Befreiungsnationalismus und Antiimperialismus

 

Die Schaffung des islamischen Feindes im Rahmen der US-Geopolitik für die Weltherrschaft

(Nachwort zu Tahir de la Nive, "Der Kreuzzug des Onkel Sam")

 

Die gegenwärtige Debatte über die Gefährlichkeit des Islam für Westeuropa, wie sie sich in den Meinungen von Alexandre Del Valle und Guillaume Faye wiederfindet, auf die Tahir de la Nive in "Les Croisés de l´Oncle Sam" [Der Kreuzzug des Onkel Sam] (Ed. Avatar, November 2002) mit dem adäquaten vis polemica reagiert hat, überschneidet sich auch mit Plänen, die identifziert und in die richtige Perspektive gerückt werden müssen: jene der gegenwärtigen geopolitischen Beziehungen zwischen unserem Kontinent und den Vereinigten Staaten von Amerika.

1. Die USA und die Eroberung Europas

Die Beziehungen zwischen Europa in seiner Gesamtheit und den Vereinigten Staaten waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von gegenseitiger Indifferenz geprägt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen sich die Beziehungen zu verändern. Tatsächlich beginnt sich durch die Durchsetzung der Theorien, die der in der englischen Gruppe des Round Table gebildete Think Tank propagiert, und durch die fortschreitende Ausbreitung der englischen Finanzinteressen in den USA, das expansionistische Interesse der anglo-amerikanischen Lobbies zu zeigen, den alten Kontinent zu schädigen und eine Strategie zu entwerfen, die wir bereits als mondialistisch (globalistisch) definieren können.

Die erste Intervention der Amerikaner in die europäischen Angelegenheiten bildet ihre Teilnahme am Ersten Weltkrieg. Am Ende des Konfliktes setzen sich die Nordamerikaner auf der Konferenz von Paris energisch durch: tatsächlich werden einige der dort von Präsident Wilson herausgestellten Prinzipien (die berühmten 14 Punkte) zur Basis des Versailler Vertrags. Die amerikanische Diplomatie, trotz einiger Bestürzung des US-Senats, trägt so zur Neudefinition des zukünftigen Europas bei und zusammen mit den Engländern und Franzosen unter anderem zur Planung der neokolonialistischen Politik in den geographischen Gebieten, die zum nun verschwundenen Reich der Hohen Pforte gehörten.

Es war also am Ende des Ersten Weltkrieges so, daß die Regierungen von Washington de facto ihre traditionelle isolationistische Politik aufgegeben haben, um eine andere, interventionistische und expansionistische, zu praktizieren. Diese neue Politik richtet sich hauptsächlich gegen Europa; sein theoretisches Hinterland wird durch die Forschungsarbeiten und die politisch-ökonomischen Studien des Council on Foreign Relations (eine Schöpfung des Round Table) über die wirtschaftliche Interdependenz zwischen den Nationen gebildet. Solche Studien werden mit Gewalt den Theorien der kontinentalen Selbstversorgung entgegengesetzt, die durch die totalitären Regierungen von Rom, Berlin und Moskau vorgeschlagen und zum Teil verwirklicht wurden.

Mit der Niederlage der Achsenmächte öffnet sich den Vereinigten Staaten von Amerika definitiv die Straße zur militärischen und wirtschaftlichen Eroberung des alten Kontinents. Dieses Mal haben die Regierungen von Washington eine größere Handlungsfreiheit, die nicht mehr den jeweiligen Mietern der Downing Street untergeordnet ist: tatsächlich übernehmen seit dem 14. August 1941, als Churchill und Roosevelt die Atlantik Charta unterzeichnen, die Vereinigten Staaten die führende Rolle bei der Geburt des atlantischen Systems.

Von 1945 an baut das hegemoniale Projekt der Vereinigten Staaten in Europa auf der wirtschaftlichen Ebene durch das Mittel des Marshall-Plans auf, und es entwickelt sich auf der politischen Ebene während der 45 Jahre des kalten Krieges indem es die Hauptländer Westeuropas in einem regelrechten Vasallenstand hält, die nationalen Regierungen steuert und jedem ihrer Versuche, aus der erstickenden Logik von Yalta herauszukommen, entgegenwirkt. In der Tat werden die politischen Versuche der Öffnung gegenüber Moskau gestört, wie auch jene, die darauf abzielen, die energetische oder militärische Unabhängigkeit der wichtigsten Ländern des "freien" Europas zu gewährleisten. Im Vorübergehen erinnern wir an: die Ostpolitik von W. Brandt, die Atomstreitmacht des General de Gaulle und die Versuche von Enrico Mattei, Italien von den Trusts der anglo-amerikanischen Öltanker freizumachen.

