Repression und Überwachung

 

Wer unterwandert die Deutschen Burschenschaften -

nationale Intellektuelle oder der Verfassungsschutz?

 

Ein Vortrag von Jürgen Schwab

vor den Teilnehmern der Deutschen Akademie am 30.06.2001 in Thüringen

 

Am 30. Mai dieses Jahres hatte ich auf dem Haus der Prager Burschenschaft Teutonia zu Regensburg einen Vortrag zum Thema "Grundlagen nationaler Politik - ist die BRD souverän!" gehalten. Also ein Thema, das nicht nur NPD-Mitglieder und die Sympathisanten nationaldemokratischer Politik angeht, sondern für alle "Deutsche, die es noch sein wollen" (Horst Mahler) wichtig sein sollte. Sollte man jedenfalls meinen.
Die Prager Burschenschaft Teutonia zu Regensburg lud ihre Gäste, aber auch die Presse und die interessierte Öffentlichkeit zu meinem Vortrag auf ihr Haus ein. Die Presse erschien nicht zu meinem Vortrag, fühlte sich jedoch sehr wohl imstande, über den Vortragsabend in tendenziöser Weise zu berichten.
In der Universität Regensburg wurde zuvor mit Plakaten auf den Vortrag hingewiesen. Das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz lancierte dann über die Presse die Falschmeldung, an diesem Abend und bei ähnlichen Gelegenheiten habe eine konspirative nationalistische Unterwanderung der Universitäten über die Burschenschaften stattgefunden.
Wenn der Vortragsabend wirklich konspirativen Charakter getragen hätte, hätte die Burschenschaft Teutonia wohl kaum mit Plakaten auf eben diesen Vortrag hingewiesen und nicht die Presse eingeladen. Doch die Wahrheit stört bekanntlich nicht die Propagandaabteilungen des Liberalextremismus in der BRD.

 

