Befreiungsnationalismus und Antiimperialismus

 

Grauen vor dem Islam

 

von Jürgen Schwab

 

Laut einer Verlagsankündigung thematisiert „Junges Forum“ in seiner nächsten Ausgabe die Frage, ob der Islam für Europa Freund oder Feind sei. Es wird offenbar die Möglichkeit erörtert, derzufolge der Islam innenpolitisch Feind und außenpolitisch Freund sein könnte. Das besagte Heft liegt zwar bei Niederschrift dieser Zeilen noch nicht vor, wir dürfen aber davon ausgehen, daß die Autoren von „Junges Forum“ insgesamt zu einem ganz anderen Ergebnis gelangen.

In einer nationalrevolutionären Analyse der NPD-/DVU-Kampagne gegen den EU-Beitritt der Türkei (www.die-kommenden.net) weist der Autor zu Recht darauf hin, daß sich NPD und DVU mit dieser Kampagne im Fahrwasser der Unionsparteien befinden. Wer inflationär mit dem Begriff „Islamismus“ umgeht, befindet sich schon - bewußt oder unbewußt - im Vorhof der USA.

Warum? „Den Islamismus“ gibt es überhaupt nicht. Zumindest nicht als eindeutige politische Adresse. Der Verfasser sieht im Politischen zuallererst öffentliche Herrschaftsausübung, die an Staaten (und staatsähnliche Vasallensysteme) gebunden ist. Doch welcher Staat steht für „den Islam“ insgesamt? Andersherum gefragt: Gibt es einen Staat, der alleine und unangefochten für das „christliche Abendland“ sprechen könnte?

Der „Islamismus“ als nennenswerte politische Kraft existiert nur in der Propaganda von „Islamisten“ einerseits und westlichen Geheimdiensten andererseits. Letztere haben sicherlich ein Interesse an der Islamophobie der Europäer, damit diese schön unter amerikanischem „Schutz“ bleiben.

Als der Verfasser vor dem zurückliegenden Irak-Krieg zu Gast bei einem Schweizer „Islamisten“ gewesen war, sprach dieser seine religiös motivierte, aber völlig unpolitische Hoffnung aus, daß sich bei einem Angriff gegen den Irak die gesamte islamische Welt (von Indonesien bis Marokko) gegen die USA und ihre Verbündeten erheben werden.

Nichts ist daraus geworden! Wie sich das Abendland in viele Nationalitätenkonflikte differenzieren läßt - auf Ostpreußen erheben russische, polnische, litauische und deutsche Nationalisten Anspruch -, so sieht es auch im Morgenland aus, wo sich Türken, Syrer, Iraker, Iraner und Kurden um Kurdistan streiten. Politik ist immer noch - auch in der modernen Welt - die von Völkern und ihren Staaten.

Komisch wird es, wenn sich ein Autor in „Deutsche Stimme“ darüber empört, wie hierzulande der türkische Mann mit seiner Frau und seinen Töchtern umgeht. Das - liebe Nationaldemokraten - sollten wir bitteschön dem türkischen Pascha und der BRD-Justiz überlassen.

Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) läßt sich sicherlich nicht von der NPD übertreffen, wenn es um die Erfindung eines „Euro-Islam“ geht, den es natürlich in der sozialen Wirklichkeit überhaupt nicht geben kann. Der Widerspruch zwischen Europa und Islam sollte auf Bosnien und Albanien begrenzt bleiben. Alles andere ist eine Frage der Ausländerrückführung in die entsprechenden Heimatländer. Darüber hat das deutsche Volk zu entscheiden - in einem souveränen deutschen Staat.

Wer sich hingegen auf die Logik des Systems einläßt - wie Holger Apfel die BRD als „unsere Demokratie“ bezeichnet -, sollte sich auch konsequenterweise mit den „multikulturellen“ Parallelgesellschaften arrangieren - zu denen nicht nur dicke Türkenweiber mit Plastiktüten gehören (so ein NPD-Wahlkampfplakat). Von Holger Apfels Agitation gegen Kopftuchtürkinnen ist es zur NATO-Gefolgschaft Jörg Haiders nur noch ein kleiner Schritt. Das heißt: Die Türkei ist so oder so mit dabei.

Und noch etwas: Ein „Nationaler Sozialismus“, der die EU vor der Türkei retten möchte, ist das absolut Überflüssigste und Schädlichste für Deutschland und Europa. Was Adolf Hitler anbetrifft, so hatte dieser - außer seinem Legalitätseid (Einhaltung der geltenden Gesetze) - gegenüber dem Weimarer System keine Zugeständnisse gemacht. Er wollte keinesfalls das Versailler System, nicht einmal den Völkerbund retten. Wer jedoch die EU mit Europa gleichsetzt - und sei es nur in der Propaganda -, vertritt amerikanische und nicht deutsche Interessen! Hitler würde ihn aus der Partei werfen.

„Der Islam“ ist nicht der Feind des deutschen Volkes und Europas. Hingegen lehrt uns die geschichtliche Erfahrung, daß - je nach Lage - einzelne islamisch geprägte Völker die Feinde europäischer Völker werden können. Es spricht vieles dafür (geopolitische Interessen, Bündnisse, Einwanderung), daß sich ein umfassender deutsch-türkischer Konflikt nicht vermeiden läßt.

Allemal ist darauf zu achten, daß bei der Ausländerproblematik nicht Ursache und Wirkung vertauscht werden. Was war zuerst da? Am Anfang der Entwicklung steht die Amerikanisierung Europas. Die US-Hegemonie über unseren Kulturkreis hat unvermeidbar die ‘multikulturelle Gesellschaft’ hervorgebracht.

Wer über die Wirkungen der Überfremdung jammert und den „Islamismus“ zur „derzeit größten Bedrohung des Abendlandes“ hochstilisiert (DS 12/2004), ohne die historische Ursache der amerikanischen Vorherrschaft zu benennen, ist ein geistiger Kollaborateur der Fremdherrschaft.

Wenn das deutsche Volk erst einmal die Ursache der wirtschaftlichen Misere in der anhaltenden (Nieder-) Lage seit 1945 erkannt hat, wird es aus diesem Bewußtsein heraus die Fremdherrschaft abschütteln und die Alliierten mit samt ihren „Zivilokkupanten“ (Reinhold Oberlercher) nach Hause schicken wollen. Dabei sollte eine bewaffnete Auseinandersetzung unbedingt vermieden werden, die aber leider nicht ausgeschlossen werden kann (wie letztes Jahr in Holland).

Der mögliche Hinweis, auch in anderen europäischen Staaten liege eine ähnliche bevölkerungspolitische Lage vor, würde nur die These von der „Lage seit 1945“ untermauern. Frankreich und die Niederlande haben heute keine Bevölkerungspolitik nach deutschem Vorbild, sondern eine nach amerikanischem Muster. Diese Angelegenheit wurde am 6. Juni 1944, bei der anglo-amerikanischen Landung in der Normandie, entschieden.

Daraus folgt: Der Kampf gegen die Besatzung ist heute - mit anderen Mitteln - fortzusetzen. Es geht gegenwärtig um die Schaffung einer idealistisch deutschen und somit auch europäischen Position im Zeitalter der pax americana. Dabei wird sich die ‘verfassungspatriotische’ Spreu vom nationalrevolutionären Weizen trennen.

 

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