Die Vereinigten Staaten verfolgen diese Strategie mit für sie positiven Ergebnissen, auch dank der grundlegenden Unterstützung, die ihnen durch Großbritannien, dem einzigen ihnen "kulturell" und geopolitisch ähnlichen Land Europas geleistet wurde.

2. Die Vereinigten Staaten und die Eroberung Eurasien

Mit dem Sturz der Berliner Mauer und mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion werden die Vereinigten Staaten von Amerika jene Hypermacht, als die wie sie heute alle kennen.

Westeuropa übernimmt, den amerikanischen think tanks zufolge, jetzt die Rolle eines "Brückenkopfes", der im Herzen des eurasischen Kontinents errichtet wurde. Der Haupttheoretiker dieser Strategie ist der ehemalige nationale Sicherheitsberater des Präsidenten J. Carter, Z. Brzezinski. In seinem Buch The Grand Chessboard (dt.: Die einzige Weltmacht, Berlin 1997), vorweggenommen in dem Aufsatz "A Geostrategy for Eurasia", erschienen in der Zeitschrift des Council on Foreign Relations, "Foreign Affairs" (76, 5) bestätigt er ausdrücklich, daß Westeuropa einfach "der wesentliche Brückenkopf Amerikas auf dem eurasischen Kontinent" sei, und unterstreicht sehr pragmatisch, daß "das der amerikanische geostrategische Einsatz in Europa gewaltig ist. Anders als in den Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Japan prägen innerhalb der atlantischen Allianz der politische Einfluß und die militärische Macht Amerikas direkt den eurasischen Kontinent. In dieser Phase der euro-amerikanischen Beziehungen, [... ] übersetzt sich die Erweiterung Europas automatisch in eine Expansion des direkten Einflußsphäre der Vereinigten Staaten. Bei Abwesenheit intimer transatlantischer Verbindungen ... würde die Überlegenheit Amerikas in Eurasien augenblicklich verschwinden." (S. 83)

Die Kontrolle des eurasischen Kontinents ist also das wahre Ziel der amerikanischen expansionistischen Politik. Ist Westeuropa einmal die geostrategische Rolle des Brückenkopfes zugewiesen, so ist die primäre Zielsetzung der Vereinigten Staaten von Amerika die russische Föderation in Schach zu halten und auf militärischer und politischer Ebene beeinzuflussen, mit den Mitteln der "Partnership", die ad hoc mit den Ländern des ehemaligen sowjetischen Blocks gebildet wurde und auch mit einem direkten Abkommen wie der jüngste Vertrag NATO-Rußland, der von Präsident Wladimir Putin unterzeichnet wurde.

Der Zerfall des Balkans, gewollt vom Vatikan und von Deutschland und realisiert durch Washington und London, die Frage von Kosovo und Metohija, die Unterstützung für die UCK, die Verteufelung von Milosevic, wie auch die erteilte Unterstützung - durch die Vereinigten Staaten - für die sezessionsistischen Terroristen in Dagestan und Tschetschenien, wie schon früher jene, die Bin Laden und seine Freunde gegen die Sowjetrussen im afghanischen Krieg gegeben wurde, gehört zur mondialistischen Strategie der Anglo-Amerikaner. Zu dieser selben Strategie gehört also auch die Schaffung des sozusagen "grünen Gürtels". in der Tat sind sezessionistische Phänomene, wie die von Kosovo und Metohija, von Dagestan oder von Tschetschenien, an die wir gerade erinnert haben, die anscheinend im Namen des Prinzips der Selbstbestimmung der Völker oder einer religiösen Besonderheit ausbrechen, im allgemeinen Fall (aufgrund ihrer geostrategischen Lage) die Vorwände, die den Regierungen von Washington und London eine Rechtfertigung für eine sogenannte humanitäre Intervention und die militärische Besetzung gegeben haben und geben, und stellen unter anderem die Voraussetzungen für die Definition eines neuen internationalen Rechts, eine Art von parodistischem planetarischen Jus, das die Souveränität des amerikanischen Pseudo-Imperiums sanktioniert.

