten
(JN) Stefan Rochow wirft im JN-Organ Der
Pfeil der PDS vor, daß diese – weil
sie dem „Machtgedanken erlegen“ sei – „ihre sozialen Forderungen aus dem
Parteiprogramm“ nicht umzusetzen gedenke.
[5]
Die SED-Nachfolgepartei hat es bisher in verschiedenen mitteldeutschen Ländern
immerhin zu Beteiligungen an Landesregierungen gebracht und steht dort entgegen
ihres Programmes für finanzielle Streichungen im öffentlichen Dienst. Die NPD
hingegen sitzt seit zwei Legislaturperioden im Stadtrat des sächsischen Wurzen,
wo sie unlängst gemeinsam mit der CDU einen Beschluß zur Einsparung im
kommunalen Haushalt gefaßt hatte, weshalb sich die Stadtverwaltung jetzt wohl
außerstande sieht, die Schulen putzen zu lassen.
[6]
Dies ist die ersten Stufe der Globalisierung, an der sich Nationaldemokraten
beteiligen: die Streichung öffentlicher Gelder im kommunalen Bereich. Die
nächsten Schritte könnten bei Finanzknappheit im Stadtsäckel zunächst die
Einführung des Schulgeldes und danach gar die Privatisierung von Schulen sein.
[7]
Das Beispiel macht deutlich, daß Anpassung gegenüber dem System nicht eine
Frage von bestimmten Parteibüchern ist, sondern von Parteipolitik überhaupt.
Zur Erkenntniserweiterung hilft uns die Mentalität „Haltet den Dieb!“ einfach
nicht weiter!
Parlamentarischer
Erfolg bedingt programmatische Beliebigkeit
Während NPD-Politiker Bereitschaft zeigen, der
parlamentarischen Mentalität zu entsprechen, muß aber dennoch – und das ist das
Kunststück, das Fraktionschef Holger Apfel anstrebt – der szenetypische, gerade
auch neonationalsozialistische Stallgeruch beibehalten werden, um Teile der
aktiven NPD-Basis und ihres Vorfeldes der freien Kameradschaften nicht
mißtrauisch zu machen bzw. sie bei guter Laune zu halten. In Anbetracht dieses
an sich widersprüchlichen Spagats ist es erklärbar, daß – zum Mißfallen
nationalrevolutionärer Theoretiker und Publizisten – rein zwangsläufig Begriffe
wie „Fundamentalopposition“ und „Systemopposition“ zu hohlen Phrasen mutieren
müssen, die jeglicher inhaltlichen Substanz entbehren. Denn diese Schlagworte
müssen für jeden oligarchischen Zweck offen sein. Das heißt: Der Richter am
Bundesverfassungsgericht, der eventuell mit einem neuen NPD-Verbotsverfahren
konfrontiert werden könnte, muß etwas anderes unter „System“ verstehen als der
Neonationalsozialist an der Basis der NPD, der mit diesem Fetisch seine
NS-pornographische Neigung ausleben möchte. Für beide Zielgruppen muß
demzufolge der Begriff „System“ offen, das heißt aber letztendlich inhaltsleer
sein. Es ist also neben dem intellektuellen Defizit das oligarchische Interesse
rechter Parteipolitiker, das politische Begriffe nicht greifbar werden läßt.
Parteipolitisch motivierte Begriffe sind wie Fische, die einem immer wieder aus
der Hand gleiten.
Der Verfasser wird nun in den nachfolgenden
Ausführungen die Detailanalyse aus einem vorangegangenen Aufsatz aufgreifen,
[10]
die sich vor allem auf Positionsbestimmungen von Holger Apfel
(NPD-Fraktionsvorsitzender) und Andreas Molau (stellvertretender DS-Chefredakteur) bezogen hatte, wobei
er dieses Material um neuere Äußerungen von NPD-Politikern und Publizisten
anreichern wird, um somit auch aufzuzeigen, daß der bereits zuvor beschriebene
Kurs („Rechtspopulismus + Neonationalsozialismus“) sich innerhalb der NPD
kontinuierlich zu entwickeln beginnt. Somit wird auch deutlich, daß es sich bei
dem neuen Kurs, der mit dem Landtagseinzug vom September 2004 einsetzt, nicht
etwa um einen dilettantischen Ausrutscher handelt, sondern daß vielmehr hinter
der populistischen bzw. brdnationalsozialistischen Begriffsverwirrung
Systematik steckt.
Rechtspopulismus
und Demokratiebegriff
„Was ist Mehrheit? Mehrheit ist der Unsinn;
Verstand ist stets bei wen’gen nur gewesen.
Bekümmert sich ums Ganze, wer nichts hat?
Hat der Bettler eine Freiheit, eine Wahl?
Er muß dem Mächtigen, der ihn bezahlt,
Um Brot und Stiefel seine Stimm’ verkaufen.
Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen;
Der Staat muß untergehn, früh oder spät,
Wo Mehrheit siegt und Unverstand entscheidet.“
Wenige Wochen zuvor schrieb Richter das genaue
Gegenteil: In Nation & Europa positioniert er sich als Verfechter der sogenannten parlamentarischen
Demokratie, die ja bekanntlich auf Mehrheitsentscheidungen beruht. „Parlamente
sind eine gute Sache“, denn: „Sie dienen der Entscheidungsfindung im
politischen Prozeß, dem Austausch der Meinungen und Argumente, der Diskussion“.
[12]
Das mag für schlichte Gemüter überzeugend klingen.
Bei genauerem Hinsehen jedoch präsentiert sich uns der Autor freilich als
Verfechter des herrschenden Liberalismus, der zwischen Liberalismus und
Demokratie nicht zu unterscheiden weiß. Hätte Richter, bevor er diese Zeilen
schrieb, zu Carl Schmitts Schrift Die
geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus (1923) gegriffen,
die heute umso mehr aktuell ist, so wären in ihm wohl zumindest Zweifel an
seiner parlamentarischen Selbsttäuschung aufgekommen. Was Schmitt anbelangt, so
hatte dieser in seiner legendären Schrift die Legitimation des
Parlamentarismus, die in „Diskussion und Öffentlichkeit“ bestehen soll, als
„veraltete[n] Gedankengänge“ entlarvt.
[13]
In dieser veralteten Welt des Parlamentarismus, die
lediglich aufgrund des Kriegsausgangs von 1945 und dem Untergang des
Sowjetkommunismus von 1989 noch einmal eine künstliche Daseinsverlängerung
erhalten hat, scheint Richter gefangen zu sein, wenn er schreibt: „Nicht zu
Unrecht zählt der Parlamentarismus denn auch zu den tragenden Säulen des demokratischen
Systems. [...] Parlament oder vergleichbare Gremien gelten in der europäischen
Verfassungsgeschichte als wichtige Meilensteine auf dem Weg zur modernen
Demokratie.“
[14]
Entgegengesetztes lesen wir bei Carl Schmitt: „Der Glaube an den
Parlamentarismus, an ein government by
discussion, gehört in die Gedankenwelt des Liberalismus. Er gehört nicht
zur Demokratie. Beides, Liberalismus und Demokratie, muß voneinander getrennt
werden, damit das heterogen zusammengesetzte Gebilde erkannt wird, das die
moderne Massendemokratie ausmacht.“
[15]
Hans Zehrer stellte 1928 hinsichtlich der Weimarer Republik fest: „Wir haben
Parlamentarismus, Demokratie haben wir nicht!“
[16]
Nach klassischer Definition – etwa der von Thomas
Hobbes – würde Demokratie idealtypisch voraussetzen, daß die Souveränität nicht
bei einer Person (Monarchie) bzw. bei wenigen Personen (Aristokratie) liegt,
sondern bei einer Versammlung aller Staatsbürger (Demokratie bzw. Volksstaat).