Zensur an der Universität Regensburg

Für den Rektor der Regensburger Universität, Helmut Altner - ein Gutmensch durch und durch -, war dies jedoch Grund genug, der Burschenschaft Teutonia das Verteilen und Anbringen von Informationsmaterial zu verbieten. Bereits vor zwei Jahren hatte die Universitätsleitung die Teutiona wegen Verbreitens von - wie es heißt - "rechtsextrem gefärbter Propaganda" ermahnt. Damals hatte die Burschenschaft gegen die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft auf ihren Plakaten protestiert.
Offenbar wurde kürzlich, aufgrund meines Vortrages auf dem Teutonen-Haus, der Rektor der Universität Regensburg vom bayerischen Verfassungsschutz  zu dieser Zensurmaßnahme - Werbeverbot an der Universität Regensburg - animiert, da zeitgleich und im gleichen Zusammenhang in Presseberichten davon die Rede war, daß die Teutonia "Verbindungen" zur "rechtsextremen NPD" unterhalte. (Nürnberger Nachrichten vom 13.6.2001)
Seit Anfang Juni läuft nun schon in den Medien, vor allem in denen des Bundeslandes Bayern, eine Kampagne gegen nationale Burschenschaften, gegen Nationalisten, die Mitglied von Burschenschaften sind und gegen nationale Politiker und Publizisten, die auf Verbindungshäusern Vorträge gehalten haben.
Der bayerische Innenminister Günter Beckstein (CSU) sowie das ihm weisungsgebundene bayerische Landesamt für Verfassungsschutz behaupteten in den Medien, daß die Universitäten von nationalen Intellektuellen planmäßig unterwandert würden. Hierzu würden von den nationalen Intellektuellen die Burschenschaften instrumentalisiert.
Die Münchner Burschenschaft Danubia, welche im Mittelpunkt aller VS-Angriffe steht, wies zurecht auf ihrer Heimseite im Weltnetz in ironischer Weise darauf hin, daß wohl kaum 20 aktive Burschenschafter - nämlich der Danubia - das Universitätsleben Münchens "unterwandern" könnten, sofern sie das überhaupt wollten. Denn an den Münchner Universitäten und Hochschulen sind derzeit wohl rund 100.000 Studenten in den verschiedensten Studiengängen eingeschrieben. Das gleiche ließe sich über die Erlangen Burschenschaft Frankonia und über die Prager Burschenschaft Teutonia in Regensburg feststellen - die neben der Danubia München dem bayerischen VS als hauptsächliche Zielscheibe für Denunziation und gesellschaftliche Stigmatisierung dienen.
Denn selbst wenn alle diese Burschenschaften komplett von der NPD "unterwandert" wären, auf diesen Häusern ausschließlich Vorträge von nationalen Publizisten und Politikern gehalten würden, so würde sich dies auf das gesamte Universitätsleben wohl kaum auswirken.
Zudem wird in den etablierten Medien der Eindruck erweckt, als ob es eine konzertierte Aktion gäbe, um eben diese Burschenschaften zu unterwandern. Davon kann freilich nicht die Rede sein, da sich die in Presseberichten aufgelisteten Vorträge nationaler Politiker und Publizisten über einen Zeitraum von mehreren Jahren erstrecken.
Ich selbst beispielsweise bin seit rund sieben Jahren Burschenschafter und habe in diesem Zeitraum ungefähr pro Jahr zweimal auf Verbindungshäusern Vorträge gehalten - nie parteipolitisch motivierte Vorträge, sehr wohl jedoch solche mit nationalen Themenbezügen, die sich aus meiner publizistischen Tätigkeit ergeben.
Soweit nun zu den empirischen Fakten, die im völligen Widerspruch zu dem in den etablierten Medien gezeichneten Horrorszenario stehen. Der Einfluß von nationalen Politikern und Publizisten ist - quantitativ gemessen - wohl eher gering. Burschenschaften legen seit Gründung der Jenaer Urburschenschaft von 1815 einen großen Wert auf parteipolitische Unabhängigkeit. Daß sich nun ausgerechnet im Zuge des NPD-Verbotsverfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht die Burschenschaften zu dieser verfemten und gesellschaftlich geächteten Partei ausdrücklich bekennen, ist wohl kaum zu erwarten.
Handelt es sich aber deshalb um eine grundlose Verschwörungstheorie aus dem Hause "Beckstein" und des bayerischen Verfassungsschutzes?
Könnte man auf den ersten Blick meinen. Bei genauerer Betrachtung erweist sich die Befürchtung, die Burschenschaften würden von Nationalisten maßgeblich beeinflußt und unterwandert, als weit überzogen.

 

Weshalb die VS-Kampagne gegen die Burschenschaften?