Die Kontrolle des eurasischen Kontinents drängt die Administrationen in Washington zu einem geopolitischen Ordnen des Fernen und Nahen Ostens (zu diesem Projekt gehört auch die Normalisierung der Beziehungen zwischen der Türkei und Israel).

Für das Gebiet des Nahen Ostens muß die Neugewichtung die bevorzugten Beziehungen berücksichtigen, die zwischen der israelischen Regierung und jener der Vereinigten Staaten bestehen, und zunächst die langjährige irakische Frage lösen und in Folge jene des Irans.

Für das Gebiet des Fernen Ostens hingegen sehen die think tanks des Pentagons bereits für das Jahr 2017 (oder 2012 nach Edward N. Luttwak) das Erwachen des chinesischen Drachens voraus. Der nächste Feind des Westens wird also wahrscheinlich China sein.

2.1. Der Hauptfeind und die Falle des falschen Ziels

Für jene, die Parteigänger einer Politik der kontinentalen Befreiung sind, bleiben die Anglo-Amerikaner also der Hauptfeind.

Ein Hauptfeind, der vielseitige Strategien einnimmt, der kritische, auf Jahre hinaus unlösbare Situationen instrumentalisiert, der danach strebt, Gräben zwischen Völkern von verschiedener Kultur und Zivilisation hervorzurufen. Der seine pseudo-imperiale Strategie auf der Theorie des Zusammenstoßes der Zivilisationen aufbaut, einer karikaturhaften Wiederaufnahme der alten römischen Praxis des "divide et impera".

Der Theoretiker des Zusammenstoßes der Zivilisationen ist Samuel P. Huntington, ehemaliges Mitglied des National Security Council und zur Zeit des Weatherhead Center for International Affairs der Harvard University. In Wirklichkeit ist das, was der Autor von "The clash of civilizations and the remaking of world order" theoretisiert, weniger ein Zusammenstoß der Zivilisationen als eine Stammeskonfrontation. Anstatt die Theorien von Huntington als das zu betrachten, was sie sind, das heißt, die Rechtfertigung der aggressiven anglo-amerikanischen Politik gegen die geographischen Räume in denen nicht-westliche Bevölkerungen wohnen, interpretieren einige sie aufgrund von sozialen, also nicht politischen, Phänomenen in Europa, wie der Einwanderung. Dies ist der Fall bei A. Del Valle, G. Faye und R. Steuckers. Diese entwerfen ein geopolitisches Szenario, in dem sich ein islamischer Expansionismus auf dem europäischen Kontinent entfaltet und Aufmerksamkeit erregt. In dieses sind hauptsächlich die westeuropäischen Länder einbezogen, aber, nach dem 11. Sepember, genauso die Vereinigten Staaten. Folglich wäre eine euro-amerikanische Allianz gegen die islamischen Völker wünschenswert, eine Allianz, die an die euro-atlantische gegen den sowjetischen Bären erinnert.

Ein solches Szenario weist Europa eine Vasallenrolle zu, gut vergleichbar jener, die wir heute einnehmen, bei der die unmittelbare Folge ein Zusammenstoß mit geographisch benachbarten Bevölkerungen, mit denen wir trotz der kolonialistischen Vergangenheit einiger europäischer Länder wie Frankreich und Italien immer Freundschaftsbeziehungen unterhalten haben, sein wird.

Wie man sehen kann, steht die euro-amerikanische Lösung, die von Autoren wie Del Valle vorgeschlagen wurde, eng mit der US-Strategie für die Eroberung von Eurasien in Zusammenhang: sie rechtfertigt tatsächlich schlußendlich von der "europäischen" Seite her die Funktion des Brückenkopfes, die die Strategen der Vereinigten Staaten den Ländern Westeuropas zugewiesen haben und bekräftigt erneut die "engen transatlantischen Verbindungen " (Brzezinski), die notwendig und bis heute unersetzbar für die angestrebte weltweite Überlegenheitspolitik der Hypermacht jenseits des Ozeans sind.

Wenn Europa in diese Falle ginge, würde es einen echten Selbstmord begehen, da dies dazu führen würde, jenes geopolitische Kontinuum zu zerbrechen, dessen konstituierender Teil es ist, und das ihm von jeher seine eigene kulturelle, politische und wirtschaftliche Existenz gewährleistet hat.