[17]
Die Vorstellung also, das Volk könne in einer Versammlung von wenigen Personen
repräsentiert sein, hat nichts mit „Demokratie“ zu tun, sondern wäre
zutreffenderweise als „Oligarchie“, der Degenerationsform der Aristokratie, zu
bezeichnen. Auf die besondere „Grausamkeit“ der modernen „Oligarchie“, die zur
Vernichtung der Freiheit führt, hat Papst Benedikt XVI. vor ein paar Jahren in
einem interessanten Aufsatz hingewiesen.
[18]
Von der notwendigen Unterscheidung von Demokratie
und Oligarchie einmal abgesehen, so ist
die demokratietheoretische Vorstellung, das gesamte wahlberechtigte Volk sitze
in der Regierung, ein reines Ideal. Man kann
sich gerade noch vorstellen, daß sich das stimmberechtigte Schweizer
Volk – in seine Kantone gegliedert – auf einem Marktplatz versammelt, modern
organisiert könnte man in Flächenstaaten an einem Sonntag Volksentscheide
abhalten, ein entsprechendes Procedere wäre auch über Fernsehen und Weltnetz
vorstellbar (vom Unsinn einer solchen Vorgehensweise einmal abgesehen).
So oder so benötigt man aber immer noch eine
Regierung, eine Verwaltung – mit allen ihren Organen – die Volksentscheide
umsetzt. Denn – um es an einem Beispiel festzumachen – die von der NPD
erwünschte „Ausländerrückführung“ ist nicht nur eine Frage der Zustimmung des
deutschen Volkes, sondern eine Machtfrage, die auf Verwaltung und Polizei
angewiesen wäre. Denn ein bloßer Volksentscheid ändert materiell noch nichts an
der Ausländerpolitik. Somit dürfte also feststehen, daß die Vorstellung eines
„demokratischen Staates“ im Grunde genommen auf Fiktion, Propaganda bzw.
Selbstbetrug hinausläuft. Auch wenn es einen solchen gar nicht geben kann, wäre
aber sehr wohl demokratische Mitbestimmung entsprechend einer Mischverfassung
(über Volksentscheide, Wahl von Staatsoberhaupt und berufsständischem
Parlament) denkbar. Das hier skizzierte Beispiel zeigt, daß demokratische
Mitbestimmung des Volkes nicht notwendig auf Existenz von Parteien hinausläuft.
Nicht einmal die Existenz eines Parlaments wäre für demokratische Mitbestimmung
zwingend notwendig. Die Behauptung, Demokratie setze die Existenz von Parlament
und Parteien voraus, ist liberalistische Ideologie und Propaganda – und sonst
nichts.
Vom Idealtypen einer identitären Demokratie einmal
abgesehen, für den wohl kein Philosoph deutlicher Position bezieht als
Jean-Jacques Rousseau,
[19]
so ist darüber hinaus die direkte Wahl von Parlament und Staatsoberhaupt (und
über dieses die Regierung) vorstellbar. Hierbei sollten wir allerdings nicht
von „Demokratie“, sondern von „demokratischer Methode“ sprechen, die rein
verfahrenstechnisch in Mehrheitsentscheidung liegt, und die – in bezug auf Parlamentswahlen – in der BRD gegeben ist.
Mit „Demokratie“ im ideellen Sinne (Volksentscheid über wichtige Fragen,
darüber hinaus Direktwahl des Staatsoberhauptes) haben die eigentlichen
Schöpfer des Grundgesetzes – die Westalliierten – freilich nichts im Sinne
gehabt. Die USA und ihre Verbündeten sind ja gerade in unseren Tagen drauf und
dran, Alternativen „autoritärer Demokratien“ den Garaus zu machen. Weißrußland
unter Lukaschenko ist ein solches System, das beweist, daß der Wille des Volkes
besser in einer Person als in einem Parlament zu repräsentieren ist. Carl
Schmitt hat diese Erkenntnis bereits 1923 formuliert: „Wenn aus praktischen und
technischen Gründen statt des Volkes Vertrauensleute des Volkes entscheiden, kann
ja auch im Namen desselben Volkes ein einziger Vertrauensmann entscheiden, und
die Argumentation würde, ohne aufzuhören demokratisch zu sein, einen
antiparlamentarischen Cäsarismus rechtfertigen.“
[20]
Der Hinweis auf die notwendige Unterscheidung von direkt-demokratischem
Ideal und demokratischer (Mehrheits-) Methode sollte aber nicht den Blick auf
den eigentlichen Wesenskern der demokratischen Idee verstellen. Nach Schmitt
liegt der demokratische Gedanke in „substanzieller Gleichheit und Homogenität“
begründet.
[21]
Demzufolge verbietet es sich für nationale
Publizisten, den Versuch, auf deutschem Boden eine multikulturelle Gesellschaft
heranzuzüchten, als „Demokratie“ zu bezeichnen. Schließlich ist die Vorstellung
einer „Menschheitsdemokratie“,
[22]
die keine völkische Unterscheidung und staatliche Souveränität vorsieht, dem
Liberalismus zuzuordnen. Folgerichtig hat im Bundestag, Bundesrat und den
Rundfunkräten grundsätzlich jeder Mensch seinen Platz, sofern er über die
bundesrepublikanische „Staats“-Bürgerschaft verfügt und er nach demokratischer
Mehrheitsmethode gewählt worden ist – und das unabhängig völkischer Kategorien:
egal ob es sich um den Niedersachsen Holger Apfel handelt, um den Türken Cem
Özdemir oder um den Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in der BRD Paul
Spiegel. Im Nürnberger Stadtrat werden die Menschenrechte vom fränkischen
Urgestein Ralf Ollert (NPD) und dem Vorsitzenden der Israelitischen
Kultusgemeinde Arno Hamburger (SPD) verfochten.
[23]
Daß jeder der beiden Stadträte etwas völlig anderes darunter versteht, bedarf
hier keiner weiteren Erläuterung.
Parlamentarismus
ist nicht Demokratie
Parteipolitiker sind immer Pragmatiker, die hier und
jetzt gestalten wollen. Deshalb halten sie gerne gegenwärtige Gegebenheiten für
unabwendbar und alternative Ordnungsentwürfe, die derzeit politischer Macht
entbehren, für „Wolkenkuckucksheime“.
[26]
Wer über den Status Quo nicht hinausdenken möchte oder dazu nicht imstande ist,
muß zwangsläufig Demokratie und Parlamentarismus – weil er es ja von der
BRD-Wirklichkeit so kennt –, als unumstoßbare Tatsache halten, in die sich
rechte „Realpolitiker“ eben einzufügen haben. Bei Carl Schmitt lesen wir
freilich anderes. Zwar räumt der große Staatsdenker ein, daß im 19. Jahrhundert
die beiden unterschiedlichen Phänomene „Parlamentarismus und Demokratie [...]
miteinander verbunden waren“,
[27]
was uns aber – nach dieser Lehre – heute nicht davon entbinden kann, beides
voneinander getrennt zu denken. Die Vorstellung jedenfalls – wie sie Karl
Richter nahelegt
[28]
–,
Demokratie müsse notwendig in Parlamentarismus und Parteienherrschaft münden,
entspricht der Herrschaftsideologie des Liberalismus, der darauf angewiesen
ist, alle demokratischen (und nicht-demokratischen) Alternativen zu ihm selbst
als undenkbar erscheinen zu lassen. Demgegenüber stand bereits 1923 für Carl
Schmitt fest: „Es kann eine Demokratie geben ohne das, was man modernen
Parlamentarismus nennt und einen Parlamentarismus ohne Demokratie; und Diktatur
ist ebensowenig der entscheidende Gegensatz zu Demokratie wie Demokratie zu
Diktatur.“
[29]
Gerade die jüngere deutsche Geschichte gibt doch ein
Zeugnis davon ab, daß das Volk auch seinen kollektiven Willen durch
demokratische Wahlentscheidung bzw. Plebiszit in einer Person repräsentieren
kann, wie dies in der Zeit von 1933 bis 1945 der Fall gewesen war. Die
Vorstellung allerdings, in einem Parlament lasse sich der Wille des Volkes
repräsentieren, ist liberalistische Propaganda. Nach der Rechtsphilosophie G.