Fernab von VS-Propaganda und Verschwörungstheorie rechtfertigt sich die Aktion Becksteins wohl aus genau zwei reellen Gründen, auf die ausführlicher einzugehen ist:
Zum einen aus der berechtigten Befürchtung, auf den Häusern von Burschenschaften würden nationale Politikinhalte enttabuisiert. Das ist in der Tat so: Nicht die Anzahl der organisierten Nationalisten als Mitglieder von Burschenschaften, nicht die Anzahl der Vorträge von nationalen Politikern und Publizisten auf Verbindungshäusern dürfte entscheidend sein. So dürfte die tatsächliche personelle Überschneidung von organisierten Nationalisten hier und Burschenschaftern dort wohl im Null-Komma-Promillebereich liegen.
Einer allgemeinen Revolutionstheorie zufolge können jedoch bekanntlich schon relativ wenige politisch Entschlossene auf eine träge unpolitische Masse meinungsbildend wirken. Und die Burschenschaften stellen heute zweifellos eine weitestgehend unpolitische Masse dar.
Entscheidend für die Hysterie des Günter Beckstein dürfte wohl der Umstand sein, daß durch eine wachsende Akzeptanz nationaler Politikinhalte im kulturellen Vorfeld des organisierten Nationalismus der Wirkungsgrad der Ausgrenzung gegen diesen dauerhaft sinken dürfte. Deshalb wohl die massive Kampagne gegen Burschenschaften, die in ihren Reihen auch organisierte Nationalisten und nationale Vortragsredner akzeptieren. Bisher jedenfalls.
Die derzeitige VS-Kampagne gegen die Burschenschaften wirft jedoch - von ihren Verursachern wohl ungewollt - ein bezeichnendes Licht auf die Scheinmoral und Pseudo-Legitimation der BRD-Gesellschaft. Die Herrschenden hierzulande begreifen bekanntlicherweise die BRD als eine  "pluralistische Gesellschaft". Das heißt aber in letzter Konsequenz - auf unseren Fall bezogen -, daß jede, aber auch wirklich jede Partei die Burschenschaften, aber auch die Reservistenkameradschaften, Schützenvereine, Heimatvereine, die Bündische Jugend, konservative Vertriebenenorganisationen und dergleichen mehr als "ihr" kulturelles Vorfeld definieren kann. Es steht diesen Organisationen freilich ebenso zu, Annäherungsversuche von Parteien, gleich welcher Art, abzuweisen.
Es steht der NPD und ihrem Nationaldemokratischen Hochschulbund (NHB) genauso wie den anderen Parteien und ihren Hochschulgruppen zu, bei den Mitgliedern der genannten gesellschaftlichen Gruppen und Verbände um Sympathie, Mitglieder, Abonnenten, Spender und Wähler zu werben.
In einem wirklich freien Staatswesen dürfte es zudem keine Rolle spielen, ob bei einer Burschenschaft der Redner XY Mitglied der NPD, der CDU oder der PDS ist. In der totalitären Gesellschaft der BRD ist das natürlich anders. Da bestimmen offenbar die von den Alliierten lizenzierten Medien und der "Verfassungsschutz" darüber, wer wo und über welches Thema sprechen und publizieren darf, und welche Doppelmitgliedschaften es nicht geben darf - wie die von NPD und Burschenschaft.
