Der renommierte Zeithistoriker Norbert Frei ist Herausgeber dieses Sammelbandes, in dem Kontinuitäten und Brüchen in den deutschen Funktionseliten nach 1945 nachgespürt wird. Während sich die DDR lediglich bei Technikern, Wissenschaftlern und Ingenieuren bediente, war man im Westen weitaus großzügiger. Hier wurden lediglich die Politiker ausgewechselt, während sich vor allem in den Bereichen Justiz, Medizin, Militär und Unternehmertum sehr schnell die alten Gesichter wieder fanden. Adenauer-Deutschland schreckte hierbei bekanntermaßen auch nicht davor zurück, selbst an Schauprozessen, Massenmorden, Menschenversuchen und Kriegsverbrechen beteiligte Personen stillschweigend zu rehabilitieren. Im Bereich des Journalismus erfolgte zwar durch die bis 1949 geltende Lizenzvergabepraxis der Alliierten auf oberer Ebene ein Austausch der Verleger und Herausgeber, aber sehr bald fanden auch hier NS-Propagandisten wieder ihr Auskommen - vom SPIEGEL über den Stern bis hin zur Springer-Presse.

Frankfurt/Main: Campus 2002,
ISBN 3-593-36790-4