W. F. Hegels wäre das Parlament das Organ der in Sonderinteressen
differenzierten Gesellschaft.
[30]
Die Gesellschaft ist aber demnach nicht das Volk, das nach Hegels
Ordnungsmodell vielmehr vielmehr vom Staatsoberhaupt zu repräsentieren wäre.
[31]
Bei Hegel fällt diese Rolle dem preußischen König zu. Wir können uns dieses Amt
heute gesamtdeutsch und republikanisch denken.
Der Gedankenwelt des Liberalismus zufolge scheint
jede Gesellschaft auf einen Ort der Diskussion um die besten Argumente und der
Kritik an der Regierung angewiesen zu sein. Daß Kritik und kritische
Selbstreflexion jedem Gemeinwesen gut ansteht, soll hier gar nicht in Frage
gestellt werden. Im 19. Jahrhundert war es wohl naheliegend, dem Parlament
diese Funktion zuzuschreiben. Da das 20. Jahrhundert und gerade die neuere Zeit
zu immensen revolutionären Entwicklungen im Bereich der Medientechnik geführt
hat – bis hin zur Entwicklung von moderner Presse, Hörfunk, Fernsehen und
Weltnetz –, wäre die Vorstellung geradezu naiv, man sei hinsichtlich des
Diskussionsbedarfs unbedingt auf ein Parlament (oder auf mehrere davon)
angewiesen. Da könnte selbst Sabine Christiansen Widerspruch erheben. Die
Richtigkeit von Carl Schmitts Urteil ist also in den Jahrzehnten nach der
Erstausgabe seiner legendären Schrift so richtig offenkundig geworden. Seine
seherische Leistung kann deshalb gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Neben der Behauptung, Parlamente seien zu
rechtfertigen, weil sie als Orte der Diskussion unverzichtbar seien, tritt noch
die Fiktion hinzu, in diesen Gremien fielen die wirklichen politischen
Entscheidungen. Karl Richter weckt in seinem Artikel die Erwartung, daß sich
mit gutem Willen und Sachverstand „am Beginn des 21. Jahrhunderts Parlamente
wieder zu funktionierenden Entscheidungsgremien machen“ ließen.
[32]
Demgegenüber hatte man die Vorstellung, im Parlament selbst fielen die
politischen Entscheidungen, schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
widerlegen können, als sich die Industrialisierung und somit die Entwicklung
von wirtschaftlichen Interessenverbänden und ihre Einflußnahme auf die Politik
voll zu entfalten begann. Im Grunde genommen hatten bereits die
Nationalliberalen der Frankfurter Paulskirche im Jahr 1849 erkennen müssen, daß
die Entscheidungsgewalt – entgegen liberalistischer Ideologie – nicht im
Parlament selbst liegt. Den Männern um Heinrich von Gagern muß das wohl
spätestens bewußt geworden sein, als die „Reaktion“ draußen, vor dem Parlament,
das preußische Militär aufmarschieren ließ, um die Herren Abgeordneten
auseinanderzutreiben („Gegen Demokraten helfen nur Soldaten!“). Grundsätzlich
gilt: Die politische Entscheidungsgewalt stützt sich nach wie vor auf die
Befehlsgewalt von Polizei (in der Innenpolitik) und Militär (in der
Außenpolitik). Hingegen kennt die Bundeswehr der BRD nicht einmal ein
(deutsches) Oberkommando, das vielmehr jenseits des Großen Teiches verortet
ist.
Von der Frage einmal abgesehen, wo das eigentliche
Gewaltpotential der Entscheidung liegt, so werden in liberal-kapitalistischen
Systemen politische Entscheidungen nicht einmal in „öffentlichen Verhandlungen“
des Parlaments gefällt, nach Erkenntnis Schmitts „in Ausschüssen [...] und
wesentliche Entscheidungen in geheimen Sitzungen der Fraktionsführer oder gar
in außerparlamentarischen Kommitees“.
[33]
Das ist dem wissenschaftlichen Assistenten der NPD-Fraktion aus praktischer
Erfahrung bekannt: „Wenn im Plenum scheinbar die Standpunkte
aufeinanderprallen, sind die Entscheidungen meist längst gefallen: in den
Ausschüssen, in diskreten Gesprächen in der Kantine, jedenfalls unter Ausschluß
der Öffentlichkeit.“
[34]
Warum Richter sich dann aber Gedanken darüber macht, wie man das Parlament zum
Ort der Entscheidung machen könnte – wir haben ihn oben entsprechend zitiert –,
bleibt wohl sein Geheimnis.
Während Richter dem Schaufenstergerede im
sächsischen Landtag etwas abgewinnen kann, so hatte demgegenüber die NSDAP im
Berliner Reichstag der Weimarer Republik wenigstens erkennen lassen, daß es
sich bei diesem Gremium um eine „Schwatzbude“ handelt. Für den zeitgenössischen
nationalkonservativen Theoretiker Schmitt war das „parlamentarische System
schließlich nur eine schlechte Fassade vor der Herrschaft von Parteien und
wirtschaftlichen Interessen“.
[35]
Er war in diesem Befund wenigstens mit der NSDAP einig. Daß Hitler nach der
Machtergreifung nicht – wie angekündigt – alle Parteien, demnach auch die
eigene, aufgelöst hatte, steht freilich auf einem anderen Blatt. Auch hierfür
ist das oligarchische Interesse von Parteipolitikern ausschlaggebend gewesen.
[36]
Bemerkenswert in diesem geistesgeschichtlichen
Zusammenhang ist aber wieder einmal der Beleg, daß die gegenwärtige NPD, die
gedanklich derzeit sicherlich von Dresden aus geführt wird, nicht einmal an die
positiven geistigen Vorleistungen der NSDAP anzuknüpfen gedenkt, stattdessen
einen systemimmanenten BRD-Nationalsozialismus zu bevorzugen scheint, der sich
in Revisionismus („Bombenholocaust“) und NS-Provokation („Sozialismus ist
braun!“) erschöpft, und im Gegenzug dem parlamentarischen System die Absolution
verabreicht („Parlamente sind eine gute Sache“). Für Hitler jedenfalls wäre
dies undenkbar gewesen! Aber vielleicht kann Karl Richter mittlerweile zwischen
Fiktion und Wirklichkeit hinsichtlich des Dritten Reiches nicht mehr
unterscheiden. Seine mediale Verwertung der Komparsenrolle im Kinofilm Der Untergang könnte ein Hinweis darauf
sein („Ich habe Hitler die Hand gegeben!“).
[37]
Parlamentarismus
ist parlamentarische Regierungsweise
Immer wieder rührend ist es, wenn sich die
verfassungstreue Rechte darüber mokiert, daß sich die „Altparteien“ den Staat
zur Beute machten, wohingegen doch im BRD-Grundgesetz den Parteien „nur die
Mitwirkung an der politischen Willensbildung eingeräumt“ werde.