Entscheidend ist nicht, was jemand an Argumenten in seinem Vortrag oder einer Diskussion vorzubringen hat, sondern wo er Mitglied ist, wen er zu seinen Bekannten und Freunden zählt, mit wem er gemeinsam auf einem Seminar als Redner aufgetreten ist etc. Dieses Kommunikationsmuster entspricht nun aber genau den Vorstellungen einer zensierten Öffentlichkeit in totalitären Systemen. Die BRD ist als ein solches ohne Zweifel einzugruppieren.
Eine wirkliche Opposition, vor allem im parteipolitischen Bereich, ist im liberalen Parteienstaat der BRD nicht vorgesehen. Wo diese stattfindet, wie bei der NPD, wird sie mit sozialer, medialer, juristischer und polizeilicher Repression und mit Verbotsdruck in ihrer Existenz bedroht.
Den Herrschenden hierzulande geht es darum, die Fremdherrschaft und die Überfremdung, die seit 1945 in Deutschland stattfinden, einer fundamentalen Kritik zu entziehen. Und Kritik - soll sie wirksam sein - muß unter Gleichgesinnten organisierbar sein. In einem liberalen Parteienstaat wie der BRD kommt man deshalb an dem Thema "nationale Partei" nicht vorbei. Wenn es aber eine solche konsequent nationale Partei gibt, deren Vertreter die etablierten Tabus der Fremdherrschaft und der Überfremdung brechen wollen, so soll die Partei verboten und deren Vertretern das gesellschaftliche Forum entzogen werden - wie anläßlich meines Vortrags am 30. Mai auf dem Haus der Teutonia in Regensburg.
Ich hatte die BRD als Vasallensystem der westalliierten Sieger des Zweiten Weltkrieges bezeichnet und daran erinnert, daß das Deutsche Reich, der einzig völkerrechtlich legitime Staat des deutschen Volkes, seit dem 8. Mai 1945, dem Tag der Kapitulation der Großdeutschen Wehrmacht, handlungsunfähig ist.
Aber genau über dieses Thema soll ja in der BRD nicht öffentlich gesprochen werden, deshalb muß den entsprechenden Rednern das Wort entzogen werden. So lange die "rechtsextremen Parolen" - wie es heißt - nur in rechten Hinterzimmern gedroschen werden, wo uns Nationalisten ohnehin niemand von außen zuhört, ist das für das BRD-System kein großes Problem. Zum Problem wird es aber dann, wenn an diesem System Kritik außerhalb der rechten Hinterzimmer geübt wird. Wenn mit Plakaten und eindeutigen Themenbezeichnungen wie "Ist die BRD souverän?" an Universitäten zu Vorträgen eingeladen wird. Dann scheint das System in Gefahr zu sein - auch wenn dem Vortrag nur 20 Personen lauschen.
Der Kampf des liberalkapitalistischen Systems gegen die nationale Opposition findet vor allem im kulturellen Vorfeld des Nationalismus statt. Das läßt sich am Beispiel der Burschenschaften gut verdeutlichen: Wird in der gesamten BRD-Gesellschaft beispielsweise die NPD als Paria-Organisation behandelt, vergleichbar mit den Pestkranken im Mittelalter, denen man zur Warnung eine Glocke umhängt, so dürfte die Akzeptanz von nationalen Politikinhalten auf Verbindungshäusern wesentlich besser sein als vergleichsweise beim DGB, den Arbeitgeberverbänden, bei den Kirchen, den etablierten Parteien und dergleichen mehr.