Vom atlantischen Gesichtspunkt aus würde eine ständige Konfrontation zwischen den europäischen Nationen und der islamischen Welt die wirtschaftliche Kraft Europas zum sicheren Vorteil der Vereinigten Staaten von Amerika reduzieren, die, angesichts der Zerbrechlichkeit des alten Kontinents, sich als Verteidiger Europas aufdrängen können, genauso wie sie es vor fast sechzig Jahren gemacht haben, als sie sich als Befreier im Kreuzzug gegen den Nazi-Faschismus aufgedrängt haben

2.2. Kriegspropaganda, Islamophobie und Einwanderung

Das Problem der Einwanderung besteht und stellt viele Fragen: soziale, solche des Zusammenlebens und der Kultur. Aber wir müssen uns bewußt sein, daß es sich um ein natürliches und wiederkehrendes Phänomen in der Geschichte der Völker handelt, ein Phänomen das durch verschiedene Ursachen hervorgebracht wird, die im allgemeinen sozioökonomisch und selten politisch sind. Aber es gibt einen Unterschied im Vergleich mit der Vergangenheit. Wenn wir dieses Phänomen betrachten, so hat es tatsächlich im letzten Jahrzehnt gigantische Ausmaße angenommen, aufgrund der industriellen Entwicklung des Nordens des Planeten und des beschleunigten Globalisierungsprozeßes der. Es entspricht heute einem echten "Planetenurbanismus". Die Nationen, bei denen dieses Phänomen am stärksten ist und am meisten Aufmerksamkeit erweckt, sind die westeuropäischen, die seit 1989 (Sturz der Berliner Mauer) nicht nur eine politische und geopolitische Übergangsphase durchqueren, sondern auch eine wirtschaftliche und soziale. Die Einbettung der Einwanderung in die Strategien, die durch die Regierungen der Vereinigten Staaten und die internationalen Organisationen, die mit den Vereinten Nationen zusammenhängen, insbesondere der internationale Währungsfond und die Weltbank, verwirklicht werden, sind ein nicht zu vernachlässigendes Zusatzelement der Destabilisierung der wirtschaftlich-sozialen Politik der Länder Westeuropas, indem sie tatsächlich eine Masse von billiger Arbeitskraft hervorbringt, die eine eigene soziale Schicht bildet, mit den damit zusammenhängenden kritischen Folgen für das Zusammenleben mit den Autochthonen.

Hierzu muß man sogar noch die ungenügende Beachtung hinzufügen, die die europäischen Regierungen diesem Phänomen geschenkt haben. Die Oberflächlichkeit der europäischen Regierungen hinsichtlich der Einwanderung hat die Wanderungsströme begünstigt und begünstigt sie weiter, indem sie den Grad an Intensität und Durchläßigkeit erhöht hat, die schließlich in der Folge zu zwei Entwicklungen führte: auf der einen Seite zu unkontrollierbaren Ausbrüchen von Intoleranz - bis heute lokal begrenzt und sporadisch und jedenfalls beschränkt auf den Bereich der Oberflächenreaktionen auf Phänomene der Kleinkriminalität - und auf der anderen Seite zu dem makroskopischen Wachstum transnationaler krimineller Organisationen des Mafia-Typus auf ethnischer Basis, die ausgedehnte territoriale Gebiete (national und extranational, bsp. in adriatischen Gebieten) der Kontrolle der normalen Polizeikräfte entziehen und ständig wachsende und konstitutivere Teile der internationalen Finanz mit ihren unerlaubten Gewinnen versorgen, die, da pecunia non olet, sie toleriert und folglich legitimiert.

