Befreiungsnationalismus
und Antiimperialismus
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"Intifada" der Antiimperialistischen Koordination
Die Zeitschrift "Intifada" ist mit zwei neuen Nummern erschienen. Die meisten Artikel sind zwar im Internet abrufbar (http://www.antiimperialista.org/de), wir empfehlen aber die Bestellung der gedruckten Ausgaben. Zum einen ist eine Sondernummer erschienen, die den Aufenthalt einer Solidaritätsdelegation im Irak im März 2002 dokumentiert. Die meisten Aufsätze sind verstreut in der antiimperialistischen Tageszeitung "junge Welt" erschienen. Sie berichten von Begegnungen mit der Bevölkerung, Besuchen in Krankenhäusern und beleuchten die Situation der religiösen Gruppen der Schiiten, Juden und Katholiken (Interview mit dem Erzbischof von Bagdad). Eine ausgreifende politische Einschätzung des Baath-Regimes und der Rolle des Irak bei der Etablierung der Neuen Weltordnung fehlt, es handelt sich eben im wesentlichen um Reiseberichte und Interviews.
Die "reguläre" Intifada-Nummer 9 zeigt die Schwierigkeit der noch nicht völlig aufgearbeiteten Osteroffensive der zionistischen Armee. Viele der Beiträge spiegeln noch den Stand März vor der Invasion wider. Zwei Artikel, der eine über das Massaker von Jenin, der andere über die Besatzung in Nablus, sind auf neuestem Stand. Weiters wird die Schwierigkeit der Palästina-Solidaritätsarbeit in Wien reflektiert, die durch die pro-zionistische Positionierung der Linken und die Apathie der islamischen Mehrheitsorganisationen gekennzeichnet ist. Wenig Freude macht uns in diesem Zusammenhang ein ignoranter Beitrag über die "Völkische Allianz zwischen Sudentendeutschen (sic!) und Palästinensen?", der allerdings auch mehr von Vorurteilen und Unwissen als von echter Bösartigkeit gespeist sein dürfte (anders als bei den zionistischen Antifajournalisten, deren Vorwürfe gegen die Palästinenser der Aufsatz gerade zurückweist).
Leider ist es aber auch so, daß die Identifikation der meisten "bewußten" Sudetendeutschen mit ihren Schutzherrn Stoiber, Schily & Co., die dem US-Imperialismus und Israel nicht genügend in das Hinterteil kriechen können, natürlich eine Solidarisierung des Vertriebenenverbandes mit den Palästinensern tatsächlich nicht glaubwürdig erscheinen läßt. Spärlich sind die Berichte über die Solidaritätsaktionen außerhalb Österreichs, was angesichts des internationalen Anspruchs der Antiimperialistischen Koordination, der auch in dem im Heft angekündigten Sommerlager in Assisi zum Ausdruck kommt, etwas verwundert, aber immerhin erfahren wir etwas über die Situation in Italien und Südafrika.
Der zweifellos wichtigste Beitrag ist jedoch Werner Pirkers treffende Analyse "Einen anderen Zionismus gibt es nicht", der mit dem Unfug des Zwei-Staaten-Modells aufräumt und die Notwendigkeit einer Perspektive eines demokratischen, palästinensich-jüdischen Staates in ganz Palästina entwirft. Sein Resümee: "Solange den Palästinensern ihre demokratischen Rechte vorenthalten werden, ist auch Israel kein demokratischer Staat. Ein Volk, das andere Völker unterdrückt, kann selbst nicht frei sein. Derweilen latscht die deutsche Linke brav neben dem Mainstream. Es wird ersucht, der Gewalt auf beiden Seiten ein Ende zu bereiten. Vorgeblich radikale Linke verfallen in die Rhetorik von EU-Kommissaren. Von den antionationalen Schmuddelkindern des Neoliberalismus einmal ganz zu schweigen. Je rabiater der Irre von Jerusalem wütet, desto stärker wird der Bekenntnisdrang zum letzten verbliebenen Kolonialstaat. Jüdisch-palästinensiche Koexistenz, in der sich die Existenz der einen aus der Existenz der anderen ergibt, wird jedoch nur die Überwindung dieses Staates möglich sein."
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Antiimperialistische
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Die Sondernummer
Irak und die Nummer 9 der "Intifada" kostet jeweils 1 Euro,
das Abonnement für 8 Nummern dementsprechend 8 Euro.
Klaus W. Janßen