 

Befreiungsnationalistische Tradition der Burschenschaften

Dieses Phänomen wiederum hängt mit dem zweiten reellen Grund zusammen, weshalb Beckstein die VS-Keule gegen die Burschenschaften schwingt: Diese haben nämlich eine eindeutige nationalpolitische, besser gesagt: befreiungsnationalistische Tradition.
Die Burschenschaften haben ihren historischen Ursprung in der am 12. Juni 1815 in Jena gegründeten Burschenschaft, der sogenannten "Urburschenschaft". Sie war der Zusammenschluß Jenaer Studenten, deren Ziele die nationale Einheit aller Deutschen und die Befreiung von obrigkeitsstaatlichem Regiment waren.
Viele der späteren Burschenschafter hatten als Freiwillige an den Befreiungskriegen gegen Napoleon in den Jahren 1813 bis 1815 teilgenommen. In diesen Befreiungskriegen gegen Napoleon kämpften nicht nur reguläre Truppen der deutschen Staaten, wie die von Preußen und Österreich, sondern es bildeten sich auch Freikorps, die oft aus freiwilligen Studenten und Dozenten bestanden. Eines dieser Freikorps waren die "Lützower Jäger", die in schwarzen Uniformen mit roten und goldenen Borten kämpften, und die nach den Befreiungskriegen die Jenaer Burschenschaft gründeten, deren Fahne dann die gleichen Farben, nämlich schwarz, rot, gold trug.
Diese Farben wurden nach den napoleonischen Befreiungskriegen zum Zeichen für alle, die sich gegen Fürstenwillkür, Kleinstaaterei stemmten. Sie versinnbildlichten zwei politische Ziele: Die nationale Einigung aller deutschen Länder und das Streben nach einer demokratischen Verfassung. Die Farben der heutigen deutschen Bundesflagge "Schwarz-rot-gold" (Artikel 22 des Grundgesetzes) haben ihre geschichtliche Wurzel in den Befreiungskriegen und der Jenaer Urburschenschaft.
Im Jahr 1815, als die Urburschenschaft in Jena am 12. Juni gegründet wurde, wiedersetzten sich ihre Angehörige den Beschlüssen des Wiener Kongresses vom Sommer 1815, der eine Zersplitterung Deutschlands in 38 Teilstaaten festgeschrieben hatte. Das Ziele der nationalen Einheit wurde trotz Verfolgung und Unterdrückung immer wieder in die Öffentlichkeit getragen. Das Wartburgfest am 18. Oktober 1817 in Eisenach bildete einen ersten Höhepunkt in der burschenschaftlichen Geschichte. Aus Anlaß der dreihundertsten Wiederkehr der Reformation hatten die mitteldeutschen Burschenschaften zu einem Treffen auf die Wartburg bei Eisenach (Thüringen) eingeladen. Das Wartburgfest  sollte zugleich die Erinnerung an die Völkerschlacht bei Leipzig wach halten, bei der 1813 Napoleons Armee, wenn auch unter schweren Opfern, besiegt werden konnte.
In mehreren Reden wurden auf dem Wartburgfest die Forderung nach nationaler Einheit erhoben, ein Gedanke, der besonders die gebildeten Stände in Deutschland, das sich entwickelnde nationale Bildungsbürgertum, begeisterte. Während des Wartburgfestes klangen auch radikale Parolen an. So fand am Abend dieses 18. Oktobers 1817 eine symbolische Bücherverbrennung statt. Die Studenten warfen Schriften und Broschüren von Schriftstellern ins Feuer, die man als "Fürstenknechte" oder "Feinde des Volkes" beschimpfte. Preußen, Rußland und vor allem Österreich - die zusammen die "Heilige Allianz" bildeten - protestierten energisch beim Großherzog Karl August von Sachsen, der das Wartburgfest auf seinem Territorium genehmigt hatte.