[43]
Diese Sicht entspricht einer selektiven Wahrnehmung des Grundgesetzes, das in
sich sehr widersprüchlich ist. Was nämlich in Artikel 21 (1) GG bekundet wird,
die Parteien „wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit“,
[44]
wodurch der Eindruck entsteht, der Parteienherrschaft seien vom Grundgesetz
eigentlich Schranken gesetzt (nur die „Verfassungswirklichkeit“ widerspreche
dem), wird in Artikel 63 (1) GG der Parteienherrschaft Tür und Tor geöffnet:
„Der Bundeskanzler wird [...] vom Bundestage [...] gewählt.“
[45]
Genau dieser GG-Artikel bewirkt den Parlamentarismus, die Parteipolitisierung
und Oligarchisierung von Regierungsentscheidungen. Wenn man sich schon auf das
Grundgesetz berufen möchte, dann sollte man bitteschön den gesamten Text – in
seiner Widersprüchlichkeit – der Kritik unterziehen. Nebenbei bemerkt: Die NPD
hatte vor wenigen Jahren bereits dieses Problem, das mit dem Artikels 63 GG
verbunden ist, erkannt, wovon das Profil-Heft
Nr. 11 ein Zeugnis abgibt.
[46]
Parlamentarismus
ist kein unabwendbares Naturgesetz
Gibt es keine Alternativen zum „Parteienstaat“?
Gerade die jüngere Geschichte zeigt, daß es in Europa (neben dem Bolschewismus)
Versuche gegeben hat, die Moderne auf antiliberalistische bzw.
antiparlamentaristische Weise einer politischen Lösung zuzuführen. Der deutsche
Nationalsozialismus und der italienische Faschismus waren solche, wenn auch
mangelhafte Versuche (der Einparteidiktatur) gewesen, die von außen –
sicherlich auch auf eigenes Unvermögen hin – gewaltsam vereitelt wurden. Hans
Dietrich Sander hat dies in seinen „Thesen zum Dritten Reich“ näher ausgeführt.
[49]
Dankenswerterweise legt Richter die
geistesgeschichtliche Überlieferung des Parlamentarismus offen. Der hat seinen
Ursprung vor allem in England. Beim wissenschaftlichen Assistenten der
NPD-Landtagsfraktion lesen wir: „Jahrhunderte der Rebellion, wenn man so will:
der Klassen- und Standeskämpfe, galten einem Mehr an Mitbestimmungsrechten, das
den etablierten Institutionen – dem Königtum zumeist – oft in langwierigen
Konflikten abgerungen werden mußte. [...] In der Regel war die Rebellion
erfolgreich, und es entstanden Parlamente: Stände- und Interessenvertretungen,
die über die Jahrhunderte hinweg immer mehr Teilhabe am politischen Prozeß für
sich beanspruchten – und bekamen. Der Bogen spannt sich von der Magna Charta,
die 1215 dem englischen König von seinen Baronen abgetrotzt wurde, über die
englische und französische Revolution im 17. und 18. Jahrhundert bis zu den repräsentativen Bürgervertretungen
unserer Tage, die gesetzgeberische Zuständigkeit für praktisch alle
Lebensbereiche beanspruchen.“
[50]
Der Autor läßt hier offen, wer sich – gerade in
England – ständische „Mitbestimmungsrechte“ erkämpft hat. Es ist letztendlich
das englische Besitz- und Bildungsbürgertum gewesen, das im Parlament das
Instrument erkannt hatte, Stück für Stück die Staatsmacht dem König zu
entreißen. Im Gegenzug sollten die proletarischen Massen durch ein
Klassenwahlrecht von der Macht abgehalten werden. Das funktioniert heute in
pseudodemokratischen Systemen durch Oligarchisierung von Gewerkschaften, welche
durch „Sozialdemokratie“ in die Politik einer „Neuen Mitte“ einbezogen werden.
Die logische Folge der englischen Entwicklung war die
parlamentarische Regierung, das spezifisch englische System, das man den
Westdeutschen 1949 von alliierter Seite übergestülpt hat. Dies ist selbst dem
Wochenmagazin Der Spiegel, das mit
einer britischen Lizenz ausgestattet ist, nicht verborgen geblieben.
[51]
Dieser staatsrechtliche Zustand hält bis heute – auch über die
Teilwiedervereinigung hinaus – an. Selbsternannte nationale
„Fundamentalopposition“ sollte vor allem daran gemessen werden, ob sie – im
Parlament angekommen – auf diese völkerrechtliche und staatspolitische Lage
hinweist – oder es aus Anpassungsbequemlichkeit sein läßt. Der denkfähige Teil
der nationalen Rechten, zu dem Richter zweifellos gehört, könnte sich hierzu in
die geistesgeschichtliche Überlieferung von Georg Wilhelm Friedrich Hegel
stellen, der bereits vor rund 180 Jahren vor dem geistigen Engländertum warnte.
Während der NPD-Vordenker in den englischen Parlamentariern früherer Zeiten
seine Vorbilder zu finden glaubt,
[52]
war der preußische Staatsphilosoph über die parlamentarischen Verhältnisse auf
der Insel bestens im Bilde, was ihn zu dem Fazit führte: „Es wird schwerlich
irgendwo ein ähnliches Symptom von politischer Verdorbenheit eines Volkes
aufzuweisen sein.“
[53]
Die Verdorbenheit bestand für Hegel vor allem in der Unsitte des Stimmenkaufs
hinsichtlich von Wählern und Angeordneten, was zu einem „System der Korruption“
geführt habe.
[54]
Und
Günter Grass konstatiert im Hinblick auf den bundesrepublikanischen
Parlamentarismus:
„Nun, ich behaupte, daß unsere frei gewählten Abgeordneten nicht mehr frei sind in ihren Entschlüssen. Dabei ist nicht der übliche Fraktionszwang, für den es Gründe geben mag, entscheidend; vielmehr ist es der Ring von Lobbyisten aus vielerlei Interessen, der den Bundestag und dessen demokratisch legitimierte Abgeordnete einengt, beeinflußt, unter Druck setzt und sich bis in die Gestaltung und Texte der Gesetze Mitsprache erzwungen hat. Kleine und größere Gefälligkeiten helfen nach. Strafwürdige Machenschaften werden als Kavaliersdelikt abgetan. Niemand nimmt ernsthaft mehr Anstoß an einem mittlerweile ausgefeilten System, dessen Praxis sich aus wechselseitigen Begünstigungen speist. Mithin entscheidet das Parlament nicht souverän. Es ist von den mächtigen Wirtschaftsverbänden, den Banken und Konzernen abhängig, die keiner demokratischen Kontrolle unterliegen. So macht sich der Gesetzgeber zum Gespött. So mißrät das Parlament zur Filiale der Börse. So unterwirft sich die Demokratie dem Diktat des global flüchtigen Kapitals.“ [55]
Gerade der Stimmenkauf ist ein unvermeidbares
Phänomen, das sämtliche parlamentarische Systeme durchzieht, zu allen Zeiten
und an allen Orten – das dürfte sich mittlerweile bis nach Dresden
herumgesprochen haben. Demgegenüber scheint Richter an den erfolgreichen Parlamentarismus
zu glauben, der sich am guten alten englischen Vorbild zu orientieren habe:
„Parlamente können eine überaus nutzvolle Angelegenheit sein, um Konflikte
auszutragen und Druck von der Straße abzuleiten. Doch dies setzt eine
politische Trägerschicht voraus, die reif, souverän und sich in ihren zentralen
Werten ihrer nationalen Verantwortung halbwegs einig ist. Leider war das in
Deutschland, der ‚verspäteten
Nation’, so gut wie nie der Fall, bis heute nicht.“
[56]
Nur im rückständigen Deutschland würde dieses
englische Modell eben nicht richtig funktionieren: „Wer Parlamentarismus in
seiner entarteten Form, sozusagen am lebenden Objekt studieren will, ist bei
jedem der sechzehn deutschen Länderparlamente, erst recht im Bundestag und im
Straßburger EU-Parlament an der richtigen Adresse.“
[57]
Vielleicht sollten wir wirklich erst einmal richtige Engländer werden! Dann
wäre die reeducation wirklich
geglückt. Aber auch mit neuem, verengländertem Personal würde der
systemimmanente Defekt des Parlamentarismus, Stimmenkauf und Korruption, immer
noch keine „Abhilfe“ erfahren, nicht einmal durch Regierungsbeteiligung der
NPD, wie Richter meint.