Die Aufmerksamkeit von Autoren wie Faye, Del Valle und Steuckers richtet sich jedoch ausschließlich auf die arabisch-muslimische Einwanderung, da sie mit den zum Islam "konvertierten" Europäern eine Art Vorposten oder fünfter Kolonne des islamischen Expansionismus darstellen würde. Aber die Wirklichkeit ist ganz anders. Zunächst haben die Immigranten irgendeiner Rasse und irgendeinen Glaubens ein primäres Problem: jenes des Überlebens und der Integration in dem Land, in das sie eingewandert sind. Elementare Probleme also, die ihnen im allgemeinen durch das Elend, das sie fliehen, aufgedrängt wurden. Jene Grundbedürfnisse können gewiß den Einwanderer in den Kreislauf der Kriminalität drängen, wie sie in auch in einen Terroristen verwandeln können. Aber einfach zu sagen, daß die Einwanderer Verbrecher oder Terroristen sind, ist nicht richtig; sie sind (in ihren Ländern) Hoffnungslose wie die Immigranten aller Zeiten. Und wie die Immigranten aller Zeiten werden sie durch den Wohlstand und durch die reichen Gesellschaften angezogen. Die Einwanderer stellen also keine politisch-militärische Gefahr dar, wie die Darstellung von Del Valle behauptet, aber einen Faktor sozialer Störung, auf den die westlich-demokratischen Politiker antworten, indem sie ihnen den Vorgang der "kulturellen Integration" aufdrängen. Ein Vorgang, der sich in die "illiberale" Logik und die demokratisch-totalitären Abschaffung der kulturellen und ethnischen Unterschiede stellt.

Tahir de la Nive erinnert uns passenderweise daran, daß dieselben kulturellen und politischen Kreise, denen Faye, Del Valle und Steuckers angehören oder angehörten, theoretische Lösungen für das Drama der Einwanderung und seine Wirkungen entworfen haben. Unser Autor schreibt: "das Problem der Einwanderung, deren Ausmaß in ganz Europa zunahm, wurde infolgedessen erörtert, und der Formel 'Mit den Einwanderern gegen die Einwanderung' entsprach ein Projekt, das sowohl von Realismus als auch von Gerechtigkeit geprägt war: das einer Zusammenarbeit zwischen einem Europa, das in seiner Wahl endlich frei ist, und den Ländern der Dritten Welt, damit diese an ihrer Entwicklung in gegenseitiger Achtung und Prosperität arbeiten können und nicht in der gegenwärtigen kapitalistischen und neo-kolonialistischen, um nicht zu sagen neo-sklavenhalterischen, Weise. Um das Gleichgewicht Nord-Süd wiederherzustellen, in den Entwicklungsländern Bedingungen menschenwürdiger Existenz für ihre Völker zu schaffen, ist es zunächst erforderlich, die Einwanderung zu bremsen, und dann die Bedingungen für eine Politik der Rückkehr zu erstellen. Es ist nicht die Aufgabe auszuschließen, sondern zu befreien; nicht der Fremdenhaß, sondern der Brüderlichkeit zwischen den Völkern. In erster Linie aber jedem das ursprüngliche Recht zurückzugeben, auf seinem Boden und nach seiner Kultur zu gedeihen."

Aber warum hält man sich mehr bei der arabischen Einwanderung auf und nicht, zum Beispiel, bei der philipinischen oder chinesischen oder nigerianischen? Man kriminalisiert letztendlich ausschließlich die arabische Einwanderung. Selbstverständlich ist es das Ziel, eine Psychose unter den Europäern zu schaffen, einen Haß gegen die Araber zu schaffen, ob sie eingewandert sind oder nicht.

Die arabischen Muslime müssen als Feinde betrachtet werden, weil sie gegenwärtig auch die Feinde der Vereinigten Staaten von Amerika und Israels sind - und daher des Westens. Man versucht insgesamt, ein Mißtrauen unter den europäischen Bürgern hinsichtlich der Araber und ihrer Kultur (die durch Tahir de la Nive aufgezeigte Islamophobie) zu fördern, um die geeigneten psychologischen und ideologischen Voraussetzungen zu schaffen, die später dazu dienen werden, um einen Graben zwischen angrenzenden Zivilisationen zu öffnen, mit dem nicht erklärten Ziel, einen geopolitischen Bruch zwischen den beiden Küsten des Mittelmeers zu verwirklichen. Das Ziel, die durch dieses Innen-Meer, das alte mare nostrum der Römer, gewährleistete geopolitische Einheit zu zerbrechen ist der alte Traum, den alle Seemächte gehabt haben, die dies mit dem europäischen Kontinent versuchten: von Karthago bis Großbritannien und heute die Vereinigten Staaten.