Die Forderungen der reaktionären Kräfte in Deutschland, die Parolen des Wartburgfestes mit staatlicher Repression und Zensur zu beantworten, waren nur ein Vorgeschmack auf die Demagogenverfolgung, die zwei Jahre später einsetzen sollte. Am 23. März 1819 ermordete der Burschenschafter Karl Sand den Lustspieldichter August von Kotzebue, weil dieser antidemokratische Aufsätze veröffentlicht hatte und der aufgrund seiner Funktion als russischer Generalkonsul nationalen und demokratischen Kräften als Spion des russischen Zaren galt. Für die Burschenschafter war Kotzebue ein Hauptvertreter der Reaktion. Dieser politische Mord von Sand an Kotzebue stellte nun eine neue Qualität in der Auseinandersetzung zwischen den nationalen und demokratischen Kräften auf der einen und den Kräften der Restauration auf der anderen Seite dar.
Das war nun der geeignete Anlaß für den österreichischen Staatsminister Fürst Metternich, gegen die Burschenschaften und ihr politisches Umfeld zuzuschlagen. Auf sein Betreiben verabschiedete der Frankfurter Bundestag am 20. September 1819 die "Karlsbader Beschlüsse". Die Burschenschaften wurden als Brutstätten von "Demagogen" verboten, existierten aber im Untergrund weiter, die Universitäten wurden von Spitzeln überwacht, politisch nicht korrekte Professoren beobachtet, einige aus ihrem Dienst entlassen  und manche sogar verhaftet und eingesperrt.
Die "Karlsbader Beschlüsse" enthielten viele Maßnahmen der Vorzensur (Zensur vor der Veröffentlichung). Opposition gegen die reaktionären Zustände sollte durch das "System Metternich" unmöglich gemacht werden. Doch in den Jahren darauf wurde die Repression wieder gelockert, viele deutsche Staaten (wie Baden) verabschiedeten demokratische Verfassungen. Die Burschenschafter ergriffen nun wieder verstärkt das Wort in der Öffentlichkeit. So zum Beispiel auf dem "Hambacher Fest" am 27. Mai 1832 in der Pfalz, wo die Parolen wie "Einheit" und "Freiheit" wieder skandiert wurden. Auch an der Revolution von 1848 und der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche waren viele Burschenschafter beteiligt, so zum Beispiel der Präsident der Nationalversammlung Heinrich von Gagern. Auch wenn die Paulskirchenversammlung scheiterte, so legte sie doch einen wichtigen Grundstein in der Entwicklung auf dem Weg zum deutschen Nationalstaat.
Das Streben der Jenaer Urbuschenschaft nach "deutscher Einheit" in den Jahren ab 1815 zehrte aus dem Ideenbestand vor allem dreier Männer, die als geistige Urväter der burschenschaftlichen Bewegung gelten können: Ernst Moritz Arndt, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Ludwig Jahn. Insbesondere Friedrich Ludwig Jahn nimmt in der burschenschaftlichen Ideengeschichte eine zentrale Stellung ein, wie dies auch die Historikerin Dr. Helma Brunck in ihrer Dissertation herausgestellt hat. Nämlich in der Weise, daß Jahn vermutlich als erster in schriftlicher Form das - wie er es nannte - "Deutsches Volkstum" formulierte.