[58]
Letztendlich zielt der vermeintliche Lösungsansatz
des Autors nicht auf einen Systemwechsel, sondern auf bloßen Personalaustausch
ab. Schlechte Parlamentarierer der „Altparteien“ sind durch gute
Parlamentarierer von NPD und DVU zu ersetzen. Unter diesen Voraussetzungen wäre
die Volksgemeinschaft innerhalb des parlamentarischen Systems verwirklichbar.
Dies dürfen wir getrost als die Lebenslüge der verfassungstreuen Rechten
bezeichnen, wobei „Lüge“ hier nicht in jedem Fall wörtlich zu nehmen ist. In
den meisten Fällen liegt dieser uneinlösbaren Utopie „Volksgemeinschaft in der
parlamentarischen Demokratie“, die jeglicher geschichtlichen Erfahrung
entbehrt, die Selbsttäuschung von Parteipolitikern zugrunde. Karl Richter hat
recht, wenn er schreibt, die nationale Opposition verfüge ideell über einen
politischen „Mehrwert“, „der den Etablierten fehlt“.
[59]
Dieser „Mehrwert“, den der Autor nicht näher benennt, müßte in der
Volksgemeinschaft liegen, die nur im Rahmen der Institutionen eines souveränen
und auf das allgemeine Interesse ausgerichteten Nationalstaats zu organisieren
ist. Wer jedoch hier und jetzt an der sogenannten parlamentarischen Demokratie
festzuhalten gedenkt – und sei es nur aus taktischen Erwägungen heraus (man
müsse eben Kreide fressen!) –, der wird diesen politischen „Mehrwert“, über den
die NPD noch verfügt, schneller verspielen als ihm lieb sein kann. Von der nationalen
Opposition ist zu erwarten, daß sie dem denkenden Teil des deutschen Volkes
heute schon sagt, unter welchen staatspolitischen Voraussetzungen dieser
„Mehrwert“ realisierbar ist – und unter welchen nicht.
Personalaustausch
statt Systemwechsel
Was kaum einem DS-Leser
auffallen dürfte: Die NPD-„Realpolitiker“ verstehen in ihrer irreführenden
Neudefinition „politisches System“ lediglich als Summe von „Systempolitikern“
und „Systemparteien“. Daß jedoch „System“ in der politischen Wissenschaft und
Staatsrechtslehre ein politisches „Ganzes“ ist – wie in anderen Lebensbereichen
auch (Biologie, Physik, etc.), weshalb in der politischen Sphäre „System“ für
das Staats- und Regierungssystem (der BRD) steht,
[62]
ist für Molau völlig unwichtig.
Dem stellvertretenden Chefredakteur geht es wohl
unbewußt darum, die DS-Leser in der
Lebenslüge der verfassungstreuen Rechten (ohne Verfassung!) gefangen zu halten,
die „Systemparteien“ seien eigentlich nur „unfähig“
[63]
– und somit durch „fähigere“ NPD-Politiker zu ersetzen. Ob aber der Bürger NPD-Politikern wie Holger
Apfel mehr Fähigkeit zutraut, ein bundesrepublikanisches Regierungsamt
auszufüllen – als etwa Gerhard Schröder und Edmund Stoiber – dürfte mehr als
ungewiß gelten.
Daß Schröder möglicherweise bei der Lösung zentraler
Probleme (Arbeitslosigkeit, Ausländerproblem) systembedingt die Hände gebunden
sind (wie jedem anderen an seiner Stelle auch), auf diesen Gedanken möchte
Molau selbstverständlich seine Leser nicht lenken – denn das würde Rückschlüsse
auf die „Realpolitik“ von NPD-„Realpolitikern“ ermöglichen. Und dies liegt
selbstverständlich nicht im oligarchischen Interesse!
Die sogenannte „parlamentarische Demokratie“ der
BRD, die in Wirklichkeit die alliierte Gründung einer Oligarchie auf deutschem
Boden ist, gilt Molau in der Tat als „Demokratie“. Den „Systempolitikern“ wirft
er folgerichtig die „Abschaffung der Demokratie“ vor,
[64]
so als ob es in Deutschland seit 1945 jemals eine Demokratie (Volksherrschaft)
gegeben hätte.
Wer in der realexistierenden BRD wirkliche
Fundamentalopposition erleben möchte, sollte – anstatt zur DS zu greifen – wohl besser die Vorlesungen von Hans Herbert von
Arnim besuchen, der auch immer wieder in seinen Büchern feststellt, daß das
Grundübel der BRD-„Demokratie“ gerade darin besteht, daß sie keine ist!
[65]
Von Arnim macht immer wieder deutlich, daß die grundsätzlichen Probleme in
Deutschland „wenn überhaupt, nur durch grundlegende Systemänderungen noch
einigermaßen wirksam zu bekämpfen“ sind.
[66]
Und von Arnim läßt keinen Zweifel daran aufkommen, daß das politische System
eine Frage von Institutionen ist.
[67]
Gemessen an Molau ist das schon sehr revolutionär. Beide Positionen sind
jedenfalls nicht miteinander vereinbar. Darüber können auch aus dem
Zusammenhang gerissene Arnim-Zitate nicht hinwegtäuschen.
Molaus Begriffsverwirrung stellt keine Ausnahme in
den Reihen der sächsischen NPD dar: Denn sein Chef Holger Apfel bezeichnet in
einem DS-Gespräch die BRD gar als
„unsere Demokratie“,
[68]
was heißen soll: Die BRD ist für Apfel nicht nur ein leibhaftiges
volksherrschaftliches System, sie ist für ihn auch noch im Jahr 1949 von
„unseren“ Eltern und Großeltern in einem souveränen Akt (Volkssouveränität)
gegründet worden. Demgegenüber spricht der verbeamtete Staatsrechtler Hans
Herbert von Arnim hinsichtlich des Grundgesetzes von einer von den
Westalliierten „verordnete[n] Verfassung“.
[69]
Ganz anders Apfel, der sich in seiner
neuen Rolle in Geschichtsklitterung übt. Für den NPD-Fraktionsvorsitzenden geht
es nämlich darum, die „Bundesrepublik Deutschland als souveränen und
demokratischen Staat“ zu erhalten, das heißt vor dem Zugriff einer
EU-Verfassung zu bewahren.
[70]
Apfels Lebenslüge besteht nun darin, sich bei der Rettung der BRD vor dem
Zugriff der EU auf das Grundgesetz zu berufen. Es zeugt aber von
ausgesprochener Halbbildung, wenn Apfel im sächsischen Landtag hierfür das
„Widerstandsrecht“ in Artikel 20 GG (4) in Anspruch nehmen möchte, da in
Artikel 23 (1) GG ausdrücklich davon die Rede ist, daß die BRD-Institutionen
sehr wohl befugt seien, „Hoheitsrechte“ an ein vereinigtes Europa zu
„übertragen“.
[71]
Apfels Anbiederung an die FDGO geht also auch hier völlig ins Leere.