Die geopolitische Absicht der Atlantiker ist also sehr klar: es besteht darin, den Norden Afrikas vom südlichen Europa zu trennen, um die Südzone westlich der eurasischen Landmasse politisch, wirtschaftlich und militärisch zu schwächen, letzterer den Zugangsweg nach Afrika und den Orient abzuschneiden, um den Vereinigten Staaten die Ressourcen zu sichern, die sich in diesen beiden geographischen Gebieten finden. Dies ist eine Aktion, die spiegelgleich und parallel zu jener ist, die seit einigen Jahren in der kaukasischen Zone verwirklicht wird; genau dort, wo Bevölkerungen vorwiegend islamischer Kultur wohnen.

Es sind drei Fronten die heute die Vereinigten Staaten gegen die eurasische Landmasse eröffnet haben: der Balkan, das Mittelmeer, die kaukasische Zone.

Die gegenwärtige Islamophobie, seine Verbreitung in der westlichen Welt, übernimmt also eine wirksame Propagandafunktion im Rahmen der anglo-amerikanischen Aggression in Eurasien.

2.3. Die Konstruktion der westlichen Identität

Die Westeuropäer werden unter dem Vorwand des islamischen Terrorismus und der Spannungen, die mit der wilden Einwanderung verbunden sind, nicht nur angeleitet, die nordafrikanischen Araber zu hassen, um die oben genannten Voraussetzungen zu schaffen, sondern die Muslime und ihre kulturelle und religiöse Zugehörigkeit, den Islam. Das Ziel besteht darin, eine vollständige "westliche" Identität zu "konstruieren" auf Kosten des Islam, um die Westeuropäer in den Militäraktionen - die für die Kontrolle der eurasischen Masse geplant werden - benutzen zu können, die alle in diesem Streifen liegen, der von der kaukasischen Region ins Mittelmeer verlängert wird.

Ein territoriales Band, das reich an Energiequellen (Gas und Erdöl) und besonders auf geostrategischer Ebene unter militärischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten sehr wichtig ist. Diese ausgedehnte Zone stellt in der Tat einen lebenswichtigen Raum für ganz Eurasien, insbesondere für Westeuropa und Rußland, dar. Es ist eine geographische Fläche, deren Einwohner, wir erinnern uns, Bevölkerungen vorwiegend islamischer Kultur sind.

Die Freiheit Europas zwischen Zivilisation und neuer Kultur

Brüche in Eurasien zu schaffen, ist also das Militärziel der Neo-Karthager von Washington und London. In ihrem "Allmachtswahn" schenken die Atlantiker heute den islamischen Bevölkerungen ihre Aufmerksamkeit, morgen wird es einmal China sein, und dann wird man zuerst über die chinesische Mafia sprechen, danach von den gefährlichen national-religiösen chinesischen Organisationen und schließlich wissen wir noch nicht von welchem"konfuzianischen Fundamentalismus" und welchem "gelben" Terrorismus.

Für alle, die an die Freiheit der Völker, den Schutz und die Entwicklung der rassischen, kulturellen und spirituellen Besonderheiten glauben, die der globale Markt und die "westliche Abirrung" der europäischen Kultur mit Füßen zu treten, zu verlachen und zu instrumentalisieren neigt, ist der Feind heute der Westen.

Die Befreiung unseres Kontinents und die Erweckung seiner authentischsten Identitäten und seiner tiefsten Berufungen geschieht heute durch die Allianz mit der islamischen Welt. Nur mit Hilfe eines gleichberechtigten und ehrlichen Einverständnisses mit den islamischen Bevölkerungen ist es heute möglich, ein freies und vereintes Europa zu bauen.

Die Allianz mit der islamischen Welt, sowie den anderen möglichen Allianzen (mit der orthodoxen, hinduistischen, buddhistischen Welt) wird durch die gegenwärtigen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Erfordernisse verlangt, darf aber nicht ausschließlich in rein pragmatischen Begriffen aufgefaßt und akzeptiert werden.

Das Bündnis mit dem Islam muß hauptsächlich in metapolitischen Begriffen verwirklicht werden, da die aktuelle Phase der Verwestlichung Europas und der ganzen Welt die Mobilisierung aller verfügbaren Energien verlangt. Und die islamische Kultur, als Hüterin eines Erbes, das sich von derselben primordialen Tradition ableitet, kann einen entscheidenden Beitrag für die Wiedergeburt Europas liefern - das heißt für die Durchsetzung einer neuen europäischen Kultur nach dem langen Winter der westlichen Zivilisation.

TIBERIO GRAZIANI

(Übersetzung: Martin Schwarz)

 


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