 

Völkisches Prinzip statt Verfassungspatriotismus

Ich zitiere aus der gleichnamigen Schrift von Jahn: "Es ist das Gemeinsame des Volkes, sein innewohnendes Wesen, sein Regen und Leben, seine Wiedererzeugungskraft, seine Fortpflanzungsfähigkeit".
Diesen Volkstumsbegriff, den Jahn definiert, ist nun genau das, was heutige Gutmenschen unter der Rubrik "Biologismus" und "Rassismus" ablegen wollen - nämlich ein biologisch-genetisch bestimmter Volkstumsbegriff. Man gehört eben von seiner Abstammung her zu diesem Volk dazu, oder eben nicht. So einfach ist das. Wie sonst könnte man die Jahnschen Termini wie "Wiedererzeugungskraft" oder "Fortpflanzungsfähigkeit" verstehen. Ein Verfassungspatriotismus, nach dem Motto, Deutscher ist, wer sich zu Verfassung, Armee und staatlicher Symbolik bekennt sowie die deutsche Sprache erlernt, kann damit jedenfalls nicht gemeint sein.
Dieser Jahnsche Begriff vom "Deutschen Volkstum" wurde in späterer Zeit auch völkisches Prinzip genannt, der Verband "Deutsche Burschenschaft" nennt dies heute - um nicht in die Nähe des Dritten Reiches gerückt zu werden - "Volkstumsbezogener Vaterlandsbegriff". Das ist nur eine andere Umschreibung für den gleichen Inhalt und dies heißt nichts anderes, als daß Deutscher ist, wer deutscher Abstammung ist.
Diese Position besitzt nun eindeutig Gültigkeit sowohl für die Aufnahme von Mitgliedern, als auch für die Diskussion um die deutsche bzw. deutsch-österreichische Staatsbürgerschaft. Es gilt hierbei klar zu unterscheiden zwischen Auslandsdeutschen und Fremden, die im Inland leben. Ein Student zum Beispiel, der deutsche Eltern hat, aber im Ausland (z. B. in Chile oder Rußland) geboren wurde, kann deutscher Burschenschafter werden. Nicht jedoch ein Türke, der in Wien oder Frankfurt/Main geboren wurde. Das gleiche Prinzip läßt sich auch auf die Staatsbürgerschaft übertragen, Auch hier muß der Burschenschafter klar Farbe bekennen - nämlich zugunsten des - wie der Jurist sagt - "ius sanguinis" und zuungunsten des "ius soli".
Für das burschenschaftliche Selbstverständnis bedeutet dies auch, daß für den Burschenschafter, der sich dieses völkischen Prinzips bewußt ist, immer das Deutsche Volk vor irgendeinem deutschen Staat Vorrang erhält. Die Solidarität gilt zuerst den Lebensinteressen des deutschen Volkes, der Wert eines Staates auf deutschem Boden bemißt sich für den Burschenschafter alleine danach, was dieser in der Lage ist, für die Interessen des deutschen Volkes zu tun.
Diese kritische Distanz zu den jeweils herrschenden Verhältnissen ist es, die den Burschenschafter immer ausgezeichnet hat. Dies ist auch der Grund, weshalb die Burschenschaften sämtliche Staaten auf deutschem Boden überlebt haben: die K. u. K.-Monarchie wie das kleindeutsche Zweite Kaiserreich, die Weimarer Republik wie den Austrofaschismus, das Dritte Reich wie auch die DDR. Ich wage auch die Prognose, daß die Burschenschaften, sollten sie diese kritische Distanz bewahren, auch die BRD und die Republik Österreich unserer Tage überleben werden. Diese beiden Staaten sind ja gerade dabei sich selbst aufzulösen, um in einem europäischen Zentralstaat aufzugehen. Als Fazit kann vorläufig gezogen werden, daß Burschenschaft und Verfassungspatriotismus sich gegenseitig ausschließen - was nicht heißen soll, daß man nicht loyal zu Gesetz und Verfassung stehen soll.
Hingegen ist der Burschenschafter, der sich seiner Tradition und Ideale bewußt ist, immer Befreiungsnationalist. Diese Tradition reicht von 1813 bis 1961 - von der Völkerschlacht bei Leipzig gegen Napoleon bis zur Verzweiflungstat deutscher Nationalisten in Südtirol, an der auch viele Burschenschafter beteiligt waren.
Es ließe sich über die Geschichte und Tradition der Burschenschaften noch vieles sagen. Diese Zusammenfassung sollte nur verdeutlichen, daß der wahre Burschenschafter, der sich seiner Tradition bewußt ist und danach handelt, immer nationalrevolutionär und völkisch gestimmt ist, immer die Fremdherrschaft im eigenen Land bekämpft, ob mit der gezückten Waffe gegen Napoleon oder mit dem freien Wort gegen die Niederhaltung der deutschen Selbstbestimmung durch den sogenannten "freien Westen" heute.
Wir sind heute ein besetztes Land wie zu den Zeiten Napoleons. Einer der geistigen Väter der burschenschaftlichen Bewegung, Ernst Moritz Arndt, schrieb in der Zeit der napoleonischen Befreiungskriege das Lied: "Der Gott der Eisen wachsen ließ". In der zweiten Strophe heißt es: "So wollen wir, was Gott gewollt, mit rechten Treuen halten und nimmer im Tyrannensold die Menschenschädel spalten: doch wer für Tand und Schande ficht, den hauen wir in Scherben, der soll im deutschen Lande nicht mit deutschen Männern erben."
Das war zur Zeit Arndts eine Anspielung auf die Unehrenhaftigkeit deutscher Vasallen des sogenannten "Rheinbundes", die im Solde Napoleons an der Unterdrückung der Völker und auch ihres eigenen deutschen Volkes mitwirkten.