Die „Fundamentalopposition“ scheint in der DS immerhin in der Traditionspflege von
Wehrmacht und Waffen-SS zu bestehen.
[72]
Das ist das Zugeständnis, das Rechtspopulisten ahnungslosen
Neonationalsozialisten zu machen zu haben. Das ist das Holz, aus dem sich
verfassungstreuer Patriotismus schnitzen läßt, der sich begrifflich zwar im
Niemandsland befindet, sich dafür aber mit der populistischen Leerformel einer
„Fundamentalopposition“ bemäntelt.
Grundsätzlich stellt sich in diesem Zusammenhang die
Frage nach dem „Nationalismus“,
[73]
für den der stellvertretende Chefredakteur steht. Grundsätzlich steht
„Nationalismus“ für die politische Idee und Bewegung, die sich zum Ziel den
souveränen Nationalstaat gesetzt hat.
[74]
Dieser Nationalstaat ist aber für Apfel und Molau die BRD, deren scheinbares
Übermaß an Souveränitätsrechten jetzt in Richtung Brüssel verschwindet. Anstatt
zu sagen, das sei gut so, daß die BRD bald das Zeitliche segnet und dem neuen
Versailles (EU) durch Überdehnung der Garaus gemacht wird, möchten die
grundgesetztreuen „Nationalisten“ BRD und EU vor dem Untergang retten. Darauf
deutet auch die Kampagne hin, mit der offenbar NPD und DVU die EU vor dem
Beitritt der Türkei retten möchten. Hingegen hat Udo Voigt, der immerhin laut
eines Gesprächs mit Junge Freiheit die BRD „abwickeln“
[75]
möchte und sogar selbst am Konzept eines „Europäischen Bundes“ (NPD-Europaprogramm 2004
[76]
)
mitgearbeitet hat, scheint irgendwie mit seinem – unreflektiert wirkenden –
nationalrevolutionären Anspruch in der gegenwärtigen NPD, in der Apfel die
Mehrheit im Parteivorstand hat, auf verlorenem Posten zu stehen. Die Gründe
dafür kennt er selbst.
NPD: Ohne
staatspolitisches Konzept
Das Fehlen systemübergreifender Konzepte versucht
die NPD im sächsischen Landtag durch Themen der Alten Rechten zu kompensieren:
Revisionistische Themen stehen im Mittelpunkt, die auch das Bild der NPD in der
Öffentlichkeit prägen. Hier entsteht der Eindruck, die NPD-Alternative bestehe
in einer „besseren BRD“, in der es weniger Ausländer gibt und die Juden nichts
zusagen habe. Das wäre in der Tat die Karikatur einer „Systemalternative“!
Natürlich ist der „Bombenholocaust“ in der auf
Alarmismus angelegten BRD-Öffentlichkeit besser zu vermarkten als staats- und
wirtschaftspolitische Alternativen, die auf Systemänderung abzielen müßten.
Aber hat man es wenigstens versucht, die NPD nicht nur als Alternative im
Parlament, sondern vielmehr auch als Alternative zum parlamentarischen System
vorzustellen? In diesem Punkt ist bisher absolute Fehlanzeige festzustellen.
Holger Apfel wettert zwar im sächsischen Landtag gegen den „immer
rücksichtsloseren Raubtierkapitalismus“, möchte aber das politische System, das
die kapitalistische Wirtschaftspolitik ermöglicht und das er als „unsere
Demokratie“ bezeichnet,
[79]
nicht zur Disposition stellen. Der NPD-Fraktionsvorsitzende begnügt sich
vielmehr damit, die etablierten Fraktionen im Dresdner Landtag zu ermahnen,
doch endlich den „Parlamentarismus“,
[80]
„Grundgesetz“ und „Landesverfassung“
[81]
ernst zu nehmen. Aber wie schon gesagt: Die Behauptung, Volksgemeinschaft lasse
sich innerhalb des parlamentarischen Systems verwirklichen, dürfen wir getrost
als die Lebenslüge der verfassungstreuen Rechten auffassen.
[1] Vgl. Profil. Nationaldemokratische Schriftenreihe – Folge 11: Klarheit im Denken und im Handeln beim Thema „Neue Ordnung“. Staatspolitisches Positionspapier des Arbeitskreises „Volk und Staat“ beim NPD-Parteivorstand. Auflage vom Februar 2001. V.i.S.d.P.: Jürgen Schwab, Seelenbinderstr. 42, 12555 Berlin.
[2] Dieses Argument von einem NPD-Vertreter ist besonders ungeschickt, da es wohl mehr über die Mentalität bestimmter NPD-Funktionäre aussagt, als über die vermeintliche Motive der Kritiker. Denn wenn es wirklich so wäre, daß inhaltlich begründete Kritik am NPD-Kurs nur deswegen von den Kritikern geäußert werde, weil sie nicht von der Parteioligarchie alimentiert werden, dann wäre ja der Umkehrschluß richtig, daß Kritiker eigentlich nur im Bedarfsfall von den Oligarchen gekauft werden müßten, das heißt mit gut bezahlten Posten zu versehen seien, und die Kritik würde schnell verschwinden. Kritik wäre dann aber nicht eine Sache der „Weltanschauung“ bzw. der eigenen Grundsätze und Überzeugung, sondern einzig und allein eine Sache mangelndes Geldes. Damit wäre aber eine x-beliebige Meinung nun wirklich zur gewöhnlichen Ware heruntergekommen. Wer – wie der betreffende NPD-Funktionär – solch unreflektierte Polemik an die Kritiker richtet, beweist im Grunde genommen nur, wie tief er bereits in der oligarchischen Logik des liberal-kapitalistischen Systems mit samt seiner sogenannten parlamentarischen Demokratie gefangen ist. Hingegen wäre die Fähigkeit zur Selbstreflexion die Voraussetzung, dem ehernen Gesetz der Oligarchie, das jeder Partei innewohnt, entgegensteuern zu können.
[3] Robert Michels: Soziologie des Parteiwesens. (EA 1911) 4., ergänzte Auflage, Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1989 (= Kröners Taschenausgabe Bd. 250).
[4] Ebd., S. 20.
[5] Stefan Rochow: Der Weg unserer nationalistischen Bewegung. In: Der Pfeil. Jung – frech – radikal. Ausgabe 1, S. 1-2, hier S. 1.
[6] Vgl. www.die-kommenden.net („Wochenschau“): „Die Genossen von der SAV wiesen auf die Segnungen nationaldemokratischer Kommunal- und Sozialpolitik hin, demonstriert am Beispiel der sächsischen Kleinstadt Wurzen (wo die NPD bei den sächsischen Kommunalwahlen 11,8 % und 3 Sitze im Stadtrat holte). Hier gelang es der CDU nämlich, mit den Stimmen der NPD-Stadträte ein „Haushaltssicherungskonzept“ durchzudrücken, das es in sich hatte: Nichtbesetzung von 23 Stellen in der Verwaltung, Erhöhung der Nutzungsgebühren für Bibliotheksnutzer, einen höheren Pachtzins für Kleingärtner, Gebührenerhöhung bei Standesamt und Einwohnermeldeamt sowie Zusammenstreichung der Putzstellen an den Schulen. Da kann man nur sagen: Schnauze voll!“
[7] In mehreren Bundesländern, derzeit in Bayern, wird das Schulgeld über Umwege wieder eingeführt, das heißt, den Eltern Geld für Lehrmittel abverlangt.
[8] So der SPD-Fraktionsvorsitzende im sächsischen Landtag über seine NPD-Kollegen; zitiert nach Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 9.
[9] Von ausgesprochen spießbürgerlicher Dummheit zeugt hingegen die Investition der NPD-Landtagsfraktion in zwei Luxusfahrzeuge von der Marke Mercedes. Wie wohl die Hartz IV-Opfer bei der nächsten Wahl darauf reagieren werden? Die etablierte Presse hat bereits darüber berichtet.
[10] Vgl. Jürgen Schwab: Fundamentalopposition. Veröffentlicht auf der Weltnetzseite www.die-kommenden.net.
[11] Karl Richter: Schiller – unvergessener Genius der Deutschen. Anmerkungen zur immerwährenden Aktualität eines Dichters und Denkers. In: Deutschland in Geschichte und Gegenwart, 53 Jg., Nr. 1/2005, S. 34-38, hier S. 38.
[12] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 5.
[13] Carl Schmitt: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. (Erstausgabe 1923) 7. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 1991, S. 5.
[14] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 5.
[15] Carl Schmitt: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. (Erstausgabe 1923) 7. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 1991, S. 13.
[16] Vgl. Helmut Diwald: Geschichte der Deutschen. 4. Auflage, Propyläen Verlag, Frankfurt/Main/Berlin/Wien 1978, S. 179.
[17] Thomas Hobbes: Leviathan oder Stoff, Form und Gestalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates. (Erstausgabe London 1651) Hrsg. von Iring Fetscher, 9. Auflage, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1999, 19. Kapitel, S. 145: „Denn die Vertretung muß notwendig aus einem Menschen oder aus mehreren bestehen: besteht sie aus mehreren, so ist sie entweder die Versammlung aller oder eines Teils. Besteht die Vertretung aus einer Person , so ist der Staat eine Monarchie, ist sie die Versammlung aller, die zusammenkommen, so ist er eine Demokratie oder Volksstaat, und besteht die Versammlung nur aus einem Teil, so wird er Aristokratie genannt“.
[18] Joseph Kardinal Ratzinger: Freiheit und Wahrheit. In: 1848. Erbe und Auftrag. Hrsg. von Otto Scrinzi und Jürgen Schwab, Aula-Verlag, 1998, S. 83-99, hier S. 90.
[19] Vgl. Jean-Jacques Rousseau: Gesellschaftsvertrag. (Erstausgabe Amsterdam 1762) Reclam, Stuttgart 1977. Rousseau, das wird heute oftmals vergessen, bezog sein demokratisches Konzept auf den überschaubaren Stadtstaat Genf.
[20] Carl Schmitt: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. (Erstausgabe 1923) 7. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 1991, S. 42.
[21] Ebd., S. 16.
[22] Ebd., S. 16.
[23] Der NPD-Politiker Ralf Ollert erklärte im Nürnberger Stadtrat: „Unsere Identität in unserem eigenen Land zu erhalten und zu schützen, gehört zu der Frage der Menschenrechte, denen wir uns verpflichtet fühlen.“
[24] Die geistesgeschichtliche Entwicklung von Nationalstaat und Demokratie liegt auf der Hand (allgemeines und gleiches Wahlrecht, Wehrpflicht, Steuerrecht, etc.), wobei – wie es der „deutsche Sonderweg“ zeigt – auch ein Nationalstaat nicht rein demokratischer Verfassung denkbar ist. So kannte die Verfassung des Zweiten Deutschen Kaiserreiches keinen Volksentscheid, dafür aber einen vom Volk gewählten Reichstag und ein dem Kaiser verantwortlicher Reichskanzler.
[25] Max Weber: Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland. Zur politischen Kritik des Beamtentums und Parteiwesens. (Erstveröffentlichung: Sommer 1918) In: Ders.: Gesammelte Politische Schriften. Hrsg. von Johannes Winckelmann, 5. Auflage, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen 1988 (= Uni-Taschenbücher; 1495), S. 306-443, hier S. 383.
[26] So der bayerische Landesgeschäftsführer der NPD Sascha Roßmüller in einem Brief an den Verfasser.
[27] Carl Schmitt: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. (Erstausgabe 1923) 7. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 1991, S. 41.
[28] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 5.
[29] Carl Schmitt: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. (Erstausgabe 1923) 7. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 1991, S. 41.
[30] Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts. (Erstausgabe, Berlin 1821) Werke 7, 6. Auflage, Suhrkamp, Frankfurt/Main 2000 (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft; 607), S. 339-398.
[31] Ebd., S. 398-490.
[32] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 7.
[33] Carl Schmitt: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. (Erstausgabe 1923) 7. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 1991, S. 28.
[34] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 8.
[35] Carl Schmitt: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. (Erstausgabe 1923) 7. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 1991, S. 29.
[36] Am 22. Januar 1934 warnte Rudolf Hess im „Völkischen Beobachter“: „Für die SA oder sonstige Teilorganisationen der Partei besteht heute und für künftige Zeiten nicht die geringste Notwendigkeit, ein Eigendasein zu führen. Es besteht keine Notwendigkeit – mehr noch, es wäre ein Schaden für die Gesamtheit –, wenn sie ihren Eigennutz vor den Gemeinnutz der Partei stellten. Und die Billigung des Führers fänden sie niemals.“ Daß Rudolf Hess im Zusammenhang von Parteipolitik von „Gemeinnutz“ gesprochen hat, spricht Bände. – Zitiert nach: Richard Schapke: Tod im Juni – die SA und die NS-Machtergreifung. Teil 3: Reichswehrkonflikt – der Anfang vom Ende. Veröffentlicht bei: www.die-kommenden.net; Zeitgeschichte + Hintergründe, April 2005.
[37] Natürlich hat Karl Richter in seiner Statistenrrolle als Adjudant von Wilhelm Keitel nicht Adolf Hitler die Hand gegeben, sondern vielmehr dem Schweizer Schauspieler Bruno Ganz, der Hitler im Film „Der Untergang“ darstellte. Dem Lob Richters, in dem Film, sei endlich einmal Hitler als „Mensch aus Fleisch und Blut“ dargestellt worden, schließt sich der Verfasser gerne an.
[38] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 6.
[39] Carl Schmitt: Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus. (Erstausgabe 1923) 7. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 1991, S. 42.
[40] Franz Lehner und Ulrich Widmaier: Vergleichende Regierungslehre. Hrsg. von Ulrich von Alemann, Roland Czada und Georg Simonis. 3. Auflage, Leske + Budrich, Opladen 1995 (= Reihe Grundwissen Politik Bd. 4), S. 71-72.
[41] Ebd., S. 79.
[42] Vgl. Klaus Kunze: Der totale Parteienstaat. Abschied vom idealen Staat. Der Weg aus der Krise des deutschen Parteiensystems. Deugro, Esslingen 1994, S. 43-44.
[43] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 6.
[44] Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn, Juni 1993, Artikel 21, S. 22
[45] Ebd., Artikel 63, S. 39.
[46] Profil. Nationaldemokratische Schriftenreihe – Folge 11: Klarheit im Denken und im Handeln beim Thema „Neue Ordnung“. Staatspolitisches Positionspapier des Arbeitskreises „Volk und Staat“ beim NPD-Parteivorstand. Auflage vom Februar 2001. V.i.S.d.P.: Jürgen Schwab, Seelenbinderstraße 42, 12555 Berlin.
[47] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 6.
[48] Otto Scrinzi: Politik zwischen Ideologie und Wissenschaft. Hrsg. von der Österreichischen Landsmannschaft, Wien im Dezember 1984 (= Eckartschriften Heft; 92), S. 109.
[49] Hans-Dietrich Sander: Die Auflösung aller Dinge. Zur geistesgeschichtlichen Lage des Judentums in den Metamorphosen der Moderne. Castel del Monte, München 1988, S. 161-168.
[50] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 5.