 

VS-Infiltration bei Burschenschaften

Dieser befreiungsnationalistische Geist scheint bei manchen Burschenschaftern heute leider in Vergessenheit geraten zu sein, wenn zum Beispiel unlängst ein Alter Herr der Erlanger Burschenschaft  Frankonia schriftlich und aus freien Stücken mit dem bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz in Verbindung trat, um sich zum Informationsaustausch mit dem VS anzubieten. Der betreffenden Alte Herr soll in dem Schreiben an den VS - ganz im Stile des "Untertans" von Heinrich Mann - sinngemäß die Frage gestellt haben: Was müssen wir (die Burschenschaft) denn  tun, um verfassungstreu zu sein?
Dem Schreiben des Alten Herrn an den VS soll bereits ein persönliches Treffen von ihm und eines weiteren Alten Herren der Frankonia mit dem bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz gefolgt sein.  Dabei soll von den VS-Leuten eine Liste von fünf Personen vorgelegt worden sein, die auf dem Haus der Frankonia als Mitglieder oder Hausgäste regelmäßig verkehren und die aufgrund ihrer "rechtsextremistischen" Ausrichtung aus der Burschenschaft zu entfernen seien, da sonst die gesamte Burschenschaft im bayerischen Verfassungsschutzbericht Erwähnung finden werde.
In Anbetracht der aktuellen Zusammenarbeit von Burschenschaftern und "Verfassungsschutz" fällt mir nur ein: "Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung" (Johann Philipp Palm). Ehre nur, wem Ehre gebührt - müssen wir solchen Kreaturen entgegnen. Um es im Sinne von Ernst Moritz Arndt auszudrücken: Wer mit den Vasallen des Tyrannen, der heute die Pax Americana darstellt, zusammenarbeiten will, ist es nicht wert, mit uns nationalen Deutschen an einem Tisch zu sitzen. Den Verräter soll unsere ganze Verachtung treffen.
Unterdessen forderte Günter Beckstein im Fernsehen des Bayerischen Rundfunks und anderen Medien die Burschenschaften auf, sich von ihren explizit nationalen Mitgliedern zu trennen. Andernfalls würden auch die Burschenschaften in den Berichten des bayerischen VS Erwähnung finden. Eine Verbeamtung ihrer Mitglieder rücke somit in weite Ferne.
Beckstein weiß gegenüber den Medien auch zu berichten, daß im Konvent der Erlanger Burschenschaft Frankonia "Richtungskämpfe zwischen einem demokratischen und einem rechtsextremistischen Flügel" stattfinden (Nürnberger Nachrichten vom 16./17.6.2001), woraus ich schlußfolgere, daß mittlerweile der bayerische Verfassungsschutz über die Sitzungsprotokolle des Konvents der Erlanger Burschenschaft Frankonia zu verfügen scheint. Und auch die Süddeutsche Zeitung vom 28.6.2001 weiß zu berichten, daß der bayerische Verfassungsschutz über die "Richtungskämpfe" innerhalb der Erlanger Burschenschaft Frankonia genau informiert ist.
Wie aber gelangen die Informationen aus dem internen Konvent der Erlanger Burschenschaft Frankonia auf den Schreibtisch des Günter Beckstein in München? Möglicherweise über denjenigen, der sich dem bayerischen VS als Informant - freiwillig - angeboten hat.
Interessant in diesem Zusammenhang dürfte zudem sein, daß selbst der Erlanger Kreisverband der CSU ein Schreiben an die Frankonia gerichtet haben soll, in dem die "Demokraten" im Bund aufgefordert wurden, sich von den "Rechtsextremisten" zu trennen. Das ließen sich die Erlanger Franken nicht zweimal sagen und schlossen erst kürzlich zwei national organisierte Mitglieder aus ihrem Bund aus, die zuvor auf der "Abschußliste" des VS standen.
Und in München distanziert sich nun - politisch korrekt und wie von Beckstein gewünscht - manche DB-Burschenschaft von ihren "Verbandsbrüdern" von Danubia München. Dies alles, weil ein Skinhead, der in einer Massenschlägerei einen Ausländer verletzt haben soll, unmittelbar nach der Tat auf dem Haus der Danubia übernachtet hat. Das gerichtliche Verfahren ist zwar noch nicht abgeschlossen, auch liegt der Tathergang noch im Dunkeln, und die Danuben erklären, daß sie zum Zeitpunkt der Unterbringung des Skinheads auf ihrem Haus über den Tathergang nicht informiert gewesen seien, doch das alles hindert manche "Verbandsbrüder" nicht daran, sich schon einmal vorsorglich in politischer Korrektheit zu üben und sich von den Danuben öffentlich zu distanzieren.
Auch die Münchner "Vereinigung Alter Burschenschafter" (VAB) distanziert sich laut Presseberichten von den Danuben und fordert gar verbandsinterne Konsequenzen. Über einen Ausschluß der Danubia aus der DB wird nun offen nachgedacht. Ob diesen um ihre gesellschaftliche Reputation besorgten Burschenschaftern klar ist, daß sie sich somit bereitwillig auf die strategische Linie des "Verfassungsschutzes" begeben? Devide et impera - teile und herrsche! Mit dieser Strategie läßt sich jede Opposition spalten - wenn die Dummköpfe in ihren Reihen nur zahlreich genug sind.

Somit dürfte die im Titel meines Referats aufgeworfene Frage:  "Wer unterwandert die Deutschen Burschenschaften - nationale Intellektuelle oder der Verfassungsschutz?" hinreichend beantwortet sein.

 

 

Zur Startseite!