[51] Vgl. Der Spiegel, Nr. 20, 12.05.2003; Titel: „Die verstaubte Verfassung. Wie das Grundgesetz Reformen blockiert“; Artikel: „Die Konsensfalle“, S. 34-37; „Die enthauptete Republik“, S. 38-49.
[52] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 6: Richter schwärmt von den „politische[n] Talente[n] [...] Disraeli oder Gladstone etwa, um nur die prominenteren zu nennen.“
[53] Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Über die englische Reformbill. (Erstveröffentlichung 1831) In: Ders.: Berliner Schriften. 1818-1831. Werke 11. 1. Auflage, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1986 (= suhrkamp taschenbuch wissenschaft; 611), S. 83-128, hier S. 85.
[54] Ebd., S. 86.
[55] Günter Grass: Freiheit nach Börsenmaß. Die Politik ist machtlos gegen die Ökonomie. Das gefährdet die deutsche Demokratie. In: Die Zeit, Nr. 19, vom 04.05.2005, S. 1-2, hier S. 1. – Auch Grass scheint nicht willens bzw. imstande zu sein, zwischen Demokratie und Parlamentarismus zu unterscheiden. Das ist aber für einen Schriftsteller, welcher der „Sozialdemokratie“ nahesteht, nicht verwunderlich.
[56] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 6-7.
[57] Ebd., S. 8.
[58] Ebd., S. 9.
[59] Ebd., S. 9.
[60] Andreas Molau: Demokratie. Opposition für Deutschland. Korruption und Unfähigkeit verlangen nach einer klaren Wählerstimme. In: Deutsche Stimme, Nr. 01/2005, S. 1.
[61] Ebd., S. 1.
[62] Vgl. Manfred Schmidt: Wörterbuch zur Politik. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1995 (= Kröners Taschenausgabe, Bd. 404), Stichwort: Politisches System: S. 756: „Politisches System (von griech. systema = zusammengesetztes und gegliedertes Ganzes, Gefüge), [...] in der Politikwissenschaft im weiteren Sinn Bezeichnung für die Gesamtheit der politischen Institutionen, der politischen Prozesse und der Inhalte politischer Entscheidungen“.
[63] Andreas Molau: Demokratie. Opposition für Deutschland. Korruption und Unfähigkeit verlangen nach einer klaren Wählerstimme. In: Deutsche Stimme, Nr. 01/2005, S. 1.
[64] Ebd., S. 1.
[65] Hans Herbert von Arnim: Staat ohne Diener. Was schert die Politiker das Wohl des Volkes? Ergänzte Taschenbuchausgabe, Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1993, S. 357: „Das Grundübel unserer Demokratie liegt darin, daß sie keine ist. Das Volk, der nominelle Herr und Souverän, hat in Wahrheit nichts zu sagen.“
[66] Ebd., S. 132.
[67] Hans Herbert von Arnim: Vom schönen Schein der Demokratie. Politik ohne Verantwortung – am Volk vorbei. Droemer Verlag, München 2000, S. 21: „Daß es in der Politik auch auf Personen ankommt, ist so offensichtlich, daß die Alltagsauffassung dazu neigt, den personellen Faktor ganz in den Vordergrund zu rücken oder gar zu verabsolutieren. Die Rolle von Institutionen zu erkennen ist dagegen sehr viel schwerer. Institutionen wirken nun einmal nur indirekt, so daß ihre Bedeutung zu erfassen, ein gewisses Niveau theoretischer Reflexion verlangt.“ – Gerade unter rechten Parteipolitikern mangelt es häufig am „theoretischen Reflexionsniveau“ (der Verfasser).
[68] Landtagswahl Sachsen. Nächstes Ziel ist der Einzug in den Reichstag. Wahlsieger Holger Apfel über Medienerfahrungen, Fundamentalopposition und die Zukunft der NPD. In: Deutsche Stimme Nr. 10/2004, S. 3: „Einer der staatlich organisierten Höhepunkte im Kampf gegen die NPD war die in einem schäbigen Zusammenspiel zwischen der Staatsanwaltschaft und einem willfährigen Amtsgericht in Riesa angeordnete Beschlagnahmung unserer ‚Schulhof-CD’. Und dies, obwohl zuvor ein Antrag beim AG Leipzig kläglich gescheitert war. Der Anschlag auf die Gewaltenteilung, einen fundamentalen Eckpfeiler unserer Demokratie, wurde erfreulicherweise wenige Tage vor der Wahl vom Landgericht vereitelt.“
[69] Hans Herbert von Arnim: Das System. Die Machenschaften der Macht. Droemer/Th. Knaur, München 2001, S. 257-258: „In Wahrheit war selten ein Volk so sehr von der Gestaltung ‚seiner’ Verfassung ausgeschlossen wie das deutsche. Nach überkommener Lehre ist die Verfassungsgebung in der Demokratie in besonderer Weise Sache des Volks. Das Volk muss eine verfassungsgebende Versammlung wählen, und deren Vorschlag bedarf der Zustimmung des Volk. [...] Das Grundgesetz ist weder durch eine zu diesem Zweck vom Volk gewählte verfassungsgebende Versammlung erarbeitet noch vom Volk angenommen worden. Der Parlamentarische Rat, der das Grundgesetz konzipierte, war nicht vom Volk eingesetzt, sondern von den Landesparlamenten, die für ganz andere Aufgaben gewählt worden waren. Zudem nahmen die Besatzungsmächte massiv Einfluss und stellten das Inkrafttreten des Grundgesetzes unter den Vorbehalt ihrer Genehmigung.“
[70] Mitteilungsorgan der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag: Klartext, Nr. 02/05, S. 3.
[71] Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Hrsg. von der Bundeszentrale für politische Bildung. Bonn, Juni 1993, Artikel 20 u. 23, S. 21-23.
[72] In der Parteizeitung Deutsche Stimme werden als „Buch des Monats“ die „Scharfschützen der Waffen-SS“ (DS 10/04) und „Mythos Neu-Schwabenland / Für Hitler am Südpol“ (DS 11/04) angepriesen. Eine Politisierung der eigenen Parteijugend wird somit verhindert, der NS-Apologetik Vorschub geleistet.
[73] Andreas Molau: Demokratie. Opposition für Deutschland. Korruption und Unfähigkeit verlangen nach einer klaren Wählerstimme. In: Deutsche Stimme, Nr. 01/2005 (Januar), S. 1.
[74] Manfred G. Schmidt: Wörterbuch zur Politik. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1995 (= Kröners Taschenausgabe Bd. 404), Stichwort „Nationalismus“: S. 635-637, hier S. 636.
[75] Gespräch mit Udo Voigt in Junge Freiheit, Nr. 40/2004, vom 24.09.2004, S. 3.
[76] Vgl. www.npd.de („Programme“)
[77] Karl Richter: Parlamentarismus in der Krise: Parteienfilz statt Gemeinsinn. In: Nation & Europa, Nr. 02/2005, S. 5-9, hier S. 9: „Höchste Zeit also, für Abhilfe zu sorgen – zunächst in den Parlamenten, dann in der Regierung. Ganz demokratisch.“
[78] Ebd., S. 6.
[79] Landtagswahl Sachsen. Nächstes Ziel ist der Einzug in den Reichstag. Wahlsieger Holger Apfel über Medienerfahrungen, Fundamentalopposition und die Zukunft der NPD. In: Deutsche Stimme Nr. 10/2004, S. 3.
[80] „Schluß mit der Scheindebatte!“ Plenarrede von Holger Apfel zur Regierungserklärung des sächsischen Ministerpräsidenten am 9.12.2004. Publikation der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag. V.i.S.d.P. Holger Apfel, Bernhard-von-Lindenau-Platz 1, 01067 Dresden, S. 2.
[81] Ebd., S. 4.